Viel Platz ohne zu Wackeln: Testfahrt mit der Tailfin Top Tube Pack – Flip

Viel Platz ohne zu Wackeln: Testfahrt mit der Tailfin Top Tube Pack - Flip // Test ride with the Tailfin Top Tube Pack - Flip

Hinweis:

Tailfin hat mir auf meinen Wunsch hin die neue Top Tube Pack Flip zum Testen geschickt. Dafür sage ich Danke und damit ist das Werbung.

Mit Oberrohrtaschen fürs Bikepacking habe ich schon viele Erfahrungen sammeln können: meine erste war die alte Ortlieb Oberrohr-Tasche, die eine Form wie eine 8 hatte und einen Reißverschluss, der nicht besonders praktisch war. Zudem hat sie einfach nicht gehalten und ist immer hin und her gerutscht. Glücklicherweise hat Ortlieb dann im letzten Jahr mit der Fuel Pack eine neue Variante vorgestellt, die mehr Platz bietet und vor allem wesentlich besser hält. Allerdings ist die hochaufbauende und eher rechteckige Form nicht für jeden Geschmack etwas.

Dann habe ich mir die Salsa Exp Serie Bolt-on gekauft. Um diese mittels Schrauben montieren zu können, habe ich mir extra dafür eine Adapterplatte auf das Oberrohr geschnallt. Denn ich war die Klettverschluss-Lösungen leid, bei denen die Taschen sich immer bewegten und im schlimmsten Fall wegknickten. Mit einer Schraubverbindung bleibt die Tasche meist in Position und sitzt sicher auf dem Oberrohr. Allerdings ist die Salsa Tasche nicht formstabil, was manchmal beim Fahren die Benutzung des Reißverschluss erschwerte.

Im Rahmen meiner Bikepacking Taschen Tests konnte ich dann noch weitere Oberrohrtaschen testen: die Apidura Racing Bolt-On Top Tube Pack, die Decathlon Riverside BP Top Tube, die Brooks Scape Top Tube und wie schon geschrieben, die neue Ortlieb Fuel Pack.

Ich muss sagen: die Qualität der Taschen und die Art der Befestigungen haben sich deutlich verbessert. Mir ist bei einer Top Tube Tasche aber immer wichtig:

  1. Sie muss fest und unbeweglich auf dem Oberrohr montiert sein. Entweder Bolt On, also mit Schrauben, oder mit Straps. Im Idealfall kann eine Tasche beides und es gibt nicht für jede Art ein extra Modell. Viele der von mir gefahrenen Taschen hielten gut, aber etwas Bewegung ist da immer und je nach Beladung und Gelände muss man dann die Tasche bei einer Straps-Befestigung wieder in Position schieben. Das finde ich störend, weshalb ich meist auf Bolt On Versionen gesetzt habe.
  2. Der Verschluss muss einfach bedienbar und sicher sein. Mittlerweile gibt es sehr gute Versionen mit magnetischer Schließung. Diese haben den Vorteil gegenüber dem Reißverschluss, dass sie leichter beim Fahren zu Öffnen sind und die Tasche weiter aufgeht. Dadurch hat man besseren Zugriff auf die Inhalte. Nachteil ist dann aber auch, dass mit einem wasserdichten Reißverschluss dann die Tasche auch tatsächlich wasserdicht ist, was bei einem Klappverschluss nicht der Fall ist. Ich bin mittlerweile Fan des magnetischen Verschlusses.
  3. Sie muss eine Kabelführung haben. Ich habe drei Kabel, die ich zum Klite USB Lader führen muss/möchte, der im Inneren der Top Tube Tasche immer mitfährt. Diese Kabelführung ist meist an der Vorderseite der Tasche und leitet die Kabel dann über eine Lasche, die Spritzwasser abhält, ins Innere. Es gibt aber auch Taschen, wie die Ortlieb Fuel Pack, wo die Kabel über den Deckel ins Innere kommen.
  4. Sie muss Platz bieten und formstabil sein. Nicht viel Platz, aber sie sollte groß genug sein, um neben dem USB Lader auch noch etwas Platz für Taschentücher, vielleicht Riegel, Multi-Tool oder Geldbörse zu haben. Im Kern: wenn ich schon vorne Platz belege, dann muss sich das auch lohnen. Und dabei sollte die ihre Form behalten und nicht einknicken oder “labbrig” sein.
  5. Sie sollte nicht zu hoch bauen und vom Design her gerne “schnittiger” sein, also sich auch optisch dem Rahmen anpassen. Die meisten Oberrohrtaschen sind daher vorne höher und fallen dann zum Sattel hin ab. Auch weil sie so Platz für den Schritt bieten können, wenn man steht. Dann möchte man ja nicht die Oberrohrtasche im Schritt haben. Die Form ist meist aber auch ein Kompromiss zwischen Platzangebot und “sieht noch gut aus”. Das ist sicherlich nicht einfach.

 

Die Tailfin Top Tube Pack

Ende März stellte Tailfin seine neuen, bzw. seine ersten Oberrohrtaschen, genannt Top Tube Packs, vor. Damit trat Tailfin nun auch endgültig in den Markt der etablierten Bikepacking-Taschen Anbieter ein und brachte insgesamt 5 Modelle unterschiedlicher Größe und Schließart. Drei der Taschen haben einen Reißverschluss und zwei einen magnetischen Klappverschluss.

Interessant hier: die Größe der Taschen reicht von 0,8L Volumen über 1L bis zu 1,5L. Die Klappverschluss Versionen sind nur in 1L und 1,5L erhältlich. Damit kann der minimalistische Rennradfahrer als auch der Bikepacker mit etwas mehr Bedarf glücklich werden.

Quelle: Tailfin.cc

Ich habe mir zum Test die Tailfin Top Tube Pack Flip bestellt, die über einen seitlichen magnetischen Verschluss verfügt. Diese Tasche gibt es in einer 1,5L und 1,1 L Version. Laut Tailfin ist die 1,1L Version für Gravel und Rennrad und die 1,5L Version für MTB gedacht. Ich habe die kleinere Version genommen.

Quelle: Tailfin.cc

Die Top Tube Pack verfügt über eine Kabelöffnung und bietet im Inneren genug Platz auch für Smartphone der aktuellen Größen. Ich hatte in der Tasche meinen Klite USB-Lader, Taschentücher, Multitool, Desinfektionsgel, Lippenbalsam, Gel und einen Riegel. Da ist also ordentlich Platz. Die Öffnung für die Kabel ist groß genug, um auch drei Kabel wie bei mir problemlos Platz zu bieten.

Eines hat Tailfin aber ganz besonders versprochen: ihre Tasche wackelt und verrutscht nicht. Und das mit der Straps-Befestigung. Und sie sind sich da so sicher, dass sie ganz auf eine Fixierung am Steuerrohr/Vorbau verzichten. Und das Versprechen hält die Tasche auch in der Praxis: sie haben eine Lösung gefunden, durch die die Top Tube Tasche auch bei ruppiger Fahrt nicht wackelt oder sich verschiebt. Sie nennen das V-Mount, was eine gummierte Unterseite in der Riemen- bzw. Schraubenaufnahme ist. Diese sorgt für die entsprechende Stabilität. Und das so sehr, dass es keinen Strap für die Befestigung am Steuerrohr/Vorbau gibt.

Quelle: Tailfin.cc

Zudem schützt diese Gummierung für Spritzwasserschutz von unten und sichert so die Tasche zusätzlich ab. Die Top Tube Pack ist so gefertigt, dass sie sowohl mit Riemen, als auch mit Schrauben befestigt werden kann. Ich hatte sie zuerst mit Schrauben dran, was aber bei meiner Adapter-Konstruktion nicht so ideal war. Die Tasche hat dennoch stabil gehalten und war sehr überzeugend beim MainFranken Graveller.

Anschließend habe ich den Adapter entfernt und die Tasche mit den gummierten Straps befestigt. Das sind Lochbänder, Cargo Straps genannt, die wie Voile Gurte arbeiten und verschlossen werden. Ein ähnliches System verwenden Ortlieb und Decathlon Riverside auch. Und damit hält die Tasche noch besser. Vor allem im Gelände bin ich überrascht von der Stabilität.

Und auch der Verschluss und damit die Zugänglichkeit während der Fahrt überzeugten: zum Öffnen wird die Lasche leicht nach vorne gezogen und der Deckel öffnet sich. Dann kann man einfach auf den Tascheninhalt zugreifen, auch weil man den Deckel soweit umklappen kann, dass dieser nicht immer zuschnappt, sobald man die Hand rausnimmt. Zum verschließend reicht es dann den Deckel umzuklappen. Meist schnappt der Verschluss automatisch zu oder man stellt da kurz nach.

Zum Thema Formstabilität: die Tailfin ist formstabil. Der obere Rand der Tasche ist offensichtlich durch ein Drahtrahmen bestimmt, auf den der Stoff aufgezogen ist. Der Draht macht die Form etwas beweglicher und es sieht manchmal “verbogen” aus. Das ist allerdings nicht weiter relevant. Mir ist es nur aufgefallen, dass die Tasche hier etwas flexibler ist.

Die Oberrohrtasche ist aus wasserdichtem Material gefertigt und fällt in ihrer Form zum Sattel hin ab. Das Material erinnert etwas an das Hexalon von Apidura. Konkret ist es Hypalon in Kombination mit Ripstop Nylon.

Hypalon ist von DuPont und “ein hochwertiges, extrem widerstandsfähiges Elastomer. Es ist UV-, temperatur- und alterungsbeständig sowie reißfest, jedoch nicht gasdicht.”

“Ripstop ist ein Gewebe mit schachbrettartiger Struktur. Diese entsteht durch eine spezielle Webtechnik, die 2 unterschiedliche Garnstärken kombiniert. Das Material ist leicht und reißfest.” (Quelle)

Die Silhouette der Tasche ist schön schlank und dynamisch. In der Breite misst die Tasche vorne 75mm inklusive Verschluss und hinten 41mm. Das ist schmal genug, um nicht mit den Beinen an die Tasche zu kommen.

In der Länge kommt sie auf 250mm und in der Höhe ist sie vorne 10cm hoch und hinten 9cm. In der Breite ist sie vorne 65mm breit und hinten 55mm. Die Form macht ermöglicht es, auch größere Smartphones oder Geldbörsen dort unterzubekommen. Im Vergleich dazu ist die neue Ortlieb Fuel-Pack mit 21cm etwas kürzer (hat ja auch nur 1L Volumen), aber sie ist mit 12cm höher und mit 85mm breiter als die Tailfin und wirkt in der Form auch etwas kantiger. Die Decathlon Riverside Top Tube (1L) misst in ihrer Länge ebenfalls 25cm und baut vorne mit 11cm etwas höher auf. Beide arbeiten ebenfalls ohne den Riemen zum Vorbau hin und haben eine in sich stabile Form.

Quelle: Tailfin.cc

Die Tailfin Top Tube Pack bleibt auch immer formstabil, ohne dabei den Zugriff einzuschränken und nimmt auch Rücksicht auf unterschiedliche Rahmenformen. Für vorne eher breiter ausfallende Carbon-Rahmen ist daher ein längerer Cargo Strap (36cm) im Lieferumfang enthalten.

Das Gewicht der 1,1L Top Tube Pack gibt Tailfin mit 154g an, nachgewogen 158g. Zusätzlich fallen 12g an, wenn die Straps montiert sind.

Zum Vergleich: die Riverside Decathlon Top Tube wiegt 200g, die Ortlieb 160g.

Und auch beim Preis sind sich zumindest Tailfin und Ortlieb recht nahe: die Briten verlangen 70 Euro für die 1,1L Top Tube Pack Flip (75 Euro für die 1,5L Version) und die Deutschen möchten 60 Euro. Die Franzosen verlangen allerdings nur 30 Euro.

Vergleich Bikepacking Top Tube Taschen

 

Fazit: Sitzt, Passt, Wackelt nicht und bietet ordentlich Platz

Die Tailfin Top Tube Pack Flip hält ihr Versprechen und bewegt sich nicht. Aber auch gar nicht – egal ob mit Schrauben oder (noch besser in diesem Fall) mit Riemen befestigt.

Dieser feste Sitz funktioniert mit der Tailfin noch besser, als bei vielen von mir zuvor getesteten Taschen. Auch der Verschluss ist sehr intuitiv und funktioniert auch ohne hinzuschauen verlässlich.

Vom Platzangebot her ist die Tailfin sehr großzügig und gibt genug Raum für meinen ganzen Kram. Dieser ist dann auch gut zugänglich, da sich der Deckel weit genug aufklappen lässt. Und er klappt nicht automatisch wieder zu, sondern bleibt offen.

Die Kabelführung ist gut gelöst, unterscheidet sich aber nicht von der anderer Taschen.

Die Tasche wirkt sehr durchdacht und ist wertig gefertigt. Und auch preislich ist sie attraktiv, wenn auch mit 70 Euro im oberen Segment positioniert.

Um es mit meinen oben formulierten Ansprüchen abzugleichen:

  1. Un-Beweglichkeit: 5 von 5 Sternen
  2. Verschluss: 4 von 5 Sternen
  3. Kabelführung: 5 von 5 Sternen
  4. Platzangebot und Formstabilität: 4 von 5 Sternen
  5. Design & Optik: 5 von 5 Sternen

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