Wild & Gesellig: ein Hackenpedder Overnighter

Wild & Gesellig: ein Hackenpedder Overnighter

Darauf habe ich mich richtig gefreut: endlich mal wieder mit dem Fahrrad und Gepäck fast zwei Tage raus, abschalten und Natur genießen. Die Tage und Wochen davor waren beruflich sehr anspruchsvoll und so war ich froh, mich endlich wieder auf die einfachen Sachen konzentrieren zu können.

Anlass zu diesem Overnighter war eine Verabredung mit Nils und Gunnar, denn wir wollten uns ohnehin mal wieder treffen und dann am nächsten Tag ein Teilstück der Hackenpedder Route von Lauenburg an der Elbe hoch nach Lübeck fahren. Dafür hatte Nils zu einer Gruppenausfahrt geladen, der dann am nächsten Tag 20 Menschen gefolgt sind.

Für mich war das auch eine prima Gelegenheit, mein neues Fahrrad und Set-up für das Trans Balkan Race auszuprobieren.

Und damit können wir auch anfangen. Ich habe mein neues Nordest MTB so gepackt, wie ich auch durch den Balkan fahren würde: hinten das Schlafzeug rein, in die neue Rahmentasche den Biwaksack und Kleinkram, vorne eine Food Pouch für Snacks und für oben habe ich mir eine lange Apidura Oberrohrtasche von Nils geborgt.

Da waren dann Kleinigkeiten drin, wie Geldbörse, Taschentücher, Riegel, Nasentropfen. Nicht dabei war der Trinkrucksack, mit dem ich für das Rennen plane. Zudem brauche ich noch etwas Platz für Regensachen, aber das sollte schon passen. Mein Werkzeug war am Unterrohr verstaut. Die Flaschen hinten waren ok. Ich überlege aber, anstelle der 950ml die 750ml Flaschen zu nehmen. Wenn man bei einer Abfahrt aus dem Sattel nach hinten geht, bin ich ab und zu mit dem Bein drangekommen. Nicht schlimm, aber muss ja nicht sein. Nach vorne an die Gabel werde ich sie nicht montieren.

Vielleicht baue ich das ganze doch noch mal um und verlagere das Schlafzeug nach vorne an den Lenker und nutze hinten nur eine kleine Race Saddlebag von Restrap. Die Apidura habe ich wieder an Nils abgegeben und mir jetzt die lange Cyclite Oberrohrtasche gekauft, von der ich auch im Test angetan war. Und man kann sie mit Ösen für die Montage am Oberrohr nachrüsten, was ich dann auch machen werde.

Auch meine Sinewave Lampe konnte ich ausprobieren, da wir in die Dunkelheit gefahren sind. Sie macht ein sehr schönes Licht, leuchtet gut aus und der integrierte USB-Lader arbeitet tadellos.

Wichtig war für mich auch, wie sich das neue Rad in beladenem Zustand verhält und bewegt. Wie erwartet, bleibt es agil genug und fährt sich wunderbar schnell. Ich war beeindruckt, wie gut es im Gelände unterwegs ist und wie gut es auf der Langstrecke arbeitet. Ich bin auch von der Federgabel angetan, die ich je nach Untergrund geschaltet habe.

Insgesamt also eine sehr positive und überzeugende Erfahrung. Ich werde den Vorbau noch mal 3mm tiefer legen, um die Schulter noch etwas zu entlasten, aber das war es dann auch. Und was meinen Hintern angeht: wenn ich in normalem Rhythmus und Pace fahre, sind die Belastungen normal. Ich habe dann von Gunnar die “2nd Skin” Creme ausprobiert, die quasi wie Silikon alles überdeckt. Ist recht teuer und man kann sie vor allem in Sex Shops kaufen, aber sie ist gut!

Sattel und neue Hose passen aber gut zusammen und mit etwas Pflege sollte es passen.

Und so rollte ich vergnügt und mit etwas Rückenwind und Sonne in Richtung Großensee, im Osten hinter Hamburg gelegen, wo ich Nils und Gunnar treffen wollte. Die beiden waren morgens bei Regen in Kiel gestartet und hatten dann schon einige Kilometer in den Beinen. Unser Treffpunkt war der Italiener “Picolo”, der aber weniger mediterran war als gedacht. Daher gab es nur ein schnelles Eis und eine Cola und wir rollten schnell weiter auf der Hackenpedder Strecke Richtung Süden, Richtung Elbe. Dort bei Lauenburg hatte Nils ein Shelter aufgetan, eine große Hütte im Wald, in der wir dann unser Lager aufschlagen wollten.

Bild: Gunnar Dethlefsen Fotografie

Unterwegs gesellte sich noch Alex zu uns, der auf einmal im Dickicht hinter uns auftauchte. Mit seinem Fully war er da natürlich auch für den Track optimal ausgestattet. Die Hackenpedder Route ist aber auch gut mit dem Gravelbike zu befahren, auch wenn es ein paar Abschnitte gibt, die zum Beispiel durch Wildschweine aufgewühlt waren, oder wo es über Wurzeln, durch Sand und auf kleineren Tracks geht, wo ein MTB auch nicht schlecht ist.

An der Elbe angekommen, machten wir kurz Pause, aßen etwas und rollten dann bei warmen Temperaturen in den Wald und zum Shelter. Diese Hütte war wirklich ein Bikepacking-Traum: schön groß und schön gelegen. Mit Blick auf die Elbe (wenn es nicht zu dunkel ist) und recht sauber. Bei alkoholfreiem Bier und Knabberkram beschlossen wir den Tag, nahmen noch einen Podcast auf, bevor wir es uns auf dem Tisch, der Bank und vor der Hütte bequem machten und uns schlafen legten.

Mit 21 Grad wartete am nächsten Morgen einer der bislang wärmsten Tage in diesem Jahr auf uns, als wir uns aus den Schlafsäcken auf die Räder rollten. Erster Stopp war eine Supermarkt-Bäckerei in Lauenburg, bevor wir zum offizielle Treffpunkt der Hackenpedder Gruppenausfahrt am Länderdreieck von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern aufbrachen.

20 Menschen sind dem Aufruf von Nils gefolgt und gemeinsam machten wir uns auf, das Hackenpedder Teilstück von Lauenburg nach Lübeck zu erkunden. Teile der Strecke waren bekannt, andere wiederum neu.

Gleich zu Beginn gab es ein paar knackige, aber kurze Steigungen. Da waren wir dann alle wach und konnten wenig später an der Elbe die Grenztürme der ehemaligen innerdeutschen Grenze begutachten. Für mich immer wieder beeindruckend, auch wie nah doch die Grenze an Hamburg lag.

Die alte Grenze begleitete uns auf diesem Teilabschnitt des Hackenpedder die ganze Zeit. Die Landschaft wurde immer mehr zur Heide. Wir erreichten den ehemaligen Todesstreifen und machten am Denkmal für Michael Gartenschläger Halt, der von DDR-Grenzsoldaten hier erschossen wurde.

Obwohl etwas sandig, konnte man sehr gut fahren. Wir kamen zügig voran und arbeiteten uns durchs Unterholz und über Feldwege nach Zarrentin. Hier verabschiedete ich mich und bog nach Westen ab, um noch 90km gegen den Wind zurück nach Hamburg zu fahren.

Das war einfacher als befürchtet und mein Track führte durch den Wald, entlang der Autobahn. Leider hatte ich dann einen falschen Track geladen, weshalb ich plötzlich mitten in Hamburg war, anstatt weiter nördlich das Chaos zu umgehen.

Das war dann aber egal, denn so hatte ich am Ende des Tages 160km mit dem neuen Rad hinter mir, was ein sehr guter Test war.

In jedem Fall ist der Hackenpedder eine richtig schöne Strecke – nicht zu anspruchsvoll, aber durchaus mit kleinen Herausforderungen. Wer Lust hat, sich die 600 oder 1.000km selber mal anzuschauen, oder auch nur Teilstücke, der findet hier die nötigen Infos:

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