Heimat auf die harte Tour: Von Hamburg nach Leipzig (fast) Non-Stop

Heimat auf die harte Tour: Von Hamburg nach Leipzig (fast) Non-Stop

Seit Februar hatte ich meine Eltern Corona-bedingt nicht mehr gesehen und wollte diese nun zu Pfingsten mal besuchen fahren. Allerdings wohnen sie in Leipzig und ich bei Hamburg. Ideal also, um mal eine alte Idee umzusetzen und mit dem Fahrrad diese Strecke zu bewältigen. Aber nicht schön gemütlich über mehrere Tage, sondern 387 km an einem Tag. Dann etwas Zeit mit meinen Eltern verbringen und wieder zurück – wenn auch nicht die ganze Strecke, sondern nur 200 km.

Um es aber auch gleich mal in Relation zu bringen:

Es gibt wirklich keinen echten Grund, warum man 400 km an einem Tag fahren muss. Und es macht einen auch nicht zu einem „echten“ Bikepacker oder Radfahrer.

Aber es war für mich die Möglichkeit, meine Leistungsfähigkeit und Ausdauer zu testen, die ich nach dem Atlas Mountain Race durch regelmäßiges Training nach wie vor auf einem guten Level halte. Zudem wollte ich schon immer mal eine solche Distanz an einem Tag fahren, einfach weil es mich interessiert, wie ich darauf reagiere und was es mit mir macht.

Auf dem Weg nach Süden

Mein Plan war es, Freitag zu starten und am Samstagvormittag in Leipzig anzukommen. Da ich erst am späten Freitagmittag starten konnte, wollte ich zumindest an diesem Tag noch 200 km fahren. Ich habe bewusst offengelassen, ob ich in der Nacht eine kurze Pause einlege, oder durchfahre.

Auf Komoot habe ich mir eine Strecke zusammengestellt, die im Kern einfach der direkten Verbindung zwischen Hamburg und Leipzig folgte. Meine Hoffnung, dass die Profil-Einstellung „Fahrrad mit Schotter“ mir dann schöne Straßen und Schotterpisten beschert, hat sich aber schnell zerschlagen. Das kann Komoot (noch) nicht. Die Route ist nicht wirklich empfehlenswert, denn sie führt sehr viel auf Hauptstraßen oder entlang von Hauptstraßen auf Radwegen entlang. Da aber das Ergebnis und nicht das Erlebnis im Vordergrund stand, war das schon ok.

Durch den Elbtunnel

Die ersten 100 km wollte ich ruhig angehen und Kraft sparen. Durch den Elbtunnel und über die Elbbrücken rollte ich raus aus Hamburg und war dann ein paar Kilometer später in den Ausläufern der Lüneburger Heide. Über Salzhausen und Amelinghausen rollte ich auf halbwegs leeren Straßen weiter Richtung Wolfsburg.

Ab und zu gab es auch Schotter

Die Beine waren gut und Kilometer um Kilometer sammelte sich an. Die sehr leere Autostadt erreichte ich dann in den Abendstunden. Hier nutzte ich die gute Tankstellendichte, um mich noch mal zu verproviantieren und startete anschließend in die Nacht.

Autostadt im Abendrot

Eine längere Pause hatte ich nicht geplant, sondern wollte einfach mal schauen, wann die Müdigkeit zuschlagen würde. Von der Zeit und Entfernung her war ich im Plan. An der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze bei Helmstedt machte ich eine kurze Pause, um mich für die kühlen Nachtstunden anzuziehen. Leider bin ich an keinem der bekannten Schilder vorbeigekommen, die den ehemaligen Grenzverlauf markieren.

bei dieser Abendstimmung fährt man gerne lange

In der Dunkelheit zu fahren – das hatte ich in Marokko beim Atlas Mountain Race zur Genüge getan und war dementsprechend darauf trainiert. Ich fahre gerne in der Dunkelheit, aber so richtig Spaß macht es nicht. Allerdings sind Ende Mai/Anfang Juni die Nächte auch nicht mehr wirklich lang. Bis 23 Uhr ist noch Abenddämmerung und bereits 3.30 Uhr beginnt der neue Tag. Gegen die Langeweile auf dem Rad hörte ich Podcast und kurbelte durch die Nacht. Gegen 1 Uhr beschloss ich dann eine Pause zu machen und kurz zu ruhen. Körperlich ging es mir sehr gut, aber etwas Beine ausstrecken würde nicht schaden.

Durch die Nacht

Also suchte ich mir ein kleines Wäldchen am Straßenrand und legte meinen Biwaksack und Matte ins Gras. Als ich mich dann drauflegen wollte machte es paff und ein kleiner Riss war in meiner NeoAir Matte. So ein Mist – ich hatte nicht genau genug den Boden untersucht und einen Stock übersehen, der sich nun in die Matte gebohrt hatte. Weiterfahren oder flicken? Ich entschied mich für das Reparieren und holte müde meine Schlauchflicken raus. Kleber drauf, Schlauchflicken drauf, kurz angedrückt, Luft rein und Glück gehabt: die Luft hielt. Endlich Pause.

Kurze Pause mit Paff

Nach zwei Stunden weckte mich ein Vogel, der lautstark den beginnenden Tag begrüßte. Eigentlich wollte ich bis 4 Uhr ruhen, aber dann halt nicht. Fix zusammengepackt und 10 Minuten später saß ich wieder auf dem Rad und kurbelte in den fantastischen Sonnenaufgang.

Morning has broken

Mit dem Tag kam dann auch der Wind, der immer stärker wurde und mal seitlich und mal frontal mir das Leben schwer machte. Über Landstraßen und ein paar Feldwege rollte ich weiter Richtung Leipzig. Es lief gut, ich fühlte mich fit, auch wenn ich die Kilometer natürlich schon spürte.

Morgenstimmung

Bislang war meine Taktik aufgegangen: regelmäßig Essen und Trinken und ab und zu etwas Dehnen helfen ungemein bei solchen Strecken. Ich hatte etwas Gel mit, Snickers und Powerriegel, aber vor allem Gummibärchen und eine süß/salzige Nuss-Fruchtmischung. So konnte ich die ganze Zeit essen und die Maschine am Laufen halten. Wo immer ich konnte, kaufte ich mir eine Cola und zwischendurch gab es auch ein leckeres Wurstbrötchen. Rückblickend hatte ich aber zu viel Essen dabei, vor allem zu viele Riegel.

Heimat

Auf einen Kocher hatte ich natürlich verzichtet und war demnach froh, gegen 7.30 Uhr dann endlich eine offene Tankstelle zu finden, wo es auch Kaffee gab. Nach diesen kurzen Frühstück war es nicht mehr weit. Die ersten Leipziger Vororte tauchten am Horizont auf und wenig später rollte ich bei meinen Eltern vor. Geschafft!

387 km mit einer Fahrzeit von 15,5 Stunden und einem Schnitt von 24,9 km/h sind schon ganz ordentlich. Das hätte ich nicht gedacht, auch weil ich mit meinem beladenen Salsa Fargo auf 2.25 Zoll Reifen unterwegs war und mit meiner Übersetzung von 32/11-50 nicht wirklich optimal auf solche Ballerstrecken ausgestattet bin. Aber reicht ja offensichtlich – obwohl ich nun gerne zum Vergleich diese Strecke mal mit einem sportlicheren Gravelbike fahren möchte. Die Höhenmeter fallen allerdings nicht ins Gewicht: 1.800 HM sind bei dieser Entfernung eher zu vernachlässigen.

Das Salsa Fargo mit Revelate Designs Taschen

Ich muss aber ganz klar sagen: Ohne die Aerobars wäre ich bei dieser Strecke ziemlich aufgeschmissen gewesen. Der Drop Bar alleine hätte nicht gereicht und mit den Lenkeraufsätzen konnte ich immer wieder meine Position verändern, so den Körper entlasten und auch mehr Geschwindigkeit erzeugen. Die Aerobars sind aus meiner Sicht bei Endurance-Fahrten sehr hilfreich, auch weil sie einfach bequem sind und entsprechend Entlastung und Erholung bieten.

Die verbrauchten 13.000 Kalorien habe ich dann sofort mit Mamas Rouladen und Erdbeertorte versucht auszugleichen.

Mit dem Zug nach Braunschweig

Natürlich habe ich in der dann folgenden Nacht geschlafen wie ein Stein, war damit aber wieder ausgeruht und bereit für die Rückfahrt. Ich wollte aber nicht die gleiche Strecke und Entfernung wieder zurück radeln, auch weil ich am Pfingstmontag am frühen Vormittag wieder zuhause sein wollte.

Und wieder on the Road

Daher fuhr ich mit dem sehr leeren Zug nach Braunschweig und startete am Abend gegen 19 Uhr dort die 200 km lange Fahrt nach Hamburg. Aber diesmal ohne Stress und Rekordversuch, einfach rollen lassen und dann etwas schlafen. Anstrengend war es trotzdem, wenn der Wind blies sehr kräftig aus Nord/Nord-Ost und kam damit direkt von vorne. Also bin ich wo es ging in die Aerobars gegangen und habe angefangen zu arbeiten. Nach knapp 70 km – es war 22.30 Uhr – rollte ich meinen Biwaksack in einem kleinen Wald aus und wollte bis 4 Uhr schlafen.

Allerdings wollten die Mücken das nicht. Und nachdem ich mein Mückenspray erfolglos gesucht hatte, lag ich eingerollt in meinem Schlafsack und schwitzte, denn nur die Nase schaute raus. Ein bisschen Schlaf hatte ich dennoch, war aber froh, als ich dann wieder aus der Sauna raus konnte und mich aufs Rad schwingen durfte.

Flower Power am Morgen

Wieder war der Sonnenaufgang beeindruckend, aber auch die Strecke, die ich mir von Braunschweig nach Hamburg zusammengeklickt hatte, war sehr schön. Sie führte mich durch Heidelandschaft, Wälder und Felder, auf kleinen Straßen über die Dörfer. So macht das Radeln Spaß!

Durch die Heide

130 km standen für die restliche Strecke an, die mich vor allem durch die wirklich schöne Lüneburger Heide führten. Auch wenn ich das Kopfsteinpflaster und die Steigungen ab und zu verfluchte – ich kann diese Landschaft und vor allem auch den Heidschnuckenweg sehr empfehlen.

Irgendwie habe ich dann aber nicht aufgepasst und vergessen zu essen. Daher musste ich erstmal in Buchholz an der Tankstelle Energie nachführen, bevor ich weiter konnte. Aber es war mir einfach nicht möglich, vorher einen dieser Powerriegel zu essen, von denen ich einige noch dabei hatte. Dieses Energiezeug konnte ich irgendwann nicht mehr sehen.

Teufelsbrück

Der Wind war wie am Vortag sehr stark und blies mit jedem Meter Richtung Elbe kräftiger. Leider hatte mich meine Route in eine Ecke des Hamburger Hafens geführt, aus der an einem Feiertag keine Fähre übersetzte. Daher musste ich einen kurzen Umweg in Kauf nehmen, bevor ich dann endlich von Teufelsbrück aus die letzten Kilometer nach Hause rollen konnte.

Insgesamt habe ich 591 Km mit 2.600 Höhenmeter in 24 Stunden Fahrzeit zurückgelegt. Und es wäre mehr möglich gewesen.

Aber wie eingangs gesagt: Das muss man nicht machen und es gibt auch keinen vernünftigen Grund dafür, das zu tun.

Wenn man allerdings tolle Abendstimmungen und Sonnenaufgänge auf dem Rad erleben möchte, Rehe, Füchse, Hasen und Wildschweine sehen will und die Landschaft mit allen Sinnen erfahren mag, dann sollte man eine solche Fahrt durchaus in Betracht ziehen.

War eine tolle Erfahrung

Außerdem fand ich es interessant zu sehen, dass eine solche Leistung für mich möglich ist. Ich mache das bestimmt noch mal, werde es vielleicht auch erweitern, aber dann im kommenden Jahr, wenn ich in der Vorbereitung auf den Silk Road Mountain Race 2021 bin – vorausgesetzt wir (Tobias und ich aka „Die Salsaletten“) bekommen einen Startplatz…

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23 Comments

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  1. says: Oliver Hattwig

    Hallo Martin,
    Deine Berichte sind echt super.
    Ich bin auch drauf und dran bald wieder längere Touren zu fahren.
    Bisher waren es aber nur Tagestouren ohne “wildes Camping” zwischendurch.
    Aber solche Erlebnisse stehen noch auf meiner Todo Liste.
    LG
    Oliver

  2. says: Björn Riedel

    Moin Martin,

    tolle Leistung. Sowohl Fahrtdauer als auch Schnitt finde ich absolut beeindruckend. Und dann noch Bilder von unterwegs. Danke dafür.

    Vielleicht bist du an anderer Stelle bereits darauf eingegangen: wie hast du den Lampenhalter angebracht? Also das zwischen die Aerobars gesetzte Stück? Bastellösung oder gibt es das zu kaufen?

    VG

    Björn

  3. says: Anna

    Hallo Martin,

    herzlichen Dank für Deine Antworten. Ich freue mich besonders über Deine Fakten, da Erfahrungen aus der Praxis selten berichtet werden und man stattdessen mit Vermutungen oder Marketing bedient wird. Nur Tests und echte Erfahrungen geben aber ein reales Feedback.

    Deine Antworten sind für mich sehr gut nachvollziehbar. Ich werde ein Fargo in Stahl mit Kettenschaltung und Dropbar zur Probe fahren.

    Einzig Deine Aussage zur Federgabel wundert mich. Auf ein Fully kann ich verzichten, möchte die luftgefederte Reba an meinem Hardtail nicht missen. War in Marokko die reine Carbongabel nicht ermüdend für die Handgelenke? Auf Forstwegen gehe ich voll mit. Hier reicht ein großer Reifen mit gutem Grip.

    Cyclingabout berichtet in erster Linie über Tourenräder und Zubehör. Mich interessiert mehr die sportliche Richtung auf gemischtem Untergrund. Insofern bin ich bei Dir genau richtig 🙂
    Ich bin gespannt, ob Du im Laufe der Zeit noch über Aerobars, Dropbars, kleine und effiziente Federgabeln und Stützen berichtest. Alles spannende Themen, die uns das Rad fahren noch schöner machen.
    Ich brauche kein Auto:-)
    Herzlichen Dank für Deine bereichernde Arbeit.
    Liebe Grüße von Anna.

  4. says: Anna

    Lieber Martin,

    Hab ganz lieben Dank für Deinen Blog, der mittlerweile zu meiner liebsten Lektüre geworden ist. Deine Anregungen inspirieren mich. Ich bin sehr begeistert von Deiner Kompetenz und Deinen Reiseerfahrungen.

    Als leidenschaftliche Mountainbikerin habe ich ein paar Fragen, da mich dieser Artikel hier besonders begeistert. Ich freue mich über direkten Input aus Deinen Erfahrungen.

    1. Wie merkst Du, ab wann Du Deinen Körper auf so einer faszinierenden Langstrecke überlastest? Kann ich, solange ich mich gut fühle, endlos den ganzen Tag auf dem Rad unterwegs sein?
    Ab wann überlastet man auf der Langstrecke sein Herz?
    Ich fahre nämlich auch sehr gern Marathon und habe zum Training noch wenig Erfahrung.

    2. Der Aufbau Deines Fargos ist sehr durchdacht. Ein tolles Rad. Wie sind jetzt Deine Erfahrungen mit dem Titan- Rahmen? Fährt er sich so viel besser im Vergleich zu Stahl oder ist der Nutzwert marginal? 2000 Euro Unterschied beim Rahmenset sind für mich schon relevant, da in meiner Heimatstadt viel geklaut wird. Mich interessiert die Frage besonders, da Dein Freund ja im direkten Vergleich das Fargo in Stahl fährt.

    3. Warum fährst Du mit Deiner Kilometerleistung nicht die Rohloffnabe? Mit Deinem Trainingsstand verschleißt Du doch bestimmt alle 3000 Kilometer ein Ritzelpaket für 70 Euro?

    3. Wie funktioniert die Carbongabel im Vergleich zu einer 100 mm Federgabel? Ist das eine flexende Alternative oder eher eine Notlösung? Ich überlege, dass Fargo mit einer Reba aufzubauen? Warum hast Du Dich gegen eine Federgabel entschieden?

    4. Wie kommst Du im Gelände mit den Dropbars zurecht? Kannst Du das Rad sicher führen oder rutschen Deine Hände im Vergleich zum Flatbar ab? Warum kein Jones oder Koga Denham Bar wie beim Surly ECR?

    5. Welcher Reifen und welche Reifenbreite und welcher Schlauch sind mittlerweile Dein Favorit auf wechselhaftem Terrain von Asphalt bis leichtem Trail?
    Welche sind Deine Favoriten für Asphalt und Gelände?

    Es grüßt sehr lieb,

    Anna

    1. Hallo Anna,

      Zu deinen Fragen meine Antworten inline:

      Lieber Martin,

      Hab ganz lieben Dank für Deinen Blog, der mittlerweile zu meiner liebsten Lektüre geworden ist. Deine Anregungen inspirieren mich. Ich bin sehr begeistert von Deiner Kompetenz und Deinen Reiseerfahrungen.

      Als leidenschaftliche Mountainbikerin habe ich ein paar Fragen, da mich dieser Artikel hier besonders begeistert. Ich freue mich über direkten Input aus Deinen Erfahrungen.

      1. Wie merkst Du, ab wann Du Deinen Körper auf so einer faszinierenden Langstrecke überlastest? Kann ich, solange ich mich gut fühle, endlos den ganzen Tag auf dem Rad unterwegs sein? —> Ja, kannst du. Ich kenne meinen Körper sehr gut und weiss, wann ich in eine eventuelle Überlastung reinfahre und reagiere entsprechend vorher.

      Ab wann überlastet man auf der Langstrecke sein Herz? —> keine Ahnung. Meine Herzfrequenzzähler lag und liegt bei solchen Touren bei 141 im Durchschnitt und nie bzw ganz selten mit Ausschlägen über 170.

      Ich fahre nämlich auch sehr gern Marathon und habe zum Training noch wenig Erfahrung.

      2. Der Aufbau Deines Fargos ist sehr durchdacht. Ein tolles Rad. Wie sind jetzt Deine Erfahrungen mit dem Titan- Rahmen? —> Der ist gut. Ich bin aber nicht so ein sensibler Fahrer, als dass ich jetzt großartige Unterschiede zu Stahl spüren würde. Ich meine er ist etwas steifer, aber nicht so hart wie Carbon.
      Fährt er sich so viel besser im Vergleich zu Stahl oder ist der Nutzwert marginal? —> Titan ist keine Frage der Nutzwertigkeit oder Effizienz, sondern des Geschmacks und der Leidenschaft.

      2000 Euro Unterschied beim Rahmenset sind für mich schon relevant, da in meiner Heimatstadt viel geklaut wird. Mich interessiert die Frage besonders, da Dein Freund ja im direkten Vergleich das Fargo in Stahl fährt. —> Ich lasse mein Rad nie aus den Augen bzw gibt es keine Situation wo ich nicht bei meinem Rad bin. Daher wurde mir seit nunmehr 25 Jahren kein Rad mehr geklaut. Auf Tour ist es eh unwahrscheinlich.

      3. Warum fährst Du mit Deiner Kilometerleistung nicht die Rohloffnabe? Mit Deinem Trainingsstand verschleißt Du doch bestimmt alle 3000 Kilometer ein Ritzelpaket für 70 Euro? —> Ich habe die Rohloff am Reiserad und da gehört sie aus meiner Sicht auch hin. Sie ist für meine Belange aus meiner Sicht zu schwer, zu schwerfällig, zu wenig effizient. Daher Kettenschaltungen, mit denen ich teilweise mehr raushole. Meine Kassetten halten um die 4-4.500km. Jetzt kommt Garbaruk, womit ich vielleicht noch länger fahren kann. Aber das Geld dafür ist mir ehrlicherweise egal.

      3. Wie funktioniert die Carbongabel im Vergleich zu einer 100 mm Federgabel? Ist das eine flexende Alternative oder eher eine Notlösung? Ich überlege, dass Fargo mit einer Reba aufzubauen? Warum hast Du Dich gegen eine Federgabel entschieden? —> Es stand nie die Frage nach einer Federgabel und ich bin noch nie und würde nicht eine Federgabel fahren. Brauche ich einfach nicht. Carbon hat keine Federung. Das erledigen die Reifen und die Gelenke. Und die Gabel ist keine Notlösung, sondern fester Bestandteil des Fargo Rahmensets.

      4. Wie kommst Du im Gelände mit den Dropbars zurecht? Kannst Du das Rad sicher führen oder rutschen Deine Hände im Vergleich zum Flatbar ab? Warum kein Jones oder Koga Denham Bar wie beim Surly ECR? —> Jones passt nicht zur Geo und man kann nicht genug Druck auf die Pedale aufbauen. Dunham ist was für Tourenradler. Flare Drop bars sind aus meiner Sicht der für mich passende Lenker um zu Ballern und genug Kontrolle im Gelände zu haben. Zudem habe ich einen Aerobar auf dem Flare montiert.

      5. Welcher Reifen und welche Reifenbreite und welcher Schlauch sind mittlerweile Dein Favorit auf wechselhaftem Terrain von Asphalt bis leichtem Trail?
      Welche sind Deine Favoriten für Asphalt und Gelände? —> Ich fahre Tubeless. Und aktuell finde ich die Vittoria Mezcal gut, werde mir auch mal die Schwalbe G One anschauen. Reifenbereiche 2.25 Zoll. Wie gesagt: passt für mich. Ich
      fokussiere mehr auf Gelände und weniger auf Asphalt. Wenn es mir hier auf Effizienz und Leistung ankommen würde, würde ich ggf auch andere Reifen fahren. Aber solange ich mit den Mezcal einen 28er Schnitt fahren kann, passt es doch.

      Viele Grüße,
      Martin

  5. says: Micha

    Krass. Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein. Ich wollte im Sommer mal versuchen von Berlin an die Ostsee zu radeln, an nur einem Tag. Dem Reisebericht überzeugt mich, dass das doch sehr gut machbar ist. Der Radweg vom Hamburg nach Berlin ist eigentlich ganz schick. Wir fahren ihn diesen Sommer auch wieder teilweise auf den weg nach Amrum. LG Micha

  6. says: Marco

    Hallo Martin
    Ich schließe mich den Vorkommentierern an und gratuliere dir zu dieser tollen Fahrt und den grandiosen Bildern.
    Respekt vor deiner Leistung inklusive.
    Marco

  7. says: Volker

    Hallo Martin, schöne Sache, vor allem interessant mit dem Bike diese Strecke mit vermutlich überwiegend Asphalt zu fahren. Daher die Frage: wie gut sind Deine Reifen gerollt, die Vittoria Mescal, haben ja auch quasi einen Laufsteg in der Mitte. Machen die Geräusche oder alles ganz smooth auf Asphalt?
    Gruss
    Volker

    1. Hallo Volker,

      Rollen ist kein Problem. Die sind recht leise – was aber immer subjektiv ist. Ich achte da aber gar nicht so sehr drauf. Sie sind aber sicher nicht so leise wie normale Straßen/Asphaltreifen.

      Die Mezcal fahre ich, weil ich einen sehr guten und haltbaren Reifen für sowohl Gelände, als auch Straße brauche. Überwiegend aber Gelände. Wenn man mehr Straße fährt, kommt da sicherlich ein anderer Reifen zum Einsatz.

      Viele Grüße,
      martin

      1. says: Volker

        Ist bei mir ähnlich, eigentlich überwiegend Gravel, werde aber demnächst in Skandinavien sicherlich längere Strecken Asphalt fahren, daher habe ich den Venture von WTB aufgezogen, der hat jedoch ein so feines Profil, dass bei Gravelfahrten viele kleine Steinchen steckenbleiben, rollt aber extrem gut. Wenn man ab 2.0er fahren will, gibt es aber bei den klassischen “mixed” Reifen wenig Auswahl. Der Mezcal erscheint mir als echt gute Alternative! Danke!

  8. says: Matthias

    Hallo Martin,
    Hut ab vor der Leistung, dem toll geschriebenen Bericht und die wunderschönen Bilder! Ich konnte beim Lesen des Berichts richtig gut dein Erlebnis mitfühlen, denn letztes Jahr hatte ich mit einer 350 km von Dresden auf den Brocken eine sehr ähnliche Tour und den Moment der längsten Tour meines Lebens 🙂
    Nur das über-Nacht-fahren, dass ist wahrscheinlich nicht so meins … da würden mir die Eindrücke der fremden Landschaft zu sehr fehlen. Und zwei Stunden zwischendurch zu pausieren, da würden sich meine Beine aber tüchtig beschweren und danach ewig brauchen, um wieder in Fahrt zu kommen. Also Danke für den schönen Bericht!
    Viele Grüße aus dem schönen Dresden die Elbe hinab
    Matthias

  9. says: Nils

    Moin Martin, coole Idee und stark umgesetzt:-) Will sowas dieses Jahr auch austesten. Einmal Kollmar-Brocken und zurück:-)
    Würdest du die Strecke Braunschweig HH auch für ein Gravelbike empfehlen und die Strecke teilen?

    1. Hallo Nils,

      die Strecke von Braunschweig ist auf jeden Fall auch für ein Gravelbike zu machen. Ist völlig harmlos. Da kannst du auch mit einem City-Rad fahren 😉 Die Strecke findest du auf Strava.

      Viele Grüße,
      martin

  10. says: Alex

    HEy MArtin,

    schöner feiner kleiner Bericht einer tollen Fahrt.

    diese “Motivation”, mal zu schauen was so geht, kann ich sooo gut nachfühlen. Es immer wieder neu auszutesten hält das Lebensgefühl lebendig und frisch. Wie ein Kind, dass laufen lernt, erst 3 Schritte (30km mit dem Bike) dann 10 Schritte (100km m.d.B.), dann einmal durch den Garten und zurück (500km m.d.B.). Das Gefühl dabei ist immer wieder cool und man fühlt sich immer wieder genauso überrascht, “was so geht”. Und auch die kleine Anspannung in der Planung, ob man es denn wirklich schaffen kann. 🙂

    Schön finde ich dabei, dass man sein persönlicher Gegner ist, und das höher, schneller, weiter sich nur auf das eigene Ego projektiert.

    Leipzig scheint dafür ein schönes Ziel zu sein, für mich geht es morgen auch dorthin, zur 98jährigen Oma, Corona bedingt ebenfalls lange nicht gesehen, 270km hin, Erdbeerkuchen verputzen und zwanzig Runden mit ihr Karten spielen und wieder 270km zurück. Das Leben kann so schön sein! 🙂

    Ein weiterhin fröhliches Ziele-neu-stecken wünscht

    Alex