Es ist wieder soweit und 228 Abenteuerlustige warten gerade – während ich das schreibe – in Marrakesh ungeduldig darauf, dass der Regen aufhört, das Rennen endlich starten kann und sie sich auf die 1.300km mit um die 21.000 Höhenmeter machen können.
Aber diese Verzögerung gibt mir Zeit, nahezu pünktlich zum Start euch wieder meine umfangreiche Auswertung der Fahrräder des Atlas Mountain Race 2024 zu präsentieren.
Dabei habe ich mich wieder an den mittlerweile zwei Beiträgen von Bikepacking.com “Rigs of Atlas Mountain Race 2024” orientiert und dabei 109 Bikes ausgewertet. (Teil 1 / Teil 2)
Und wie haben sich die Daten verändert?
Ich mache nach der Auswertung immer auch einen Vergleich mit dem Vorjahr. Diesmal sehe ich vier interessante Veränderungen:
Carbon setzt sich durch
Egal ob als Rahmenmaterial oder als Felge – der Carbon-Anteil ist in diesem Jahr erneut gestiegen. So fahren 60% der Teilnehmenden mit Carbon-Rädern durch den Atlas, was 3 Prozentpunkte mehr sind, als noch 2023.
Und bei den Carbon-Felgen ist die Steigerung mit 13 Prozentpunkten ähnlich hoch: 63% fahren Felgen aus Kohlenstoff.
Antrieb: 1fach, 12fach und elektrisch
Auch dieser Trend hat sich abgezeichnet und tritt jetzt deutlich zu Tage: 96% sind mit 1fach Antrieb unterwegs und 79% fahren 12fach Schaltungen. Das sind ordentliche Steigerungen zum Vorjahr.
Interessant in diesem Jahr: auch die neue SRAM Transmission wird natürlich schon eingesetzt, wenn auch noch verhalten. 8% sind damit unterwegs.
Elektrisch wird es aber zunehmend im Feld, dominiert nach wie vor von SRAM AXS. 37% sind mit elektronischer Schaltung am Start, und damit 13 Prozentpunkte mehr als 2023.
Federung auf dem Vormarsch
Wer sich mit dem Terrain und dem Rennen beschäftigt, wird sich fragen, warum man denn keine Federung wählen sollte. Aber es gibt natürlich noch einige, die sich ohne Komfort auf die Pisten machen. Ich bin 2020 beim AMR ebenfalls ohne Federung unterwegs gewesen, aber da dachten noch alle, es ist ein Gravelrennen.
85% sind diesmal mit Federgabel unterwegs (und einer davon mit gefedertem Vorbau). Das sind 8 Prozentpunkte mehr als noch im letzten Jahr. Ich gehe davon aus, dass dieser Anteil noch etwas steigen wird bei den kommenden Renn-Ausgaben.
Übrigens: zum ersten Mal habe ich keine mechanischen Bremsen finden können. Wenn ich was übersehen habe, gerne Bescheid geben bitte.
Tailfin immer beliebter
Eine Zeitlang war Tailfin Synonym für die neue Art von Racks. Und aufgrund vielerlei Gründe dafür auch bei Ultra Fahrenden beliebt. Mittlerweile gibt es auch abseits der Racks viele clevere und gute Lösungen der Engländer, was dafür sorgt, dass viele Taschen von Tailfin nutzen.
Während die Gruppe der Marken, die am meisten bei diesen Rennen genutzt werden, sich nicht groß verändert, hat sich aber Tailfin nach oben gearbeitet und liegt hinter Apidura mit 26% auf Platz 2. Das sind 9 Prozentpunkte mehr, als noch 2023.
Und wenn wir nur die Nutzung des Tailfin Racks anschauen, dann sehen wir auch hier einen Zuwachs von 8 Prozentpunkten.
Und wer sich dafür interessiert: das Durchschnittalter der Teilnehmenden ist um zwei Jahre auf 39 im Vergleich zu 2023 gesunken. Allerdings lag es 2022 bei nur 38 Jahren.
Und Alter ist ohnehin nur eine Zahl, wie unter anderen bei Veranstaltungen wie diesem bewiesen wird.
109 tolle Räder
Mich hat wieder die Vielfalt und Individualität der Fahrräder begeistert. Vier möchte ich aber mal hervorheben, da ich sie sehr interessant oder schön oder beides finde:
Quindas Sour Full-Sus Prototyp
Da habe sich die Sachsen was schönes Neues einfallen lassen. Ich bin gespannt wann man mehr Details zu diesem Geländerad bekommen wird. Schöne Farbe und natürlich edle Ausstattung.
Dennis Kocmo Titan Tiger
Dennis hat sich für das AMR diesen Titan-Flitzer aufbauen lassen. Dabei werden MTB (hinten) und Gravelbike (vorne) kombiniert. Einfach ein schönes Teil.
Frederics Bretonische Orange
Dieses Fahrrad finde ich vor allem interessant, aber auch irgendwie schön. Es ist ein Pech Tregon und hier findet ihr mehr Infos zu dieser französischen Manufaktur. Da kann man sich gar nicht sattsehen.
Thomas Epsilon
Gebaut aus Stahl spricht mich dieses Fahrrad aufgrund seiner klaren Form und schlichten Eleganz an. Einfach schön!
Welche Räder findet ihr interessant und schön?
Mehr Bikeanalytics gefällig?
Hier findet ihr noch die Bikeanalytics der letzten Jahre vom AMR, SRMR, HMR und Tour Divide.
Hallo Martin,
sehr informativ Deine statistische Auswertung. Mich würde sehr interessieren ob die Lagerung der Tailfin Konstruktion bei Verwendung an einem Fully auch dauerhaft funktioniert. Und ob die jetzt größere ungefederte Masse dem Fahrkomfort abträglich ist.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass bei Verwendung eine dropper Post die noch weiter nach hinten platzierte Konstruktion die Balance des Bikes erheblich beeinträchtigt.
Thorsten
Danke Martin – mittlerweile schöne Tradition, dein Kona Bike Count…. äh, Nelson Race Bike Count 🙂
Hah! War auch schon seit dem ersten Post von Bikepacking.com am überlegen, ob und wie ich nicht irgendwie ein paar besonders ins Auge fallende Räder hervorhebe oder als meine Favoriten erwähne.
Sind diesmal (was wunder) overall wieder ein gutes Stück passender für den Kurs ausgewählt und ausgerüstet und darunter hat’s auch ein paar, die echt lecker aussehen bzw. interessante Prototypen oder Einzelstücke darstellen. Ein paar davon zeigst du schon. Interessant im Hinblick auf die “Markt-Entwicklung” sind auch die Prototyp-Hardtail Rahmen von Mason und von Curve.
Das Sour von Quinda sieht ganz schick aus. Aber die Federbeinanlenkung verbraucht echt mal ordentlich Platz im Rahmendreieck. Die Kinematik muss geradezu göttlich sein, um das (für mich) auch nur annähernd wettzumachen.