3×3=554! Probefahrt mit der 3×3 NINE Nabenschaltung

Hinweis: Ein Testrad mit der 3x3 NINE Nabe wurde mir auf meinen Wunsch hin zugeschickt. Damit ist das Werbung.

Vor ein paar Wochen bekam ich das Angebot, die 3×3 NINE Nabe zu testen. Eine gute Idee, wo ich mich doch gerne auch mit neuen Produkten und Ideen beschäftige – auch wenn sie nicht immer direkt mit meiner aktuellen Art Fahrrad zu fahren zu tun haben.

Zuerst wusste ich gar nicht, was 3×3 sein soll. Aber schnell war klar, dass es hier um eine Nabe mit 9 Gängen geht, die in Deutschland entwickelt und gefertigt wird.

Nabenschaltungen finde ich grundsätzlich interessant, auch wenn sie aus meiner Sicht nicht immer eine Alternative zur klassischen Schaltung sind.

Wenn man mal 3×3 NINE googelt, dann taucht da unter anderem auch gleich die Headline auf, dass sie Rohloff herausfordert. Das machte mich neugierig. Mal sehen, zu welchem Schluss ich hier komme.

Gefertigt wird diese Nabe durch die H+B Hightech GmbH, ein Unternehmen mit Sitz in Baden Württemberg. Dort kennt man sich sehr gut aus mit Industrie 4.0., Technical Engineering und auch Antriebstechnik.

Wir denken, dass Fahrradfahren noch besser sein könnte. Und dass es noch mehr Spaß machen würde, wenn die Schaltung auch ohne große Pflege immer perfekt funktioniert. Darum haben wir genau so eine Schaltung entwickelt: Für E-Bikes und konventionelle Fahrräder, mit Riemen- oder Kettenantrieb.

3×3

Mit 3×3 NINE haben sie eine Nabe gebaut, die der steigenden Motorkraft der eBike Motoren standhalten kann und auch eine Alternative für normale, urban-genutzte Räder, aber auch MTBs und Cargo-Bikes sein soll. Übrigens wird 3×3 nicht 3 mal 3 ausgesprochen, sondern 3 iks 3.

Der Grundgedanke der Nabe ist, ein langlebiges, wartungsfreies & freies Fahrerlebnis zu schaffen. 3X3 beschäftigt sich seit jeher mit Zukunftsmobilität, bei der das (E-)Bike eine zentrale Rolle spielen wird.

3×3

3×3 NINE im Detail

Meine Test-Nabe war an einem (unglaublich schweren) Enduro eMTB montiert. Das Fahren machte natürlich Spaß, auch wenn der Motor das Gefühl für die Nabe etwas überdeckt hat.

In der Praxis fand ich die Gänge durchaus ausreichend: die niedrigen Gänge waren leicht genug, um auch steilere Anstiege  zu bewältigen. Und die größeren Gänge lassen einen auch gut Geschwindigkeit auf der Ebene machen.

Bei einem 34er Tretkranz und 28er Ritzel erreicht man mit der 3×3 Nabe im niedrigsten Gang eine Entfaltung von 1,48m, was schon sehr leicht am Berg ist. Im höchsten Gang werden 8,19m zurückgelegt, was in der Ebene gut ist und für ausreichend Vortrieb sorgt. 

Insgesamt bietet die Nabe eine Gesamtübersetzung von 554%, bei Gangsprüngen von 24%. Und diese sind im Vergleich zu anderen Nabe schon recht hoch. Beim MTB finde ich das aber nicht als störend, denn da geht es mir nicht unbedingt um ein feines Übergleiten der Gänge und eine abgestimmte Kadenz beim Treten.

Zum Vergleich: Mit der Rohloff kann da die 3×3 nicht mithalten, denn sie hat nahezu gleichmäßige Gangsprünge von 13,6%  bei 14 Gängen. Die Gesamtübersetzung der Rohloff liegt bei 526% und damit etwas weniger als bei der 3×3. In der Gegenüberstellung sieht man schon den Unterschied, allerdings sind die Kranz/Ritzel Verhältnisse unterschiedlich.

Bei der Shimano Alfine 8 liegen die Gangsprünge zwischen 13,9 und 22,3%. Die Gesamtübersetzung beträgt 307%. Die Alfine 11 hat 409% Übersetzung bei Gangsprüngen von 13,1 bis 14%. Sie schalten also etwas feiner, aber nicht regelmäßig.

14 Gänge bei der Rohloff, 8 oder 11 bei der Alfine – wozu braucht man also 9 Gänge? Geht es nach 3×3, dann bietet sich das vor allem bei urban-genutzten Fahrrädern und MTBs an.

Eine andere 9fach Nabe gibt es aktuell nicht, aber Pinion hat mit der C 1.9 ein Getriebe im Angebot, das genau diese Zielgruppe ansprechen soll: urbanes Radfahren und MTB.

Im Vergleich zwischen 3×3 und C1.9 zeigt sich dann, dass die Pinion mit 568% noch mal mehr an Übersetzungsverhältnis zu bieten hat, als die 3×3. Das aber bei nahezu gleichen Gangsprüngen von 24,3% bei der C1.9 und 24% bei der 3×3.

Und auch beim Gewicht sind sich die beiden ähnlich: 2.000g sagen 3×3 und Pinion.

Zum Vergleich:

• 3×3 NINE 2.000g
• Rohloff Speedhub 1.820g (je nach Modell)
• Shimano Alfine 8 1.670g
• Shimano Alfine 11 1.665g
• Pinion C1.9 2.000g

Bei den Wirkungsgraden verspricht 3×3 bei ihrer Nabe 98%. Rohloff gibt für die Speedhub zwischen 95% und 99% an.

Die Shimano Alfine 8 soll einen Wirkungsgrad von bis zu 96% haben. Die Alfine 11 zwischen 78-94%. Bei der Pinion C1.9 konnte ich keine Angabe finden, aber ich gehe von den 96% aus, die auch das P1.18 Getriebe hat.

Wer sich mehr mit den Wirkungsgraden von Nabenschaltungen auseinandersetzen möchte, dem kann ich diesen Vergleich in der Fahrradzukunft von Andreas Oehler empfehlen.

Wie bei hochwertigen Naben üblich, kann man bei der 3×3 NINE auch im Stand schalten. Und auch mehrere Gänge auf einmal. Das ist natürlich immer praktisch, zum Beispiel wenn man am Berg spontan zum Stehen gekommen ist und dann wieder leicht Anfahren kann.

Worauf 3×3 besonders hinweist, ist vor allem für eBiker interessant: das maximale Eingangsdrehmoment liegt bei 250 Nm.

Damit kann die Nabe auch bei eBikes mit sehr starken Motoren eingebaut werden. Wie zum Beispiel an meinem Nicolai Enduro-MTB Testrad. Das war schon fast ein Motorrad, aber der Motor hat vor allem auch bergauf ordentlich für Vortrieb gesorgt. 

Die Nabe ist Made in Germany und bietet maximale Präzision. Sie wird nach Industrie 4.0 Standards gefertigt, ist wartungsfrei, langlebig und bietet mit 250Nm Eingangswiderstand maximale Leistungsfähigkeit.

3×3

Was diese Nabe von anderen unterscheidet ist, dass sie gefettet ist und laut Hersteller ein Nachfetten – oder wie bei Rohloff und anderen ein regelmäßiges Öl-Austauschen – nicht notwendig ist.

Die NINE kommt komplett ohne Wartung aus. D.h. Ölwechsel, aufwendige Pflege und Instandhaltung kannst Du Dir getrost schenken und diese Zeit ins Planen neuer Bike-Abenteuer stecken. Denn auch die Gänge sind lebenslang kalibriert.

3×3

Die 3×3 NINE kann sowohl mit Kette, als auch mit Riemen angetrieben werden. Sie gibt es für unterschiedliche Rahmenstandards mit 135mm Schnellspanner, 142 und 148mm mit Steckachse 12mm.

Mit ihr können 32 oder 36 Loch Felgen verbaut werden. Die Ansteuerung erfolgt entweder über den E-Shift oder mittel Drehschalter am Lenker.

Das maximal zulässige Systemgewicht der Nabenschaltung liegt laut Hersteller bei 180kg. Das ist aber angesichts der hohen Gewichte, vor allem bei den Enduro MTB eBikes, auch nötig.

Was sie aber noch von Rohloff und Co. Aktuell unterscheidet ist, dass sie nicht frei verfügbar ist. Die 3×3 NINE wird derzeit nur an Fahrradhersteller verkauft, die diese dann in ausgewählte Modelle einbauen. Es soll sie aber auch noch für Endkonsumenten geben. Wann das allerdings der Fall ist, ist noch nicht bekannt, ebenso wenig wie der Preis.

Die 3X3 kann in sämtlichen Rädern verbaut werden, wenn der Rahmen es zulässt. Von Cargobikes über Trekkingbikes zu SUV’s oder Mountainbikes.

3×3

Bis dahin muss man sich also – wenn man eine 3×3 möchte – bei folgenden Hersteller umschauen:

• Nicolai
• Mäx und Mäleon
• Golobike
• Mi-tech
• Caargofactory
• Cluuv
• Portus
• Muli
• SAYLEcycles
• Kinetic Works
• Zweitwagen
• Urban Fahrradbau (Campusbikes)
• Cargobike – Monkeys
• Bernds-Werke

Wie geschrieben, liegt der Fokus für 9fach Naben derzeit bei Fahrräder für die Stadt oder eMTBs. Allerdings hat Nicolai auch schon an einem Gravelbike mit 3×3 Nabe. Konkret ist diese am Nicolai Argon GX Slide Gravelbike verbaut und wurde schon im Juni 22 vorgestellt.

Das könnte aus meiner Sicht aber auch gut passen, wenn man vom MTB aufs Gravelbike wechselt und nicht die feinen Gangsprünge erwartet/braucht, die Rennradler eher vorziehen. Das wird das Gravelbike mit 3×3 dann aber nicht für den kompetitiven Einsatz geeignet machen, wo es dann doch schon auf feinere Gangabstufungen ankommt und eventuell auch auf mehr Gänge.

An einem MTB kann ich mir die 3×3 gut vorstellen. Aber als Rohloff Konkurrent sehe ich sie nicht. Das sind einfach zu unterschiedliche Anwendungen. Die Rohloff hat da ein wesentlich breiteres Einsatzspektrum, als das es die 3×3 NINE aufgrund ihrer Gangsprünge haben kann. Und sie muss ja auch nicht als Konkurrenz gesehen werden, sondern eher als Ergänzung für alle, die eine Nabe suchen, die mit hohen Kräften – sei es vom Motor oder aus der Wade – klar kommt und die in der Stadt oder im Gelände ausreichend Gänge bietet.

Was die Haltbarkeit und Belastbarkeit der 3×3 NINE Nabe angeht, so kann man mal zu Gunnar Fehlau schauen, der im Rahmen seines Workpacking Projektes diese Nabe 12.000km an seinem Cargobike im Einsatz hatte. Und das ohne Probleme.

Und auch 3×3 hat seine Nabe umfangreich getestet. So wurde sie bei -25 Grad eingefroren und dann in kurzer Zeit wieder aufgetaut. Die Funktion hat nicht gelitten. Und auch in der Praxis sind Räder mit 3×3 Nabe im Dauertesteinsatz:

Die leistungsfähigsten Cargo-Bikes stemmen teils bis zu 150 Kilo Zuladung und müssen sich im harten Stadtverkehr bewähren. Unsere „Dauertest-Cargobikes“ sind beispielsweise in Amsterdam unterwegs, was uns Aufschluss über die Dauerwirkung von der typisch salzig-feuchten Luft einer Küstenstadt auf unsere Getriebenaben gibt. 

3×3

Preislich soll die 3×3 NINE unterhalb der Rohloff liegen. Aber da derzeit keine Naben frei im Handel sind, kann ich zum Preis nicht mehr sagen.

Andere über 3×3 NINE

Alee von Cyclingabout hat sich neue Getriebe/Nabenschaltungen angeschaut und dabei auch die 3×3 näher betrachtet: