Der #RideFAR Schweinehund

Der #RideFAR Schweinehund

In den letzten Wochen war ehrlicherweise meine Motivation komplett im Keller und mein Antrieb, mich aufs Rad zu setzen, gleich Null. Fahrradfahren eher aus Pflicht und Trainingsdisziplin, denn aus Spaß an der Sache.

Das hatte einerseits mit meinem Job zu tun, der mich aktuell ziemlich anstrengt und nervt. Und hin zu kommt auch das Wetter, das gefühlt in diesem Jahr länger als sonst sich bitten lässt. Ich bin absolut kein Schön-Wetter-Fahrer, aber etwas mehr Unterstützung durch Sonne und höhere Temperaturen hätte ich mir schon gewünscht.

Das alles führt dann natürlich auch dazu, dass ich so mal gar keine Lust und Interesse an einem Overnighter oder längeren Ausfahrt hatte.

Dann kam die Kolektif und mit ihr meine Hoffnung, dass ein paar schöne Fahrräder meine Laune verbessern würden. Die Fahrräder brauchte es nicht, denn es reichte Raphael Albrecht, dem ich als erstes in Berlin über den Weg lief und der meinte, dass ich so jung und so fit aussehen würde (wobei zweiteres vermutlich erst nach meinem Hinweis).

Na wenn das so ist, dann ist es nun ja wirklich mal an der Zeit sich für eine Nacht draußen wieder aufs Rad zu schwingen. Zudem wollte ich ohnehin noch ein paar Taschen testen.

Doch wohin? Kein Problem, denn gerade ist wieder RideFAR Zeit und auf der Seite vom Orbit360 gibt es dafür einige interessante Routen im Angebot.

RideFAR heißt: Ride For A Reason und ist ein Projekt von Raphael und Orbit360, mit dem seit einigen Jahren die Fahrrad-Saison eingeläutet wird und unsere Leidenschaft für längere Touren, mit dem Sammeln für Spenden für ausgewählte Projekte verbunden wird.

Galt es früher eigene Strecken mit einer Länge von 180 km oder 360 km zu bewältigen, steht die Aktion in diesem Jahr unter dem Community Gedanken. Dafür haben einige Scouter*innen ihre Routen zur Verfügung gestellt und laden zur gemeinsamen Ausfahrt ein.

Die Lüneburger Heide ist immer eine Reise wert, also habe ich mir für meinen Overnighter die Strecke von Philipp Janßen rausgesucht.

Ich hoffte auf eine Strecke, die technisch fordern und auch ausreichend anstrengend ist und so auch eine gute Vorbereitung für die Events der kommenden Monate mit Gepäck sein kann. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Philipp hat da eine ganz wunderbare und auch anspruchsvolle Strecke gebaut, die ich hier ausdrücklich loben möchte. Die sandigen und verwurzelten Abschnitte sind ein gutes Training und dann die kleinen steilen und fiesen Anstiege in der Heide gerade mit Gepäck eine gute Herausforderung. Aber genau das habe ich gebraucht und meine Motivation und Laune stiegen Kilometer um Kilometer.

Das Wetter war bestens, aber auch sehr kalt. Direkt nach der Arbeit fuhr ich los, über die Elbe zum Startpunkt des Tracks bei der Kärtner Hütte in Harburg am Eingang zu den schwarzen Bergen. Und die begrüßten einen erstmal mit einer längeren Steigung. Aber endlich mal wieder eine andere Landschaft, als die vor meiner Haustür.

Ich folge dem Track cirka 45km, bevor ich dann nach Tostedt zu einem kleinen Campingplatz abbiege. Hier baue ich mein Zelt auf und “mummel” mich in meinem Schlafsack ein, denn die Nächte sind noch sehr kalt.

Umso erstaunlicher, dass nachts noch ein Däne auf seinem Fahrrad ankommt, der zwar ein Zelt, aber keinen Schlafsack hatte. Irgendwie hat der Platzwart dann ihm eine Folie organisiert und ein paar Unterlagen aus der Platzwarthütte. Sachen gibt es…

So gut habe ich lange nicht mehr geschlafen. Stress auf der Arbeit führt bei mir oft zu schlaflosen Nächten und umso mehr hat mich diese Nacht im Zelt erholt. Ich weiß schon, warum man das eigentlich einmal im Monat mindestens machen sollte, denn ein Overnighter trägt sehr zur Erholung und Wohlgefühl bei.

Der Morgen begrüßt mich mit Temperaturen unter Null und einem wunderschönen Sonnenaufgang. Leider wird es durch die Sonne nicht wesentlich wärmer und da Karfreitag ist, sind auch alle Bäckereien zu und ein warmer Kaffee nicht in Sicht.

Dafür folgen viele Kilometer Lüneburger Heide satt. Die Heide ist zwar sehr touristisch und wirkt etwas altbacken, aber sie ist wunderschön. Als Radfahrer sind vor allem die Morgenstunden gut, wenn noch nicht so viele Menschen unterwegs sind. Und so habe ich die meisten Pisten noch für mich alleine und arbeite mich an der Strecke von Philipp ab.

Im Zick Zack geht es durch die Heide, immer wieder kleine Hügel steil hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Ich mache keine Pausen, auch weil ich es mag, mich zu fordern. Ab und zu stoppe ich für einen kleinen Snack und was zu Trinken.

Aber genau das habe ich gebraucht: ein persönlicher Systemcheck, wie gut und fit ich mit Gepäck unterwegs bin. Und ich kann sagen: passt.

Was aber immer wieder interessant ist, ist, dass ich vergesse, wie ich eigentlich das letzte Mal gepackt habe und was unbedingt mit muss. Früher habe ich mich dafür an alten Packlisten orientiert und mir oft während der Tour dann aufgeschrieben, wie ich tatsächlich gepackt habe. Mittlerweile nutze ich eine Einkaufslisten-App, um nichts zu vergessen. Vergessen habe ich aber zum Beispiel, wie ich für die letzten Overnighter gepackt habe oder für das letzte Race. Aber so ist es jedes mal ein kleines Abenteuer und die Routine der Jahre hilft ja auch.

Aber auch so lerne ich immer wieder etwas Neues. Zum Beispiel eine neue Funktion am Wahoo, der mir nicht nur Anstiege extra anzeigt, sondern auch, wie viele Anstiege überhaupt auf dem Track sind und welchen Gipfel ich gerade fahre. Das ist allerdings manchmal wenig motivierend, wenn man sich wieder einen Hügel hochgekämpft hat und oben steht dann Gipfel 4 von 17 auf dem Display.

Nach ca. 145km rolle ich wieder am Ziel Kärtner Hütte ein. Aber Ende ist hier noch lange nicht. Ich habe noch 25 km bis nach Halstenbek vor mir, fahre wieder runter an die Elbe zur Fähre und dann auf der anderen Seite hoch und nach Hause.

Das Beste: Nun ist sie wieder da, die Energie, das gute Gefühl und weg ist auch der innere Schweinehund. Ende April ist der nächste Overnighter geplant. Da treffe ich Nils auf seiner Hackenpedder Bikepacking Strecke für ein paar Kilometer und ein nächtliches Lager im wilden Schleswig-Holstein.

 

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6 Comments

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  1. says: Ralf

    Toller Bericht…bin auch gerade dabei
    ..solche Touren für mich zu entdecken…und Mal ab und an einen Overnighter zu machen.
    Du hast an deinen Aerobars eine Verbindung an dem der Rad-Computer befestigt ist…ist da eine Eigenkompositionen oder gibt’s da was von Ratiopharm?

    LG aus dem Taubertal
    Ralf

  2. says: Rudi

    Hi!

    Ich nehme an, das macht der ROAM. Den habe ich jetzt auch, aber das – “…Anstiege extra anzeigt, sondern auch, wie viele Anstiege überhaupt auf dem Track sind und welchen Gipfel ich gerade…” hab ich noch nicht geschnallt. Auch welcher Seite kann man das einstellen?
    Danke + Gruss
    Rudi

    1. Hallo Rudi,

      Das war durch ein Update vor ein paar Monaten. Das wurde auch schon viel besprochen. Bei mir war diese Funktion einfach da. Neu war mir die Anzeige der Gipfelanzahl.

      Viele Grüße
      Martin

      1. says: Marco

        Moin Martin.
        Wieder mal ein toller und inspirirender Artikel.
        Das mit den Gipfel und Co. klingt interessant. Scheint aber am Bolt nicht zu funzen. Zumindest finde ich es nicht.

        Alles Gute. Marco