„Es wird hart, aber landschaftlich“: Die Salsaletten starten beim Silk Road Mountain Race 2021

„Es wird hart, aber landschaftlich“: Die Salsaletten auf der Seidenstraße // Das Foto habe ich im Pamir aufgenommen, 1998 auf dem Weg in den Himalaya

Über 1.800 km und 30.000 Höhenmeter und knapp 15 Tage Zeit: Das ist der Silk Road Mountain Race 2021. Tobias und ich sind mit dabei und in sechs Monaten geht es los.

Das freut mich genauso sehr, wie es mir Respekt einflößt. Denn das SRMR ist als das härtestes Bikepacking Rennen bekannt und fordert Mensch und Material erheblich.

In Kirgisistan war ich noch nicht. 1998 bin ich mit dem Fahrrad knapp vorbeigefahren und – aus Deutschland kommend – durch Kasachstan und weiter nach China in den Himalaya und durch Tibet geradelt. Hier habe ich auch ausreichend Erfahrungen mit dem Fahren auf über 5.000 Metern Höhe sammeln können. Daher freue ich mich nun natürlich um so mehr, endlich dieses schöne Land besuchen zu können, das ich damals aufgrund von Visa-Timings habe auslassen müssen. Es ist dann Land 52, welche sich mit dem Fahrrad bereise.

1998 auf dem Weg ins Mount Everest base Camp – Tibet-Seite

Wie auch beim Atlas Mountain Race, kann man beim SRMR als Solo-Fahrer:in oder Pair antreten. Nach unserem erfolgreichen Finishing in Marokko war für Tobias und mich aber klar: lass uns gemeinsam Kirgisistan bewältigen und uns als Pair bewerben.

Und so sprachen wir nur wenige Stunden nach unserer Zieleinfahrt beim Atlas Mountain Race über eine mögliche Teilnahme, bzw. Bewerbung. Noch im Bus zurück nach Marrakesch schmiedeten wir Pläne und sprachen mit SRMR Veteranen, die auch am Rennen in Marokko teilgenommen hatten.

Zurück in Deutschland begannen dann auch schon unsere Vorbereitungen. Als aller erstes mussten wir uns Urlaub verschaffen. Der Race an sich dauert 15 Tage, beginnend am 13. August und die Finisher-Party ist am 28. August. Mit ein paar Tagen zur Akklimatisierung und etwas Puffer zur Abreise, kommen so schnell 3-4 Wochen zusammen, die man sich frei nehmen muss.

Glücklicherweise arbeite ich bei einem sehr verständigen Arbeitgeber und kann zusätzliche Urlaubstage für den SRMR nehmen.

 

„Es wird hart, aber landschaftlich“

Dieser Satz aus der Komoot Sammlung der SRMR Strecken beschreibt den Charakter der Strecke sehr passen: die große Herausforderung wird die Höhe des Pamir-Gebirges sein und das Wetter, welches alles bereithält, was man sich vorstellen kann. Mit Temperaturen zwischen -15 und +40 Grad ist durchaus zu rechnen, und Schneestürme können plötzlich aufziehen und jeden Plan ins Stocken bringen.

Und dann sind es die Pisten, auf denen die Fahrer:innen diese Berge durchqueren werden. 100 km können hier sehr lange dauern und mehr als doppelt so anstrengend sein.

Rein rechnerisch müssen wir um die 120 km am Tag fahren. Das klingt jetzt erstmal nach einem schönen Vormittag, ist aber dort vor Ort richtig harte Arbeit – und manchmal auch nicht zu schaffen. Neben der Strecke an sich, liegt das auch an den vielen Pässen, die überquert werden müssen und die teilweise bis zu 4.000m hoch gehen.

Zudem dürfen nicht die Checkpoints vergessen werden: insgesamt gibt es drei dieser Checkpoints, die nur eine bestimmte Zeit lang offen sind und innerhalb dieser erreicht werden müssen. Denn nur dort gibt es die begehrten Stempel fürs Racebook und nur mit allen Stempeln hat ein Fahrer:in dann den SRMR auch wirklich gefinished.

Das heißt aber auch: mit 120km am Tag ist es teilweise nicht gemacht und wie auch beim Atlas Mountain Race sollte man immer in Bewegung bleiben und so viel als möglich am Tag fahren. Auch um Puffer für mögliche Zwangspausen durch Lebensmittelunverträglichkeit, Höhe, Hitze, Kälte oder anderweitige Krankheit zu haben.

Die Ausarbeitung der Strecke und die Grundlage unserer taktischen Planung übernimmt wieder „Salsalette Süd“ Tobias. Wie auch in Marokko werden wir die Strecke in 200 km Häppchen unterteilen und wissen so immer, was uns bevorsteht mit welcher Steigung, Wegbeschaffenheit und Länge.

Piste im Pamir

Was aber klar ist: nahezu jeden Tag wartet mindestens ein Pass auf uns und der Weg dahin ist steil, steinig, schotterig. Ehemalige sowjetische Militärstraßen und Jahrhunderte alte Nomadenpfade sind unser Track und machen das Silk Road Mountain Race so herausfordernd. Hinzu kommen Wetter und Klima.

Und als besonderes Bonbon: Diesmal wird es einen abendlichen Start geben und das Rennen geht am 13. August um 22 Uhr los. Und dann auch gleich hoch zum Terek Pass, 50km und 2.100 Höhenmeter. Das bedeutet die erste Nacht verbringen wir mit klettern. Und das bleibt bis zum ersten Checkpoint auch so, denn bis dahin sind es über 11.000 Höhenmeter auf um die 500km.

Unsere Herangehensweise an diese Art von Rennen bleibt: „Constant Pace wins the Race“

Konkret bedeutet das: wir werden unseren Plan dann wie gewohnt strukturiert abarbeiten und hoffen, dass nix dazwischen kommt und wir nach 12-14 Tagen sicher und glücklich am Zielort ankommen.

Wenn Mensch und Material ganz bleiben, sollten wir ziemlich gute Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss haben.

 

Training ist was für Untalentierte…

… aber manchmal hilft Talent nicht alleine. Rennen wie das Silk Road erfordern Training und eine solide physische und psychische Vorbereitung. Daher haben wir uns ein mehr oder weniger strukturiertes Training verordnet, das vor allem auf die 6 Monate vor dem Race, beginnend mit März, fokussiert.

Ich habe seit dem letzten Jahr einen Smart-Trainer und konnte so in den letzten Wochen bereits fleißig trainieren und Höhenmeter sammeln. Aber das allein reicht nicht, weshalb ich ab März mein Training neu strukturiere und neben Athletik-Einheiten für Core-Training, regelmäßige Intervalle und Langstreckenfahrten hinzufüge. Dafür werde ich meinen FTP-Wert regelmäßig messen und ggf. auch gezielt Zwift FTP-Builder Trainingsprogramme nutzen. Der Schwerpunkt meines Trainings wird jedoch Draußen liegen. Und im Verzicht: Alkohol und Zucker werden für die kommenden Monate stark reduziert, auch um noch etwas mehr an Gewicht zu verlieren.

Training schadet nie

Damit das Ganze nicht nur auf meinem Bauchgefühl beruht, werde ich mich auch an dem Trainingsplan „Touring with a Sense of Urgency“ von Sarah Hammond und Jesse Carlsson orientieren. Zudem lasse ich mich auch von Tobias inspirieren, der sich den Ultra MTB Trainingsplan für 8 Tage + Events von Kurt Refsnider geholt hat und danach trainieren wird.

Insgesamt bedeutet das zwischen 10 und 20 Stunden Training pro Woche. Das klingt erstmal machbar, ist aber im Familien- und Arbeitsalltag nicht ganz einfach.

Ich werde zusätzlich zu einzelnen Langstreckenfahrten auch die Orbit360 Strecken in diesem Jahr zur Vorbereitung nutzen. Und vielleicht schaffen Tobias und ich es noch, uns zu einem Trainingslager zu treffen, um zum Beispiel die Rhön Divide zu fahren.


Jetzt Live: Die ganze Silk Road Planung der Salsaletten im Podcast


 

Fahrrad: Alles wie bewährt

Natürlich – und das ist ja mit der schönste Teil der Vorbereitung – brauchen mein Rad und die Ausrüstung noch das ein oder andere Update.

Beim Fahrrad bleibt es im Prinzip bei der in den letzten Monaten erfolgreich erprobten Ausstattung: Ich werde mit einer SRAM Rival mit Garbaruk-Tunig Schaltung fahren. Vorne kommt ein 30er Absolute Black ovales Blatt dran, hinten eine Garbarauk 10-50 Kassette. Damit habe ich ausreichend Untersetzung für die Berge. Geschwindigkeit in der Ebene ist hier nicht so relevant, sondern vielmehr ausreichend Kapazitäten für schlechte Pisten und steile lange Anstiege. James Mark Hayden würde sogar vorne mit 28er Blatt fahren. Das überlege ich mir noch mal. Bis dahin bleibt es bei 30/10-50.

Bei den Laufrädern habe ich den erzwungenen Neuaufbau auf DT-Swiss mit HX491 Felgen (auf DT-Swiss 240 Nabe und SON 28 Dynamo) bislang nicht bereut. Mit ihren 150 kg Belastbarkeit haben sie dann auch die nötige Kapazität für solch anspruchsvolle Sachen, wie das Silk Road.

Auch bei den Reifen gibt es keine Veränderungen: ich setze wie auch in Marokko auf die Vittoria Mezcal. Allerdings werde ich in der Breite variieren und entweder vorne 2,35“ mit hinten 2,25“ kombinieren, oder vorne und hinten 2,35“ fahren.

Die Klite am Salsa Fargo

Aber ich habe ein neues Licht und mit der Klite Bikepacker Ultra V2 mir ein Set inklusive USB-Lader zuggelegt. Davon bin ich bislang sehr angetan und von der Lichtleistung und Ausleuchtung beeindruckt.

Neu ist mein Lenker: Ich wechsle vom Bombtrack Beyond Flare Drop Bar auf den Salsa Cowchipper, von 46cm Breite auf 48cm, aber weniger Flare. Ich möchte herausfinden, ob ich dann mehr im Unterlenker fahre. Natürlich kommt hier auch wieder der Profile Design Sonic 35a Aero-Bar dran.

Auch beim Sattel bin ich noch am Überlegen: aktuell fahre ich an einem Testrad den Brooks Cambium C15 carved und bin von diesem auf längeren Fahrten recht angetan. Daher schaue ich mir mal den C15/17 carved näher an, oder bleibe beim SQ Lab 611.

 

Ausrüstung

Für die Temperaturen und Anforderungen des Pamir habe ich mir nun auch einen neuen Schlafsack zuggelegt: dafür habe ich einen Cumulus X-Lite 400 individualisiert, der nur 600g wiegt und einen Komfortbereich von -1 bis -7 Grad hat.

Beim Atlas Mountain Race sind wir mit Biwak-Sack gefahren, doch nach Kirgisistan kommt ein Zelt mit. Ich habe ein Vango Helium F10 UL 1 Zelt, welches aber nicht alleine steht. Das reicht für Touren hierzulande völlig aus, aber für die Berge des Pamir möchte ich nicht auf ein allein-stehendes Zelt verzichten. Daher habe ich im Weihnachtsgeschäft bei Globetrotter zugeschlagen und mit ein Big Agnes Copper Spur HV UL 1 Bikepack gekauft. Dieses Zelt ist speziell auf das Bikepacking abgestimmt und hat daher zum Beispiel ein kürzer-gefaltetes Gestänge. Dies passt so besser in die Lenker-Rolle oder Rahmentasche.

Das Copper Spur auf Jungfernfahrt

Zudem ist das Copper Spur etwas höher als das Vango und hat steilere Wände, was dafür sorgt, dass man mehr Raum hat und der Schlafsack nicht an den Wänden durch Kondenswasser nass wird. Der Aufbau ist kinderleicht und schnell gemacht. Und das Zelt nimmt nicht viel Platz weg und wiegt nur etwas mehr als ein Kilogramm.

Was wie wohin gepackt wird, muss ich noch planen. Tobias und ich fahren zwar als Paar, aber wir sind so ausgerüstet, dass jeder von uns auch alleine fahren kann. Eine besonders gute Ressource ist der Beitrag von Stefano und Dave von Pannier, die auch als Pair das Silk Road gefahren sind und hier sehr ausführlich über ihre Fahrt, Erlebnisse und Ausrüstung berichten.

Sobald die Packliste steht, teile ich sie natürlich mit euch.

 

Vorfreude…

…ist bekanntlich die schönste Freude und daher bin ich hoch motiviert die kommenden sechs Monate mein Leben der Vorbereitung auf das Silk Road Mountain Race zu widmen.

Die Salsaletten Tobias und Martin

Die Flüge gebucht und die Unterkunft reserviert. Drücken wir die Daumen, dass es uns trotz Covid-Situation dennoch möglich sein wird, das Rennen zu machen.

Und wer eine Idee vom Silk Road Mountain Race bekommen möchte, dem empfehle ich dieses Video vom ersten Race

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6 Comments

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  1. says: Gina

    Hi ihr zwei, wann brecht ihr auf, wenn es am 13. los geht? Ich drücke euch wieder feste die Daumen. Lasst es krachen, Jungs! vlg

    1. Hallo Gina,

      für uns geht es am 8. August schon los. Und dann werden wir noch Akklimatisieren und ein paar kleine Touren fahren. Am 13.8. ist dann 22 Uhr Start. ich schreibe dazu noch einen Beitrag, auch mit Hinweisen zum Dotwatching.

      Viele Grüße,
      martin

  2. says: Alexander

    Hallo Martin,

    bei all den vielen Kilometern bist Du beim Dropbar geblieben? Dann hat er sich also bewährt?

    Ist ein Jones H- Bar oder Ritchey Kyote für Dich keine Alternative auf so einer herausfordernden Langstrecke?

    Wirst Du Aerobars benutzen, um die Handgelenke zu entlasten?

    Bist Du mit der Geometrie Deines Fargo zufrieden oder wirst Du den Vorbau, Höhe oder Sattel modifizieren?

    Fährst Du auf der harten und ausdauernden Strecke nach wie vor die Carbongabel des Fargo? Keine Angst vor Rissen im Carbon?

    Bleibt das Fargo Dein Lieblings- Reisemountainbike oder könntest Du Dir auch ein ECR oder Krampus vorstellen?

    Bei Deiner Reifenwahl, Bremsen, Laufrädern und Zelt gehe ich voll mit, die sind Klasse.

    Viele Grüße von Alexander

    1. Hallo Alexander,

      zu deinen Fragen:

      bei all den vielen Kilometern bist Du beim Dropbar geblieben? Dann hat er sich also bewährt? –> Ja, absolut. Mit diesem habe ich nicht nur viele Griffpositionen, sondern kann auch den nötigen Druck aufs Pedal bringen. Zudem ist das Fargo auf Drop Bar konstruiert.

      Ist ein Jones H- Bar oder Ritchey Kyote für Dich keine Alternative auf so einer herausfordernden Langstrecke? –> Also für mich nicht. Wenn es weniger um Race und um mehr Bequemlichkeit eines aufrechteren Fahren geht, dann ist der Jones Bar durchaus einen Blick wert. Aber in Kombi mit dem Fargo ist der Drop Bar die beste, auch weil so geplante, Kombination. Und mit dem Jones Bar kann ich nicht den Druck auf die Straße bringen, den ich gerne möchte. Und Langstrecke heißt nicht immer bequeme Radgeometrie.

      Wirst Du Aerobars benutzen, um die Handgelenke zu entlasten? –> Ja, natürlich. Da geht es aber eher um eine andere Körperhaltung und vor allem mehr Speed, wenn es drauf ankommt und möglich ist.

      Bist Du mit der Geometrie Deines Fargo zufrieden oder wirst Du den Vorbau, Höhe oder Sattel modifizieren? –> Ich bin nach wie vor sehr zufrieden. Ist ja der Sessel unter den Endurance MTBs. Ich habe das Rad selber aufgebaut – das Titan gibt es nicht als Build Kit. Daher sind alle Teile so wie ich sie brauche. Der Sattel ist jetzt 10k gelaufen. Da muss ich mal sehen, ob ich noch einen neuen einfahre. Ich mache jetzt ein Bikefitting und schaue dann, was die Experten sagen. Soweit fühle ich mich aber sehr wohl auf dem Rad und kann Rennen wie das Atlas Mountain Race und lange Strecken problemlos und schmerzfrei fahren.

      Fährst Du auf der harten und ausdauernden Strecke nach wie vor die Carbongabel des Fargo? Keine Angst vor Rissen im Carbon? –> Natürlich mit Carbon Gabel. Das Fargo kommt auch nur noch mit Carbon Gabel. Ist die stabilste und gleichzeitig leichte und besser dämpfende Wahl. Aus meiner Beurteilung gibt es nur wenige Räder in der Endurance MTB Klasse, die ohne Carbon Gabel sind. Risse sind kein Thema oder anderweitige Beschädigungen. Viele Endurance Race Fahrer setzen auch auf Voll-Carbon Räder. Das Thema ist nicht wirklich relevant bei den “harten” Races. Carbon hält das locker aus und is sogar stabiler als Alu.

      Bleibt das Fargo Dein Lieblings- Reisemountainbike oder könntest Du Dir auch ein ECR oder Krampus vorstellen? –> Fargo bleibt, ECR oder Krampus sind mir zu schwer bzw zu behäbig. Aber für Radreisen durchaus interessant.

      Viele Grüße,
      martin

      1. says: Alexander

        Danke Martin, immer wieder ein Genuss, Deine Homepage und Deine fantastischen Tipps aus der echten Praxis.

        Ich kann es kaum erwarten, Deine Reise zu verfolgen und Deine Berichte später zu lesen. Rad fahren liebe ich sehr und habe schon lange kein Auto mehr.

        Das Fargo habe ich schon eine Weile auf dem Schirm, ebenso das Trek 920, das Riverside 920, das Plus LWB. Surly fällt wegen der waagerechten Ausfallenden eigentlich bei mir aus, auch wenn die Stahlrahmen gut sind.

        Keine leichte Entscheidung. Auch weil es so tolle ergonomische Lenker gibt. Und dann gibt es auch noch das Salsa Timberjack. Auch ein klasse Bike.

        Beste Grüße von Alexander