Vor ein paar Tagen erreichte mich eine Email vom CXBerlin, die mich auf ein neues Projekt aufmerksam machte: den CXB Routenplaner.
Das klingt erstmal nicht weiter spektakulär, aber der CXB Routenplaner tritt an, eine tatsächliche Lücke zu füllen, denn er ist speziell für Gravel-Biker:innen gemacht.
Der CXBerlin ist “eine unabhängige Gruppe von Geländefahrer*innen, die Veranstaltungen im Raum Berlin und Umgebung anbietet” – nicht-kommerziell und werbefrei. Besonders gefällt mir in der Selbstbeschreibung des CXB:
Unsere Berge sind Kunstberge aus Müll, unsere schönsten Strecken verlaufen auf ehemaligen Abwassersystemen. Falsche Idyllisierung, Ästhetisierungen und Träume von einer ‚Rückkehr zur Natur‘ verbieten sich daher. CXB geht dorthin, wo es dreckig ist.
Wer von euch seine Touren mit Tools wie Komoot, Ride with GPS oder ähnlichem plant, der weiß, wie schwer es mitunter ist, eine vernünftige Route speziell fürs Graveln zusammen zu klicken.
Einige der Planungsprogramme bieten bereits entsprechende Profileinstellungen, aber in der Praxis ist das oft Radweg entlang einer Hauptstraße und nicht wirklich ausgereift. Ich habe das selbst bei meiner Heimattour nach Leipzig feststellen können, die ich komplett im Gravel-Profil auf Komoot geplant hatte.
Umso erfreulicher, dass sich CXBerlin nun des Themas angenommen hat und einen eigenen und „richtigen“ Routenplaner für Gravel-Fahrer:innen gebaut hat:
„Wir haben daher nun selbst Abhilfe geschaffen (…) und stellen der Community einen Routenplaner zur Verfügung, der auf dem Werkzeugkasten der Open Source Bewegung (Brouter) basiert und im Wesentlichen drei Dinge leistet:
- Schotterwege werden europaweit visuell hervorgehoben, sodass man diese gezielt in die Planung einbeziehen kann
- Unser dediziertes Gravel-Profil privilegiert Schotterwege und befestigte Waldwege. Es funktioniert (in Abhängigkeit von der Qualität des Kartenmaterials) weltweit.
- Versorgungspunkte wie Supermärkte, Tankstellen und Schutzhütten können visuell hervorgehoben werden für die Pausenplanung von Langstrecken.”
Ich habe im Vorfeld einen Testzugang bekommen und bin theoretisch sehr angetan. Praktisch muss ich das natürlich dann mal abfahren, aber die Details lassen schon erkennen, dass hier Leute am Werk sind, die Gravel leben und es hinbekommen haben, entsprechend auch solche Routen bauen zu lassen.
Als Teil meines Trainings für den Silk Road Mountain Race werde ich von Hamburg zum Brocken radeln (und vielleicht auch wieder zurück). Komoot lässt mich dafür im Gravel-Modus 265km entlang von Hauptstraßen fahren. Der CXB Routenplaner ist da schon besser: er sucht Strecken abseits der großen Straßen und schaut auch nach entsprechendem Untergrund.
Und nicht nur das: er gibt mir insgesamt vier mögliche Routen aus. Einmal die Original-Route, sozusagen den ersten Vorschlag. Dazu kann ich das Tool bitten, mir noch drei Alternativen anzuzeigen. Natürlich gibt es das entsprechende Höhenprofil auf Klick dazu und eine sehr umfängliche Auskunft zur Wegbeschaffenheit und Untergrund.
Die Berechnung dauert etwas, aber ist völlig ok, denn dafür bekommt man eben tatsächlich gravel-taugliche Tracks.
Als Profile stehen im CXB Planer neben Gravel auch noch Trekking-Gravel zur Verfügung. Hier werden Trekkingrad-freundliche Wege mit entsprechenden Gravel-Strecken kombiniert. Gut, wenn man gerne eine Mischung aus Spaß und Vorankommen haben möchte.
Die Karte ist standard-mäßig auf Open Street Map Karten gesetzt, kann aber auch verändert werden. Zudem lassen sich Höhenschummerung und Radwege einblenden lassen. Das hilft durchaus bei der individuellen Anpassung der Route.
Der Track wird per default als rosa-farbene Linie angezeigt. Man kann diesen aber umschalten und sich dort auch Steigungen farblich anzeigen lassen.
Seit ein paar Tagen wird bei der CXB Gravel Routenoption auch die Gravel-Qualität der Wege dargestellt: je nach Art des rot markierten Tracks ist die Qualität sehr gut bis gut und auch Single Trails sind nach S-Klassifizierung (S0 & S1) dargestellt.
Interessant finde ich noch den Radius-Messer, obwohl dieser Kreis mir leider keine Entfernungen anzeigt. Er ist auch mit „No-Go Area“ bezeichnet, markiert also einen Bereich, der nicht mit in die Planung einbezogen werden soll.
Aber CXB hat bereits auch eine Lösung für das Planen von Touren im Corona-bedingten 15km Radius: Dafür muss man bei Canvayo den entsprechenden Radius erstellen und die dort generierte Datei in den CXB Routenplaner laden. Dann zeigt der Routenplaner diesen Radius dauerhaft an und erleichtert so das Planen von Pandemie-konformen Touren.
Fazit
Der CXBerlin Routenplaner für Gravel-Radler:innen ist sehr einfach, verständlich und intuitiv bedienbar. Man kann sich schnell eine Strecke zusammenklicken und als GPX ausgeben lassen.
Ich werde das Tool nutzen, um meine lokale Trainingsstrecke neu zu berechnen und auch meine längeren Trainingsfahrten endlich mehr gravellig werden zu lassen. Probiert es mal aus und gebt Feedback!
Das Beste bei all dem: der Planer ist dauerhaft kostenlos und man kann ohne Anmeldung sofort losplanen und die Routen im GPX-Format herunterladen oder mit Freunden teilen.
Wie fast alle aktuellen Routenplaner (einschließlich der kommerziellen) greifen wir auf Openstreetmap-Daten zurück, interpretieren diese und erzeugen damit eine fürs Graveln spezifische Darstellung. Genauso nutzen wir als Teil der und Beiträger zur Open Community den Werkzeugkasten des Brouters. Anders als kommerzielle Anbieter kommunizieren wir das jedoch an allen Stellen transparent, haben unsere Quellen im “Über” kleinschrittig nachgewiesen ( bei den teils monetarisierten links oben fehlt dergleichen übrigens tatsächlich meist) und zudem unsere Beiträge über Github wieder in die Opensource-Community zurückgespielt https://github.com/cxberlin. Das entspricht alles der best practice.
Naja, “Ruhm” wirkt reichlich aus der Zeit gefallen und kommt per Definition auch nur Einzelpersonen zu (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhm). Wir sind jedoch eine recht große Gruppe und unsere Einzelbeiträger legten nicht einmal auf namentliche Nennung Wert – von Kranzabwurfstellen zu ihren Ehren ist uns daher nichts bekannt . Wer sowas wie “Ruhm” aus der Müllhalde der Geschichte zieht, hat wohl eher nicht verstanden worum es geht. Das ist – wie alle unsere Aktivitäten – ein reines Non-Profit-Projekt für und mit der Offroadcommunity, bei dem wir zudem aus Idealismus privat draufzahlen.
Die Frage ob man einem geschenkten Gaul ins Maul schauen muss, sei mal der Stilsicherheit jedes einzelnen überlassen. Auch über die Neid und Missgunst-Frage wollen wir besser nicht spekulieren. Allgemein halten wir die Tendenzen der Nonprofit-Szene alles zu zerreden und sich im Kleinklein zu verlieren jedoch nicht hilfreich, wenn zeitgleich kommerzielle Anbieter durch gekaufte Influencer omnipräsent sind und sich selbst als den ‘besten Planer’ über den grünen Klee loben. So bleibt Opensource nämlich ein Spielplatz für eine handvoll Nerds.
Daher ging es uns nicht zuletzt darum ein ein gut funktionierendes Alternativpaket für die Gravel Community zu schnüren, bei dem die Usability im Vordergrund steht und dies auch in er Community bekannt zu machen. Besonders daran krankten bisherige Versuche nämlich. Wenn es im Vorfeld einen Planer gegeben hätte, der unseren Funktionsumfang bietet, hätten wir uns sicherlich nicht die Mühe gemacht. Das Ergebnis ist im Zusammenspiel der Visualisierung von Schotterstrecken, entsprechenden Routing, Usability und How-Tos in dieser Form jedenfalls einzigartig. Das kann man sich schlecht reden, man kann sich’s aber auch sparen.
Konstruktive Verbesserungsvorschläge sind selbstverständlich immer sehr willkommen (bevorzugt per Mail).
@ Fabian: das Overlay wird automatisiert aus dem OSM Kartenmaterial erzeugt. Die Qualität häng daher auch von den lokalen Beiträgern ab und schwankt durchaus. Wenn Wege im Wald “falsch” oder unzureichend getagged sind, kannst Du sie gerne bei OSM editieren (z.B. über JOSM) und damit das zugrundeliegende Kartenmaterial verbessern. Du solltest Dich dafür aer vorab im OSM-Wiki über Surface und Highway/Tracktypes belesen, um das richtig einzuschätzen und ggf. anpassen zu können.
Hallo Bernd,
Marcus verweist hier https://twitter.com/0xffff/status/1354698209294168065 auf die Github-Seite vom CXB-Profil.
Ich wäre auch nicht unglücklich darüber, wenn Marcus den Kartenserver einbinden dürfte und könnte. 😉
Gruß
Andreas
Bernd
Hallo Andi
Danke für den Hineiweis, Hab ich nicht gesehen. Wie funktoniert das????? War mir bewust das bei Markus die Profile Gravel von CXB stammten und estellt wurden Markus fügt ja glücklicherweise gut Profile in brouter-m11n ein . Es wäre nicht schlecht wenn im CXB-Planer noch einige Profile von dort aufgenommen würden-
Gruß Bernd
Hallo zusammen, Hallo Bernd, ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass Marcus in seinen brouter.m11n.de das CXB-Profil erst aufgenommen hat, nachdem es beim CXB-Planer publik wurde. https://twitter.com/0xffff/status/1354700100665282565
Als Pluspunkt für den CXB ist aber auf jeden Fall der eigene Kartenserver zu erwähnen, der die Kartendarstellung mit den markierten Gravel-Wegen übernimmt.
Gruß
Andreas
Hallo Martin
Das sollte keine Missgunst? Sein . Ich wollte nur hinweissen das CXB seine Seite auf einem schon
länger laufenden Projekt aufgebaut hat und es eine Seite gibt in der der die CXB Profiele(die ich sehr TOLL finde) auch vorhanden sind .Für mich als Renn, Gravel ,Touren und MB-Fahrer ist das
gesamt Paket besonders gut. CXB brauch ich das nicht miteilen der weiß auf was er seine Seite aufgebaut hat. Nur in deinem tollen Bericht endstand etwas der eindruch einer neuen Endwickung.
Für die Leute die genau wie ich gerne deine Berichte lesen sollte dies ein Hinweiß sein was es noch gibt.
Und wenn man Schotter und noch mehr Planen kann ist doch gut. Und ich nehme an das auch für deine gute Arbeit jeder Tipp gut ist.
Gruß Bernd
Bernd
Hallo Martin
Wenn du dir zb. diese Seiten mal anschaust und liest wierst du sehen was oder wen gemeint ist.
https://brouter.m11n.de/#map=15/50.9099/7.8034/osm-mapnik-german_style,Waymarked_Trails-Cycling
https://www.mtb-news.de/forum/t/brouter-web-fragen-antworten-hilfe-profile-tipps-etc.917910/
https://www.navigation-professionell.de/brouter-web-tourenplanung/
CxBerlin hat zwei super Profile und OSM-Pois fürs Graveln welches aber jeder bearbeiten kann, hinzugefügt und die werden in der von der Version brouter.m11n.de schon mit angezeigt. Wenn du in den obrigen Seiten gelesen hast wirst du sehen wie lange und von wem alles an dem TOLLEN
Projekt gearbeitet wurde
Bernd
Danke für den Hintergrund. Aber woher denn diese Missgunst? Hast du mit dem CXB ein Problem? Und hast du deine Einschätzung auch mit ihnen geteilt? Hier macht das ja weniger Sinn.
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin, schön dass du diesen Routenplaner vorstellt, aber ich finde dass ungerechterweise CxBerlin etwas viel Ruhm hier erteilt bekommt. Diese haben den Planer nicht “erstellt”, Brouter (http://brouter.de/brouter-web) existiert schon seit vielen Jahren in dieser Form mit den von dir beschriebenen Funktionen und wird von vielen Menschen, auch mir, schon lange zum Planen von Radrouten benutzt. CxBerlin hat ein Profil, welche jeder bearbeiten kann, hinzugefügt und zudem werden bestimmte OSM-Pois angezeigt, das ist klasse, mehr aber nicht,
Hallo Andy,
weil? Und welcher Ruhm? Sie haben darüber informiert und ein gutes Tool zugänglich gemacht.
Du kannst dich daher gerne an CXB wenden und dort entsprechend um Klarstellung bitten. Ich weiß nämlich nicht, was oder wen du meinst 🙂
Viele Grüße,
martin
Coole Idee. Allein für die POIs sehr nützlich (vor allem: Trinkwasser!). Aber: Was ist ein Gravelweg und was nicht? Manche Waldwege sind drin, ganz viele aber auch nicht, obwohl ich sie selbst als Gravelwege bezeichnen würde. Wurde das allein anhand von Wegekategorien in OpenStreetMaps erstellt oder wurden die Wege auch per Hand ausgewählt? Wenn Letzteres: Ist da Nutzerbeteiligung gewünscht?
Hallo Fabian,
am besten wendest du dich dafür direkt an die Leute vom CXBerlin.
Viele Grüße,
martin