Vor zwei Jahren habe ich diese Umfrage zum ersten Mal durchgeführt, denn ich wollte damit Neueinsteigern und Radreise-Erfahrenen eine Orientierung und Überblick geben, wie man Radreisen und Touren plant. Und natürlich auch, welche Ausrüstung sich besonderer Beliebtheit erfreut und welche Empfehlungen es gibt.
302 Teilnehmer:innen haben sich durch meine Fragen gewühlt und wertvolles Feedback gegeben. Vielen Dank euch dafür!
In diesem Jahr habe ich die Umfrage mit Microsoft Forms durchgeführt, weshalb ich keine validen Vergleiche mit den Ergebnissen von 2019 machen kann, wo ich eine andere Datenbasis hatte. Aber natürlich lassen sich Veränderungen erkennen, die ich dann auch erläutere.
Auch diesmal gibt es zwei Teile der Auswertung:
Der erste Teil dreht sich um die Radtour/-reise an sich. Hier dreht sich alles um die Art, wie wir Radreisen, wohin wir reisen, wann wir gerne auf Tour sind, wo wir schlafen, welches Budget wir pro Tag veranschlagen, wie wir planen, unterwegs navigieren und uns vorbereiten.
Warum? Das soll eine Orientierung für alle sein, die eine Radtour zum ersten Mal planen oder einfach mal schauen möchten, wie es andere halten. Und da sind einfach viele Erfahrungen wichtig und hilfreich.
Der zweite Teil dreht sich dann um die Ausrüstung. Hier geht es um eure Empfehlungen für Zelte, Kocher, Isomatten oder Klamotten.
Warum? Viele Fragen, die immer wieder auftauchen, drehen sich um die Ausrüstung auf Tour. Und dabei geht es nicht einfach nur darum zu erfahren, ob jemand einen bestimmten Ausrüstungsgegenstand dabei hat, sondern auch und vor allem um die Marke und das Modell. Diese Infos sind wichtig für alle, die sich für eine Radtour ausrüsten oder die eine Neuanschaffung planen.
Auswertung „Alles für die Radreise 2021“ – Teil 1
Mehrheit ist bis zu 5 Tage in Deutschland unterwegs
Zu Beginn lasst uns schauen, wohin so die Radtour oder Bikepacking-Fahrt geht: die Mehrheit der Befragten ist in Deutschland unterwegs, was aktuell vermutlich auch gar keine schlechte Idee ist. Allerdings war das auch schon bei der letzten Umfrage so. Mit 47% Stimmen erfreut sich Westeuropa unter den Regionen außerhalb Deutschlands der größten Beliebtheit.
Süd- und Nordeuropa teilen sich dann mit 31 bzw. 30% Stimmen dann den dritten Platz.
Nicht auf der Grafik sind Afrika, Asien, Süd- & Nordamerika, die aber mit jeweils 7 nur wenige Stimmen bekommen haben. Und nur 9 Stimmen gab es für die ganze Welt.
Das führt dann auch schon zu der Frage nach der Dauer einer Tour. Die meisten radeln offensichtlich 1-5 Tage durchs Land, dicht gefolgt von 6-14 Tagen. Ein klassischer Urlaub also, der mit dem Rad verbracht wird.
Länger unterwegs sind dann ein Viertel der Befragten, die sich bis zu drei Wochen aufs Rad schwingen. Aber auch der Overnighter, die eine Nacht draußen, bevor es wieder in den Alltag geht, erfreut sich großer Beliebtheit: 38% der Stimmen gab es dafür.
Bis zu 3 Monaten sind dann aber nur wenige unterwegs und ganze 10 Menschen (3% der Stimmen) gaben an, länger als 3 Monate zu reisen. Das ist im Prinzip auch gefühlt der „normale“ Schnitt bzw. Anteil von Langzeitradreisenden.
Gefragt nach der besten Zeit fürs Radreisen gab es natürlich die meisten Stimmen für den Sommer, gefolgt vom Frühling. Ganzjährig sind mit 18% Stimmen nur wenige unterwegs.
Anreise mit Zug & Rad
Nicht jede:r beginnt seine Tour direkt an der Haustür. Gefragt nach der Anreise zum Tourstart gaben 74% an, mit dem Zug zu fahren, gefolgt von 57% der Stimmen für die standesgemäße Anreise mit dem Rad.
Ähnlich sahen die Ergebnisse auch 2019 aus, wobei in diesem Jahr das Auto als Verkehrsmittel mit 26% mehr Stimmen vereinigen konnte (im Vgl. 10% 2019).
Einsam oder gemeinsam?
… dass hält sich zumindest beim Radreisen die Waage: 61% Stimmen gab es fürs Radeln zu zweit, 60% Stimmen für die Solo-Tour. Und nur 12% der Stimmen für das Fahren in einer Gruppe.
Allerdings ist es natürlich ein gemischtes Bild, denn viele von uns fahren mal so und mal so. Ich bin zum Beispiel überzeugter Soloist, aber fahre auch gerne mit Tobias zusammen als Team.
Tagesstrecke: Ein Hunderter geht immer…
Viele von uns bekommen sicherlich oft die Frage gestellt, wie viele Kilometer sie so am Tag auf Tour fahren. „Kommt drauf an“ ist dann natürlich die richtige Antwort. Befragt nach der Kilometeranzahl zeigt sich aber im Stimmungsbild dieser Umfrage, dass viele bis zu 100km am Tag fahren, gefolgt von bis zu 80km und bis zu 130km.
Damit kann man durchaus sagen, dass die Mehrheit zwischen 80 und 130km am Tag zurücklegt. Nur einige wenige fahren bis zu 50km oder mehr als 130km.
Waldwege erfreuen sich dabei der größten Beliebtheit, gefolgt von Schotterwegen und Asphalt. Der Erfolgszug der Gravelbikes hat sicherlich seinen Anteil an der deutlich gestiegenen Vorliebe für den Schotter. Vor zwei Jahren lag dieser noch auf den hinteren Plätzen.
Gefragt nach den Prioritäten beim Radtouren gibt die Mehrheit „Fahren & Schauen“ an.
Zur Erläuterung: Fahren & Schauen meint den Fokus auf das Radfahren und bei Pausen wird sich halt auch was angeschaut. Schauen & Fahren meint, der Fokus liegt auf den Pausen und dem Besichtigen und das Fahrrad ist nur das verbindende Element.
Dabei gehen es die meisten eher genüsslich-meditativ an, auch wenn sich die Mehrheit nicht festlegt und mal ruhiger, mal sportlicher fährt.
Budget: 20-30 Euro am Tag / Übernachtung im Zelt
Natürlich geht es beim Radreisen auch immer ums Geld. Wie viel Budget planen die meisten von uns pro Tag ein? Vor zwei Jahren hat die Mehrheit der Befragten zwischen 10 und 20 Euro pro Tag ausgegeben. In diesem Jahr hat sich dieser Bereich etwas vergrößert: 32% Stimmen gab es für bis zu 20 Euro am Tag und 30% planen gar bis zu 30 Euro ein.
Das hängt natürlich stark von der Art des Radreisens, der Versorgung unterwegs und der Art der Unterkunft ab.
74% gaben an, dass sie das Zelt auf einem Campingplatz bevorzugen, gefolgt von 63% der Stimmen für das Wildzelten. Das ist in Deutschland meistens nicht erlaubt, aber es gibt durchaus immer mehr offiziell ausgewiesene Plätze für die wilde Zeltnacht im Wald.
Mit Abstand und jeweils 29% der Stimmen folgen dann Hotel und Schutzhütte als Unterkunft. Besonders Schutzhütten entwickeln sich immer mehr als gute Biwakierungsalternative, gerade für Bikepacker.
Training? Ja, gerne!
Immer wieder kommt die Frage nach der notwendigen Fitness für eine Radreise. Ich meine, dass es für eine normale Radtour kein Training braucht. Das sehen 36% ähnlich.
Die Mehrheit allerdings bevorzugt die körperliche Vorbereitung, was ja auch nicht schlecht ist. Denn so kann man das Radfahren mehr Genießen und ist nicht so angestrengt.
Routenplanung & Navigation
Wie bereitet ihr euch auf eine Radreise vor? Hier ist das Ergebnis der Umfrage ziemlich klar: die Mehrheit informiert sich über das Nötigste und freut sich dann auf das Entdecken vor Ort. Das kommt für 20% nicht in Frage: sie lesen vorher alles, was es an Infos gibt und gehen gut informiert auf Tour.
Wenn es um die Planung der Route geht, dann sitzen die meisten von euch vor dem Laptop/PC. Eine Landkarte konsultieren nur noch 25%. Auch das Smartphone legt an Bedeutung bei der Routenplanung (vor allem unterwegs) zu: mit 45% der Stimmen hat es seinen Anteil im Vergleich zu 2019 nahezu verdoppelt.
Ich plane mittlerweile meine Touren und Routen auch vorzugsweise am Laptop und übertrage anschließend den Track auf das GPS. Dennoch schaue ich gerne auch noch mal auf eine Landkarte, einfach auch um ein besseres Verständnis und Übersicht von einer Region oder eines Landes zu bekommen.
Bei der Planungssoftware kommt man aktuell nicht an Komoot vorbei. Diese Software und Plattform bietet eine gute Bedienung und erlaubt es jeder und jedem einfach und schnell Routen zu planen und zu übertragen oder teilen.
Interessant ist aber auch Brouter und der darauf aufbauende CXB Gravelplaner. Auf der Brouter Instanz wurde in den letzten Monaten eine sehr gute Routenplanungsmöglichkeit für Gravel-Fans aufgebaut, die der Funktion von Komoot überlegen ist.
Natürlich gibt es noch Google Maps für den schnellen Blick und Orientierung. Auch ich nutze Maps zwischendurch zum Abgleich und zur Planung alternativer Streckenteile.
Unterwegs: GPS oder Smartphone?
Ihr kennt diese Diskussion bestimmt schon aus diversen Foren und Gruppen: Smartphone oder GPS zur Navigation unterwegs? In dieser Umfrage setzt die Mehrheit von 64% auf das GPS-Gerät. Allerdings folgt dann auch schon schnell das Smartphone mit 52%. Da Mehrfachnennungen erlaubt waren, lässt sich also darauf schließen, dass viele einfach beide Geräte unterwegs im Einsatz haben.
Ich fahre hauptsächlich mit GPS und nutze mein Smartphone nur zum Detailcheck, falls nötig, und vor allem zum Bilder machen.
Befragt nach der GPS-Marke, bekommt Garmin mit 38% die meisten Stimmen, gefolgt von Wahoo mit 29%. Überraschend ist Hammerhead: dieses junge Unternehmen aus New York ist mit dem Karoo 2 noch nicht so lange im Markt unterwegs, hat aber ein recht gutes Marketing und offensichtlich auch schon einige Freunde unter den Befragten.
Im Gegensatz zur Marken-Frage, dominiert Wahoo die Frage nach konkreten Modell-Empfehlungen: Insgesamt 38% der Stimmen vereinen die ELEMNT Modelle Bolt und Roam auf sich. Mit Abstand folgen dann Garmin Modelle.
Ich fahre den ELEMNT Roam und bin erklärter Fan dieses Geräts. Zudem habe ich noch den Garmin etrex 30x, der ggf. als Backup-Gerät mitfährt.
Das war die Auswertung Teil 1!
Ich hoffe ihr konntet ein paar Impulse und Informationen für euch rausziehen. Ich freue mich über eure Anmerkungen und Ergänzungen in den Kommentaren. Im zweiten Teil geht es dann um die Ausrüstung für die Tour.
Hallo, werde im September zu meiner ersten großen Tour vom Allgäu nach Lissabonner aufbrechen. Dafür sind die Infos hier eine echt große Hilfe, vielen Herz Dank dafür!
Ulli
Wie immer interessant! Danke! Martin!