„DAS Reiserad 2016“ – Teil 1: Marke, Rahmen, Räder, Bremsen, Sattel

Auswertung Teil 1 "DAS Reiserad 2016": Marke, Rahmen, Räder, Bremsen, Sattel

Liebe Leute, es ist geschafft! Ich habe mich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage gemacht: wie sieht das beste Reiserad aus? Ein Rad, dessen Größe, Rahmenmaterial und Komponenten sich durch eure Stimmen und Meinungen zusammensetzt. Ein Durchschnittsrad, aber von Experten! Nun stehen die Ergebnisse fest!

Doch bevor ich euch den ersten Teil kredenze, möchte ich mich bei allen 408 Menschen bedanken, die sich durch meine Fragen gewühlt haben.

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Das ist ganz große Klasse, bedenkt man, dass bei der ersten Umfrage vor zwei Jahren „nur“ 184 Leute mitgemacht haben.

Natürlich war ich gespannt, ob und wie sich die Ergebnisse verändert haben. Durchaus gibt es hier und da überraschende Änderungen. Vielfach haben sich durch die nun wirklich hohe Teilnehmerzahl auch Ergebnisse bestätigt.

Damit ihr euch besser bei den nun folgenden Daten besser zurechtfindet, habe ich immer in kleinen roten Angaben die Veränderungen zur vorherigen Umfrage vermerkt. So steht die Kennung 2>3 für eine Veränderung im Ranking. Bei diesem Beispiel hat sich der Platz vom 2. in 2014 auf Platz 3 in 2016 verändert. Die Prozentangaben sind selbsterklärend und zeigen ebenfalls die Veränderung im Vergleich zu 2014 an.

Und wie auch beim letzten Mal, werde ich euch die Ergebnisse in zwei Teilen vorstellen:

  • Teil 1 dreht sich um Marke, Rahmen, Räder, Bremsen und Sattel.
  • Teil 2 beschäftigt sich dann mit Schaltung, Antrieb, Naben, Lenkung und Gepäckträger.

Bislang habe ich Teil 1 ausgewertet und in Infografiken übertragen. Das dauert etwas Zeit und ich möchte an dieser Stelle um etwas Geduld bitten, sollte der zweite Teil sich verzögern. 😉

Es ist einfach viel Arbeit und das neben Arbeit und Familie. Aber ich gebe Gas und mein Bestes euch so schnell als möglich mit den Infos zu versorgen.

Aber nun geht es los:

 

Marke: Patria bleibt Nr.1, Surly entert Platz 3

Deutsche Firmen dominieren beim Reiserad (noch)

Gleich zu Beginn der Umfrage ging es um eure Empfehlung, was die Marke angeht. Welchem Hersteller vertraut ihr am meisten, wenn es um DAS Reiserad geht?

Wie auch vor zwei Jahren konnte sich Patria an der Spitze halten. Dahinter folgen Velotraum und Norwid, die sich Platz 2 teilen. Besonders Velotraum hat aufgeholt und sich um 3 Plätze nach oben verändert. Norwid machte einen Platz gut.

Die VSF fahrradmanufaktur gibt leicht nach, Tout Terrain verteidigt den 4. Platz.

Neu im Set ist mit Surly der erste amerikanische Hersteller, der gleich auf Platz 3 einsteigt. Vor zwei Jahren war Surly nur unter Experten bekannt. Besonders der (preiswerte) Long Haul Trucker steht bei den Reiserädern für Surly. Aber auch das Bikepacking dürften dafür gesorgt haben, dass diese amerikanische Marke bekannter wurde, halten sie doch ein recht umfangreiches Angebot an Rahmen und Rädern vor.

Ebenfalls neu ist Stevens. Die Hamburger haben sich mit ihren Fahrrädern in eure Herzen gekämpft und belegen als Newcomer Platz 5.

Noch sind Reiseräder hierzulande eher von deutschen Herstellern. Aber ich glaube, dass sich das noch verändern wird. Die gute Qualität amerikanischer Hersteller, wie Surly, Soma und Salsa spricht sich immer mehr rum und deren durchaus professionelleren und zeitgemäßeren Marketingaktivitäten werden hier sicher ihr übriges tun. Zumal diese Firmen eher als andere auf das Bikepacking gesetzt haben und somit gerade die besten Antworten liefern können.

 

Der Rahmen: Stahl, Stahl und ein bisschen Alu

28 Zoll holt auf, 26 Zoll verliert

Auf den ersten Blick scheint alles klar: DAS Reiserad hat einen Stahlrahmen und fährt auf 26 Zoll Rädern. Schaut man aber etwas genauer hin, dann sieht man, dass sich Alu etwas nach vorne gekämpft hat. Ganze 3% mehr würden Alu als Rahmen favorisieren.

Aus meiner Sicht ist diese Diskussion hinfällig, denn es sollte sich bereits gezeigt haben, dass es bei einem Reiserad nicht so sehr auf das Material des Rahmens ankommt. Jetzt werden einige den Finger heben und sagen “Schweißen!“. Ja, sicherlich lässt sich ein Stahlrahmen immer noch eher schweißen, als ein Alurahmen, aber mittlerweile ist das Schweißen von Alu auch nichts Besonderes mehr und wird durchaus weltweit gemacht.

Zudem sind die Rahmen aus meiner Sicht erheblich besser geworden, weshalb ein Rahmenbruch eher zu den seltenen Abenteuern gehört. Wir können uns aber auch darüber vortrefflich streiten 😉

Etwas mehr Bewegung ist in die Reifengrößen gekommen. Ich als 26 Zoll Fan habe mit Erstaunen gesehen, dass 28 Zoll um ganze 9% aufgeholt hat. Lag vor zwei Jahren der Unterschied zwischen 26 und 28 noch bei 20%, so ist dieser nun auf 2% geschrumpft. 29 Zoll wartet noch auf seinen Erfolg, falls der bei Reiserädern überhaupt noch kommt. Oder sind die 28er Zuwächse eigentlich 29er Erfolge? 😉

Bei den Rahmenformen haben wir nur leichte Veränderungen, die mit der Höhe der Fallzahlen zu tun haben dürften. Trekking als Rahmenform hat seinen Platz an der Spitze gehalten. Auf Platz 2 hochgerückt sind Randonneure, also rennrad-ähnliche Tourenräder mit Rennlenker. MTBs sind auf Platz 3 abgerutscht, was ich nicht erwartet hätte, wo doch Bikepacking gerade in ist.

 

Die Gabel bleibt starr!

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Keine Veränderungen gibt es bei der Gabelfrage: hier setzt nach wie vor die übergroße Mehrheit auf eine starre Gabel. Ich finde eine starre Gabel persönlich auch besser.

 

Dominanz am Laufrad: Ryde und Schwalbe rule the Rad!

Bei der Felgenwahl gibt es keine zwei Meinungen: 55,5% setzen auf Modelle von Ryde (aka Rigida), nur Mavic und DT-Swiss finden noch etwas Anklang. Das sah bei der letzten Umfrage noch etwas anders aus. Besonders die Ryde Andra und die Ryde (Rigida) Sputnik dominieren als Klassiker DAS Reiserad. Welche davon besser ist, kann man eh nicht sagen. Es ist einfach eine Frage nach noch mehr Haltbarkeit und/oder eine Frage der Vorliebe für Felgen mit einer Maulbreite größer 19 mm.

Ich fahre gerade die Sputnik, bin aber am Überlegen, ob ich beim nächsten Felgenwechsel auf die Andra 30 gehe. Richtige Gründe, wie mehr Widerstandsfähigkeit oder so gibt es nicht. Bei mir ist es einfach die Hoffnung, dass mit anderen Felgen meine Bremsen nicht mehr so quietschen und besser bremsen. Aber die Sputnik wird erstmal richtig runtergefahren. 10.000 km hat sie schon hinter sich.

Auch bei der Reifenmarke herrscht Dominanz: Schwalbe konnte seine Beliebtheit am Reiserad um 6 Prozent auf 75% ausbauen. Continental hat leicht verloren, Vittoria leicht gewonnen.

Jeder dritte gibt dem Marathon Mondial am Reiserad den Vorzug. Ein leichtes Plus von fast 6% im Vergleich zu 2014. Platz 2 mit immerhin noch 16% verteidigt der Marathon Plus Tour, den ich ebenfalls für einen sehr guten Reisereifen halte. Ich habe diesen bei meinem zweiten Reiserad drauf und bislang hat sich niemand beklagt.

Und die Frage ob Draht- oder Faltreifen ist nun auch wieder klar entschieden: wie auch vor zwei Jahren setzen mehr als 60% auf Faltreifen. Ich habe an meinem Norwid Marathon Mondial Evo Faltreifen und bin zufrieden. Sie sind jetzt aber schon etwas runter, werden aber dann wieder durch gleiche ersetzt.

 

Bremsen: Die Welt mit einer Scheibe

Die hydraulische Scheibe holt auf, V-Brake verliert

War vor zwei Jahren die mechanische V-Brake noch unangefochten an erster Stelle, so haben in diesem Jahr die hydraulischen Scheibenbremsen aufgeholt. Um satte 9% hat die Scheibenbremse mit der mechanischen V-Brake gleichgezogen, was für die immer bessere Qualität dieser Bremsen auch beim Reiserad spricht.

DAS Reiserad 2016 hat also entweder eine hydraulische Scheibenbremse, oder eine mechanische V-Brake. Beide Fanlager haben gute Argumente auf ihren Seiten und so wird es am Ende eine Frage des Geschmacks.

Vorteile der Scheibenbremsen sind die bessere Bremsleistung auch bei Nässe und das durch sie keine Felge mehr verschlissen wird. Die mechanische V-Brake kann ihre einfache und nahezu überall zu reparierende Bauweise als Plus verbuchen. Langstreckenradler vertrauen daher immer noch eher der mechanischen V-Brake, als der Scheibe. Auch weil es für die Scheibenbremse noch nicht so eine gesicherte Ersatzteilversorgung weltweit gibt, wie bei der normalen V-Brake.

Die hydraulische V-Brake, also Magura HS hat um 4,5% nachgegeben: nur 15% der Befragten sehe diese an ihrem Reiserad. Damit liegt sie auf dem letzten Platz und wurde sogar noch von mechanischen Scheibenbremsen (z.B. Avid BB7) überholt.

Jetzt von einem Generationenwechsel zu sprechen halte ich für verfrüht, aber ich bin schon überrascht, dass die Scheibenbremsen so stark aufholen konnten. Ich fahre noch eine HS33 hydraulische V-Brake, aber mein Rad ist bereits auf den Einsatz von Scheibenbremsen vorbereitet. Wenn ich denn mal auf eine Scheibe wechseln sollte, dann würde ich derzeit die Shimano XT favorisieren.

Shimano ist auch die beliebteste Marke, wenn es um Bremsen geht. Mit 39% hat sie Magura überholt, die vor zwei Jahren noch klar dominierten. Magura verliert 12% im Vergleich zu 2014, Avid bleibt auf Platz drei mit leichten Verlusten.

Dennoch konnte die Magura HS33 den Platz als beliebteste Bremse am Reiserad verteidigen, wenn auch mit -3% im Vergleich zu 2014. Die Shimano XT Disc holt mit satten 11% auf und liegt dicht dahinter auf Platz 2.

 

Der Sattel: Brooks, Brooks, Brooks und ein bisschen SQLab

Spiel, Satz, Sieg: Brooks ist das Nonplusultra und für „DAS Reiserad 2016“ gesetzt. Mit 60% konnten die Engländer ihre Spitzenposition in der Beliebtheit verteidigen. Dahinter, wenn auch mit einem deutlichen Abstand von 15%, SQLab, gefolgt von Selle Royal mit 13%.

Auch bei den beliebtesten Sattelmodellen lässt Brooks nichts anbrennen: die ersten 3 der Top 4 Modelle kommen von Brooks. Ganz vorne der Brooks B17 mit 31% – ein Klassiker für Radreisende. Ich habe diesen an meinem zweiten Reiserad. An meinem Norwid fahre ich derzeit einen SQLab 602 active, der auf Platz 4 rangiert und ganze 9 Stimmen in der Umfrage bekam.

Ähnlich deutlich sind auch die Ergebnisse, wenn es um die Frage starre oder gefederte Sattelstütze geht: 77% sehen eine starre Sattelstütze am Reiserad, 23% eine mit Federung.

 

So, Teil 1 ist vorbei und ich hoffe, er hat euch schon mal gefallen.

Was sagt ihr zu diesen Ergebnissen? Sind sie hilfreich für euch bei der Entscheidungsfindung, wenn es mal um ein neues Rad oder neue Teile geht?

Wenn ihr Fragen habt, dann gebt mir einfach Bescheid.

Und natürlich freue ich mich über alle eure Anmerkungen und Kommentare!

 

Hier geht es zu Teil 2 der Auswertung >>>

 

Hier gibt es noch mal alle “DAS Reiserad 2016” Infografiken Teil 1 für euch zum Download:

 

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19 Comments

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  1. says: Anja

    Hi Martin, lieben Dank für deine Antwort. Würd dir gern ne PN schicken, bin aber bei keinem sozialen Netzwerk. Ja, das gibt es noch! Magst du mir mailen? LG Anja

  2. says: Anja

    Hi Martin, ich bin Anja und lebe in Mainz. Seit meinem 16. Lebensjahr reise ich immer wieder mit großer Leidenschaft und Abenteuerlust um die Welt und bin dabei bisher fast ausschließlich mit dem Rucksack und zu Fuß unterwegs gewesen. Jetzt bin ich 38 und möchte meine Art zu Reisen verändern und aufs Rad umsteigen Könntest du mich dabei unterstützen? War jetzt schon etliche Male auf deiner Homepage unterwegs und bin mega begeistert. Trotz allem tu ich mir als “Neuling” schwer damit, mich für ein Rad zu entscheiden. Ich habe leider gar keine Ahnung von der Technik an Rädern, möchte aber trotzdem was Gescheites, weil ich materielle Dinge schon meist lange nutzen mag und nicht immer wieder dem neusten Trend folgen möchte. Hättest du eine Empfehlung für mich, wie ich an das Thema rangehen kann? Im Mai/Juni 2018 mag ich meine erste Tour machen. Ist also noch etwas Zeit… Wenn du Zeit und Lust hast, würde ich mich sehr über eine Antwort von dir freuen. LG Anja

    1. Hallo Anja,

      Gerne! Schreib mir doch mal als PN alle Rahmendaten, wie wohin es gehen soll, wo du in Zukunft Touren machen willst, wie du übernachtet, welche Räder du vielleicht schon im Blick hast, usw.

      Viele Grüße
      Martin

  3. says: Gunner

    Auch von mir nochmals vielen Dank. Hat auch Spass gemacht zu lesen, auch wenn ich mit meinem gerade im Bau befindlichen Reiserad das Durchschnttsreiserad nicht ansatzweise treffe als E-Bike mit Vollfederung. Aber mein bisheriges Reiserad von Nöll von 2001 entsprach genau dem “Standardreiserad”. Jetzt baue ich auf das neuste. Nur eines bleibt: Meine Rohloff aus dem Jahre 2001 und der Sattel Brooks Swift. Alles andere wird erneuert und ausprobiert.

    Freue mich schon auf den zweiten Teil Deiner Auswertung.

  4. says: Soeren

    Hervorragend. Ganz großes Kino, Danke! Ich finde es toll, dass du diese Ergebnisse stets teilst und auch noch auf die Veränderungen eingehst. Die Ergebnisse helfen hoffentlich vielen Leuten bei der Kaufentscheidung oder zumindest bei der Recherche weiter. Ein Reiserad steht bei mir auch noch auf dem Plan. Jedoch eher mit drei statt mit zwei Rädern. 🙂

    Weiterhin gute Fahrt und frohes Bloggen!

    1. Hallo Robert,

      ich habe die Radtypen abgefragt mit Option auf Ergänzungen. Bislang waren einfach die Fallzahlen für Liegeräder etc sehr gering, sodass sie nicht wirklich in den Ergebnissen auftauchen. Für das Liegerad als Radtyp gab es nur insgesamt 8 von 408 Stimmen. Damit war das zu gering, um in den Ergebnissen aufzutauchen.

      Viele Grüße,
      martin

  5. says: Daniela

    Lieber Martin,
    Vielen Dank für die Mühe die du dir gemacht hast. Das war mit Sicherheit eine Menge Arbeit. Ich denke aber, dass es sich gelohnt hat. Eine super Orientierungshilfe.

    Wahrscheinlich setzt die Mehrheit auf eine starre Gabel, weil sich daran viel leichter ein Lowrider befestigen lässt.

    Überrascht bin ich, dass wirklich viele Radreisende so viel Geld für ihre Fahrräder ausgeben. Wobei für die meisten wahrscheinlich größtes Hobby ist. Ist bei uns sehr ähnlich.

    Liebe Grüße

    Daniela