Hinweis:
Tout Terrain hat mir auf meinen Wunsch hin ein Vasco als Testrad zur Verfügung gestellt. Damit ist das Werbung.Ich muss es gleich gestehen: ich bin ein Tout Terrain Fan. Das kommt aus meiner Zeit, als ich eher klassische Radreisen durch die Welt gemacht habe. Mein Traumbike damals: das Tout Terrain Silkroad. Es war alles, was ich damals wollte. Ein sehr guter Stahlrahmen, integrierter Gepäckträger, tolle Schaltung, Räder & Bereifung in 26 Zoll für tausende Kilometer auf allen Kontinenten.
Und auch heute gibt es diesen Radreise-Klassiker noch, modernisiert auf 27,5 Zoll, mit Scheibenbremsen und mittlerweile auch mit Pinion-Schaltung erhältlich.
Tout Terrain, das steht für mich für besonders robuste und edle Stahlräder aus Freiburg, gepaart mit einer hohen Kenntnis der Herausforderungen an eine lange Radreise. Und mit dem Aufkommen von Elektronik am Reiserad und dem Bikepacking, wurde mit Cinq eine Art Entwicklungslabor gegründet, das sich auf die technischen Aspekte und Detaillösungen fokussiert. Hier sind Innovationen wie der The Plug USB Lader, die Shift:R Road Brems-/Schalthebel für Pinion oder die Cinq Touring und Adventure Gabeln entstanden.
Vor ein paar Jahren erweiterte Tout Terrain dann sein Line Up und ergänzte mit den X.Over Modellen die steigende Nachfrage nach sportlichen und hochwertigen Fahrrädern für das Abenteuer abseits befestigter Wege. Das sind vor allem Gravelbikes und MTBs mit Stahlrahmen – viele Modelle mit Pinion Schaltgetriebe als Alternative zu den klassischen Kettenschaltungen.
Aus diesem Bereich kommt auch mein Testrad, das Tout Terrain Vasco. Das Vasco ist mir bereits vor zwei Jahren aufgefallen und nachdem Markus Stitz das Fahrrad auf seiner Thüringen Tour getestet hat, wollte ich mir das auch mal näher anschauen. Damals hat Tout Terrain sowohl das Vasco, als auch das Scrambler Xplore als neue Gravelbikes vorgestellt. Das Scrambler wurde als reine Pinion Gravelversion eingeführt und war auch entsprechend hochpreisiger. Das Vasco war damals mit ca. 1.900 Euro ein preislich sehr attraktives Stahl-Gravelbike.
Mittlerweile haben hier aber auch die Teuerung und die gestiegenen Verarbeitungskosten zugeschlagen und das “Einstiegs” Vasco kostet nun 2.700 Euro. Das ist aber aus meiner Sicht auch noch kein zu hoher Preis, zumal nicht für eine Manufaktur, die keine großen Stückzahlen fertigt.
Der Name Vasco stammt allerdings nicht, wie ich dachte, von Vasco da Gama, sondern:
Vasco stammt von dem spanischen Ausdruck „país vasco“ = Baskenland
Das Gravelbike gibt es grundsätzlich in zwei Versionen: einmal als GT 275 mit 27,5 Zoll/650B Bereifung und einmal als GT 28 mit entsprechender 28 Zoll/700cc Bereifung. Im Kern ist das Vasco also in der Lage, beide Radgrößen aufnehmen zu können.
Die maximale Reifenbreite bei 650B/27,5″ liegt bei 54mm und bei 28″/700cc bei 47mm.
Das Vasco wurde entwickelt als Allround-Gravelbike für Asphaltabenteuer und Geländeritt gleichermaßen. Durch die Anschraubpunkte für Taschen und Zubehör ist das performanceorientierte Fahrrad zudem für Bikepacking-Touren geeignet.
Neben den beiden Vasco “Grundmodellen”, gibt es noch die Vasco Select Modelle, die als Fachhandelsmodelle geführt werden und auch nur dort erhältlich sind.
In der GT 28 Version gibt es vier Select-Modelle (2.1, 2.2, 2.3 und 2.4), die sich vor allem in ihrer Ausstattung unterscheiden. Beim GT 275 Modell gibt es nur ein Select Modell (2.1).
Ich hatte zum Test das Vasco GT 28 Select 2.1. Dieses Rad hat eine Shimano 105 2×11 Schaltung, mechanische TRP Spyre Scheibenbremsen und ist eher als Performance-Gravelbike aufgebaut, denn als Gravel-Travel-Version. Besonders schön finde ich die “Oliva Metallic Matt” genannte Farbe. Ein schlichtes, angenehmes Grün, das prima in den Wald passt.
Durch die Möglichkeit, sich neben den Select Modellen sein persönliches Vasco zu konfigurieren, werde ich hier im Test aber weniger die aktuelle Komponentenauswahl des Test-Vasco Select 2.1 bewerten, sondern mehr auf den Rahmen/Gabel und die grundsätzlichen Fahreigenschaften eingehen.
Rahmen und Gabel
Der Rahmen des Vasco wird aus 4130 Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt und aus den sogenannten Stratocrom Rohrsatz gebaut.
Der Stratocrom Rohrsatz verbindet Gewicht, Haltbarkeit und Fahreigenschaften ideal miteinander.
Nach meinen Recherchen erlaubt es dieser konifizierte Rohrsatz gezielt auf die Belastungsbereiche des Rahmen Rücksicht zu nehmen und hier den Rohrquerschnitt anzupassen. (Wenn jemand von euch da Fachwissen hat, gerne Bezug nehmen.)
Unsere Stratocrom Rohrsätze werden von uns zusammen mit unseren Produktionsbetrieben für dein Fahrrad konzipiert. Dabei setzen wir konsequent auf hochwertigen CrMo 4130 (Chrom-Molybdän) Stahl, der ein- bis zweifach konifiziert (endverstärkt) wird. Durch die belastungsgerechten optimierten Rohre, die für jedes Modell individuell ausgewählt werden, erreichen wir eine ausgewogene Balance aus Gewicht und Dauerhaltbarkeit.
Was Konifizierung heißt, könnt ihr hier lesen. Zudem ist der Rohrsatz auch nicht besonders schwer, weshalb das Vasco in der Select 2.1 Version auch “nur” 12kg (11,9kg nachgewogen) wiegt. Ja, das ist in unserer eher Carbon- und Titan-verwöhnten Welt vielleicht etwas schwerer, aber für einen Stahlrahmen völlig angemessen. Damit steht das Vasco gewichtstechnisch in einer Reihe mit dem Bombtrack Hook, dem Böttcher Evolution, dem Veloheld IconX, dem Rondo Ruut ST1 oder dem Niner RLT 9.
Gewichts-orientierte Gravel-Fans können aber das Gesamtgewicht im Konfigurator mit der Wahl einer Carbon Gabel anstatt der verbauten Tout Terrain Allroad Fork Stahlgabel und einer anderen Schaltung durchaus noch Gewicht einsparen. Als alternative und vor allem bessere Gabeln fürs Bikepacking bieten sich entweder die Expedition Fork (auch aus Stahl) oder die Cinq Touring Fork II an, die beide über ausreichend Ösen für die Montage von Haltern, Taschen und Trägern verfügen.
Der Stahlrahmen kommt laut Tout Terrain als Rohling aus Vietnam. Er wiegt in Größe M ca. 2.390g (inklusive Grundierung und Farbe). Die Allroad Stahlgabel wiegt laut Tout Terrain 1.195g (mit ungekürztem Schaft). Zusammen also ungefähr 3,6kg.
Alle weiteren Schritte wie Pulvern, Montage etc. werden bei uns in der Manufaktur ausgeführt.
Er verfügt über ausreichend Ösen und hat ein austauschbares Schaltauge. Der Rahmen ist – aus meiner Interpretation – auf eine Kettenschaltung optimiert und auf die Belastungen einer solchen auch speziell ausgelegt.
Spezielle Rahmen für Kettenschaltung stehen für optimiertes Gewicht und kompromisslose Performance. Dies bedeutet, dass die Konifizierung der Rahmen, die Zugführung sowie die Anlötteile einzig für die Verwendung von Kettenschaltung ausgelegt sind und somit keine Kompromisse eingegangen werden müssen. Wenn die Kettenschaltung deine Wunschschaltung ist, und die Option auf eine spätere Umrüstung auf andere Antriebsarten nicht brauchst, dann gibt es nichts Besseres.
Die Schalt- und Bremszüge liegen beim Vasco außen – also eher klassisch. Die Bremsaufnahme an Gabel und Rahmen ist Flat-Mount, also Gravel-typisch.
Unterhalb des Oberrohrs befinden sich fünf Ösen. Diese sind für die Befestigung von Rahmentaschen oder für die Verlegung eines Rücklichtkabels gedacht. Oder um eine Halterung für eine Luftpumpe oder Flaschenhalter anzubringen. Leider gibt es auf dem Oberrohr keine Anschraubpunkte für eine Cock-Pit Tasche. Zudem verfügt das Vasco über Montagemöglichkeiten von zwei Flaschenhaltern im Rahmendreieck und einer am Unterrohr. Da muss man aber den Verlauf der Bowdenzüge beachten.
Daneben können ein Gepäckträger als auch Schutzbleche angebracht werden. Die entsprechenden Ösen sind für M6 genormt. Es kann aber sein, dass man hier beim ersten Mal etwas mehr Druck ausüben muss, da die Ösen durch die Lackierung entsprechend blockiert sein können.
All das macht das Vasco zu einem guten Allrounder und gutem Fahrrad für schnelle Runden auf Schotter oder als Bikepacking-taugliche Maschine.
Das Systemgewicht liegt offiziell bei 120kg. Ich habe dazu aber noch mal nachgefragt, denn der Stahlrahmen sollte eigentlich mehr aushalten:
Das ist das Systemgewicht, das sich aus den Anforderungen der Prüfnorm ISO 4210 ergibt. Alles darüber hinaus muss in einem nicht genormten von dem Prüflabor (in Abstimmung mit dem Hersteller) speziell entwickelten Test geprüft werden. Bei unseren Reiseradrahmen testen wir auch über die Norm hinaus, bei unserem Gravelbike halten wir das nicht für notwendig. Nichtsdestotrotz sind wir auch hier zuversichtlich, was die Dauerhaltbarkeit angeht (auch wenn das Systemgewicht mal überschritten wird).
Eine besondere Eigenschaft des Rahmens ist der Lenkanschlag, genannt Ergo-Stop II. Dieser besteht aus entsprechenden Anschlägen am Steuerrohr und einem Gegenstück am Gabelrohr. Das begrenzt die versehentliche Beschädigung von Schalt- oder Bremszügen und des Rahmens beim Umschlagen des Vorderrades.
Der Lenkwinkel ist dadurch auf 78 Grad (zu beiden Seiten)begrenzt und gibt so ausreichend Bewegungsfreiheit. Der Lenkanschlag ist fest im Vasco Rahmen vorgesehen, kann also nicht abgewählt werden. Wenn es stört, dann kann zumindest die Ergo-Stop Schelle durch einen Standard 10mm Spacer ersetzen werden.
Noch ein Wort zur Lackierung: Ich bin das Testrad mit Rahmentasche gefahren und bei vielen Rädern zeigen sich dann nach kurzer Zeit Abriebspuren im Lack. Nicht so beim Vasco, wo der Lack sehr widerstandsfähig ist. Tout Terrain nennt diese Pulverbeschichtung T-Coat. Abkleben würde ich aber dennoch.
Geometrie und Fahreigenschaften
Tout Terrain bezeichnet die Geometrie des Vasco als Performance Gravel Geometrie.
Der Rahmen ist spritzig auf Asphalt und legt auf Schotterpisten noch einen drauf.
Das Vasco fährt sich nicht weich und hat eine gute Kraftübertragung. Ich musste mich erstmal daran gewöhnen und war anfangs skeptisch, wie sich das Rad im Gelände verhalten würde. Auf Asphalt ist es schön performant und rollt sehr gut. Biegt man auf Schotter und Waldautobahn ab, legt es tatsächlich noch mal einen drauf und rollt spurtreu ordentlich los. Im direkten Vergleich fand ich das Rose Backroad agiler im Gelände als das Vasco. Andererseits war das Fahren mit dem Tout Terrain ähnlich angenehm wie mit dem Ritchey Outback oder dem Böttcher Evolution.
Die Lenkung des Vasco ist schön direkt, ohne aber die Laufruhe zu stören. Der Vortrieb ist sportlich und reichte mir völlig aus. Subjektiv betrachtet, würde ich aber das Vasco nicht als Performance Gravelbike einordnen. In jedem Fall aber als sportliches Bike für den Schotter.
Wird es allerdings traillastiger, so finde ich das Vasco nicht so passend. Das hat sicherlich auch mit der Reifenwahl und -Größe zu tun. Und wenn es feucht oder matschig ist, dann kommt das Vasco mit den Terra Trail bei 700cc x 40mm an seine Grenzen. Selbst bei Beschleunigung, rutschte das Hinterrad mehrmals durch, bzw. weg.
Mit mehr Breite oder einer 27,5 Zoll Bereifung ist das vielleicht anders. Allerdings muss das Vasco auch nicht auf die Trails. Dafür ist es meines Erachtens auch nicht wirklich gebaut. Es ist einfach ein prima Gravelbike für den “normalen” und sportlichen Spaß auf Schotter, im Wald und auf Asphalt.
Ein Grund für das gute Rollverhalten des Vasco kann die längere Wheelbase, der Abstand zwischen Vorder- und Hinterrad (Achse zu Achse) von 1.045mm (in Größe L) sein. Zum Vergleich: das Veloheld IconX hat eine etwas kürzere Wheelbase von 1.043mm. Das Bombtrack Hook ist mit 1.027mm noch kürzer. Längere Wheelbase haben hingegen das Böttcher Evolution (+37mm) und das Ritchey Outback (+24,6mm).
Kurze Kettenstreben lassen das Rad rasant beschleunigen, während die großzügige Tretlagerabsenkung den Schwerpunkt für hervorragende Stabilität weit absenkt.
Die Kettenstreben sind mit 440mm (in Größe L) schon kurz. Wettbewerber wie das Bombtrack Hook, Niner RTL 9 und Rose Backroad haben aber noch kürzere. Im Vergleich fährt sich das Backroad auch etwas agiler. Das Vasco wiederum ist etwas ruhiger im Gelände, was ich auch gut finde.
Das Böttcher Evolution und das Ritchey Outback wiederum kommen mit längeren Streben. Allerdings würde ich beide Räder vom Fahrgefühl und den Eigenschaften mit dem Tout Terrain Vasco vergleichen wollen.
Der moderate Rahmen-Reach gibt dir eine komfortable Fahrposition für lange Tage im Sattel, ohne dass die Fußfreiheit und das Handling bei niedrigen Geschwindigkeiten beeinträchtigt werden.
Der Reach beim Vasco in Größe L liegt bei 382mm, der Stack bei 611mm.
Zum besseren Verständnis:
- Reach beschreibt den vertikale Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zum oberen Ende des Steuerrohrs.
- Der Stack beschreibt den horizontalen Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zum oberen Ende des Steuerrohrs.
Viel Stack und wenig Reach bedeuten: Der Rahmen ist etwas kürzer und man sitzt aufrechter.
Wenig Stack und viel Reach bedeuten: Der Rahmen ist länger und man sitzt gestreckter/sportlicher auf dem Rad.
Interessant ist aber das Verhältnis aus Stack und Reach. Dieser Wert (Stack-to-Reach Ratio) liegt beim Vasco bei 1,6:1. Übersetzt heißt das: man sitzt recht aufrecht und komfortabel auf dem Vasco, was gut für lange Fahrten ist.
Ab einer StR Ratio von 1,55 spricht man von einer solchen komfortablen Sitzposition. Das Salsa Fargo hat übrigens eine StR Ration von 1,74, weshalb es ja auch ein Endurance-Sofa ist. Vergleichbar mit dem Vasco wäre das Böttcher Evolution, das eine Ratio von 1,58 hat.
Von 1,45 bis 1,55 spricht man von einer eher sportlichen Sitzposition. Hier fallen alle Fahrräder rein, die ich hier vergleichsweise aufgeführt habe. Das Rose Backroad mit 1,49, das Niner RLT 9 mit 1,55, das Bombtrack Hook mit 1,5 und das Ritchey Outback mit 1,51.
Unterhalb von 1,45 kann man von einer sehr sportlichen, race-orientierten Sitzposition ausgehen.
Mein Vasco im Tout Terrain Konfigurator
Ich hatte es ja schon gesagt: die Ausstattungsvarianten und Möglichkeiten sind beim Vasco sehr verschieden und sollten für fast jeden Geschmack etwas bereithalten. Einzig SRAM wird (noch nicht) verbaut, aber Tout Terrain verkauft das Vasco auch als Rahmenset für den Eigenaufbau. Dafür im Konfigurator einfach Rahmen Set Kettenschaltung auswählen.
Das Test-Vasco in der Ausstattung Selection 2.1 hat mit der 2×11 Shimano 105 eine Rennradschaltung und mit einer Übersetzung von vorne 46/30 und hinten 11-34 auch keine wirklich geländetaugliche Bandbreite, will man auch mit Gepäck in die Berge. Zum sportlichen Graveln ist man hier aber ausreichend ausgestattet. Ich würde allerdings immer eine GRX am Gravelbike vorziehen.
Als Bremsen kommen mechanische TRP Spyre zum Einsatz. Ich bin diese beim Atlas Mountain Race gefahren und Tobias hatte sie auch noch beim Silk Road Mountain Race im Einsatz. Gut eingebremst und eingestellt sind die Spyre ziemlich gut und knackig. Beim Testrad mussten sie noch eingebremst werden. Wer vorher hydraulische Bremsen gewohnt ist, wird allerdings den Unterschied zur mechanischen Bremse merken. Unter anderem muss man etwas eher anbremsen.
Bei den Laufrädern kamen Ryde Andra 321 Alu-Felgen mit 40mm Continental Terra Trail Reifen ans Rad. Die Felgen fand ich ok, allerdings sind diese nicht tubeless tauglich. Mittlerweile hat Tout Terrain deshalb auf die DT-Swiss G540 Felgen umgesattelt, die ich auch besser finde.
Mit den Reifen habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Zusammen mit Schläuchen waren sie nicht überzeugend. Nach wenigen Kilometern hatte ich bereits einen Platten. Und dann gleich noch einen. Am Ende habe ich dann einfach einen neuen Schlauch eingezogen und dann war Ruhe. Aber da Schläuche ja glücklicherweise nicht mehr wirklich ernsthaft in Frage kommen und Tubeless sich durchsetzt, wird das nur eine Ausnahme gewesen sein. Die Terra Trail sind sicherlich gute Reifen für eher trockenes Wetter. Bei meinen Testkilometern konnten sie nicht überzeugen und rutschen oft weg, vor allem hinten beim Beschleunigen oder sportlichen Anfahren einer Kurve.
Die Naben am Testrad sind Tout Terrain eigene, mit einer Centerlock Disc Aufnahme. Und mit Steckachsen. Vorne 12x100mm und hinten 12x142mm.
Nun möchte ich mir aber mein eigenes Vasco konfigurieren:
Als Farbe nehme ich Britisch Racing Green. Es gibt aber auch alle Möglichkeiten einer Individualisierung. Als Gabel kommt natürlich die Carbon Touring Fork II mit vielen Ösen ans Rad. Da kann ich ordentlich Gepäck mitnehmen und sie ist noch mal wesentlich leichter als die Stahlgabel.
Eine Kettenschaltung ist zwingend vorgegeben. Leider kann man nur zwischen der Campa Ekar 1×13 oder einer Rahmen Set Kettenschaltung wählen. Das meint nur das Rahmen-Set, ohne Schaltung. Laut Tout Terrain soll es aber bald im Konfigurator auch die Shimano GRX Varianten zur Auswahl geben.
Also gönne ich mir die Italiener von Campa und schlendere weiter zur Beleuchtung. Da ich mit dem Vasco vor allem Touren fahren möchte, wähle ich hier das Kit aus SON Nabendynamo und Plug6 USB Lader.
Beim Lenker greife ich auf den Tout Terrain Longhorn Komfort Lenker zurück, der einen Flare von 35 Grad bietet. Der Lenker am Testrad war ein normaler Drop Bar, der zudem für mich zu schmal war. Das ändert natürlich den Komfort einer Fahrt erheblich. Beim Steuersatz lasse ich mich nicht lumpen und setze auf Chris King. Teuer, aber gut.
Bei den Gepäckträger Optionen kann ich dann noch Träger für hinten, vorne und für die Gabel wählen. Das lasse ich mal weg, da ich das Vasco dann mit dem Ortlieb Quick Rack und den Fork Packs fahren würde.
Bei den Laufrädern kann ich nur die Farbe der Nabe wählen (schwarz) und habe nur eine Option bei den Reifen: Vredestein Aventura 44mm. Laut Tout Terrain sollen diese mit 44mm Breite und dem etwas gröberen Profil mehr Grip im Gelände bieten. Ich gehe davon aus, dass der Konfigurator noch nicht ganz gut für das Vasco funktioniert. Im Zweifel also lieber in Freiburg anrufen oder eine Email schreiben.
Schnell noch den Brooks Cambium C-15 Sattel gewählt und die hauseigene Micro-Adjust Sattelstütze und fertig ist mein persönliches Vasco.
5.513 Euro stehen dafür auf der Rechnung. Ich kann auch sofort bestellen, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass es bis zu 6 Monaten dauern kann, bis das Fahrrad fertig ist.
Beim Check Out werden mir noch Fahrradtaschen von Ortlieb für das konfigurierte Vasco angeboten. Allerdings klassische Radtaschen und nicht die passenderen Bikepacking-Taschen aus Heilsbronn. Aber auch das ist nur eine Frage der richtigen Konfiguration des Konfigurators.
Ohne Konfigurator würde meine Wahl aber vermutlich auf das Vasco GT 28 Select 2.3 mit Touring Fork II Carbongabel und Shimano GRX 1×11 Schaltung fallen.
Fazit & Einordnung in Martins Allroad Bike Kategorisierung
Wie ihr wisst, habe ich eine Allroad-Bike Kategorisierung entwickelt, in die ich alle Fahrräder, die ich teste, einordne und so etwas mehr Übersichtlichkeit schaffe.
Das ist nicht einfach, auch weil die Vielfalt an Typen, Anwendungen, Kategorisierungen und Trendbezeichnungen es nahezu unmöglich machen, das mal zu strukturieren. Ich habe es dennoch mal probiert. Dabei habe ich unter dem Oberbegriff Allroad-Bike drei Kategorien gebildet, die sich aber natürlich überschneiden und so auch Gemeinsamkeiten haben:
- Performance & Race: Einige der Fahrräder kommen aus dem Rennrad-/Crosserbereich und/oder sind von dort inspiriert. Vor allem Rennradfahrer, die auf den Schotter wechseln, finden Gefallen an diesen sehr sportlichen Rädern, die vor allem für den kompetitiven Einsatz gedacht sind.
- Freizeit & Alltag: Hier sehe ich die Räder, die das Sportliche und das Entspannte miteinander verbinden und mit denen man fast überall hinfahren kann, ohne sich viele Gedanken zu machen. Ja, hier sprechen wir vor allem über das klassische Gravelbike als ein prima Angebot an alle, die sich keine Gedanken mehr über den Untergrund machen wollen, sondern einfach nur fahren möchten.
- Travel & Abenteuer: Ja, auch das tägliche Pendeln zur Arbeit kann Abenteuer sein, aber in dieser Kategorie sehe ich alle Räder, die sich für nahezu alle Terrains eignen, deren Wurzeln eher im MTB liegen und die Off-Road, Bikepacking und Bike Travel in allen Spielarten möglich machen.
Das Tout Terrain Vasco sitzt für mich im Sweetspot zwischen Performance&Race als auch Travel&Adventure. Es kann eine Sportmaschine im Wald sein, allerdings sehe ich seine Stärken mehr im sportiven Bikepacking bis hin zu Radtouren.
Das Vasco ist wie oben beschrieben ein sehr angenehmes Fahrrad für Fahrten auf Asphalt und im Wald. Es macht schon viel Spaß damit zu fahren. Ich würde allerdings die Bereifung ändern, da diese die Möglichkeiten des Vasco zu sehr einschränkt. Auf der Straße und im Gelände rollt das Vasco sehr gut und hat ordentlich Vortrieb, auch wenn es schnellere und agilere Gravelbikes gibt.
Die Laufruhe ist sehr angenehm und die Kraftübertragung sehr gut (der Rahmen ist hart). Das Vasco ist kein spritziges Fahrrad, aber wenn es einmal ins Laufen gekommen ist, ist es agil genug, um mit den meisten Herausforderungen auf Schotter und Waldautobahnen klar zu kommen. Nur auf Trails und verblockten Passagen würde ich es nicht sehen. Vielleicht ist das mit dem Vasco 275 anders.
Ich sehe im Vasco aber wesentlich mehr, als nur ein Gravelbike. Für mich ist es vor allem als “neuer Typ” eines Reiserads interessant. Gravelbikes sind – abgesehen von den performance-orientierten Modellen – aus meiner Sicht optimal, um an die Erfolgsgeschichte der ersten Reiseräder anzuschließen – der Randonneure.
Das Tout Terrain Vasco bringt dafür alles mit: eine Geometrie für die Langstrecke und viele Stunden im Sattel, genügend Montagemöglichkeiten für Träger und Gepäck, wobei das sportliche Reisen im Vordergrund steht (Fans der Schwerlast-Fraktion sollten nach wie vor beim Silkroad bleiben), ausreichend Reifenbreite für die Pisten der Welt und Felgengrößen, um auch auf viel Gelände besser vorbereitet zu sein.
Durch die Auswahlmöglichkeiten zwischen 1fach und 2fach Schaltungen sollte es auch hier ausreichend Bandbreite und Kapazität geben, um mit Gepäck auch Berge gut hochzukommen. Nabendynamo und USB Lader halten dann alle Möglichkeiten vor, um Licht zu montieren und unterwegs Geräte laden zu können. Die Systemgewichtsbeschränkung auf 120kg habe ich oben besprochen. In jedem Fall ist ausreichend Raum und Limit für Gepäck selbst für größere Touren.
So gesehen kann das Vasco zuhause dein Gravelbike für den Sport und kleine Touren sein. Und gleichermaßen dein Reiserad, wenn es mal länger raus geht und du mehrere Tage und Wochen auf dem Fahrrad verbringen möchtest.
Und wer noch Zweifel hat, der sollte sich die Geschichte von Dan und René anschauen, die von Freiburg nach Bangkok radeln. Dan fährt diese Tour auf einem Vasco. René nutzt das Tanami, welches ich vor Jahren auch mal im Test hatte.
Hallo Martin.
Gerade bin ich über deinen Bericht gestolpert. Sehr ausführlich und informativ.
Vielen Dank dafür. Ich fahre auch das Vasco in Größe L. Bin relativ zufrieden, allerdings habe ich bei so mancher Ausfahrt das Gefühl das eine M besser passen würde.
Ich wollte mal deine Erfahrungen hören. Welche Rahmengröße hast du getestet bei welcher Körpergröße / Proportionen?
Ich bin 180 cm mit einer Schrittlänge von ca. 86cm. Meine Restlichen Proportionen würde ich als durchschnittlich bezeichnen.
Du sitzt ja auch lieber aufrecht/komfortabel als super sportlich habe ich so manchem Bericht entnommen.
Für eine Einschätzung wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße aus HH,
Stefan
Hallo Stefan,
ich glaube es war Rahmengröße M.
Ich bin 1,84m groß und habe eine Schrittlänge von 80cm.
Viele Grüße,
martin