Gerollt, Gefahren & Geschüttelt: Testfahrt mit der Ortlieb Frame-Pack RC

Testfahrt mit der Ortlieb Frame-Pack RC

Hinweis

Ortlieb und ich kennen uns schon länger und wir tauschen uns regelmäßig aus. So habe ich auch die Möglichkeit, neue Taschen zu testen und ausgiebig zu fahren. Daher ist dieser Beitrag auch als Werbung zu kennzeichnen. Aber ihr ordnet das schon richtig ein.

Vor ein paar Monaten erst hat Ortlieb seine neuen Rahmentaschen vorgestellt und dabei mit der RC eine Version mit Roll-Verschluss eingeführt. Ich habe hier schon mal darüber geschrieben. Seit ein paar Wochen fahre ich die neue Tasche am Rad und möchte euch nun einen ersten Bericht dazu geben.

 

Der gerollte Unterschied

Um es gleich vorweg zu sagen: Es geht nicht um Entweder/Oder bei den Rahmentaschen, auch nicht um Besser oder Schlechter. Sondern es ist einfach eine Ergänzung für all diejenigen, die lieber einen Rollverschluss anstatt eines Reißverschlusses haben möchten.

Ich habe die RC sehr begrüßt, denn sie hat einen klaren Vorteil: der Rollverschluss ermöglicht mir einen wesentlich besseren und komfortableren Zugriff auf den Inhalt und den Platz der Tasche, als es die Reißverschluss-Version bietet.

Montiert am Fargo Größe L. Man sieht die Befestigung der inneren Klettverschlüsse.

Anstelle des Reißverschlusses kommen hier Gummilaschen aka Silikon-Ringe zum Einsatz. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine mögliche Bruchstelle, allerdings sind die Silikon-Ringe sehr stabil. Ich werde sehen, wie sich diese bei wechselnden Temperaturen und hoher Sonneneinstrahlung verhalten. In jedem Fall haben mich die ersten 500km mit der Frame-Pack RC überzeugt.

Die Silikon-Ringe an der RC

Eine Frage, die mich in Zusammenhang mit dem Rollverschluss via Instagram erreichte, war, inwieweit dieser während der Fahrt bedienbar ist und ob das Öffnen und Schließen in dieser Version nicht viel zu lange dauert.

Offene RC

In der Tat ist bei der Rollversion ein Öffnen der Tasche während der Fahrt nicht wirklich machbar, einfach weil man drei Verschlüsse öffnen müsste. Ich allerdings habe auch die Reißverschluss-Version nicht bzw. sehr selten während der Fahrt geöffnet. Für Fahrer:innen, die gerne unterwegs zwischendurch an ihren Tascheninhalt wollen/müssen, bietet sich daher eher die RV-Version an.

Besserer Zugang zum Inhalt

Aber egal ob Reißverschluss oder Roll-Verschluss: das geht ähnlich schnell. Kurz gerollt und dann einfach die Gummis über die Gegenhalter ziehen. Fertig. Dauert keine 10 Sekunden. Daher ist das Argument Zeitverlust hier aus meiner Sicht nicht wirklich relevant.

Die Schließsysteme der Frame-Pack

Damit ihr seht, wie wenig sich die Rahmentaschen unterscheiden – bis auf den Verschluss – habe ich diese mal neben- und übereinander gelegt:

Beide Frame-Packs nebeneinander

 

Montage & Details

Auch die Befestigung am Rahmen ist die gleiche wie bei der neuen Frame-Pack mit Reißverschluss auf der rechten Seite, die ich in Marokko dabei hatte.

Im Lieferumfang enthalten sind drei große und breite Klettverschlüsse, drei Silikonringe und drei schmalere Klettverschlüsse für die Befestigung am Steuer-, Unter- und Sattelrohr.

Befestigungen am Oberrohr auf der Nicht-Verschluss-Seite

Am Oberrohr gibt es insgesamt 5 verschiedene Riemenpositionen – jeweils 2 vorne und hinten. So kann die Riemenposition vorne und hinten jeweils an eventuell zusätzliche Taschen auf dem Oberrohr angepasst werden. Am Sattelrohr sind 4 Positionen möglich und am Unterrohr ganz 8 Positionen.

Im Inneren der Tasche sorgt wie gewohnt ein verstellbarer Klettverschluss für die richtige Einstellung der Taschenbreite, damit diese bei Beladung nicht zu sehr ausbeult. Bei meinem Testmodell kann man die Befestigung der inneren Breitenregulierung sehen. Da gehe ich davon aus, dass dies dann in der finalen Version nicht mehr so sichtbar ist. Mich stört es allerdings nicht.

Offene RC am Rad

Das Gewicht beider Taschen gibt Ortlieb mit 250g an. Ich habe nachgewogen und dabei einen leichten Unterschied von 50g festgestellt: die Frame-Pack mit Reißverschluss wiegt 200g (nachgewogen), die mit Rollverschluss 250g (nachgewogen).

Die Frame-Pack RC gibt es als 4 Liter und als 6 Liter Version. Ich habe die 6 Liter Tasche, da diese meinen Rahmen am Fargo gut ausfüllt und mir vom Platzangebot reicht.

Und dass beide Taschen wasserdicht sind, muss ich ja nicht erwähnen.

 

Übersicht Ortlieb Frame-Pack RC (6 Liter)

  • Größen: 4L (M) und 6L (L)
  • Gewicht: 250g 6L Version (250g nachgewogen)
  • Verschluss: Rollverschluss mit Silikon-Ringen
  • Maße:
    • Dreieck a=Länge=50cm, b=Höhe=29cm, c=Untere Kantenlänge=55cm (nachgemessen)
    • Tiefe oben Oberrohraufnahme=6 cm
  • Material: PS21R – Das ist bei Ortlieb ein PU-beschichtetes Nylongewebe
  • Farbe: Schwarz-matt
  • Preis: ca. 130 Euro

 

Fazit

Die Ortlieb Frame-Pack RC ist Stand jetzt meine präferierte Rahmentasche. Anfangs war ich skeptisch, ob so ein Rollverschluss tatsächlich praktikabel ist und die Vorteile bietet, die mir erzählt wurden. Mittlerweile bin ich Fan und komme sehr gut mit dem Verschluss klar.

Die Frame-Pack RC im Vergleich

Mir gefällt insgesamt, dass Ortlieb hier an der Vielfalt des Angebots arbeitet und so jedem Fahrer:in Geschmack eine Variante anbietet. Wer sich nicht entscheiden kann: probiert mal die Roll-Version aus. Nicht im Laden, sondern am Rad. Ihr werdet feststellen, dass die Tascheninhalte einfacher zugänglich sind und sich so der Kram auch besser packen lässt.

Wer während der Fahrt an seine Tasche muss, der sollte die Reißverschluss-Variante nehmen. Alle anderen dürften an der Roll-Version ihre Freude haben. Die Bedienung ist denkbar einfach.

Beim Fahren stören die Schnallen nicht, bzw. nicht mehr als jede andere Rahmentasche ab und zu an die Innenbeine kommt. Allerdings sollte der oder die Fahrer:in den Verschluss immer gut rollen, sonst kann er zu weit raus stehen. Aber im Allgemeinen ist das kein Problem.

6 Liter sind eine ganze Menge, auch wenn ich mir wünschen würde, dass Ortlieb irgendwann mal eine richtige Full-Frame Tasche baut. Für mich und meine aktuellen Anforderungen reicht das aber völlig aus.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Silikon-Gummis in der Praxis und bei unterschiedlichen Temperaturen bewähren. Hier hätte ich mir noch einen Ersatz-Gummi im Lieferumfang gewünscht – just in case.

UPDATE 25.3.21: Heute habe ich die Rahmentasche mit etwas Essen und einer 2L vollen Trinkblase beladen. Das Einrollen des Verschlusses klappte gut, auch wenn der Trinkschlauch vorne rausragt. Beim Verschliessen ist dann der mittlere Silikon-Gummi gerissen. Die Tasche ist ein Vorserien-Modell und der Gummi ist an der Kante der Aufnahme gerissen. Dies wurde bei Ortlieb bereits erkannt und diese Kante entsprechend entschärft. Die anderen Gummis haben gehalten. Mein Fazit: beim Beladen einfach darauf achten, dass die Gummis nicht zu sehr gezogen werden. Die Tasche war mit der Trinkblase dann vermutlich überfordert, obwohl sie vom Platz her passt. Der Rollverschluss lässt dann vermutlich keinen Trinkschlauch zu. Fahrer:innen von Trinkblasen sollten daher die Reißverschluss-Variante wählen. Und Ersatz-Gummis im Lieferumfang wären gut. Der Taschenverschluss hält aber auch mit zwei Gummis vernünftig.

Unterwegs mit der Frame-Pack RC
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9 Comments

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  1. says: Tilmann

    Bei dem RV Modell müsste sogar eine undichte Stelle entstehen, wenn man den Schlauch durch den Reißverschluss nach draußen legt oder täusche ich mich?

  2. says: Tilmann

    Hallo!
    Du schreibst im Fazit, das Einrollen des Trinkschlauches klappte an sich gut und die Tasche lässt sich gut schließen. Nur der Gummi ist gerissen, was aber auch an dem Montagsmodell liegen könnte.
    Die Tasche ist also grundsätzlich nutzbar mit Schlauch? Ist für mich ein wichtiges Kriterium…da der Rahmen voll ist, überlege auch ich eine Trinkblase im die Tasche zu platzieren.

    Hast du grundsätzlich noch Empfehlungen zu der Trinkblase? Nutzt du eine reguläre oder eine extra für Rahmentaschen gemachte? (Apidura zb.)

    Viele Grüße 🙂

    1. Hallo,

      ja, ich habe diese Tasche bei meinen Langstreckenfahrten im Sommer mit Trinkblase genutzt. Du lässt den Trinkschlauch am vorderen Ende raushängen und rollst dann einfach zu. Der Verschluss-Gummi ist deshalb gerissen, weil das eine Prototyp Tasche ist und die Befestigungen noch zu scharfkantig waren. Das ist mittlerweile geändert.

      Meine Trinkblase ist von Alpkit. Die ist nicht speziell fürs Radfahren gebaut. Wenn dir dieser Aspekt sehr wichtig ist, dann solltest du auf die Apidura Rahmentasche und deren Trinkblase setzen und nicht Ortlieb. Apidura hat eine Öffnung für Kabel und Schläuche integriert.

      Viele Grüße,
      martin

  3. says: Helmut

    Hallo Martin,

    Danke für den Test. Ich hatte die erste Version der 4L-Version (mit RV links) und war etwas unglücklich darüber, dass das letzte Stück sich nur mit Kraft öffnen und schließen lies (da half auch das Schmieren des RV nichts). Außerdem vertrugen sich die oberen Befestigungslaschen nicht mit meinem neuen Top Tube Bag. Also habe ich mir diese Version ohne RV geleistet. Alles passt.
    Was die Spanngummis angeht, denke ich auch, dass wenigstens eins als Ersatz im Lieferumfang sein sollte – bei mir fehlten sogar zwei, die aber vom Händler problemlos nachgeliefert wurden. Jetzt habe ich eine erste Fahrt über 500km mit der Tasche gemacht. Der Verschluss ist durchaus praxistauglich, die inneren Klettbänder habe ich nicht gebraucht. Natürlich muss man weiterhin alles auspacken, wenn man die Akkus vom Navi wechseln möchte, die sich ganz unten im Dreieck befinden ;-).
    Leider hat sich bei meinem Modell das äußere Klettband allein durch den Zug der Laschen von der Tasche gelöst. Das ist echt Mist, denn dann stoßen die Oberschenkel bei jeder Kurbelumdrehung an die Laschen. Die Tasche ist jetzt zurück zum Händler. Ich hoffe, das war kein Serienfehler.

    Soweit meine Erfahrungen.

    Grüße, Helmut

  4. says: Sebastian

    Hallo Martin,
    wieder mal ein toller Testbericht. Darf ich fragen, welches Klebeband Du als Rahmenschutz an den Kontaktpunkten mit den Taschen (bzw. auch bei Kabelkontaktpunkten und Chainstay) benutzt bzw empfehlen kannst? Ich fahre ein Surly Midnight Special und würde gerne Kratzer so gut wie möglich vermeiden.
    Danke Vorab

  5. says: Heike Nickel

    Den Riesenvorteil eines Rollverschlusses sehe ich darin, dass kein Reißverschluss kaputt gehen kann. Nach mehrmonatiger eigener Radreise, und in Gesprächen mit anderen Radreisenden kamen wir zu dem Schluss: der Reißverschluss taugt nichts. Gleichzeitig möchte ich aber auch erwähnen, dass Ortlieb problemlos für Ersatz sorgte.

    1. Hallo Heike,

      bei den älteren Modellen mit RV auf der linken Seite kenne ich das auch. Bei dem neuen Modell mit RV auf der rechten Seite wurde der RV überarbeitet und ist wesentlich haltbarer als vorher.

      Viele Grüße,
      martin