Am Anfang muss ein Dankeschön stehen an die 405 Menschen, die sich an meiner Umfrage Ende 2018 beteiligt haben. Das ist ganz großartig und ich hätte nie und nimmer mit einer solchen Beteiligung gerechnet.
Diese Umfrage soll wie auch die zu „DAS Reiserad“ dazu dienen, Neueinsteigern und Erfahrenen eine informative Ressource zu sein und Orientierung zu geben. Und dafür sind die Erfahrungen, Meinungen und Tipps von euch als Experten und Radreisende so wichtig.
„Alles für die Radreise 2019“ hat zwei Teile:
Der erste Teil dreht sich um die Radtour/-reise an sich. Hier geht es mir darum zu wissen, wie ihr so unterwegs seid, wo ihr schlaft, was ihr an Geld am Tag ausgebt und wie ihr euch vorbereitet.
Warum? Diese Umfrage soll eine Orientierung sein für alle, die eine Radtour zum ersten Mal planen oder einfach mal schauen möchten, wie es andere halten. Und da sind einfach viele Erfahrungen wichtig und hilfreich.
Der zweite Teil dreht sich dann um die Ausrüstung. Hier geht es um eure Empfehlungen für Zelte, Kocher, Navis, Isomatten oder Kocher.
Warum? Viele Fragen, die immer wieder auftauchen, drehen sich um die Ausrüstung auf Tour. Und dabei geht es nicht einfach nur darum zu erfahren, ob jemand einen bestimmten Ausrüstungsgegenstand dabei hat, sondern auch und vor allem um die Marke und das Modell. Diese Infos sind wichtig für alle, die sich für eine Radtour ausrüsten oder die eine Neuanschaffung planen.
Leider hat sich die Auswertung der Daten etwas hingezogen, auch weil ich viel arbeiten musste und zudem auf Radtour war. Nun ist es aber soweit und in Teil 1 der Auswertung zeige ich euch wie wir Radreisen und wie wir eine Tour planen.
Wie wir Radreisen
Wie fährst du am liebsten auf Tour? Allein, zu zweit oder in der Gruppe? Die Antwort war recht eindeutig, denn die Mehrheit (52%) ist am liebsten allein unterwegs und eher selten in der Gruppe. 38% radeln gerne zu zweit.
Aber welche Strecke wird pro Tag auf Tour zurückgelegt? Ich persönlich fahre so um die 100 bis 130km am Tag und befinde mich damit in guter Gesellschaft: Insgesamt 56% der Befragten bewegen sich in diesem Bereich. 36% geben an, bis zu 100km pro Tag zu radeln. 26% fahren bis zu 80km und 20% bis zu 130km.
Die Mehrheit ist genüsslich-meditativ, aber nicht gemütlich unterwegs
Am Ende ist natürlich die Art und Weise des Radelns dafür ausschlaggebend. Mit 54% ist die Mehrheit der Befragten genüsslich-meditativ unterwegs und 36% gehen das Touren eher sportlich-leistungsorientiert an. Vermutlich sind unter ihnen auch die 12%, die bis zu 150km und mehr pro Tag fahren.
Das bedeutet aber nicht, dass die Mehrheit auf Radtour nur gemütlich durch das Land radelt. Auf die Frage nach den Prioritäten, sagen 77%, dass das Radfahren im Vordergrund steht. Für 20% der Befragten steht aber das Schauen bei einer Radtour im Vordergrund.
Zur Erläuterung: Fahren & Schauen meint den Fokus auf das Radfahren und bei Pausen wird sich halt auch was angeschaut. Schauen & Fahren meint, der Fokus liegt auf den Pausen und dem Besichtigen und das Fahrrad ist nur das verbindende Element.
Exkurs: Welche Radtour-Typ bist du?
Schauen wir noch mal kurz zurück: In meiner Umfrage „DAS Reiserad 2018“ habe ich auch abgefragt zu welcher Art Radreisender ihr euch zählt. Natürlich gibt es immer Mischformen, aber grundsätzlich ergab sich folgendes Bild:
40% bezeichnen sich als Radtourer. Das bedeutet Radtouren bis zu 14 Tagen Länge, vor allem in Deutschland aber manchmal auch durch andere europäische Länder. Hier ist man vorwiegend auf befestigten Wegen unterwegs, schätzt aber auch den Ausflug über Pisten und Pfade. Die Tagesstrecken liegen zwischen 70 und 100 Kilometern.
25% sehen sich als Genussradler. Dieser unternimmt nach meiner Typologie Tagestouren bis hin zu kleinen Radtouren bis eine Woche Länge und ist dabei vorwiegend auf befestigten Radwegen in Deutschland oder in Mitteleuropa unterwegs. Täglich werden genüsslich zwischen 40 und 80 Kilometer geradelt.
Gleich dahinter mit 22% folgt der Reiseradler. Für ihn ist kein Weg ist zu weit, egal ob nach Asien oder durch Afrika, die Panamericana oder auf dem Landweg in den Himalaya und weiter. Er freut sich über jedes Stück Asphalt, hat aber viel mit Pisten und kaputten Wegen zu kämpfen. Und genießt dies. Er lebt auf dem Rad und fährt – je nach Gebiet – zwischen 50 und 150 Kilometern am Tag. Ich nehme an, dass sich viele Leser dieses Blogs hier wiederfinden.
8% der Befragten sehen sich als Bikepacker. Das finde ich durchaus interessant, wo doch das Bikepacking in der Wahrnehmung omnipräsent ist. Eine kleine, aber feine Gruppe von 24 Befragten (3%) ist Langstrecken-Fan und lieben die Herausforderung hunderter oder gar tausender Kilometer und manchmal alles auch in einem Ritt.
Deutschland ist Radtourenziel #1
Im Rahmen meiner Umfrage „DAS Reiserad 2018“ hatte ich auch gefragt, wohin es euch auf Tour verschlägt und wie viele Tage ihr so im Durchschnitt unterwegs seid.
Die beliebtesten Radtour-Ziele sind Deutschland und Westeuropa. Mit 32% liegt Deutschland vorne als Radtourenziel und -region. Westeuropa rangiert mit 24% auf Platz 2. Platz 3 nimmt Europa insgesamt ein.
Nicht in der Grafik sind die Radtourziele Osteuropa mit 4%, Nordamerika und Süd-Ost-Asien mit jeweils 2%.
Was die Zeit angeht: Über 50% sind zwischen 1 und 14 Tagen auf Tour. 26% der Befragten gaben an, zwischen 6 und 14 Tagen unterwegs zu sein, gefolgt von 27%, die zwischen einem und fünf Tagen unterwegs sind. Damit ist über die Hälfte der Befragten zwischen Tagestour und 2 Wochen unterwegs. 22% lassen sich mehr Zeit und radeln bis zu drei Wochen durchs Land. 12% sind bis zu 12 Wochen unterwegs und 7% haben sich auf große Tour begeben und radeln mehr als 3 Monate.
(Ich werde in der nächsten Umfrage „Alles für die Radreise“ dann diese Fragen aus “DAS Reiserad 2018” integrieren)
Übernachtung auf Tour: Das Zelt ist Favorit
Zurück zur aktuellen Umfrage: Die liebste Zeit für Radtouren sind der Sommer und der Frühling, aber auch der Herbst hat mit 23% der Stimmen viele Fans. Lediglich 11% der Befragten sind ganzjährig unterwegs.
Einmal auf Tour stellt sich natürlich die Frage nach der Unterkunft. Hier war ich überrascht, dass mit insgesamt 45% der Stimmen das Zelt klarer Favorit ist. 25% reisen mit dem Zelt und gehen auf Campingplätze, 20% bevorzugen das Wildcampen. Jeweils 10% der Befragten bevorzugen unterwegs die Übernachtung im Hostel oder Hotel und 7% betten sich unter freiem Himmel. Genauso viele gehen in die Jugendherberge. Hier hatte ich einen größeren Anteil erwartet.
Warmshowers ist mit 4% noch recht wenig genutzt. Couchsurfing hatte übrigens nur 2% der Stimmen und die Übernachtung bei Familie/Freunden nur 3%.
Tourkosten: Die Mehrheit gibt 10-20 Euro pro Tag aus
Vermutlich hat das auch mit dem Budget zu tun, welches pro Tourtag zur Verfügung steht. Daher die Frage, wie viel Geld pro Tag im Schnitt ausgegeben wird, inklusive Übernachtung und Verpflegung. Die Mehrheit (59%) kommt mit 10 bis 30 Euro pro Tag aus. 31% liegen zwischen 10 und 20 Euro, 28% zwischen 20 und 30 Euro.
14% sind ganz sparsam und geben nur 5 bis 10 Euro pro Tag aus. Das ist durchaus möglich und ich bin früher auch so gereist. Vor allem im Ausland kann man durchaus mit so wenig Geld gut klarkommen. Ähnlich viele Befragte (15%) geben mehr als 30 Euro aus und 7% sogar mehr als 50 Euro. Das sind vermutlich auch diejenigen, die im Hotel und Hostel übernachten und dadurch Mehrkosten haben.
Aber wie erfolgt die Planung einer Tour?
Bei der Streckenplanung setzen 41% auf die eigene Planung und baut sich die Strecke selber. Nur 11% folgen ausschließlich ausgewiesenen Radwegen. Die Mehrheit sieht das aber flexibel: 46% planen sowohl selbst und folgen aber auch ausgewiesenen Radwegen.
45% nutzen für die Tourplanung den Laptop/Desktop PC und 26% verlassen sich auf die gute alte Landkarte.
Komoot und GoogleMaps sind die meistgenutzten Planungstools für die Radtour. 31% der Befragten nutzen Komoot und 24% setzen auf Google Maps.
Ich selber nutze Komoot, gleiche das oft mit Google Maps ab und benutze Gpsies zur Umrechung der GPS Tracks in Routen und zur Reduzierung der Wegpunkte. Garmin Basecamp finde ich zu kompliziert und Bikemap dient mir oft als zusätzliches Planungstool, wenn ich mit Komoot nicht zufrieden bin, oder es mal wieder hängt.
Vorbereitung: Nur das Nötigste für das maximale Erlebnis
Bevor es auf Tour geht, heißt es sich vorbereiten: 57% machen dafür aber nur das Nötigste, wollen ohne Vorbehalte ins Land oder die Gegend reisen und verlassen sich ansonsten auf die Hinweise vor Ort. Lediglich 25% bereiten sich intensiv vor, recherchieren und lesen viel.
Das hätte ich so auch nicht unbedingt erwartet. Ich selber mache nur das Nötigste und kümmere mich meist nur um eine grobe Streckenplanung und checke die Wetterbedingungen. Der Rest ergibt sich meist vor Ort. Ganze 6% der Befragten bereiten sich gar nicht vor.
Mit dem Zug zur Tour
Die Mehrheit der Befragten (40%) reist zum Tourstart mit dem Zug an. 28% starten vor der Haustür direkt mit dem Rad und jeweils 10% reisen mit dem Flugzeug oder Auto zum Start der Tour.
Interessanterweise benutzen 4% ein Schiff/Boot zur Anreise. Vermutlich, wenn das Ziel in Skandinavien oder auf den Inseln im Mittelmeer liegt.
Unterwegs lieber Asphalt als Gravel
Einmal unterwegs sind die meisten (32%) lieber auf Asphalt und Pflaster unterwegs, wobei für 22% es gerne auch auf Waldwegen durchs. Land gehen kann. Lediglich 17% finden Schotterpisten interessant und nur 9% Trails und Pfade. Und ich dachte das Graveln und Bikepacken würde sich stärker auswirken.
So, Teil 1 der Auswertung ist fertig.
Was sagt ihr zu den Ergebnissen? Im zweiten Teil geht es dann um die Ausrüstung und was ihr konkret an Marken und Modellen empfehlen konntet.
Sehr übersichtlich und informativ aufbereitet. Chapeau! Und Danke für die geopferte Freizeit. Weiter so Martin.
Dankeschön!
Ich mach mich mal an Teil 2…
Viele Grüße
Martin
Finde mich da sehr gut im Trend wieder. Vielen Dank für Deine Mühe und das Ergebnis. Bin schon sehr auf Teil 2 gespannt.