So, ihr könnt es bestimmt kaum erwarten, aber nun kommt endlich Teil 2 der Auswertung.
184 Leute haben sich Zeit genommen, die 46 Fragen rund um das beste Reiserad zu beantworten. Ein Rad, dessen Größe, Rahmenmaterial und Komponenten sich durch eure Stimmen und Meinungen zusammensetzt. Ein Durchschnittsrad, aber von Experten!
Nachdem es im ersten Teil um Rahmen, Gabel, Räder, Bremsen und den Sattel ging, wende ich mich nun dem ganzen „Rest“ zu: Schaltung, Antrieb, Naben, Lenkung und Gepäckträger.
Doch zuvor gibt es noch ein paar Stimmen der Befragten dazu, was ein gutes Reiserad ausmacht:
Oft kann man keine bestimmte Aussage über DAS Reiserad treffen, weil die Einsatzgebiete unterschiedlich sind. Außerdem haben die Fahrer ein unterschiedliches Gewicht und nehmen unterschiedlich viel Gepäck mit, wodurch sich die Gesamtbelastung unterscheidet.
Daher können mal leichtere und mal schwerere (oder damit belastbarere) Komponenten ausgewählt werden. Schließlich ist es oft auch eine Frage des Geschmacks, ob man lieber flott und gemütlich reist.
Das ist natürlich richtig: ein Reiserad ist – egal ob von der Stange oder aus der Manufaktur – immer individuell. Und das Gesamtgewicht ist wirklich ein wichtiger Punkt.
Ein möglichst hohes zulässiges Gesamtgewicht des Fahrrades ist sehr wichtig! Viele sogenannte Reiseräder diverser Hersteller haben nur ein zulässiges Gesamtgewicht (Fahrrad + Fahrer + Gepäck) von 120 – 140kg. Da stößt man schon mal schnell an die Belastungsgrenzen.
Ich wiege im Schnitt – je nach Jahreszeit und Laune 😉 – 85 bis 90 kg und habe meist um die 22 kg Gepäck mit. Für die Leute, die lieber Schwerlasttransporter fahren wollen/müssen, empfiehlt sich in der Tat der Blick auf das zulässige Gesamtgewicht.
Wenn man wirklich um die Welt radeln möchte sollte das Rad so einfach wie möglich zusammengebaut sein. Nicht so sehr aufs Gewicht achten, sondern auf die Haltbarkeit!
Und das kann man nur unterstreichen. Auf jeden Fall gehört zu einem richtigen Reiserad ein
Flaschenhalter – 3 x !!!
Denn weniger als drei sind meist ein Zeichen, dass es sich nicht wirklich um einen Reiserad-Rahmen handelt. 😉
So, nun aber genug der Vorrede und los geht es mit der Auswertung:
Schaltung: Hauptsächlich Kette, aber die Nabe ist ihr dicht auf den Fersen
DAS Reiserad hat eine Kettenschaltung, meist Shimano XT.
Aber Nabenschaltungen holen auf, vor allem der Erfolg der Rohloff Speedhub sorgt dafür. Interessant ist, dass doch schon 8% eine Pinion-Schaltung am Reiserad sehen. Ich habe eine Pinion an einem ToutTerrain Silkroad mal Probe gefahren. Aber ob diese eine dauerhafte Belastung unter Reisebedingungen aushält, kann ich nicht beurteilen. Ich bin daher an Erfahrungsberichten von Radreisenden mit Pinion-Getriebe interessiert.
Bei der Frage Kette oder Riemen als Antrieb führt noch ganz klar die Kette. Allerdings geben auch 7% der Befragten dem Riemen den Vorzug. Wer sich erste Langzeiterfahrungen mit einer riemengetriebenen Schaltung holen möchte, der ist bei Melanie und Sebastian von chinacrossing.de richtig. Sie radeln gerade durch China mit Rohloff und Riemen.
Naben-Schau: SON & XT sind erste Wahl
Welche Naben sollen ans Reiserad kommen, sollte dort keine Nabenschaltung oder Nabendynamo installiert sein? 22,5% der Befragten sehen hier am liebsten eine Shimano XT Nabe, gefolgt von DTSwiss Naben (13%). Ich selber fahre hinten eine Shimano XT und bin von ihrer Langlebigkeit überzeugt. Zuvor hatte ich mal eine ONYX Nabe, die mittlerweile DTSwiss sind (wenn ich das richtig in Erinnerung habe).
Beim Nabendynamo gibt es eigentlich keine zwei Meinungen:
Das Reiserad hat einen SON Nabendynamo. 56% der Befragten stimmten dafür.
Mehrheitlich gab es hier Modell-Nennungen für den SON 28. Ich selber habe einen SON Deluxe, der meines Wissens nach immer noch der leichteste Nabendynamo auf dem Markt ist. Aber auch Shimano hat gute Dynamos im Angebot. 29% der Befragten setzen auf die japanischen Modelle. Shimano-Fahrer präferieren das XT Modell (DH-T780) und den DH3N72, was im Modell-Vergleich der Deore wäre.
Eine gute Übersicht zu Nabendynamos und deren Einwertung findet ihr übrigens auf Fahrradbeleuchtung-Info.de
Antrieb: Japanischer Vierkant
Beim Tretlager setzt mit 39% die Mehrheit auf Vierkant-Lager.
Das war für mich erwartbar, da es einfach die stabilste Tretlagerart ist und überall auf der Welt Ersatz zu bekommen sein dürfte. Ich hatte selbst lange Vierkant, bevor ich dann vor zwei Jahren auf Hollowtech II gewechselt bin. 20% der Befragten sehen ebenfalls ein Hollowtech II Lager am Reiserad.
Bei den Kurbeln setzt die übergroße Mehrheit auf Shimano und hier besonders auf die XT-Modelle (31%). 6% ziehen Truvativ-Kurbeln, 4% Sram und Sugino vor. Truvativ und Sugino sind vor allem bei Rohloff-Fahrern beliebt.
Vorbau, Lenker, Steuersatz: Starr, gerade und mit Lenkerhörnchen
70% der Befragten setzen auf einen starren Vorbau und lediglich 29% auf einen verstellbaren.
Dieser Vorbau trägt dann nach Meinung von 57% der Befragten einen geraden Lenker mit Lenkerhörnchen, gefolgt von einem Rennradlenker, den 28% hier am Reiserad sehen. Ich persönlich habe einen Multibar-Lenker – so wie ihn lediglich 10% der Befragten am Rad haben möchten.
Einige Fahrradhersteller bieten ihn mit an: den Speedlifter. Damit kann man die Höhe des Lenkers beliebig und einfach verstellen. Ich finde das interessant, aber die Meinungen dazu sind eindeutig: nur 4% würden einen Speedlifter am Reiserad fahren. 73% sagen ganz klar Nein.
Und was hält alles vorne zusammen? Beim Steuersatz hat Chris King die Nase vorn, gefolgt von FSA Modellen. Ich habe einen FSA Steuersatz.
Pedalen und Schutzbleche: Mixed und fest sind die Favoriten am Reiserad
Pedalen gehören mit zu den wichtigsten Teilen am Reiserad. Sie müssen unglaubliche Belastungen aushalten und dürfen nie schlapp machen.
Bei den Pedalen setzen 47% auf ein Mix-Modell aus Plattform und Klickpedale.
Ich habe damit keine Erfahrungen, denn ich verwende wie 34% der Befragten Bärentatzen-Pedalen. Reine Klick-Pedalen am Reiserad würden nur 20% der Befragten sehen. Ich finde reine Klickies unpraktisch, da sie immer auch entsprechende Schuhe voraussetzen. Bei einer großen Tour durch die Welt wäre mir das zu unsicher.
Beim Schutzblech setzen 78% auf feste Bleche. Meist von SKS (Habe ich aber nicht extra ausgezählt). 12% verwenden gar keine Schutzbleche. Das kann ich mir nicht mehr vorstellen, doch zu Anfang meiner Reiseradlerzeit bin ich ebenfalls ohne bzw. nur mit Steckschutzblechen gefahren.
Tubus vorne und hinten: Gepäcktransport ohne Anhängsel
Der Gepäcktransport ist die eigentliche Aufgabe des Reiserades. Neben dem gut Aussehen natürlich 😉
77% der Befragten setzen auf die Klassiker-Kombination aus Gepäckträger und LowRider.
Dabei ist Tubus die Marke der Wahl, egal ob hinten oder vorne. Lediglich 14% reisen nur mit Gepäckträger und 7% setzen auf die Reiseschiff-Kombination aus Gepäckträger, LowRider und Anhänger.
Bei der Anhängerfrage scheiden sich die Geister:
für 72% kommt ein Anhänger nicht in Frage, aber immerhin sind 15% am Überlegen und 12% sehen einen Anhänger ganz klar am Reiserad.
Ich bin immer mit Gepäckträger und LowRider gut zurechtgekommen. Früher hatte ich noch zusätzlich einen Vorderradgepäckträger, der mir aber einmal in Indien vom Rad gefallen ist. Schraube gebrochen. Seitdem fahre ich ohne.
Ein Anhänger kam für mich aber noch nie in Frage. Ich bekomme mein Gepäck bislang immer in die 5 Taschen – und wenn es mehr ist, muss ich weiter reduzieren.
Finale, Ohoo! – Das ist DAS Reiserad
So, DAS Reiserad ist hiermit vermessen und definiert:
- Stahlrahmen,
- 26er Räder,
- Ryde/Rigida Felgen,
- Schwalbe Marathon Mondial Reifen,
- V-Brake,
- Brooks B17 Sattel,
- Shimano XT Kettenschaltung mit XT Nabe,
- SON 28 Nabendynamo,
- 4-Kant-Tretlager mit Shimano XT Kurbel,
- starrer Vorbau,
- Lenker mit Lenkerhörnchen,
- Chris King Steuersatz,
- Mixed Pedalen,
- feste Schutzbleche,
- Tubus Gepäckträger und LowRider.
Ich sage Danke an alle Teilnehmer. Es hat Spaß gemacht und es war durchaus interessant. Vielleicht ist diese Umfrage ja für den ein oder anderen hilfreich bei der Zusammenstellung des eigenen Reiserades.
Jeder hat andere Bedürfnisse. Ein Reiserad sollte meiner Meinung nach nicht von der “Stange” sein! Man verbringt ja auch eine sehr lange Zeit drauf. (Zitat eines Umfrage-Teilnehmers)
Egal ob Stange oder Maßanfertigung – ich hoffe sehr, dass ihr sehr viel Zeit auf eurem Reiserad verbringt! Und einfach losfahrt – es wird schon alles halten. Egal was ihr habt.
Und falls nicht, dann denkt daran: Abenteuer ist immer das, was dazwischen kommt!
Und alle, die sich die gesamte Auswertung noch ein mal genauer anschauen wollen, können sich hier den Gesamtreport als PDF runterladen.
Viel Spaß damit!
Was für eine spannende Auswertung. Für mich als Neuling sehr hilfreich. Vielen Dank.
Habe mir die Seite gebookmarkt. 🙂
Hallo Heiko,
vielen Dank! Ich werde nächstes Jahr diese Umfrage wiederholen und dann schauen wir mal, wohin so die Reise und Vorlieben gehen 😉
Viele Grüße,
Martin
WOW Martin, Deine Beitraege sind wirklich immer sehr gut !!!
Klasse, weiter so !!!
LG Heike
Hallo Heike,
Vielen Dank! Das freut mich sehr.
Es macht mir auch sehr viel Spaß und ist die beste Art, die Zeit zum nächsten Trip zu überbrücken.
Viele Grüße,
Martin