Alles im Rahmen: Meine neue Gramm Custom Full Frame Bag

Alles im Rahmen: Meine neue Gramm Customer Full Frame Bag // Everything in the frame: My new Gramm Customer Full Frame Bag

Irgendwann kommt der Moment, wo es dann doch persönlich wird und man mit einer individuellen und an den Fahrradrahmen angepassten Tasche liebäugelt. Und auch ich habe mich lange mit dem Gedanken an eine maßgeschneiderte Rahmentasche beschäftigt.

Für eine solche sprachen Platzoptimierung im Rahmen, individuelle Features an der Tasche und eine bessere Befestigung mit Rücksicht auf vorgegebene Rahmeneigenschaften.

Gegen eine individuell angefertigte Tasche sprachen der Preis und die Tatsache, dass ich ja bereits Rahmentaschen habe. Und, dass man diese Tasche dann vermutlich nicht (oder nur mit Einschränkungen) an anderen Fahrrädern nutzen kann.

Erste Tour mit der Gramm // Foto: Nils Thomsen

Bis ich mich zu einer fahrradbezogenen Kaufentscheidung durchringen kann, brauche ich immer sehr lange. Aber im Dezember, nach monatelangem Überlegen, war es dann soweit und als Ausrede diente mir Weihnachten. Und die Tatsache, dass meine Revelate Ripio Rahmentasche undicht geworden ist und im Inneren auch schon den ein oder anderen Abrieb erfahren hat. Meine Ortlieb Rahmentaschen sind zwar super, aber sie nutzen nicht den ganzen Platz im Rahmendreieck.

Nun gibt es viele kleine Manufakturen, die wunderbare Taschen individuell schneidern können. Benubags zum Beispiel. Oder Reisefix, Rusjan, Bikepack, 7Roads oder auch die zum Teil individualiserbaren Taschen von Alpkit. Und auch das selber sich Taschen nähen findet immer mehr Fans. Ich weiß aber sehr genau, dass Nähen nicht zu meinen Talenten zählt, weshalb ich mir eine Manufaktur für die neue Tasche suchte.

Ehrlicherweise musste ich da gar nicht lange überlegen, denn seit vielen Jahren beobachte ich schon die Entwicklung von Gramm Tourpacking aus Berlin. Hier fertigt seit 2013 Kristin Heil zusammen mit drei anderen Frauen wunderbare Taschen für das Bikepacking und Radreisen. Dabei kann sie auf ihre Expertise zurückgreifen und weiß sehr gut, worauf es “das Draußen” ankommt. Hilfreich ist sicherlich auch die Zusammenarbeit mit Fern Fahrräder, einer feinen Fahrrad-Manufaktur aus Berlin. Flo und Paul bauen unter anderem Fahrräder wie das Chuck Explorer (Ultra Distance), das sehr gute Chancen hat, auch mal ein Fahrrad für mich zu werden, wenn ich wieder mehr Radreisen mache. Und das Team um Kristin baut für diese Räder immer wieder tolle Taschenlösungen, die ich sehr inspirierend finde.

Persönlich kenne ich Kristin Heil, Gründerin von Gramm, nicht. Wir hatten nur via Email Kontakt, wo sie mich sehr gut in meinem Taschenwunsch beraten hat.

Und natürlich lasse ich mich bei meiner Suche auch von anderen beeinflussen. Zum Beispiel von Stefan Haehnel und Bengt Stiller, die beide erfahrene Bikepacker, sehr begabte Fotografen und Langdistanz-Sportler sind und dabei auch auf Taschen von Gramm setzen. Bengt zum Beispiel ist diese bei seinen Silk Road Mountain Race Fahrten gefahren. Und auch das war ein Grund für mich, auf Gramm zu setzen, denn wenn sie Taschen für die Anforderungen bauen können, dann bin ich hier richtig.

 

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Die Features

Für die Rahmentasche hatte ich auch schon konkrete Ideen. Sie sollte im Stil der Ripio aufgebaut sein: auf der Antriebsseite zwei Taschen untereinander, die bei Bedarf auch zu einer verbunden werden kann.

Im unteren Dreieck verstaue ich meist schwerere Sachen, wie Öl, Apotheke, Ersatzschlauch, CO2 Kartusche, Powerbank, Ersatzteile. Beide Taschen haben abgedeckte Reißverschlüsse.

Die obere Tasche ist mit die raumreichste. Dort kommt meist der Biwaksack, Regenjacke, Handschuhe und Snacks rein.

Auf der Nicht-Antriebsseite sollte es ebenfalls eine Tasche geben. Hier soll ein wasserdichter Reißverschluss eingebaut werden. Hier transportiere ich meist flachere Sachen, wie Portemonnaie, Messer, Dokumente, Gels und Riegel, Toilettenpapier.

Zudem wollte ich diesmal auf dieser Seite zwei Netztaschen haben, in die ich beispielsweise Mütze, Handschuhe, Riegel, Armlinge und überhaupt Sachen packen kann, die man gerade nicht braucht, aber Zugriff während der Fahrt benötigt. Das hat sich auch schon bei meiner ersten Tour damit absolut bewährt, wo ich so auf Temperaturunterschiede mit Armlingen und Handschuhen schnell und während der Fahrt reagieren konnte.

Daisy Chain Befestigung über Flaschenhalter-Ösen

Die Befestigung sollte eine Mischung aus Daisy Chain (also über die vorhandenen Ösen für die Flaschenhalter), als auch über klassische Klettgurte erfolgen.

 

Das Material

Was das Material angeht, so war mir Wasserdichtheit wichtig, bei relativ niedrigem Gewicht. Gramm bietet eine sehr große Auswahl an möglichen Materialien, Farben und Mustern an und gibt dabei ausführliche Informationen über Eigenschaften und Gewicht.

Ich habe mich für das Obermaterial X 21 RC Black Expedition entschieden. Laut Gramm ist dies ein laminiertes Gewebe, das wasserdicht und reißfest ist, eine geringe Dehnung bietet und damit eine ideale Kombination zwischen Gewicht und Haltbarkeit darstellt. Die Wassersäule beträgt von 140.000mm und das Material wird in den USA und Deutschland hergestellt. Es hat ein Gewicht von 210g pro Quadratmeter. Das Futtermaterial ist Nylon Ripstop grau.

 

Die Fertigung

Auf der Website von Gramm gibt es eine genaue Anleitung, wie man sich Schritt für Schritt auf den Weg zur eigenen Tasche begibt.

Der erste Schritt sollte die Übersicht sein, welche Art von Taschen man gerne hätte. In meinem Fall gibt es 1/3, 2/3, Full und Dual Frame Bags. Dual ist eine Kombi-Lösungen, wo man eine Half Frame zu einer Full Frame zusammensetzen kann. Diese Variante hatte ich zuerst im Kopf, auch um variabel zu sein für den normalen Alltag, wo es nicht unbedingt eine Full Frame Tasche braucht.

Screenshot @ gramm-tourpacking.com

Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, da ich einige Half Frame bzw. 1/3 Frame Taschen habe und die Gramm dann nur zum Einsatz kommt, wenn es drauf ankommt. Also bei meinen nächsten Races und längeren Touren.

Die nächste Station ist die Anfertigung einer Schablone, die man in sein Rahmendreieck einpasst und entsprechend markiert. Dafür gibt es eine gute Vorlage von Gramm, die man beachten sollte.

Anschließend schickt man diese Schablone als Foto (und dann per Post) zusammen mit seinen Farb-, Material-, Muster- und Sonderwünschen an Gramm.

Meist gibt es dann noch ein paar Rückfragen und Vorschläge und wenn alles passt, dann kann es losgehen.

 

Die Rahmentasche

Laut Gramm kann der Fertigungsprozess dann 6-8 Wochen dauern. Bei mir war die Tasche schon nach 4 Wochen fertig. Und dann hat es noch mal ein paar Wochen gedauert, bis ich sie auch in der Praxis ausprobieren konnte. Im kern gab es da keine Überraschungen: sie sitzt, wie sie soll, die Taschen sind so wie ich sie haben wollte, das Netz erfüllt seinen Zweck und die Verarbeitung ist Tiptop. Da habe ich ehrlicherweise auch keine Probleme erwartet.

Es ist schon schön zu sehen, wie sich die Tasche nahtlos in den Rahmen einfügt und dort dann den Platz optimal nutzt. Mit den Klettriemen am Oberrohr experimentiere ich noch. Da würde ich eventuell noch einen weiteren gebrauchen können. Allerdings schließt sich der Platz zum Oberrohr noch mehr, wenn die Beladung zunimmt.

Und am Reißverschluss der Non-Drive Seite habe ich gleich einen Kabelbinder angebracht, um diesen auch mit Handschuhen und während der Fahrt besser bedienen zu können. Da könnte Gramm gleich von “Werk aus” eine Schlaufe anbringen, so wie auf der Drive Seite.

Sie hat eine Baubreite von 5,5cm und ist damit ähnlich breit wie die Ripio. Allerdings ist die Gramm formstabiler und lässt sich dann nicht so ausweiten, wie die Ripio.

Das Fassungsvermögen der Rahmentasche beträgt 7L. Sie wiegt dabei um die 400g.

Der Preis liegt für die Full Frame bei aktuell 279 Euro. Ich habe 299 Euro inklusive Extras bezahlt.

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3 Comments

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  1. says: Hilmar

    Martin, Du hast eine Trinkflasche unten am Unterrohr. Mich würde interessieren, wo du deine weiteren Trinkflaschen verstößt.

    Viele Grüße
    Hilmar

      1. says: Hilmar

        Hallo Martin,

        vielen Dank für die Antwort! Ja, an der Gabel ist gut, geht bei mir aber leider nicht mangels Halterung.

        Sehr schöner Bericht und ich erwäge, zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls bei Gramm mal eine solche Tasche anfertigen zu lassen.

        Und danke für Deinen immer spannenden Pocast…

        Herzliche Grüße
        Hilmar