Hinweis:
Auf meinen Wunsch hin hat mir CosmicSports ein Salsa Cutthroat Testrad gestellt. Dafür sage ich Danke! Und weise euch darauf hin, dass es Werbung ist oder sein kann. Ihr kennt das...Also dieser Testbericht ist nicht objektiv, denn ich oute mich schon mal jetzt als Cutthroat Liebhaber. Dafür müsst ihr wissen, dass ich vor dem Salsa Fargo mit dem Kauf des Salsa Cutthroat sehr geliebäugelt habe. Leider ist es dann nichts geworden, was Lieferengpässe als Hauptgrund hatte, aber nach wie vor bin ich von diesem Bikepacking-Gravelbike begeistert.
Bevor wir tiefer einsteigen, erstmal die Namensklärung: Beim Cutthroat sprechen wir nicht über blutrünstige Praktiken, sondern über einen Fisch, genauer gesagt eine Forelle:
Die Cutthroat-Forelle ist auch der Fisch aller US-Bundesstaaten, durch die die Tour Divide (oder Great Divide Mountain Bike Route) führt.
Das Cutthroat ist interessanterweise die Weiterentwicklung des Fargo, hin zu mehr sportlichem Fahren, aber gleichzeitig absolut auf die Langstrecke ausgelegt. Also auf Schotter-Fahrten über mehrere Stunden und Tage. Der Grund für diese Weiterentwicklung war die legendäre Tour Divide, die Mutter (wir haben in diesem Text viele Mütter) aller Bikepacking Langdistanz Rennen. Für diese Tour über mehr als 4.000 km von Alaska an die amerikanisch-mexikanische Grenze hat Salsa das Cutthroat entwickelt und als Zeichen dessen, die komplette Route der Tour Divide auf das Unterrohr gedruckt.
Im Juni 2015 wurde dann das erste Salsa Cutthroat vorgestellt. Damals gab es noch nicht den Gravelbike Hype und das Bikepacking war hierzulande noch in den Kinderschuhen oder hieß noch anders. Und was mir besonders gefällt: Das Cutthroat macht keine Kompromisse, sondern kommt nur in 29 Zoll und kann richtig breite Reifen vertragen. Fertig. Kein 700cc und wenn es mal holprig wird, dürft ihr einen zweiten Laufradsatz mit 650B dran bauen. Kein “wir haben hier einen Crosser irgendwie noch etwas langstreckentauglicher gemacht”. Man merkt schon, dass das Mountainbike Pate bei der Entwicklung des Cutthroat gestanden hat. Und das vor allem mit Blick auf das Bikepacking und den Einsatz des Cutthroat als Abenteuer-Fahrrad.
Pete Hall und Joe Meisner sind die Köpfe hinter dem Cutthroat (Joe vor allem bei der Entwicklung der 2. Generation). Pete bringt den Mountainbike Hintergrund mit und Joe kommt aus dem Bikepacking/Gravelbike Race Bereich. Er ist die Tour Divide bereits mit dem Fargo gefahren und konnte so praktische Erfahrungen mit in die Weiterentwicklung des Cutthroat einbringen.
Wer mehr dazu erfahren möchte, dem empfehle ich den Gravelstoke Podcast mit den beiden:
Die Cutthroat Geometrie
In der Abgrenzung des Cutthroat zum Fargo würde ich sagen: Das Fargo ist der sportliche Langstreckensessel. Das Cutthroat der agile Gamingstuhl. Und weil das natürlich viel zu blumig klingt, hier der Geometrievergleich der beiden Räder:
Das Fargo ist natürlich aufrechter als das Cutthroat, unterscheidet sich schon sehr deutlich in der Rahmenform und hat mehr Stack (+23,5mm) und weniger Reach (-17,3mm). Und es hat einen längeren Radstand als das Fargo (+7,3mm). Dafür liegt das Cutthroat aber etwas tiefer (5mm) als das Fargo.
Zum Verständnis:
- Viel Stack und wenig Reach bedeuten: Der Rahmen ist etwas kürzer und man sitzt aufrechter.
- Wenig Stack und viel Reach bedeuten: Der Rahmen ist länger und man sitzt gestreckter/sportlicher auf dem Rad.
Beide, das Cutthroat und das Fargo, sind auf Drop Bar konzipiert, wobei das Fargo auch mit geradem Lenker oder Jones Bar gefahren werden könnte. Das gilt laut Salsa auch für das Cutthroat:
Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass das Cutthroat speziell als Dropbar-Mountainbike konzipiert ist. Die Umstellung auf einen flachen Lenker führt zu einer sehr kurzen Oberrohrlänge im Vergleich zu einem traditionellen Flatbar-Mountainbike.
Im Vergleich zu den eher klassischen Gravelbikes unterscheidet sich das “Cutty” aber dennoch.
So hat es im Vergleich zum Rose Backroad mehr als 3cm mehr Stack und 1cm weniger Reach, ist also schon aufrechter.
Das gleiche gilt für den Vergleich mit dem Bombtrack Hook EXT, das 3cm weniger Stack und fast 2cm mehr Reach als das “Cutty” hat.
Praxis-Erfahrung & Rahmen-Set
Das Cutthroat liegt also zwischen den Welten, bzw. ist eine eigene Welt: Es ist nicht ganz so aufrecht/bequem wie das Endurance MTB Salsa Fargo, aber es ist auch kein klassisch-sportliches Gravelbike.
In der Praxis macht das Cutthroat richtig Spaß. Diese Kombination aus MTB und Gravelbike ist wirklich großartig. Oft schreibt man dann ja sowas wie “agil” und “direkt” und “sportlich”. Tatsächlich ist das Fahren sehr angenehm. Das Rad hat einen sehr guten Vortrieb und man kann so richtig fix durchs Land rauschen. Dabei ist es egal, ob auf Asphalt oder Gravel und Trails – die Spurtreue macht Spaß.
Mich hat vor allem der Unterschied zum Fargo interessiert. Ja, das Cutthroat ist von der Geometrie etwas sportlicher ausgelegt und auch leichter. Das GRX 600 wiegt laut Hersteller 10,8kg, nachgewogen 11,3kg. Der Lenkwinkel ist mit 69 Grad beim Cutthroat auch etwas steiler flacher als die 71 Grad beim Fargo. Aber beide Räder fahren sich auf meiner individuellen Hausstrecke ähnlich. In der Geschwindigkeit nehmen sie sich bei meiner Fahrweise nicht viel, auch wenn sich das Cutthroat gefühlt etwas leichter handeln lässt und etwas fixer sein kann. Und ich gebe gerne zu: Ich war durchaus am Überlegen, ob ich mir nicht doch noch das Rahmenset des Cutthroat holen soll.
Denn wie auch das Fargo ist das Cutthroat 2020 auf das Bikepacking und Radreisen ausgerichtet. Vor allem das Bikepacking war und ist ein zentraler Aspekt dieses Abenteuer-Rades. Dafür ist das Rahmendreieck des 2020er Cutthroat optimiert und bietet etwas mehr Raum. Um diesen optimal zu nutzen, gibt es auch eine Salsa-eigene Rahmentasche, die wie angegossen passt und über die zahlreichen Ösen ganz ohne Riemen im Rahmendreieck befestig werden kann.
Zudem kann am Cutthroat ein Gepäckträger montiert werden (Salsa Wanderlust) und auch die Gabel ist auf LowRider ausgelegt.
Rahmen und Gabel verfügen über jede Menge Ösen und bieten so die Möglichkeit, zusätzliche Taschen und Halter anzubringen. Und damit es keine Probleme mit den Taschen gibt, sind alle Kabel innenverlegt. Bis zu einer Rahmengröße von 54 können zwei Flaschen im Rahmendreieck montiert werden. Ab 56 passen sogar drei rein.
Nun rede ich schon die ganze Zeit über die Vorzüge des Rades, aber habe den Rahmen und die Gabel noch nicht beleuchtet: Beide bestehen aus Carbon und wiegen zusammen laut Salsa 2,32 kg. Die Gabel inklusive Achse kommt auf 775g alleine.
Das Rad hat Boost Standard, also hinten eine 12x148mm und vorne eine 15x110mm Achse. Salsa nennt das Road Boost Drivetrain und meint damit die Kombination aus Road Schaltungen und MTB Kurbeln. Und das ganze mit 29 Zoll Reifen und einer maximalen Reifenbreite von 2,4 Zoll. Das eröffnet sehr viel Spielraum für die unterschiedlichsten Anforderungen an ein solches Rad.
Rahmen und Gabel sind also sehr MTB-inspiriert, aber die Bremsen werden Flat-Mount installiert, was wiederum eher an Gravelbikes anschließt. Dadurch werden aber natürlich moderne Road/Gravel-Schaltungen wie die Shimano GRX möglich gemacht, die ausschließlich mit Flat Mount Bremsen kommen.
Das MTB scheint wiederum bei der Dropper-Post Kompatibilität durch: eine versenkbare Sattelstütze ist am Cutthroat möglich. Genauso wie eine Federgabel, die das “Cutty” bis zu einem Federweg von 100mm verträgt. Zudem ist der Rahmen im Tretlagerbereich unterhalb durch Kunststoff geschützt, was besonders in steinigem Gelände gut und bei Carbon ohnehin keine schlechte Idee ist, um Beschädigungen durch harte Steinschläge oder Äste vorzubeugen. Auch die Gabel hat innen durch Kunststoff eine Metallbeschichtung geschützte Bereiche.
Was mir gut gefällt ist das mit dem 2020er Modell erweiterte Angebot unterschiedlicher Rahmengrößen. Das Cutthroat gibt es nun auch in klein mit einer Größe von 52. Insgesamt ist das Rad dann in fünf Größen verfügbar: 52, 54, 56, 58 und 60.
Ein besonderes Augenmerk sollte dem Salsa Class 5 Vibration Reduction System (VRS) gelten:
Unser VRS verwendet dünne, nach außen gewölbte Sitzstreben und vertikal nachgiebige Kettenstreben, um Straßenvibrationen zu absorbieren, die sonst auf den Fahrer einwirken würden.
Und das merkt man und spürt man sehr. Dadurch hat man auch im Gelände eine gute Traktion und Kontrolle, was ich durchaus gebraucht habe bei den Testtouren (und den Reifen…).
Auch die Gabel ist noch einen extra Blick wert: Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde sie neu designed und bietet laut Salsa ein Drittel mehr Reifenfreiheit. Sie kann auch in älteren Rahmen verbaut werden und hat an jeder Seite jeweils drei Ösen für die Aufnahme von Haltern oder LowRider. Das Salsa Down Under Rack wird hier empfohlen. Gut gefällt mir das interne Dynamokabel-Routing und der ebenfalls innenverlegte Bremszug.
Je nach Variante kommt das Cutthroat in verschiedenen Lackierungen. Die finde ich eigentlich ganz gut, obwohl mir persönlich das dezente Schwarz des Framekits am besten gefällt. Aber egal wie: Ich habe festgestellt, dass der Lack einiges aushält. Normalerweise muss man ja die Stellen abkleben, wo Taschen dran kommen. Das sollte man auch tun, aber bei meinen Testfahrten hat die Tasche im Rahmendreieck keine Spuren im Lack hinterlassen. Und das, obwohl es schon sehr dreckig zuging.
Thema PressFit
Wenn ihr mich jetzt fragt, was mir beim Rahmen nicht gefällt, dann ist es das PressFit Innenlager. Das finde ich ehrlicherweise nicht so gut, weil diese Lager häufig knacken, eine präzise Lagerschale und Rahmen benötigen und zudem auch nicht so einfach montier- bzw. demontierbar sind. Ich würde hier ein T47 Lager verwenden wollen, was einfach geschraubt wird, mehr Toleranz hat und zudem Achsen mit 24 oder 30mm aufnehmen kann. Vielleicht kommt das ja bei einer neuen Generation. Warum Salsa hier auf PressFit setzt, weiß ich nicht und vielleicht übersehe ich Vorteile von PressFit. Ihr könnt dazu ja gerne Bezug nehmen und eure Meinung teilen.
Nachhaltigkeit Rahmenmaterial Carbon
Und dann müssen wir natürlich auch über Carbon als Rahmenmaterial sprechen. Damit meine ich nicht die Widerstandsfähigkeit. Mittlerweile ist ausreichend belegt, dass Carbon auch härteste Bedingungen gut meistern kann.
Da der Werkstoff eine viermal geringere Dichte als Stahl aufweist, ist er sehr leicht. Gleichzeitig zeichnet er sich durch eine hohe Zugfestigkeit und Steifigkeit aus. Das heißt, dass sich das Material unter Belastung nur minimal verformt.
Carbon ist zehnmal stärker als Stahl und achtmal stärker als Aluminium. Gleichzeitig ist Carbon äußerst lange haltbar und, anders als viele Metalle, unempfindlich gegen Korrosion.
(Quelle: https://citizensustainable.com/de/carbon-nachhaltig/)
Allerdings sollte man immer wissen, dass Beschädigungen des Materials manchmal nicht erkennbar sind und die innere Struktur betroffen ist. Zudem ist Carbon das aktuell am wenigsten nachhaltige und umweltfreundliche Material. Zum einen benötigt die Herstellung Erdöl und die Produktion des Rahmens ist sehr energieaufwändig. Aber Carbon Rahmen brauchen in der Herstellung weniger Energie, als Aluminium-Rahmen und verursachen auch weniger schädliche Emissionen. Eine wesentlich detailliertere Abhandlung zum Thema Alu vs Carbon findet ihr in diesem Beitrag.
Betrachtet man jedoch traditionellen Stahl, ist der Energieverbrauch von CFK mit 50-prozentigem Kohlenstoffanteil ganze 16 Mal höher. Untrennbar damit verbunden sind hohe CO2-Emissionen.
Schätzungen zufolge werden bei der Herstellung von einer Tonne Carbon ganze 20.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 2.500 Bundesbürgern.
(Quelle: https://citizensustainable.com/de/carbon-nachhaltig/)
Auch beim Recycling sieht die Bilanz momentan nicht gut aus. Ein Recycling, wie wir es von anderen Produkten kennen, ist bei Carbon noch in der Entwicklungsphase und es dauert noch etwas, bis recycelte Carbon-Fasern wieder ihren Weg in neue Rahmen finden. Einen guten Überblick zum aktuellen Recycling-Stand bei Carbon findet ihr hier.
Schaltung & Bremsen
Insgesamt gibt es sechs Cutthroat Modelle – vier davon mit 1fach-Schaltung von SRAM, zwei mit 2fach Schaltung und der Shimano GRX. Ich hatte das Modell mit GRX 600 zum testen. Die Shimano GRX ist eine sehr zuverlässige und performante Schaltung, wobei ich ehrlicherweise die 800/810er Serie besser in der Schaltperformance und Genauigkeit finde.
Was ich allerdings nicht gut finde ist die 2fach Variante am Cutthroat. Das Rad ist aus meiner Sicht prädestiniert für 1fach Schaltungen und sollte daher auch nur mit diesen angeboten werden. Ich verstehe natürlich das Angebot von 2fach Schaltungen als “sanfter Übergang” für vom Rennrad oder Einsteiger-Gravelbike kommende Fahrer:innen, aber ich persönlich würde das Cutthroat nur mit 1fach Schaltung fahren.
Aber Vielfalt ist immer besser, weshalb das von mir oben schon angesprochene Road Boost Drivetrain Konzept von Salsa verschiedene Schaltungsmöglichkeiten bietet, die sich in den erhältlichen Cutthroat Modellen widerspiegeln:
- 1fach mechanische Schaltung mit MTB Boost Kurbel (bis maximal 40 Zähne) und Road Schaltungen (wie zum Beispiel Apex oder GRX)
- 2fach mechanisch mit Race Face MTB Boost Kurbeln und Easton Direct Mount Blättern (maximal 50/34 Zähne, in Serie kommt es mit 46/30) und Road Schaltungen
- Shimano Di2 1fach und 2fach kompatibel (MTB Kurbel Boost)
- SRAM AXS 1fach kompatibel (mit MTB Kurbel Boost). Warum es nicht explizit SRAM AXS 2fach kompatibel ist, weiß ich nicht. Vielleicht kann hier einer von euch auch Bezug nehmen, wenn ihr diese Info habt.
Das Testrad hatte vorne 46/30 und hinten eine 11-34er Kassette. Damit ist eine leichte Untersetzung möglich und das Rad in normalem Gelände auch mit Gepäck noch gut zu bewegen. Ich bin das Rad sehr viel bei schlechtem Wetter und viel Matsch und Dreck gefahren. Leider hat sich dabei regelmäßig der vordere Umwerfer zugesetzt und konnte nicht mehr geschaltet werden. Allein deshalb ist 1fach schon im Vorteil. Bei diesen Bedingungen hatte aber auch der hintere Schaltkörper ab und zu seine Probleme, immer zu reagieren und den Gang einzulegen.
Gebremst wird mit GRX 600 Bremsen auf 160er Scheiben. Auch das funktioniert erwartungsgemäß gut, knackig genug und zuverlässig. Woran ich mich immer erst wieder gewöhnen muss ist der Brems-Schalthebel der GRX. Ich mögt mich zwar dafür auslachen, aber gerade mit Handschuhen passiert es mir schon noch oft, dass ich beim Schalten gleichzeitig leicht bremse. Aber vermutlich bin ich durch SRAM einfach nur verwöhnt 🙂
Räder & Reifen
Bei den Laufrädern setzt Salsa beim GRX 600 Modell auf die WTB ST TCS 2.0 i25 Felgen mit 32 Löchern. Diese Aluminium-Felge ist mit 450g recht leicht und hat eine Maulweite von 25mm. Sie ist Tubeless Ready und verfügt über einen interessanten Aspekt:
Ein eingelassener Kanal in der Mitte der Felge ermöglicht die Integration des Solid Strip bei den TCS 2.0 Felgen und liefert das einfachste und zuverlässigste Tubeless-System, das WTB je gebaut hat. Es verhindert das Durchhängen des Tubeless Tapes an den Speichenlöchern und sorgt für eine glatte, gleichmäßige Verbindung zwischen Reifen und Felge.
(Quelle: https://www.bike24.de/p1292561.html)
Die Boost-Naben mit Centerlock stammen von Shimano und tragen die Bezeichnung MT400-B. Sie entsprechen der Acera Gruppe, sind also eher günstig, was aber nicht heißen muss, dass sie nicht halten.
Die Bereifung stammt von Teravail und ist mit den Sparwood 29″ 2.2 Zoll breit sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Ich habe die Sparwood mir auch mal für das Fargo geholt, um sie dort auszuprobieren. Ihnen eilt der Ruf voraus, die ideale Bereifung für Abenteuer wie die Tour Divide zu sein. Nach meiner praktischen Erfahrung, die nun auch am Cutthroat sich wiederholt hat, sind die Sparwood zwar schnell und auch im Gelände nicht übel – aber nur wenn es trocken ist. Und selbst da rutschen sie gerne auf trockenem Laub weg. Ich bin die Reifen mit 2, 2,5 und 3 Bar gefahren. Und jedes mal fand ich sie bei Nässe, Matsch oder gröberem Gelände nicht gut und eher unruhig und ohne Grip. Da kann das “Cutty” noch so spurtreu sein – mit den Sparwoods fährt es eh woanders hin. Schade eigentlich. Ich fahre gerade am Fargo die Kombination aus Mezcal und Sparwood und auch hier merke ich die Unterschiede erheblich.
Allerdings sind die Sparwoods durchaus als Cutthroat Reifen logisch, da schnell und auf trockenem Schotter fahrbar. Da können sie das Cutthroat Potential schon unterstützen und entfalten. Aber wenn es ungemütlicher wird, dann kommen sie aus meiner Sicht an ihre Grenzen. Auch hierzu könnt ihr gerne Bezug nehmen, wenn ihr ebenfalls praktische Erfahrungen mit den Teravail Reifen gemacht habt.
Lenker, Sattel & Co.
Nicht meckern kann ich beim Lenker und Vorbau. Mit dem Salsa Cowchipper und dem Salsa Guide Vorbau setzt das Cutthroat auf sehr gute Komponenten, die eigentlich jedem Fahrer und jeder Fahrerin Spaß machen sollten. Der Cowchipper ist ein sehr bequemer aber gleichzeitig performanter Lenker, der je nach Breite eine sehr gute Kontrolle des Rades garantiert, selbst im Unterlenker und im Gelände. Ich fahr den Lenker und Vorbau auch an meinem Fargo.
Der Sattel stammt von WTB (SL8) und sitzt auf einer Guide Sattelstütze. Es gibt nichts zu diesem Sattel anzumerken, was ja das beste Urteil ist. Er bereitete keine Probleme und saß von Anfang an perfekt – auch nach mehreren Stunden Fahrt.
Fazit & Einordnung in Martins Allroad Bike Kategorisierung
Wie ihr wisst, habe ich eine Allroad-Bike Kategorisierung entwickelt, in die ich alle Fahrräder, die ich teste, einordne und so etwas mehr Übersichtlichkeit schaffe.
Das ist nicht einfach, auch weil die Vielfalt an Typen, Anwendungen, Kategorisierungen und Trendbezeichnungen es nahezu unmöglich machen, das mal zu strukturieren. Ich habe es dennoch mal probiert. Dabei habe ich unter dem Oberbegriff Allroad-Bike drei Kategorien gebildet, die sich aber natürlich überschneiden und so auch Gemeinsamkeiten haben:
- Performance & Race: Einige der Fahrräder kommen aus dem Rennrad-/Crosserbereich und/oder sind von dort inspiriert. Vor allem Rennradfahrer, die auf den Schotter wechseln, finden Gefallen an diesen sehr sportlichen Rädern, die vor allem für den kompetitiven Einsatz gedacht sind.
- Freizeit & Alltag: Hier sehe ich die Räder, die das Sportliche und das Entspannte miteinander verbinden und mit denen man fast überall hinfahren kann, ohne sich viele Gedanken zu machen. Ja, hier sprechen wir vor allem über das klassische Gravelbike als ein prima Angebot an alle, die sich keine Gedanken mehr über den Untergrund machen wollen, sondern einfach nur fahren möchten.
- Travel & Abenteuer: Ja, auch das tägliche Pendeln zur Arbeit kann Abenteuer sein, aber in dieser Kategorie sehe ich alle Räder, die sich für nahezu alle Terrains eignen, deren Wurzeln eher im MTB liegen und die Off-Road, Bikepacking und Bike Travel in allen Spielarten möglich machen.
Das Salsa Cutthroat ist aus meiner Sicht der ideale Mix aus Performance & Race sowie Travel & Adventure und damit das perfekte Rad für alle, die sich sowohl bei Bikepacking Races verausgaben möchten, aber auch normale Radreisen sportlicher Art machen wollen. Dafür braucht man nicht zwei oder mehrere Räder – ein Cutthroat reicht völlig!
Und das ist auch bereits mein Fazit.
Das Cutthroat vereint auf eine sehr reizvolle und überzeugende Art ein Bikepacking Race und sportliches Touring Bike in einem. Die Kombination aus MTB und Gravelbike ist schon sehr smart.
Vor allem wie der Platz am Rad maximiert wird und konsequent auf Bikepacking gedacht wird. Auf die passend erhältliche Rahmentasche für das Cutthroat bin ich irgendwie neidisch…
Es macht sehr viel Spaß mit diesem Rad unterwegs zu sein. Das Federungssystem ist spürbar und sorgt für ein gutes und kontrolliertes Dahingleiten im Wald oder Gelände. Aus meiner Sicht muss das Rad aber mit 1fach Schaltung gefahren werden. Nicht nur aus optischen Gründen, sondern um das ganze Potential dieses Rades abzurufen. Das ist jetzt natürlich sehr subjektiv-pauschal, aber wenn du ein Cutthroat Fahrer:in bist, dann kannst du hierzu ja auch gerne mal Bezug nehmen.
Und ich würde ehrlicherweise mein Fargo sofort eintauschen, wenn nicht das Cutthroat mit PressFit und aus Carbon wäre. Mit zweitem könnte ich mich noch anfreunden, aber ersteres ist für mich ein Grund nein zu sagen. Und bei einem Frame-Kit Preis von 2.600 Dollar und meiner Art zu fahren und ein Fahrrad zu benutzen, wäre ich mir nicht sicher, ob der Rahmen dann auch durchhält bzw. keine Beschädigungen davonträgt.
Und so bleibt das Cutthroat für mich eine erstmal unerfüllte Liebe. Wir beide passen zusammen und du würdest mich auch sicherlich in meinem Sport weiterbringen. Aber vielleicht wird das ja irgendwann mal was mit uns – ich warte auf Dich!
Hier noch eine Besprechung des Salsa Cutthroat von Dan/Enjoy your Bike:
Hallo ihr Lieben,
welches Systemgewicht (Fahrer+Gepäck) hält so ein Cutty aus?
Dankeschön und liebe Grüße Andreas
Hallo Andreas,
ich gehe von 120kg aus.
Viele Grüße,
martin
einzige was mir fehlt ist etwas auf Sitzstreben zu montieren mein favorit ist dan immer noch
Curve GMX + in Titan oder Vpace TMX ( da ist aber Reifen breite zu gering)
und bei Pressfit gibst viele hersteller wie zbs Wheels MFG welche produzieren schraub versionen
Hallo Svato,
sehr guter Tipp mit den Wheels MFG. Vielen Dank dafür!
Hier für alle ein Link: https://r2-bike.com/WHEELS-MFG-Innenlager-PF30-61-mm-79-mm
Martin
Ich habe das 2020er Modell letztes Jahr quasi neu von privat gekauft und den Kauf nach anfänglicher Skepsis (Gewährleistungsansprüche und so…) nie bereut. Ich habe noch ein graveltaugliches Titanbike, dass ich aber fast ausschließlich für die Straße nutze, und ein Fully-Mountainbike, aber das Cutty ist derzeit mein absoluter Liebling. Fährt sich äußerst bequem, kann schnell, kann ruppig. Zum Cruisen durch den Pfälzerwald für mich das ideale Gefährt. Bikepacking steht für mich erst dieses Jahr auf dem Programm, ich freu mich aufgrund dieses Rades jedoch sehr darauf. Die Dämpfung des Rahmens merkt man deutlich, wenn man mal einen Trail fährt. 2-fach-Schaltung war im Lieferumfang und ich habe noch keine Veranlassung gesehen, das zu ändern, weil ich bisher, auch bei Matsch, immer den richtigen Gang gefunden habe. Zu Pressfit kann ich (noch?) nichts sagen, aber mit den Teravail war ich bisher sehr zufrieden, weil halt schnell und verhältnismäßig leise. Im rauhen Gelände bei Nässe hatte ich aber auch nicht das Urvertrauen in das Profil und mir “mildere” Wege gesucht. Im Fall von Wetterunsicherheit und/oder zu erwartendem ruppigen Gelände bei Mehrtagestouren, würde ich wahrscheinlich auch eher zu anderen Reifen tendieren.
Aber wie geschrieben: Bisher liebe ich alles an dem Bike, weil es genau die Lücke in der gewünschten Form schließt, die bei mir im Keller noch geklafft hat. 🙂
Ach, vor der aktuellen Version gab’s gar keine 52er Rahmengröße beim Cutthroat? Sind die alle so groß gewachsen bei Salsa? Wie dem auch sei – das wäre tatsächlich ein Rad, dass ich allein von seiner Einordnung mal gerne probefahren würde. Meine Liste wird da langsam zu lang. Es müsste endlich mal die Mutter (see what I did there) aller Gravel- und Offroad-Expos her, wo alle namhaften Marken mit Testbikes vertreten sind. 🙂
Hallo Martin,
schöner Bericht. Vielen Dank.
Ein Hinweis bei Salsa auf der HP: https://www.salsacycles.com/bikes/2020_cutthroat_frameset
gibt es den Hinweis in den FAQ das das Cutthroat nicht für 650b geignet ist. Press Fit, ist etwas wo ich auch keinen Vorteil sehen kann.
Danke. Ja, das Cutty ist nur 29er. Hatte ich das irgendwo mit dem 650B behauptet?
Martin
Hi Martin,
für mich ist das Cutthroat die Eierlegendewollmilchsau!
Momentan habe ich das 2018er und 2019er Cutthroat im Keller stehen. Das 2019er mit MTB Lenker, das 2018er mit 55er Curve dropbar.
Also ich liebe dieses Rad und kann deinen Vergleich zum Fargo teilen. Vor den “Cuttys” hatte ich das Fargo und das fährt sich eher wie ein SUV im Vergleich.
Mein 2019er wiegt ca. 8,8kg. Somit sind die knapp 11kg deines Testbikes auf die schweren Anbauteile zurück zu führen.
Ich bin nun schon viele 1000km mit dem Cutty unterwegs gewesen und ich hatte keine Probleme mit dem PressFit Innenlager. Auch bei Facebook in der Cutthroatgruppe kann man nix schlechtes dazu lesen…
Die Gabel verträgt Reifen bis 3 Zoll und der Rahmen (abhängig von der Felgenbreite) bis 2,6 Zoll. Wer schon mal einige Tage bikepackingmäßig im Gelände unterwegs war schätzt die Möglichkeit und das Potenzial breiter Reifen! +Reifen machen halt auch echt Laune!
Andererseits kann man natürlich auch 35mm “Renner” für ausgiebige Asphaltstrecken oder Touring aufziehen.
Ich fahre vorne einfach, also ohne Umwerfer. Ein Freund fährt das Cutty aber vorne zweifach und schwört drauf. Schön das man die Möglichkeit hat.
Ich kann von diesem Rad tatsächlich nur begeistert berichten. Es fährt sich wunderbar spurtreu ohne träge zu wirken, es gibt kein “toe overlap” (!!!), es hat viel Vortrieb aber dämpft für ein Carbonbike exzellent, es hat reichlich Ösen für Gepäck und sieht einfach toll aus :-)!
Vielen Dank für deinen tollen Bericht und vielleicht begegnen wir uns ja doch eines Tages auf zwei Cutthroats :-)!!
Sehr treffende Analyse. Pressfit hat mich bisher auch vom Kauf dieser Rakete abgehalten. Mir konnte auch noch keiner überzeugend den Vorteil von Pressfit erklären.
Würde mir wünschen das du mal das curve GMX + testest. Wäre spannend das Mal in deinem Vergleich zu sehen.
Genau aus deinen Gründen und der geilen lila Farbe habe ich mich auch gegen das Cutthroat entschieden und für das Salsa Journeyman. Alle Anbauteile runter und den Rahmen neu und mit hochwertigen Anbauteilen ausgestattet. Preislich bin ich dann auch im Einsteiger Cutthroat Bereich gelandet aber eben mit durchgängig hochwertigen und perfekt auf mich abgestimmten Bauteilen.
Die Narben sehe ich aber als Unverschämtheit. In der Preisklasse so einen Schund zu verbauen. Nichts gegen Shimano slx, xt oder xtr die sind gut aber Acera= Baumarkniveau….. Unverschämtheit.