Hammer Harz

Hammer Harz! Eine Radreise... // Cycling in the Harz Mountains

Endlich Urlaub und endlich wieder mal raus. Ich kann mich zwar nicht beschweren, ich bin ja auch während der Hochphase der Pandemie immer wieder mit dem Rad rausgekommen. Aber so ein Ortswechsel ist schon mal was anderes.

Im Herbst des letzten Jahres haben wir den Harz für uns entdeckt. Und so wurde auch für diesen Sommer kurzerhand wieder ein Ferienhaus in diesem wunderschönen Mittelgebirge gebucht. In St. Andreasberg, im West-Harz, der nach wie vor den Charme der 70er Jahre der BRD hat. Teilweise erinnert er auch an die letzten Jahre der DDR. Wer auf Lost Places steht, der wird hier zwischen Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg reichlich bedient.

Lost Place im Westharz

Unabhängig davon ist dann die Landschaft des Harzes und seine immer noch beeindruckende Natur- und Waldlandschaft. Nicht zu verbergen ist das erschreckend großflächige Waldsterben. Eine Mischung aus Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer. Es entstehen dort jetzt andere Wälder, weniger Nadelbäume und mehr Mischwald.

Der kaputte Wald ist überall sichtbar

 

Ab in den Urlaub!

14 Tage Harz lagen also vor mir, eine Mischung aus Familienurlaub mit viel Wandern und etwas Training mit dem Rad. Natürlich war klar, dass ich mit dem Fahrrad nach St. Andreasberg radle. 270km sind das und damit eine ideale Trainingseinheit für das Silk Road Mountain Race.

Bei der Strecke habe ich nicht nach Schönheit, sondern nach Funktionalität geplant. Weniger durch Wälder und Felder und mehr auf Radwegen entlang der Straßen. Aber das war völlig ok und durchaus auch schön. Bei schattigen 24 Grad um 5 Uhr am Morgen fuhr ich in Hamburg los, kühlte mich kurz im alten Elbtunnel ab und schwitzte mich anschließend 240km durch das Land nach Süden. Glücklicherweise gab es Wind von vorne, der mitunter einen angenehmen Kühleffekt hatte.

Abkühlung im Elbtunnel

Doch dann kam der Harz und ich musste klettern. Nach einigen Stunden Strampeln und angesichts der Temperaturen war das schon ziemlich anstrengend. Hätte ich mir mal meine Route näher angeschaut, dann hätte ich gesehen, dass ich direkt über den Ort Torfhaus fahre. Dieser liegt auf ungefähr 800m Höhe und ist ein guter Startpunkt für Brockentouren.

Von den 1.700 Höhenmetern der gesamten Tour habe ich 1.200 Höhenmeter allein im Harz machen dürfen. Und ab der Grenze zum Harz wechselte ich von der Straße in den Wald und hatte viele Steigungen auf gutem Schotter und zerfurchten Waldwegen zu bewältigen. Dafür fuhr ich dann aber durch eine wunderbare Natur.

Die Harz Wand nach 240km

Von Torfhaus war es dann aber nicht mehr weit bis St. Andreasberg, allerdings liegt mein Zielort auf einem Berg (wie der Name schon sagt) und so hieß es nach einer kleinen Abfahrt wieder klettern. Zuvor durchquerte ich aber den Harz entlang eines alten Flößerkanals, neben dem nun ein wunderschöner Wanderweg verläuft.

Am Flößerkanal entlang

Verschwitzt, aber glücklich kam ich dann am Ferienhaus an. Herrlich diese Ruhe nach der wilden Fahrt, auf der ich 10 Liter getrunken habe. Glücklicherweise gab es gleich Pizza.

 

Training mit Höhen und Tiefen

Natürlich habe ich die Zeit im Harz auch für die ein oder andere Trainingsfahrt genutzt. Die Gegend um St. Andreasberg bot sich ziemlich gut für Höhenmeter an, denn viele der Wege hatten ordentliche Steigungen.

Ich habe mir vorher eine Hausstrecke zusammengestellt, die auf 40km zwischen 860 und 1.000 Höhenmeter bot. Sie führte mich durch den dichten Harz-Wald nach Braunlage und dann im Kreis wieder zurück. Dazwischen gab es einige Klettereinheiten.

Und natürlich auch Pannen: Einmal brach mir das Tubeless Ventil (vermutlich aufgrund der Vereisung durch eine CO2 Kartusche) und ich musste einen Schlauch einziehen.

Ventilpanne

Dafür wählte ich den Schwalbe Aerothan, die ich als Ersatzschläuche beim Silk Road Mountain Race mitnehmen werde. Er ist extrem leicht und soll sehr widerstandsfähig sein. Doch nach 80km hatte ein Stein diesem Versprechen seine Bedeutung genommen und ich musste erneut wechseln. Allerdings habe ich hier eher die Teravail Sparwood Reifen im Verdacht, die ich gerade fahre. Ich hatte viel von diesen Reifen gehört und wollte sie mal ausprobieren. Doch sie sind leider nicht wirklich gut. Sie bieten im Gelände kaum Traktion, unabhängig vom Luftdruck. Ist es zu trocken, rutschen sie. Ist es zu feucht oder nass, rutschen sie. Und sie bieten mir keine Sicherheit beim Fahren. Dafür sind sie schnell auf Asphalt und den normalen Gravel-Wald-Autobahnen. Den Aerothan habe ich dann später einfach mit einem entsprechenden Klebeflicken wieder repariert. Und die Sparwoods werden nun ohnehin gegen die Vittoria Mezcal getauscht.

Piste

Neben meiner Hausstrecke habe ich mir auch eine mit 75km längere Fahrt nach Osterrode zusammengestellt. Diese hatte 1.600 Höhenmeter und die hatten es in sich. Aber die Landschaft entschädigte für die Anstrengungen und ich merkte auch, dass ich immer besser im Klettern wurde. Es machte mir sogar Spaß, auch weil mich das Podcast Gespräch mit Philipp zu einer anderen Perspektive auf die Bergfahrten inspiriert hat.

Und so kurbelte ich durch den Harz, an Osterode vorbei, durch Herzberg, Babis und Bad Lauterberg, bevor ich wieder hoch nach St. Andreasberg kletterte. Eine wirklich schöne Tour, die sich zum Nachfahren lohnt.

 

Brocken, Baby!

Ein Highlight des Urlaubs war der Besuch von Salsalette Süd, Tobias, der zu einem kurzen Trainings-Aufenthalt aus Würzburg hochgeradelt kam. Gemeinsam wollten wir dann auf den Brocken fahren.

Querfeldein

Ich hatte dafür eine Route grob geplant, 50km mit um die 1.300 Höhenmeter. Diese entpuppte sich dann aber als eine Fahrt über Stock und Stein, durch Kahlschlagflächen und auf Harvesterpisten.

I never go for a walk without my bike

Die ersten Kilometer waren daher mehr Schieben als Fahren. Aber das Wetter war gut und die Stimmung prima, bis ich wieder eine Panne hatte. Mein Antrieb verabschiedete sich zunehmend (was nach 6.000 km für Kette und Kassette auch ok ist) und zudem gab es einen Platten.

Natürlich…

Aber dann lief es und über Lochplatten und Brockenstraße rollten wir nahezu gemütlich den Brocken hoch. Der Berg an sich ist kein Highlight, aber für einen Radfahrer durchaus ein gutes Ziel.

Zwei ganz oben

Oben noch das obligatorische Gipfelfoto, bevor wir wieder hinab fuhren, den Schienen der Brockenbahn etwas folgten, bevor die Lochplatte uns wieder ein bisschen begleitete.

Gruß an die Grenzsteintrophy

Ein kleiner Besuch noch an der historischen Talsperre Oderteich, bevor wir wieder hinauf nach St. Andreasberg kurbelten.

 

Bye bye Harz

Dann stand der Familienurlaub erstmal im Vordergrund und nach 14 Tagen hieß es leider Abschied nehmen. Ich fuhr natürlich mit dem Fahrrad.

Harzer Morgenstund

Die Tage davor waren eher regnerisch und kalt. Daher war es noch recht frisch, als ich am Samstag früh um 5 Uhr aufbrach. Aber der Harz belohnte den frühen Wurm mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und diese tauchte das Land in ein fast magisches Licht.

Sonnenaufgang

Ich fuhr wieder nach Torfhaus, von wo aus es im Prinzip nur noch bergab an die Elbe ging. Die 270km zurück waren landschaftlich durchaus schön, wenn auch wieder funktional entlang der Hauptstraßen geplant.

Runter an die Elbe

Leider verabschiedete sich mein Freilaufkörper 100km vor dem Ziel. Ich konnte ihn noch notdürftig zusammenstecken, aber nun hat er ausgedient und wird ersetzt. Glücklicherweise passierte das jetzt und nicht in Kirgisistan.

Freilauf defekt

Insgesamt bin ich 780km in diesem Urlaub gefahren und habe meine Beine gute mit Höhenmetern und Endurance füllen können.

Und natürlich kann ich jedem und jeder von euch ein paar Tage im Harz empfehlen – egal ob zum Wandern oder zum Radfahren. Eine tolle Landschaft!

Die Brockenbahn darf nicht fehlen!
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9 Comments

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  1. says: Mario Damm

    Servus. Solltest Du/Ihr mal wieder im Harz sein, dann meldet Euch sehr gerne.

    Bisher bin ich zwar fast nur mit dem Rennrad dort unterwegs, aber erwäge mehr
    und mehr, mein Gravel/Crosser Bike in Anspruch zu nehmen.

    Liebe Grüße aus dem Vorharz,

    Mario

  2. says: Konrad Fersterer

    Servus !

    hoffe Du hattest gute Erfahrungen mit den Aerothans, bei mir waren sie auf 2 Laufradsätzen .. da ist mir jeweils ein ventil abgebrochen (weil die aus Plastik sind) und somit ein TotalAusfall, war lehrreich und hat mich GottseiDank endlich zu Tubeless geführt 🙂

    viele Grüße, Konrad

  3. says: Schmitz

    Hallo, höre gerade das Interview im Deutschland Funk.
    Radwandern ist mein Hobby und Urlaub.
    Danke für die Beiträge!!!

  4. says: Andreas

    Sehr schön zu lesen und inspirierend!
    Eine Frage bleibt offen; ist die zweite Salsalette auf ein anderes Modell umgestiegen? 😉

  5. says: Hubert

    Hallo Martin,
    top Berichtund wirklich schöne Fotos.

    Kannst Du etwas über die Probleme mit dem Freilauf sagen bzw. was die Ursache war?
    Danke und Gruß
    Hubert

    1. Hallo Hubert,

      der Freilaufkörper ist durch und hat sich irgendwie gelöst. Ich baue die Nabe entsprechend neu auf und bekomme hoffentlich demnächst die Teile dafür.

      Viele Grüße,
      martin

  6. says: Micha

    Toller Bericht und Fotos! Ich habe auch den Harz entdeckt und bin auch begeistert Wir waren gerade erst im Juni da, und nun geht es im August wieder hin. Der Harz Orbit 360 ruft, wird bestimmt ein tolles Erlebnis. Danke für deinen Bericht, jetzt ist die Vorfreude noch größer:-)