Die ecuadorianischen Anden werden durch eine Ansammlung von Vulkanen dominiert, die sich auf 300 km Länge wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen. Insgesamt gibt es hier mehr als 70 Vulkane, von denen 23 noch aktiv sind. Bei einigen wird jederzeit wieder ein Ausbruch erwartet.
Um sie zu besteigen braucht es einen guten Führer, den ich in Eran gefunden habe. Eran ist der Chef von Gulliver Expeditions und ein erfahrener Bergsteiger und Mountainbiker. So hat er im letzten Jahr den 3. Platz beim Trans-Andes Bikerace in Patagonien geholt. Und bevor er Gulliver gegründet hat, war er dabei, alle 5.000er Berge Ecuadors zu besteigen.
Jung, aber oho – der GuaGua Pichincha
Mit ihm geht es also nun hoch zum ersten Gipfel, den 4.794 Meter hohen Guagua Pichincha Vulkan. Er heißt auch ¨junger Pichincha¨ und ist der Bruder des “alten Pichincha”, der als Hausberg Quitos gilt.
Nach Alexander von Humboldt wollen auch wir diesen Vulkan besteigen. Mit dabei sind Felix von HikeandBikeDE, Claus vom Active Magazin, Ronja von Mountains4U und Herbert vom Adventure Magazin.
Die Temperaturen sind gefallen, eisiger Wind bläst dichte Wolken heran. An Sicht ist nicht zu denken. Den Blick auf den nächsten Schritt fixiert und heftig atmend, bahnen wir uns den Weg durch die Berge. Schritt für Schritt – obwohl schon etwas an die Höhe gewöhnt, macht sich die Höhe zunehmend bemerkbar. Kein Wunder, denn wir sind fast auf Höhe des Mt.Blanc, des mit 4.810 Metern höchsten europäischen Berges.
Der Nebel wird dichter, der Wind stärker. Wir steigen weiter auf. Im Dunst erkennen wir die Gipfelmarke. Doch zuvor wird es noch einmal richtig steil und rutschig. Loses und sandiges Vulkangestein macht den Tritt schwierig.
Und dann endlich oben. Starker Schwefelgeruch verrät, dass wir hier auf einem aktiven Vulkan stehen und eigentlich in ein Kratertal blicken sollten. Aus diesem steigen Wolken auf, wie Rauch aus einem gleich ausbrechenden Vulkan.
Eran beruhigt uns: dieser Vulkan ist 1999 das letzte Mal ausgebrochen. Momentan wird der nächste Ausbruch erwartet, aber das wird schon nicht jetzt geschehen.
Beim Abstieg erfolgt dann die Belohnung für die Strapazen: der Himmel reisst auf, die Sonne bricht sich Bahn und erleuchtet eine Berglandschaft, die nicht irdisch erscheint. Mächtige Felsspitzen durchstoßen den Nebel und Flanken voller Vulkangestein stürzen hunderte Meter in die Tiefe. Vergessen sind die Anstrengungen und die Atemlosigkeit – das hier ist einfach nur atemberaubend.
Majestätisch – im Reich des Cotopaxi-Vulkans
Fast unwirklich erhebt sich der König der ecuadorianischen Anden über dem Land. Der Cotopaxi ist mit seinen 5.897 Metern nicht der höchste, aber der majestätischte Berg hier. Um ihn herum ist ein Nationalpark entstanden, der auch den 4.721 Meter hohen Rumiñahui Vulkan beherbergt. Rumiñahui heißt Gesicht auf Quechua und seine drei Spitzen prägen markant die Umgebung. Von diesem hat man bei gutem Wetter einen hervorragenden Blick auf den Cotopaxi und den Nationalpark. Ihn zu besteigen soll einfach sein. Also los geht´s!
Bis zur Spitze sind es noch 1.000 Höhenmeter, was ungefähr drei Stunden Aufstieg bedeutet. Die erste Stunde geht es durch ein Busch- und Grasland. Die Sonne knallt vom Himmel, doch in der Ferne lässt Donnergrollen erahnen, dass wir noch mit anderem Wetter rechnen müssen.
Die Höhe macht sich langsam bemerkbar. Die 4.000 Meter sind schnell erreicht, der Untergrund hat vom Buschland in sandiges Vulkangestein gewechselt. Wieder setze ich Schritt für Schritt und versuche dabei ruhig zu atmen.
Obwohl ich fit bin, habe ich die kleinen ¨Zwischenatmer¨, extra Atemzüge, die einem deutlich zeigen, das man hier in einer recht sportlichen Höhe unterwegs ist. Eine Höhe, die weit über der des Grossglockners liegt, der mit 3.798 Metern mit zu den höchsten Bergen der Alpen zählt.
Plötzlich ziehen Wolken auf, es wird kühler und über uns tobt sich ein Gewitter aus. Es hagelt und regnet und alles gleichzeitig. Wir drücken uns an eine Felswand, suchen Schutz.
Nach 20 Minuten legt sich der Hagelsturm. Die Landschaft ist nun eingehüllt in Eis und Schnee. Den Gipfel fest im Blick gehen wir weiter. Mittlerweile heißt es klettern: blanker, nasser Felsen türmt sich 5 Meter steil in die Höhe.
Kaum oben angekommen muss es schon wieder runtergehen. Die Luft ist elektrisiert und Blitze schlagen ganz in unserer Nähe ein. Im Eiltempo geht es also die hart erarbeiteten Meter wieder nach unten. Plötzlich kommt die Sonne raus, es wird heiß.
Doch ein atemberaubender Blick auf den Cotopaxi-Vulkan und das vor ihm liegende Tal entschädigt für die doch 6 Stunden dauernden Anstrengungen, einen scheinbar leichten Berg hier in den ecuadorianischen Anden zu besteigen.
Eigentlich wollte ich noch mit dem Rad ein bisschen im Nationalpark rumfahren, aber der lange Aufstieg und die Verzögerung durch das schlechte Wetter machten das leider unmöglich. Das Radeln hier in Ecuador, vorallem abseits der Wege, macht richtig Spaß. Aber davon erzähle ich im nächsten Teil meiner Ecuadorreise.
Hinweis:
Meine Reise nach Ecuador erfolgt auf Einladung des Tourismusministeriums Ecuador und des Touranbieters Gulliver Expeditions.
Ohlala, sag ich nur. Habe ein Fünkchen Respekt bei Deinem Bericht bekommen. Wie war das gleich mit dem Wind und dem Wetter? 😉 Cotopaxi, knips mal bitte die Sonne an, wenn ich komme. LG, Madlen
Keine Sorge! Das Wetter wird gut. Ich bin mir sicher. 😉
Hach, abenteuerlich schön! Auf die Launen der Natur muss man immer vorbereitet sein, nicht wahr?
Wow etwas anderes fällt mir dazu gar nicht ein 🙂
Danke. 😉