Hinweis:
Ich war auf Einladung von Visit Denmark und Visit Vejle unterwegs. Daher ist das auch Werbung.Am 1. Juli ist es soweit und die Tour de France 2022 startet. In diesem Jahr ist aber mal wieder ein Start außerhalb Frankreichs geplant und die Tour beginnt in Dänemark. Etappe 1 ist ein Einzelzeitfahren in Kopenhagen. Etappe 2 führt dann das Peloton nach Seeland, von Roskilde nach Nyborg auf Fünen. Und am 3. Juli startet das Fahrerfeld in Südjütland in die letzte dänische Etappe, bevor es nach Frankreich geht: Von Vejle geht es nach Sonderborg, entlang der Ostseeküste Dänemarks.
Vejle ist eine kleine Stadt und Großkommune an der Ostseeküste Dänemarks mit rund 60.000 Einwohnern und gilt als Zentrum der Region Syddanmark. Tatsächlich ist diese Stadt sehr belebt und überrascht vor allem durch die architektonischen Besonderheiten, wie den “Wave Häusern” aka Bølgen am Hafen, das Fjordenhus, in dem angeblich die Lego-Gründer noch heute ihre Büros haben, oder den 5 Sisters, fünf runden Wohntürmen am Vejle Fluss gelegen.
Um schon mal Tour-Luft zu schnuppern, war ich vor Ostern zusammen mit meinem jüngsten Sohn Erik (11 Jahre) in Vejle und habe nicht nur die schöne Umgebung mit dem Fahrrad erkundet, sondern auch die ersten Kilometer der 3. Etappe fahren können und mich von den knackigen Anstiegen überzeugen können. Und ich kann euch sagen, die Gegend hier heißt nicht umsonst #KingdomOfCycling. Das Land kann durchaus als die dänischen Ardennen bezeichnet werden, denn ständig geht es steil hoch und runter, teilweise mehr als 23%. Und das bekommt auch das Peloton zu spüren.
Jelling – “Geburtsurkunde & Taufschein Dänemarks”
Um die 100.000 Besucher werden zum Start der Etappe in Vejle erwartet. Diese beginnt mit dem üblichen Einrollen im Hafen der Stadt, dreht dann kurz Richtung Süden, bevor sie dann durch die Innenstadt und aus der Stadt nach Westen geht. Dort ist dann nach fünf Kilometern der offizielle Start und die ersten Ausreissergruppen werden dann wenig später in Jelling an den berühmtesten Runensteinen der Welt vorbei rasen.
Dabei verpassen sie allerdings einiges, denn hier in Jelling befindet sich quasi der Ursprung Dänemarks, zumindest die erste nachweisliche Erwähnung des Landes Dänemark. Das UNESCO Weltkulturerbe Jelling ist ein historisches Monument, in dessen Mittelpunkt die beiden Runensteine stehen. Der eine Stein stammt von König Gorm (geboren vor 900), der zu Ehren seiner Frau Thyra den Stein errichtete und dort den Namen “Dänemark” zum ersten Mal verewigte. Der zweite Stein stammt von seinem Sohn Harald Blauzahn (geboren 910), der wiederum die Christianisierung der Dänen proklamierte.
Die Steine stehen auf dem Friedhof einer kleinen Kirche, die wiederum zwischen zwei 8-10m hohen Hügeln liegt, die angeblich die Gräber von Thyra und Gorm sein sollten. Das ist allerdings nicht ganz richtig, aber zumindest hat man unter einem der Hügel eine Grabstätte gefunden – allerdings leer. Artefakte weisen aber darauf hin, dass hier die Gebeine von Gorm gelegen haben müssen, die sich nun in der Kirche, bzw. darunter befinden. Das deutet auf eine Umbettung hin, die vermutlich durch Harald Blauzahn erfolgte, der damit ein eindrucksvolles Zeichen der Zeitenwende, vom Glauben an die alten Götter hin zum Christentum vollzog.
Die Steine sind zudem Teil einer sehr großen Schiffssetzung (zumindest Gorms Stein) mit den beiden Hügeln als Segelmasten, die durch Harald später von einer fast 1,5km langen Palisade aus sehr massivem Eichenholz umgeben wurde. Ein Nachbau dieser Palisade kann vor dem Museum bewundert werden.
Seit ein paar Jahren sind die beiden Runensteine von Jelling nun durch einen Glasüberbau geschützt. Besonders interessant fand ich, dass früher diese Runensteine bunt bemalt und nicht so farblos waren, wie wir sie heute kennen.
Auch weil sie natürlich für die Bevölkerung eine wichtige Geschichte transportierten und mit Farbe ohnehin beeindruckender ausgesehen haben dürften. Bis heute finden sie zentrale Elemente dieser Steine im dänischen Reisepass oder auf Geldscheinen.
Und wer jetzt vielleicht meint, Jellig hat nichts mit ihm oder ihr zu tun: Harald Blauzahn war das Vorbild, bzw. die Codebezeichnung eines der derzeit erfolgreichsten Datenaustauschformate: Bluetooth.
Ebenso beeindruckend ist, dass das dänische Königshaus das älteste der Welt ist und die derzeit regierende Monarchin Margrete II. ihre Blutlinie (über kleine Umwege) auf König Gorm und Königin Thyra zurückführen kann.
Heute wäre König Harald sicherlich ein Radrennfahrer und nicht nur das: Er wäre Capitain de Route – einer der wichtigsten Fahrer in einer Tour de France Mannschaft und ein strahlender und selbstbewusster Star. Da ist sich das “Kongernes Jelling” Museum sicher und hat ihm und der Tour de France zu Ehren eine kleine Ausstellung gewidmet.
Dort werden nicht nur Devotionalien bekannter dänischer Tour de France Fahrer gezeigt, sondern es gibt auch die Möglichkeit für den oder die Besucher, sich selber im Radsport zu messen und seine Sprint-Fähigkeit zu testen. Und das im Vergleich zu niemand geringeren, als den Wikingern, denen es gilt, wegzufahren.
Ich habe es probiert – und wurde erwischt und natürlich umgebracht. Aber in jedem Fall ist das mein Tipp an euch, wenn ihr zum Beispiel im Juli im Rahmen der Tour de France in Vejle seid und euch natürlich das Museum anschaut und den Steinen von Gorm und Harald einen Besuch abstattet.
Ganz große Klasse. Vom Dach hat man zudem einen sehr guten Blick auf die Runensteine, die Kirche und die beiden Hügel von Thyra und Gorm.
Sie war 760m lang und hatte eine Breite von 5m, weshalb hier gut zwei Ochsen- oder Pferdekarren nebeneinander passten. Von dieser Brücke wurden Überreste gefunden und ein Teil zu Anschauungszwecken nachgebaut. In jedem Fall ist das ein würdiger Abschluss einer Wikingertour, wenn man aus Jelling kommt.
Ravning liegt direkt am Bindeballestien, eine alte Bahnlinie, die nun ein Fahrradweg ist. Die alte Brücke und die alte Bahnstation liegen direkt beieinander. Das alte Bahnhäuschen ist heute ein kleines Museum und der alte Lagerschuppen bietet Wander- und Radfahrer*innen Schutz für die Nacht oder einen Ort zur Pause. Und wer mit dem Zelt unterwegs ist, kann ein paar Meter weiter auch dieses für eine Nacht aufschlagen.
Von Runensteinen zu Legosteinen
Auf diesem Radweg rollen wir erstmal wieder zurück nach Osten, nach Vejle, bevor wir am nächsten Tag nach Billund aufbrechen und erneut auf dem Bindeballestien radeln. Diesmal sind es 36km, die wir mehr oder weniger auf diesem gut ausgebauten Radweg fahren. Hinter Ravning weicht der Asphalt dem feinen Schotter und der Weg führt durch Wälder und entlang urwüchsiger Weidelandschaft.
Auf halber Strecke wartet dann der Bindeballe Købmandsgård, ein alter Landhandel, der sich den Charme und das Aussehen der Zeit um 1897 bewahrt hat und heute ein Museum ist, Antiquitäten und ein Café bietet. Hier sollte man Pause machen und sich mit einem Stück Kuchen stärken. Dabei kann man sich in die Zeit vor den Autos zurückversetzen und im alten Kram stöbern.
Billund ist dann nicht mehr weit und damit eines der Traumziele des kleinen Martin: Legoland! Endlich habe ich es mal geschafft und kann Lego an seinem Geburtsort besuchen. Wir radeln entlang großer Hallen für die Produktion der kleinen Steinchen bis zum Eingang des Freizeitparks, der neben dem zweigrößten Flughafen des Landes liegt.
Die Räder werden draußen angeschlossen, das Gepäck in Schließfächern verstaut und dann stürzen wir uns in das Vergnügen. Der Miniaturpark ist schon sehr beeindruckend. Hier sind Städte nachgebaut und bekannte Gebäude oder Maschinen in Lego kopiert. Das ist teilweise recht kniffelig und mit viel Liebe zum Detail nachgestellt und teilweise auch animiert, wie zum Beispiel der Flughafen Billund oder die Fähren in Schottland.
Auf Wunsch meines Sohnes bin ich sogar Achterbahn gefahren, haben bei Ninjago böse Schlangen pulverisiert und uns anschließend im Floß den Wikinger-Fluss herunterfallen lassen (und sind beide nass geworden). Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass die Attraktionen im Park kostenlos waren und auch die Wartezeiten sich in Grenzen gehalten haben, obwohl der Park sehr gut gefüllt war. Natürlich wurde auch ausgiebig im Shop gestöbert und beim Glücksspiel ein Kuscheltier gewonnen, welches ich die dann folgenden Kilometer im Rucksack transportieren durfte.
Nach einigen Stunden im Legoland machten wir uns dann wieder auf den Weg in das kleine Tal von Randbøl, wo wir auf dem dortigen Campingplatz eine Nacht in einer Hütte verbringen durften. Der Campingplatz Randbøldal bietet sich übrigens für alle an, die beispielsweise nah genug an Legoland (nur 13km) sein möchten, aber nicht die Preise für die Übernachtung vor Ort zahlen wollen.
Oder die zum Beispiel für die Tour de France nach Vejle kommen wollen und mit den Rädern fix an der Rennstrecke sein möchten (es sind nur 21km bis nach Vejle). Der Campingplatz bietet neben Zeltstellplätzen auch Hütten an. Wir hatten die Hütte “Thyra” – womit sich wieder der Kreis der Wikinger schließt.
Bergetappe in Vejle
Zurück in Vejle hatte ich mich mit Heinrich verabredet. Er ist der Vorsitzende des lokalen Radsport-Vereins “Vejle Cykel Motion” und empfing mich zusammen mit ein paar Vereinsmitgliedern am Fjordenhus in Vejle. Mehr als 150 LKW der Tour-Teams werden erwartet, die dann im Hafen ihr Quartier aufschlagen. Hier startet am 3. Juli das Peloton zur dritten Etappe der Tour de France und gemeinsam rollten wir auf den ersten Kilometern der Tour.
Ich hatte es bereits oben geschrieben: Das Land rund um Vejle ist alles andere als flach und die „Dänischen Ardennen” grüßen mit kurzen, aber durchaus steilen Anstiegen.
Wir rollen nach Westen aus der Stadt, passieren die offizielle Startlinie, wo das Rennen offiziell freigegeben wird (das ist, wenn der Tour Direktor oben aus dem roten Auto vor dem Peloton die Fahne schwenkt) und passieren die mit mehr als 23% steilste Straße in Vejle. Diese wird nicht durch das Peloton befahren, dafür dürfen aber die Fahrer den Koldingvej in Vejle hochfahren, wo sich die erste Bergwertung der Etappe befindet. Diese Straße ist 1,3km lang und hat eine durchschnittliche Steigung von 4,4%. Natürlich habe ich mir das nicht nehmen lassen und wir sind diese Straße hochgefahren. Machbar, aber schon sehr steil und vor allem lang.
Das Fahren mit dem Club machte Spaß, vor allem nach den Tagen mit meinem Sohn, die eher weniger Kilometer hatten und auch nicht so fordernd waren. Nach dem Aufstieg über den Koldingvej rollten wir weiter gegen den Wind, machten einen Abstecher zu einem alten Hof, um auch etwas Roubaix-Feeling auf Pflastersteinen zu bekommen und rollten schließlich in Jelling wieder auf die Etappenstrecke des Pelotons. Dieser folgten wir dann zurück nach Vejle.
Dort angekommen bat ich noch um einen Ausflug zum Munkebjerg, der ein bei Radsportler*innen beliebter Trainingsberg ist. Er ist 1,2km lang, hat eine Höhe von 94m und eine durchschnittliche Steigung von 7,3% (16% an der steilsten Stelle). Leider ist er aber bei der Tour nicht dabei, denn eine kleine Brücke am Beginn des Anstiegs ist nicht hoch genug für die Werbekarawane der Tour de France.
Vejle und Umgebung ist definitiv ein tolles Trainingsrevier für sportlich-ambitionierte Fahrer*innen. Und wer nun Lust hat, sich selbst diese Region mit dem Fahrrad zu erschließen, der sollte Mitte Mai bei der Grejsdalsløbet mitfahren. Dieses Radrennen führt über 220km und knapp 2.600 HM über insgesamt fünf Berge rund um Vejle. Es gibt auch kürzere Distanzen, falls man sich die große Runde noch nicht zutraut.
Damit ist es eigentlich das perfekte Intro für alle, die auch mal sportliche Tour-Luft schnuppern wollen. Start ist am 15. Mai und wer von euch Interesse hat da noch teilnehmen zu wollen, der kann sich bei mir melden und ich versuche euch eine Wildcard zu besorgen. Das gleiche gilt für das am 14. Mai stattfindende Gravel-Rennen, welches über 75km auf Schotterstraßen und Singletracks rund um Vejle führt.
Übernachten kann man übrigens dafür am besten im Vejle Center Hotel, wo wir drei Nächte verbringen durften und von dessen Parkplatz das Grejsdalsløbet startet. Das Hotel ist auf Radfahrer*innen vorbereitet und beherbergt auch so viele Sportler, die im benachbarten Sport- und Schwimmzentrum trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen.
Die Räder können sicher im Keller des Hotels untergebracht werden und vom Hotel aus erreicht man auch sehr schnell mit dem Fahrrad den Bindeballestien oder die umliegenden Hügel.
Danke, Vejle!
Eine tolle Tour hat auch tolle Partner. Und ich möchte mich daher bei Visit Denmark und Visit Vejle für die Einladung, beim Kongernes Jelling Museum für die tolle Führung, beim Vejle Center Hotel und dem Campingplatz Randbøldal für die Unterbringung und dem Radclub Vejle Cykel Motion für die vielen Infos und die Ausfahrt bedanken.
Und da eine Tour auch durch den Magen geht, gilt mein Dank und meine Empfehlungen an euch, falls ihr nach Vejle kommt:
Dem Street Food Vejle Restaurant, wo man in sehr familiärer Atmosphäre fünf verschiedene Küchen findet, von Burger über Sandwiches bis zu indischem Essen.
Dem Restaurant Skyttehuset, welches am Vejle Fjord auf einer kleinen Halbinsel liegt und eine wirklich exzellente Küche bietet. Ich kann dort die Butterbrote empfehlen!
Mein Fahrrad in Vejle
Ich war mit meinem Zweitrad unterwegs und habe auch gleich noch Taschen getestet:
Das Bombtrack Beyond 1 mit dem Ortlieb Quick Rack Träger, Ortlieb Gravel-Pack Taschen, der neuen Seat-Pack QR Tasche und den Fork Pack Taschen von Ortlieb. Mehr dazu in einem separaten Beitrag!