Der Hund war schuld! Ein Overnighter nach Rügen

Der Hund war schuld! Ein Overnighter nach Rügen // It was the dog's fault! An Overnighter to Rügen

Seit mehr als zwei Jahren haben wir einen Hund: Merlin ist ein Double-Doodle und ergänzt unsere Familie prächtig. Bislang hat er sich aber eher als kleines Hindernis in meiner fahrradfahrenden Freizeitplanung hervorgetan. Doch diesmal verdanke ich ihm eine wunderschöne Tour zum Jahresende: von Hamburg nach Rügen.

Hier haben wir uns zum Jahreswechsel ein Ferienhaus gebucht und wollen so die ersten Tage des neuen Jahres in aller Ruhe starten. Und der Hund kommt natürlich mit. Doch dann die Erkenntnis: das neue Auto ist noch nicht da und das alte Auto zu klein für uns fünf mit Gepäck. Also muss einer laufen bzw. Rad fahren. Und das kam mir dann auch irgendwie ganz recht, denn so konnte ich auch an der Festive500 teilnehmen (500km zwischen 24. und 31.12. fahren), die ich schon immer mal angehen wollte. Danke, Merlin!

Merlin auf Rügen

Doch das Wetter war alles andere als einladend: starker Sturm und Regen waren vorhergesagt. Tendenziell sollte ich allerdings Rückenwind haben. Und etwas Regen schadet nun auch nicht.

Also fix die Overnighter Sachen ans Rad geschnallt, neue Reifen drauf und los ging es. Die Route habe ich mir wie immer über den CXB Routenplaner erstellt, der auf Basis des BRouter ganz wunderbare Gravelrouten findet.

345km lagen vor mir, aber ich wollte sie nicht am Stück fahren, sondern einen Overnighter an der Ostseeküste einlegen. Von Hamburg aus fuhr ich an Lübeck vorbei Richtung Wismar und weiter entlang der Küste Richtung Rostock.

Meine Hoffnung auf Rückenwind erfüllte sich teilweise, musste ich doch immer auch wieder an der Windkante fahren oder im Wald und bei Regenzellen mit drehendem Wind kämpfen. Ein Schnitt von nur 23km/h zeigt die Herausforderung. Hinzu kamen schlammige Feldwege und aufgeweichte Waldpisten, die für die G-One Overland Reifen eine echte Herausforderung waren (was auch ok ist, denn sie sind nicht für Schlamm und starke Nässe gebaut).

Für die Nacht suchte ich mir einen halbwegs windgeschützten Spot und legte mich in meinen OR Helium Biwaksack. Den wollte ich ohnehin noch mal einem Härtetest unterziehen. Und den bekam ich dann auch in Form von Starkregen und Wind. Daher musste ich die Biwak-Kapuze zuziehen, was aber dazu führte, dass sich im Inneren so viel Kondenswasser bildete, dass mein Schlafsack und Kleidung ganz nass wurden. So ein Mist. Bei einer solchen Luftfeuchtigkeit kommt ein Biwaksack natürlich an seine Grenzen. Ich auch und so beschloss ich nachts um 2.30 Uhr mein Lager auf den Tisch eines benachbarten Picknick-Platzes zu verlagern.

Tischchen deckt dich!

Das wollte ich eigentlich gleich von Anfang an, aber ich setzte erstmal auf den Biwak-Test. Dort schlief ich dann weiter – ohne Biwaksack. Der Regen hatte nachgelassen und der starke Wind trocknete den Schlafsack. Gut, dass ich wie immer einen Innenschlafsack dabei hatte, der für ausreichend Wärme bei stark-kühlendem Wind sorgte.

6.30 Uhr klingelte der Wecker – spät für Langdistanzen, aber ausreichend für die kurze Reststrecke bis Ummanz auf Rügen, wo ich 15 Uhr eintreffen wollte. Nach einem tollen Frühstück in Warnemünde umfuhr ich Rostock nördlich und rollte in die aufgehende Sonne entlang der Sandstrände an der Ostsee. Wunderbar!

Ich entschloss mich über Graal-Müritz, Ribnitz und Barth auf nördlicher Runde nach Stralsund zu fahren, auch wenn mir das einige Kämpfe gegen den Sturm bescherte. Dafür bekam ich aber Ostsee satt und konnte den Übergang von Sandstrand zu Bodden erleben.

DDR-Plattenbauten und die Marienkirche im Sonnenschein empfingen mich in Stralsund. Wenig später rollte ich über den Rügendamm auf die Insel. Ich kann verstehen, dass Rügen bei Radfahrenden so beliebt ist: ein sehr gut ausgebautes Radwegenetz und eine urige Landschaft. Vor allem im Westteil der Insel ist es noch sehr wild und man kann erahnen, wie es dort vor 100 Jahren und mehr zugegangen sein muss.

In dieser wunderbaren Einsamkeit und Natur beginne ich nun das neue Jahr. Und vielleicht radle ich noch ein paar Kilometer hier, bevor ich wieder zurück fahre. Diesmal aber mit dem Zug ab Stralsund.

 

Die Strecke im Detail

Tag 1

 

Tag 2

 

Bevor du fragst…

  • Schlafsack Cumulus X-Lite 400
  • Isomatte Term-a-Rest NeoAir Xlite
  • Innenschlafsack Cocoon Expedition
  • Biwaksack: Outdoor Research Helium
  • Rahmentasche Revelate Designs Ripio
  • Lenkerrolle Revelate Designs Pronghorn mit Stratex Packsack
  • Food Pouch Revelate Designs Mountain Feedbag
  • Satteltasche Restrap Adventure Race Saddle Bag (leider nicht wasserdicht)
  • Oberrohrtasche Salsa Adventure
  • Reifen Schwalbe G-One Overland 50mm (tubeless)
  • Felgen Lilienthal XC
  • Schaltung SRAM Eagle GX 1×12
  • Übersetzung 36 vorne, 10-52 hinten
  • Lampe vorne Klite Bikepacker Ultra V2
  • Lampe hinten Klite Qube Flashing

 

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5 Comments

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  1. says: Michael

    Danke für den Bericht.
    Ich finde Deinen Schnitt von 23 ziemlich ordentlich, also gut.
    Ist ja im Winter schon was anderes, bei den fordernden Bodenbelägen, den Temperaturen, dem Regen, Wind und dem Licht. Da war ja einiges an Nachtfahrt dabei.
    Ich selbst war jetzt im Januar ein paar Tage in Dänemark. Einen kurzen Bericht gibt es hier bei https://freundinvonwelt.com/daenemark-winter-vestkystrute/ Mein Schnitt war deutlich unter 20. Aber so blieb ich warm genug, ohne zu viel zu schwitzen.
    Übernachtungsmäßig ist Dänemark übrigens ein Paradies. Ich hatte zwar ein Zelt dabei, aber dank der dort überall vorhandenen Shelter hatte ich das gar nicht gebraucht. Mit einem Biwaksack so ganz im Freien wäre es mir zu heftig – das müsste ich nicht testen.

  2. says: Rad Kalt

    Ha, Ha wir haben auch einen Hund, ein kleines Auto und einer der Söhne eine Freundin. So durfte ich auch mit dem Rad fahren, allerdings in die andere Richtung – nach Dänemark.

  3. says: Felix D.

    Martin,

    Hut ab! Und schöne Bilder!
    Einzig das Konzept mit dem Innenschlafsack verstehe ich nicht ganz. Geht es dabei nur darum den Komfortbereich des Cumulus zu erweiteren weil es sonst etwas knapp würde? Oder gibt es durch den zweiten Schlafsack einen anderen Vorteil?

    1. Hallo Felix,

      Einen Innenschlafsack sollte man immer verwenden, um eine Verschmutzung zu vermeiden. Gerade wenn man lange unterwegs ist und sich halt auch nicht wirklich waschen kann. Und man kann auch noch mal den Temperaturbereich damit erweitern, wenn man mag. Es gibt normale Innenschlafsäcke für den normalen Schutz. Und es gibt Thermo Innenschlafsäcke.

      Viele Grüße
      Martin

  4. says: Robert

    Respekt für deinen Willen, den Biwaksack zu testen – ich bin da eher Schisser und nehme für solche Sachen immer mein Zelt mit :-))
    Die Strecke ist schön – ich finde, nicht nur Rügen bzw. die Küste ist positiv erwähnenswert, sondern auch das ehemalige “Zonenrandgebiet” ab Schönberg und in Richtung Rostock. Gerade die Landstriche etwas abseits der Küste sind dünn besiedelt und vom Terrain zumindest ein bisschen wellig. Die Strecken des Hanse Gravel führen da ja auch entlang … Meine alte Heimat ist Zingst an der Ostseeküste, weswegen ich Grund habe, von HH aus da mit dem Rad hinzufahren. Irgendwie für den Kopf immer besser, ein konkretes Ziel zu haben, als nur nen Rundkurs zu plotten und den dann abzufahren.