“Trauer über Saigon – Ho-Tschi Minh-Stadt, August 1976. Der Monsunregen fiel ohne Unterlass seit dem frühen Morgen. Der Blick auf den Saigon-Fluss war durch die modrige Feuchtigkeit verschleiert. Nur wenige und schlecht gepflegte Frachter geringer Tonnage lagen am Quai, wo während des Krieges das Rot-Kreuz-Schiff “Helgoland” auf diskrete Weise die deutsche Flagge gezeigt und eine Solidarität mit den Amerikanern bekundet hatte, die im Laufe des allgemeinen Stimmungsumschwungs immer zurückhaltender wurde.”
Damit beginnt eines der wohl bekanntesten Bücher über Vietnam, das auch mich in meinem Wunsch, endlich in dieses Land zu reisen, maßgeblich bestärkt hat. “Der Tod im Reisfeld” ist mir aber nicht begegnet, und auch so kann ich gut auf all die kriegerischen Erlebnisse des Peter Scholl-Latour in diesem Land verzichten.
Natürlich prägt der Indochina-Krieg das Land. 30 Jahre Krieg haben ihre Spuren hinterlassen, ein Krieg, zu dessen Ende ich gerade erst geboren wurde. Und nun, etwas mehr als 30 Jahre später, radel ich von Ho-Chi-Minh-City, dem früheren Saigon, nach Hanoi.
20 Tage hatte ich Zeit. Das ist viel, wenn man arbeitet! In den letzten Jahren habe ich mir immer wieder Freiräume von zwei bis drei Wochen geschaffen, in denen ich mit dem Rad raus konnte. Aber die nahen Ziele habe ich bereits bereist und mittlerweile nehme ich 10 Stunden Flug in Kauf, um Neues zu entdecken und zu erleben.
Saigon im Dezember
Ich lande am 14. Dezember abends in Ho-Chi-Minh-City. Wie ein Fisch schwimme ich durch den nächtlichen Verkehr mit Millionen von Mopeds vom Flughafen zu meinem Hostel irgendwo im Zentrum der Stadt. Es ist warm. 30 Grad. Und es ist verrückt, im Dunkeln bei diesem Verkehr durch die Stadt zu brettern. Aber es macht Spaß. Willkommen in Saigon, der wuseligen Metropole Süd-Vietnams.
Nach den ersten Tagen der Eingewöhnung, verabschiede ich mich und fahre mit einem Boot den Saigon-River, ein Seitenarm des Mekong, Richtung Osten nach Vung Tao, einer Halbinsel. Von dort starte ich mit dem Rad nach Norden in das vietnamesische Hochland um den Ort Dalat.
Dalat – die alte Sommerfrische der Franzosen…
…ist weihnachtlich geschmückt – selbst der Heineken Weihnachtsbaum fehlt nicht. Eine Tradition, wie sie für Deutschland auch nicht schlecht wäre…
Ich radle weiter nach Norden – mein Ziel ist Hue, die alte Kaiserstadt. Sie liegt ziemlich genau in der Mitte Vietnams, an der alten Demarkationslinie, die einst Nord- und Südvietnam teilte. Auf dem Weg dahin ging es erst durch tropische Wälder und dann ans südchinesische Meer.
Nun bin ich auf der N1, die große Nationalstraße, die das Land durchzieht. Der Verkehr innerhalb einer Stadt ist mörderisch, außerhalb aber erträglich. Pausen und Erholung bieten zahlreiche Tempel und Pagoden.
Weihnachten 2008
Der Wolkenpass liegt hinter mir – ein kleiner Hügel von knapp 500 Metern Höhe. So klein, aber so mehr oho, denn er ist eine Wetterscheide und bescherte mir nach Tagen voller Sonne und Wärme plötzlich Regen und Temperaturen von nur 20 Grad. Ich mach Station in Hue, bevor ich ein Stück mit dem Zug nach Norden reise.
Zeit zum Essen
An die Suppe “Poh” kann man sich gewöhnen. Selbst zum Frühstück!
Und was gab es sonst noch?
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=7RY1mE_j0iw]Halong Bay
Über Haiphong, eine der größten Städte Vietnams komme ich nach Halong City. Hier will ich mit dem Boot das Weltkulturerbe Halong Bay erkunden. Seit dem James Bond Film “Der Mann mit dem goldenen Colt” steht dies ganz oben auf meiner Liste. Zwei Tage und eine Nacht segle ich durch die Halong Bay. Für 100 Dollar habe ich diese Tour direkt am Hafen gebucht. Und nun geht es auf einer alten Dau durch die Bucht. Mit Hoehlenbesichtigung, Kajak fahren, Doppelkabine und Uebernachtung an Bord, englischem Tourguide, etc. Und das Beste: ich habe meine Kabine für mich alleine!
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=9GaCYcpQX1M]Silvester in Hanoi
1.250 km liegen hinter mir. Endlich habe ich Hanoi erreicht.
Ho Chi Minh ist tot. Ich habe mich davon persoenlich ueberzeugen koennen. Ich habe sein Mausoleum besucht. Da kommt man gar nicht so ohne weiteres hinein. Zuerst muss man durch eine Sicherheitskontrolle. Dann muss man alle elektronischen Geraete abgeben und anschliessend im Gaensemarsch 300m laufen, spaliert von Soldaten. Man darf nicht nebeneinander gehen und muss ordentlich gekleidet sein, also keine kurzen Hosen oder nur T-Shirts. Vor dem Mausoleum wird man von den streng blickenden Soldaten in Gardeuniform noch mals darauf hingewiesen, dass man auch nicht sprechen darf und schliesslich prominiert man durch die Aufbahrungshalle, in deren Mitte Ho Chin Minh liegt. Er sieht wirklich tot aus, da kann auch noch soviel Kosmetik nichts machen. Nachdem man ihn einmal umkreist hat, geht es schweigend wieder hinaus, wo man anstandslos seine Sachen wiederbekommt. Eine richtige Toten-Show!
Ansonsten ist Hanoi ganz lebenslustig. Nicht so pulsierend wie Saigon, aber die Altstadt ist einzigartig. Diese ist geprägt durch 36 Strassen von 36 Gilden, die sich hier schon vor Ewigkeiten angesiedelt haben. So kann man, wenn man es im Kopf behaelt oder immer ein Buch mit rumschleppt, anhand der Starssennamen immer wissen, welche Gilde man nun vor sich hat: Tuchmacher, Holzhandwerker, Metallverabeitung, Essen, etc. Inzwischen sind auch noch Plastikspielzeug, Fahnen und Flaggen, Abzeichen der Partei und Blumen dazugekommen.
Beeindrucken nach wie vor ist der Verkehr und das Menschengewimmel in diesen alten und engen Gassen:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=NPUDzgF62yU]Silvester war ruhig – ohne Böller, Knaller und sonstigen Lärm. Einige Laternen wurden am See im Zentrum hanois angezündet und steigen gelassen. Das wars – bis auf das Gegröhle einiger Touristen, die sich mit Tiger-Bier das neue Jahr schön getrunken hatten.
Nach knapp 1.300 km flog ich am 1. Januar 2009 wieder zurück nach Deutschland. War echt Klasse und kann ich jedem nur empfehlen. Ob mit oder ohne Rad, es macht einfach Spass! Damit der Abschied nicht so hart ist, hier noch ein paar Bilder zum Schluß:
Unglaublich schöne Bilder, die sicher nicht mal das einfangen können, wie es wirklich war. Diese Erinnerungen kann Dir niemand mehr nehmen. Wunderschön! dokumentiere fleißig weiter für uns! Go! 😀
Danke! Mach ich 😉
Saved as a favorite, I like your web site!
weitere Infos unter:
http://www.vietnamhilfe-hospitalschiff-helgoland.de
Vietnam ist eine Reise wert.
Zwei Wege gibt es, das Land zu erkunden und seine Menschen etwas kennen zu lernen. Entweder mit dem Fahrrad, dabei sollte man mindestens drei Wochen einplanen und trainiert sein, oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus und Bahn), man sollte dabei aber nicht zu ängstlich sein.
Wer in Vietnam einmal war, wird das Land und seine Menschen nie wieder vergessen.
Ach, da kommen Erinnerungen hoch. Habe eine ähnliche Tour vor ca. 15 Jahren gemacht (allerdings mit Bus). Sollte mir vielleicht die Dias nochmal raussuchen und in Erinnerungen schwelen… oder vielleich nochmal neu erleben? Waren schon einmalige Erlebnisse, die ich bis heute nicht vergessen hab. Anscheinend geht’s Dir ähnlich… 🙂
nicht nur bunt und interessant – auch richtig informativ. Das Haushaltsrad ist schon allein wegen dieses Namens ein Hit. Die nächsten Berichte gucken wir uns bestimmt an!
Spannender und witziger Bericht, macht Lust auf eine Visite! Danke, dass du uns daran teilhaben lässt!