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Bikepacking Know-How: Wie man ein Roadbook baut

Bikepacking Know-How: Wie man ein Roadbook baut // Bikepacking Know-How: How to build a Roadbook

Leider kann ich Corona-bedingt nicht beim Bohemian Border Bash Race (BBBR) antreten, der an diesem Wochenende gestartet ist. Aber dadurch habe ich Zeit, mit euch meine Tipps zum Erstellen eines Roadbooks zu teilen.

Ein Roadbook braucht man natürlich nicht unbedingt, aber bei Races oder auch längeren Touren bietet es sich an, vorher die Strecke etwas genauer zu betrachten und sich Notizen zu wichtigen Punkten und Abschnitten zu machen.

Mein erstes “Roadbook” war die Strecken und Etappenübersicht beim Tuscany Trail, wo ich jeden Tag sehen konnte, was mir so bevorstand. Damals habe ich das aber nur als Hintergrundinformation gesehen, und weniger als ein nützliches Werkzeug für Versorgung und Tagesplanung. Ein paar Jahre später bestand dann mein Roadbook aus einer kurzen Übersicht von möglichen Versorgungsstationen mit Kilometerangabe auf einer Orbit-Tour. Ein kleiner Zettel, den ich mir am Cockpit befestigt hatte.

Als ich dann intensiver in die Welt der Endurance Bikepacking Races eingetaucht bin, war es Tobias, der beim Atlas Mountain Race ein Roadbook präsentierte, das uns sehr viel geholfen hat. Es war schon sehr detailliert, hatte ein Höhenprofil, eine Übersicht der wichtigsten Versorgungspunkte und Informationen zu Steigungen und Wegbeschaffenheiten. Unterteilt in 200km Abschnitte war es ein wichtiges Instrument, um die nächsten Kilometer zu planen und vor allem zu schauen, wann es angebracht ist, Verpflegung zu bunkern oder welche Berge wann kommen und wie beschaffen sind.

Ich checke das Roadbook in Kirgisistan // Foto: Tobias Köpplinger

Beim Silk Road Mountain Race haben wir das Roadbook nochmals verfeinert und vor allem im Höhenprofil den Grad der Steigungen besser darstellen können.

Das war auch die Vorlage für mein Roadbook nun zum Bohemian Border Bash und im Folgenden zeige ich euch exemplarisch, wie ich bei der Erstellung eines solchen vorgehe.

 

1. Der Track

Das Wichtigste ist natürlich der Track, der als GPX File vorliegen sollte. Diesen habe ich im aktuellen Fall auf Komoot vorliegen. Hier bekomme ich die Darstellung der Route auf der Karte und direkt darunter das Tourprofil und Angaben zu den Wegtypen und der -Beschaffenheit.

Diese beiden Angaben sind für mich ein wichtiger Indikator, denn hier kann ich erkennen, wie hoch der Asphalt oder auch Straßenbelag-Anteil ungefähr ist und wie viel der Strecke auf Schotter, Waldwegen oder über Trails führen. Auf dieser Basis kann ich schon mal gut einschätzen, wie ich vorankommen werde. Im Gelände natürlich etwas langsamer, als beispielsweise auf der Straße. Eine Strecke mit hohem Asphaltanteil ist also auf den ersten Blick dann etwas schneller.

Strecke, Höhenprofil und Angaben zum Weg auf Komoot

Der zweite Indikator ist das Höhenprofil. Hier seht ihr im aktuellen Beispiel die ersten 200km des Bohemian Border Bash Race mit entsprechenden Hinweisen und Einfärbungen der sehr steilen Passagen. Da weiß ich schon: Klettern oder gar Schieben ist angesagt.

In Komoot lade ich mir nun die Strecke als GPX File herunter. Anschließend öffne ich BRouter und lade dort das GPX als Route hoch. Brouter gibt mir neben der Strecke auch das Höhenprofil aus, welches aber im Gegensatz zu Komoot die Steigungen und Gefälle farblich darstellt. So bekommt man noch ein besseres Gefühl für die Strecke und ihre Struktur.

Der GPX Track in BRouter

In Excel habe ich mir eine Roadbook Vorlage erstellt (bzw. Tobias), die ich leicht modifiziert habe und dort nun erstmal die Angaben zum Track Abschnitt im Kopfbereich und die Angaben zu Wegbeschaffenheit und Länge eintrage.

Kopfbereich meines Roadbook

Das Höhenprofil kopiere ich in den Kopf meines Roadbooks (via Screenshot). Dies ist ehrlicherweise das wichtigste Element für mich, denn hier kann ich immer direkt abgleichen wo ich gerade bin, was direkt vor mir liegt und welche Steigungen und Streckenabschnitte mich in welcher Intensität wann erwarten.

 

2. Die Details

Jetzt geht es an die Kleinigkeiten und die sind durchaus individuell. In meinem Fall hat das Roadbook 5 Spalten:

Um diese Informationen zusammenzutragen, gehe ich wieder in Komoot und zoome in den Track. Zuerst identifiziere ich größere Orte und Versorgungspunkte, die ich dann mit Kilometerangabe in mein Roadbook eintrage. Dabei gleiche ich das auch mit Google Maps ab, um zum Beispiel herauszubekommen, ob es eine Infrastruktur in einem Ort gibt, wie Läden, Restaurants oder Hotel. Das ist bei Komoot manchmal nicht genau zu erkennen (zumindest für mich).

Die Details des Track 1 beim BBBR

Als nächsten nehme ich mir markante Track-Punkte vor. Das sind zum Beispiel besonders starke Steigungen. Dafür wähle ich den entsprechenden Abschnitt im Komoot Höhenprofil aus. Daraufhin zeigt Komoot mir diese Auswahl detaillierter und ich kann mit dem Cursor die entsprechenden Trackabschnitte “abfahren”.

Details Komoot

Dabei bekomme ich zum einen Informationen zu den Steigungsprozent und zum anderen zur Wegbeschaffenheit. So sehe ich, ob die 8% Steigung beispielsweise auf Erde oder Asphalt stattfinden. Das sind schon Unterschiede, auf Basis derer ich gut einschätzen kann, wie gut ich das eventuell fahre.

Im Roadbook steht dann zum Beispiel: km 37,1-47,8 / +370HM / +10-15% / Straße, Schotter
Das bedeutet: von Kilometer 37,1 bis Kilometer 47,8 sind 370 Höhenmeter zu bewältigen, mit Steigungen von 10 bis 15%, die vornehmlich auf Straße und dann Schotter zu fahren sind.

Beispiel für Track und Total im Roadbook

Dies mache ich für alle mir wichtigen Abschnitte eines Tracks und übertrage das parallel ins Roadbook. Am Ende ist dann ein Streckenabschnitt fertig, der alle von mir benötigten Informationen enthält.

Im Fall vom Bohemian Border Bash Race habe ich 12 solcher Tracks als Roadbook-Karten angelegt. Das dauert etwas und immer wieder kontrolliere ich die Daten und Informationen. Wichtig ist, dass ihr bei einem Trackdarsteller bleibt: Also entweder Komoot oder BRouter oder Ride with GPS, denn die Tracks sind von Anbieter zu Anbieter Algorithmus-bedingt unterschiedlich.

So ist der Beispiel-Streckenabschnitt bei Komoot 196km lang und hat 3.490 Höhenmeter. Bei BRouter ist der gleiche Track 201km lang und hat 3.374 Höhenmeter. Ich habe mich in diesem Fall für Komoot entschieden, da auch der Veranstalter die Routenabschnitte dort veröffentlicht hat. Zudem sind die Abweichung eher gering.

Die fertige Roadbook Karte für den 1. Track des BBBR 22

Unterwegs habe ich das Roadbook entweder als Ausdruck (idealerweise laminiert) dabei, oder digital auf dem Smartphone als PDF oder Bild.

 

3. Nützliches

Ich möchte euch noch zwei Apps empfehlen, mit denen ich unterwegs und im Vorfeld gut arbeiten kann: EpicRideWeather und iOverlander.

EpicRideWeather ist – wie der Name es schon sagt – eine Wetter-App für Android und iOS, die aber Track-basiert arbeitet. Dafür könnt ihr euch die jeweilige Strecke in der App (zum Beispiel über Komoot) aufrufen und dann wählen, für welches Datum die Vorhersage gelten soll und mit welcher Durchschnittsgeschwindigkeit ihr fahrt.

Track laden und Wetterinfos bekommen

Anschließend gibt euch die App eine recht umfangreiche Informationsübersicht zu Regenwahrscheinlichkeit über die ganze Strecke im kalkulierten Zeitraum, Windrichtungen und -geschwindigkeiten, UV Index, Temperatur und noch weiteres aus.

Detaillierte Infos zum Trackverlauf

Das ist ziemlich gut, um beispielsweise bei einer Tour in den Bergen das Wetter unterwegs besser einschätzen zu können. Oder sich gut auf einen Abschnitt eines Rennen vorbereiten zu können.

iOverlander ist schon etwas älter und ich benutze diese App manchmal, um an bestimmten Orten zu schauen, ob es Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur gibt, wo ich vielleicht Trinkwasser finde oder wo Campingplätze oder andere Unterkünfte sind.

POIs einfach finden

Diese Point of Interest Übersicht ist Community-basiert. Das heißt, man kann auch selber dazu beitragen und beispielsweise gute Biwakplätze oder Schutzhütten eintragen.

 

Wenn ihr Fragen zum Roadbook und noch weitere Tipps für nützliche Apps habt, dann freue ich mich auf eure Fragen und Kommentare.

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