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Graue Eminenz: Testfahrt mit dem Rose Activa Pro 1

Vor der Eurobike hat mich Rose kontaktiert und mir Infos zu ihrem 100jährigen Bestehen geschickt. Aus diesem Kontakt entstand dann für mich die Möglichkeit, mit dem Activa Pro das Reiserad von Rose zu testen. Es stand schon immer auf der Liste der Reiseräder, die ich gerne mal fahren wollte und hätte es fast in meine Liste der Top-Reiseräder unter 1.500 Euro geschafft.

 

Das Fahrgefühl? Sportlich-komfortabel!

Ich kann es gleich vorwegsagen: das Activa Pro ist ein wirklich schönes und bequemes Reiserad. Karton öffnen, Lenker geradestellen, Sattel einstellen, Pedalen anschrauben und schon kann es losgehen.

Für meine Testfahrt habe ich mich für das Activa Pro I mit Shimano XT und Magura HS33 R entschieden. Das Activa gibt es aber auch in der Ausstattung mit Alfine 11 Gang Nabenschaltung und als Rohloff Speedhub Version sowie mit Gates Carbon Drive. Das Gesamtgewicht in der Grundausstattung beträgt 15,6 Kilogramm.

Insgesamt 360 Kilometer bin ich mit dem Activa Pro durch den Hamburger Stadtverkehr, über Land in den grünen Herbst und durch Regen, Schlamm und über Pisten nach Itzehoe und zurück nach Halstenbek gefahren. Und es hat mir sehr gut gefallen. Schon vom ersten Meter an habe ich mich auf dem Rad sehr wohl gefühlt und es hat ohne Probleme alles mitgemacht.

Preislich liegt das Activa Pro I mit 1.700 Euro im oberen Mittelfeld. Aber es ist durchaus jeden Euro wert. Rose hat hier nicht gekleckert, sondern wirklich ein sehr umfangreiches und reisetaugliches Paket zusammengestellt, das ideal für die große und sehr große Tour ist.

 

Design und Material? Dezent-elegantes Aluminium!

Gleich nach dem Auspacken und Einstellen fällt das elegante Design des Rades auf: der gut verarbeitete Alu-Rahmen scheint in ansprechendem Anthrazit. Anodized Black heißt diese Farbe bei Rose. Dazu schwarze Speichen und Felgen und die ebenfalls anthrazit/grau gehaltenen Griffe und Sattel.

Ich war natürlich gespannt, wie sich ein Alu-Rahmen so fährt, bin ich doch sonst ausschließlich auf Stahl unterwegs. Das (zu erwartende) Ergebnis: ein Unterschied ist nicht zu merken. Das Activa fährt sich schön sportlich-agil und lässt sich auch mit Gepäck nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Dafür sorgt auch eine präzise Lenkung, die sich aufgrund des breiten Lenkers sehr schön dosieren und kontrollieren lässt.

Der Rahmen ist aus doppeltendverstärktem Altanium Aluminium und wiegt 1,7 Kilogramm. Die Schalt- und Bremszüge sind teilweise im Rahmen verlegt, was zusammen mit den feinen Schweißlinien wirklich elegant aussieht und dem Rahmen ein aufgeräumtes Design gibt. (Hier gibt es übrigens ein paar technische Infos zum Altanium Aluminium und den Legierungen)

Mit zum guten Fahrkomfort beigetragen hat auch der Terry Figura GT Gel Sattel. Hier war ich gespannt, aber er war gleich von Beginn an sehr bequem und machte keine Probleme.

 

Die Ausstattung? Klassisch top!

Die 26“ Laufräder kommen mit der Rose-eigenen Xtreme Sari M19 R Felge. Diese Felgen habe ich an meinem zweiten Reiserad verbaut und bin sehr zufrieden mit ihnen. Sie machen eigentlich alles mit und haben sich bei mir noch nie verzogen. Man bekommt sie also nicht so schnell tot. Als Speichen dienen schwarze DT Champion mit 2,0 mm Stärke. Das wirkt zusammen mit der schwarzen Felge und den schwarzen Naben schon sehr elegant.

Auf den Felgen laufen Schwalbe Marathon Mondial Evo und damit Reifen für jedes Abenteuer. Als Naben kommen Shimano XT zum Einsatz. Hinten eine 10fach Nabe, vorne der XT Nabendynamo.

Die Beleuchtung ist in der Standard-Ausstattung ein B&M Luxos B, der ein ordentliches Licht macht. Hinten sorgt mit dem B&M Toplight Line Brake Plus ein Klassiker für Sichtbarkeit. Beide Lichter können aber angepasst werden und vorne gegen Supernova E3 oder Luxos U mit USB und hinten gegen Toplight mit Standlicht und Toplight Mini ausgetauscht werden.

Der Lenker ist ein Rose-eigener XC Low Ricer Oversize mit Ergon GP3 Griffen. Ich finde diesen breiten Lenker sehr angenehm zum Radeln, auch weil er genug Platz für Navi und Lenkertasche bietet. Ich würde allerdings größere Ergon Griffe wählen. An meinem Reiserad habe ich die Ergon GP4. Die GP3 fand ich etwas zu klein, obwohl ich keine besonders großen Hände habe.

Bei den Bremsen greift Rose auf die Reiserad-Bremse schlechthin zurück: die Magura HS33 R. Ich fahre diese auch an meinem Norwid-Reiserad und bin von der Bremsleistung und  -dosierung sehr angetan. Bei anderen Activa Pro Modellen bietet Rose auch eine Scheibenbremse mit an. Der Rahmen und die Gabel sind ohnehin bereits auf Scheibenbremsen ausgelegt. Die Modelle Pro 1 und Pro 3 Carbon Drive sind mit hydraulischen Felgenbremsen ausgestattet. Die Versionen Pro 2, Pro 3 und Pro 5 mit Shimano XT-Scheibenbremsen.

Als Pedale kommen die Xtreme Pro 17 zum Einsatz. Das sind gute Teile und ich verwende auch an meinen beiden Reiserädern Pedalen dieser einfachen Art. Allerdings fahre ich mit Käfigen, was ich besser finde. Bei meinen Testfahrten fand ich das Fahren auf den Pedalen gut, aber hätte mir etwas mehr Griff gewünscht. Mit Käfigen habe ich hier mehr Halt. Wer keine Käfige mag, der kann die Pedalen entsprechend in eine Klick-Variante, Duo-Variante oder eine Ergon Plattform-Pedale ändern.

Besonders gut finde ich auch die Ausstattung bei den Gepäckträgern: mit dem Tubus Logo Evo hinten und dem Tubus Tara vorne geht Rosebikes kein Risiko ein und bietet gleich echte Spitzenmodelle. Beim hinteren Gepäckträger kann noch innerhalb der Tubus-Familie gewählt werden.

 

Mängel? Geschmackssache!

Am Activa Pro I gibt es eigentlich nix wirklich zu bemängeln, sondern nur Geschmacksfragen. Mir gefielen vier Sachen nicht:

Der Radständer

Dieser ist leider in der Mitte angebracht und wenn das Rad beladen ist, dann besteht Kipp-Gefahr. Zudem ist er einfach nur im Weg, gerade bei Kettenschaltungen. Beim Kette reinigen und ölen blockiert er meist den Kurbelarm. Ebenso beim Schalten im Stand, wo man ebenfalls die Kurbel drehen muss.

Besonders geärgert hat mich aber, dass er nicht genug Halt bietet und selbst halb-beladen und auf halbwegs ebenem Untergrund keine Standsicherheit garantierte. Hier sollte Rose noch mal über eine Montage an den hinteren Ausfallenden nachdenken.

Die Luftpumpe

An sich ist die Luftpumpe genau richtig und bringt ohne viel Kraftaufwand ordentlich Druck auf die Reifen. Und im Prinzip finde ich die Lösung auch gut, allerdings habe ich auf meinen Touren immer wieder mein Rad auch getragen. Sei es zum Schlafplatz, über Geröllfelder oder einfach auch nur beim Schieben: meine Griffposition am Oberrohr kollidiert mit der Luftpumpe.

Das heißt, ich kann da nicht richtig greifen und die Luftpumpe ist im Weg. Ich mag das nicht und würde die Pumpe daher entweder in der Gepäcktasche oder an einer der Flaschenhalterungen zusätzlich anbringen.

Flaschenhalterung

Und damit sind wir beim dritten Geschmacks-Punkt: das Activa bietet nur zwei Flaschenhalterungen – eine dritte am unteren Unterrohr fehlt. Das finde ich schade, denn ich halte diese zusätzliche Halterung für sehr wichtig. Entweder für zusätzlichen Wassertransport oder für den Transport von Brennstoff unterwegs.

Das Schloss

Serienmäßig ist das Activa Pro mit einem ABUS Amparo 4850 LH Schloss ausgestattet. Zuerst war ich überrascht, ein festes Speichenschloss am Reiserad zu haben. Aber es ist natürlich im urbanen Umfeld durchaus praktisch. Allerdings finde ich es für lange Touren nicht wirklich nützlich und auch zu schwer: es bringt ganze 770 Gramm auf die Waage. Und das ist schon recht viel.

Zudem versperrt es mir den Blick auf die hinteren Ritzel. Ich schaue immer wieder nach dem aktuellen Gang und lese diesen nicht auf den Schaltungsanzeigen vorne am Lenker ab. Durch das Schloss war aber dieser Blick blockiert. Ich würde also auf das Schloss ganz verzichten.

 

Fazit? Klare Empfehlung!

Aus meiner Sicht ist das Activa Pro 1 ein Rundum-Sorglos Reiserad: hochwertige Komponenten, ein (sehr) guter Rahmen, sehr gute 26“ Laufräder und ein angemessener Preis.

Das Activa Pro I baut auf die verlässlichsten Komponenten bei Reiserädern und ist ein Rad fertig für die große Tour. Ihr werdet damit viel sehen und euch wenig um das Rad kümmern müssen. Zudem ist das Activa einfach ein schönes Rad, mit dem man sich auch gerne zeigt und das auch die schlimmsten Fahrradtaschen-Farben und Muster nicht wirklich entstellen können.

Wer damit leben kann, dass ein Flaschenhalter am Unterrohr fehlt, der Radständer mittig ist und leicht kippt, ein Speichenschloss mit transportiert wird und die Luftpumpe eventuell stören könnte, der sollte sich das Activa Pro 1 näher anschauen.

Und wer mit der Standard-Ausstattung nicht zufrieden ist, dem bieten sich einige individuelle Konfigurationsmöglichkeiten, wie Sattelmodelle, Lenker, Griffe, Vorbau, Pedale, Gepäckträger, usw.

Innerhalb der Activa Pro Familie kann man es auch richtig krachen lassen und sich mit dem Pro 5 Carbon Drive ein technisch sehr hochwertiges und modernes Reiserad zulegen, das zudem noch sehr schön aussieht.

Aus meiner Sicht lohnt sich das Activa Pro 1 mit Shimano XT für alle, die ein sehr gut ausgestattetes Reiserad zu einem vernünftigen Preis suchen, das keine Probleme macht und bereit für die große und mittlere Reise ist.

Mit diesem Rad muss man einfach raus und touren. Für ein eher urbanes Umfeld halte ich das Activa Pro nicht geeignet bzw. nicht angemessen. Das ist wie einen Landrover auf dem Supermarkt-Parkplatz zu fahren – geht, macht vielleicht auch Eindruck, ist aber nicht sinnvoll 😉

In jedem Fall hat man mit dem Activa Pro 1 ein richtig tolles Rad und wird viel Spaß auf seinen Touren haben. Schaut es euch also mal an.

Hier im Überblick noch die möglichen Activa Pro Varianten und Preise:

Weitere Testberichte zum Activa Pro findet ihr hier:

Zudem habe ich noch den Blog von Wolfgang Beier gefunden, der ein (älteres) Activa 2 besitzt und seit vielen tausend Kilometern damit gute Erfahrungen sammelt.

 

Bildergalerie Activa Pro 1 Test:

 

Hinweis

Alle Tests, die ich hier auf BiketourGlobal vorstelle, werden von mir subjektiv durchgeführt. Ich teste viele Produkte, die ich mir selbst gekauft habe. Wenn mir Produkte für einen Test gestellt wurden, so mache ich dies im Text für den Leser klar und deutlich.

Vor allem aber teste ich nur Produkte, die mich persönlich interessieren. Meine Bewertungen und Einschätzungen erfolgen unabhängig von einer Produktstellung. Ich stelle sowohl positive als auch negative Eigenschaften dar.

Dabei steht meine persönliche Meinung im Vordergrund, meine Begeisterung für das Produkt und meine Einschätzung, inwieweit dieses Produkt für einen Tour-Alltag tauglich ist.

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