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Fahrradtrends 2019: vier Gedanken zur Entwicklung bei (Reise)Rädern

Fahrradtrends 2019

Vier Gedanken zur Entwicklung bei (Reise)Rädern

Letztens las ich einen Beitrag von Alee von CyclingAbout, der darübergeschrieben hat, wie sich gerade der Fahrradmarkt verändert und welche Trends derzeit für Bewegung sorgen. Diese Trends sind bei Alee eher technischer Natur, haben mich aber inspiriert, mir selber Gedanken zu machen, was sich eigentlich bei Fahrrädern und beim Reisen mit dem Rad verändert hat und welche Trends ich für 2019 sehe.

Aus meiner Sicht gibt es folgende interessante Entwicklungen, die (vielleicht auch) das kommende Jahr prägen dürften:

 

#1: „Multi-Travel“ Räder sind im Kommen – Das klassische Reiserad ist auf dem Rückzug

Ich glaube jeder von uns nimmt deutlich den Trend und Hype rund um das Bikepacking wahr. Auch ich fröne diesem „Kult“ und bin mit Begeisterung dabei, mit minimalem Gepäck auf maximal anspruchsvollen Wegen und Trials durch das Land zu fahren.

Und so gibt es immer mehr Fahrräder für das Bikepacking und Graveln, aber immer weniger für die klassische Radreise. Das wird auch bei meiner Fahrrad-Auswahl für 2019 deutlich, wo es deutlich weniger neue Reiseräder gibt. Dafür um so mehr Bikepackingtaugliche Räder, die sich sehr oft zwischen den klassischen Kategorien bewegen. Sie sind nicht nur sportliches Gravelbike, sondern gleichzeitig auch geländefreudiger Reiseflitzer. Sie sind nicht nur trailhungriges Mountainbike, sondern gleichzeitig auch Langstrecken-Landrover und Weltentdecker auf breiten Reifen.

Ich sehe ein immer größeres Angebot an Rädern für alle Fälle und Zwecke, für die einfache Tagestour mit leichtem Gepäck oder die lange Auszeit auf zwei Rädern für alle Untergründe und Herausforderungen. Ich nennen sie einfach mal Multi-Travel Räder. Gute Beispiele dafür sind das Salsa Journeyman oder das Veloheld IconX.

Multi-Travel-Räder werden in 2019 noch relevanter werden

Aber: nur weil gerade klassische Reiseräder weniger im Fokus stehen, heißt es nicht, dass diese nicht wiederkommen. Nehmen wir mal die ersten Reiseräder, die sogenannten Randonneure. Sie wurden aus meiner Sicht durch die reisetauglichen Trekking- und klassischen Reiseräder etwas verdrängt, erfreuten sich aber wieder größerer Beliebtheit.

Egal wie: Ich denke, dass das klassische Reiserad nach wie vor seine Berechtigung hat und sich bald wieder mehr zeigt. Vielleicht dann aber mit 29 Zoll und nicht mehr 26 Zoll Rädern. Rotor und Tout Terrain machen da ja bereits gute Vorschläge und Fortschritte in diese Richtung.

 

#2: Individueller und vielfältiger wird es nicht…

… oder doch? Auffällig ist, dass es mittlerweile für nahezu jede mögliche Anwendung das passende Rad gibt. Spezialisierung nennt man das. Viele Hersteller bauen Räder für Nischen und bieten ein umfangreiches Line-Up an, dass viele Wünsche abdeckt. Bombtrack zum Beispiel hat eine ganze Palette an tollen Rädern für jede nur denkbare Leidenschaft. Sie stehen symptomatisch für eine große Vielfalt im aktuellen Radmarkt.

Diese Vielfalt ist durchaus inspirierend, aber macht es auch nicht leicht, sich zu entscheiden. Daher ist ja auch N+1 so populär, weil es immer wieder neue Räder für neue Leidenschaften gibt. Eine Reiserad zum Reisen, ein Gravelbike zum Graveln, ein Crosser zum sportlichen Graveln, ein Crosser zum Reisen und Graveln, ein MTB zum Bikepacken, aber auch für sportliche Fahrten mit leichtem Gepäck, ein Rennrad für die Ausfahrt am Wochenende, aber auch für den Sprint durch den Wald, ein Fatbike, weil man das ja vielleicht auch braucht, usw…

Und dann noch das ganze Zubehör und die vielen Teile zum Tuning. Mal von Schaltungsvarianten und individuellen Übersetzungen ganz abgesehen. Ich glaube, dass es noch nie so viele Möglichkeiten rund ums Fahrrad gab, wie heute. Und ich glaube, dass sich in den nächsten Monaten und Jahren das wieder konsolidieren wird. Bestehen bleibt, was gekauft wird – mal sehen, wer und was bleibt.

 

#3: Minimal ist das neue Schwarz

Schaut man sich die aktuellen Diskussionen an, kann man den Eindruck bekommen, dass das klassische Radreisen an Anhängern verloren hat und das klassische Radwanderer eher belächelt werden. Wäre dem so, ist das natürlich Blödsinn, denn es geht ums Radfahren und nicht um den Style.

Aber es ist schon spürbar, dass sich durch das Bikepacking der Umfang der Ausrüstung, als auch das Gewicht verringert haben. Immer mehr Radler machen sich auf teilweise sehr lange Touren im Minimal-Stil auf und zeigen, dass weniger oft mehr oder ausreichend ist. Das ändert das Bild des Radreisenden, der vorher natürlich eher als Schwerlasttransport mit Fähnchen wahrgenommen wurde.

So wenig wie möglich, so viel wie nötig

Andererseits treibt das Bikepacking und die vermeintliche Reduzierung auf das Nötigste auch lustige Blüten: so krachen manche ihr Mountain- oder Gravelbike mit Taschen und Halterungen so zu, dass man sich durchaus fragt, ob es hier wirklich noch um den Vorteil des leichten und schnellen Reisens abseits der befestigten Wege geht. Oder ob hier nur der hippen Trend und Style des Bikepackens bedient werden muss.

Wie dem auch sei: wenig Gepäck, keine oder kaum Träger und ein geländegängiges Rad sind aktuell „In“. Natürlich ist das nicht jedermanns Sache, aber bei mir hat dieser Trend definitiv dazu beigetragen, meine Ausrüstung nochmals kritisch zu betrachten und zu reduzieren. Nicht um dann unterwegs am Limit leben zu müssen, sondern sich wirklich auf das Notwendige zu beschränken.

 

#4: Teures Statussymbol Fahrrad

Fahrradfahren und Reisen mit dem Fahrrad sind aktuell ja sehr populär. Das Fahrrad ist ein Statussymbol geworden und vereint vom Hipster bis zum Manager die unterschiedlichsten Menschen in ihrer Leidenschaft. Was ja nicht schlecht ist.

Das hat auch eine vielfältige und lebendige Branche entstehen lassen, die rund ums Rad nahezu alles anbietet. Und gefühlt immer teurer wird. Fahrräder aus Titan und Carbon kosten teilweise mehrere tausend Euro. Ich habe mich letztens nach einem Cargo-Bike umgeschaut. Da legt man schnell mehr als 5.000 Euro auf den Tisch. Das ist eine Menge und auch der (aus meiner Sicht hinkende) Vergleich mit einem Auto hilft da nicht viel. Von eBikes ganz zu schweigen.

Oder auch „normale“ (Reise)Räder von Marken wie Rennstahl, Moots oder Idworx liegen schnell mal jenseits der 5.000 Euro. Dazu kommen dann noch funktionale und schöne Klamotten – egal ob notwendig oder nicht. Die kosten oft deutlich mehr als 100 Euro. Und selbst bei Fahrradlampen kann man 250 Euro und mehr hinblättern. Nach oben gibt es eigentlich keine Grenze.

Teure Teile: auch mein Norwid Gotland gehört dazu

Leidenschaft hat halt ihren Preis, aber dieser steigt gefühlt immer mehr an. Man muss das natürlich nicht mitmachen, aber natürlich fragt man sich vielleicht auch, wie es denn früher geklappt hat, wo es noch gar nicht all die teuren Sachen gab? Und ob es nicht einfach reicht, sich mit dem Normalen und Notwendigen zufrieden zu geben?

 

Natürlich sind das vier subjektive Betrachtungen – und ich möchte diese Entwicklungen auch nicht werten.

Ihr seht das vielleicht anders und falls ja, würde mich natürlich interessieren, wie?

Was sind aus eurer Sicht Entwicklungen und Trends – gut oder schlecht – die gerade das Radfahren und -reisen bestimmen?

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