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Harz Solo

Harz Solo: Auf Tour im Harzerland

Oft beginnen gute Geschichten damit, dass es ja anders geplant war. So auch diesem Fall. Eigentlich hätten Tobias und ich uns auf ein Wochenende im Harz getroffen und wären gemeinsam einen Overnighter gefahren.

Dafür haben wir die Tracks des alten Harz Orbits Plutonic Piste und der Bikepacking.com Strecke “Harz is hard” kombiniert. Das wäre ein anspruchsvolles Paket von 275km und 5.000HM geworden. Ideal also für etwas Training und einen guten Overnighter.

Hier findet ihr die geplante Strecke – auch im Sinne von Sharing is Caring, falls ihr das mal fahren möchtet:

Aber leider wurde Tobias krank und so entschied ich mich, alleine in den Harz zu fahren. Mietwagen und Unterkunft der ersten Nacht waren schließlich schon gebucht. Aber auch bei mir verlief nicht alles wie geplant. Mein Sohn musste am Sonntagmorgen sehr früh zum Sport gebracht werden und meine Frau war ebenfalls etwas krank.

Also plante ich fix auf eine Tagestour um und entschloss mich, die Orbit 360 Harz Plutonic Piste Strecke zu nehmen und etwas umzuplanen. Der Track führt einmal rund um den Harz, streift hier und da etwas mehr die Berge, so dass am Ende 165km und um die 3.000HM zusammenkommen.

Ich hatte mir auch noch eine kürzere Strecke geplant, die ich im Fall des Falles gefahren wäre, wenn die Zeit zu knapp gewesen wäre. Denn wenn ich eines weiß, dann dass der Harz manchmal und oft auch hart sein kann und scheinbar einfache Strecken dann ordentlich Zeit und Kraft kosten. Nicht umsonst hatte ich mein Trainingslager zum Silk Road Mountain Race im Harz.

Diesmal wollte ich es eigentlich gemütlich angehen, aber als ich morgens 6 Uhr die ersten Berge hochfuhr, merkte ich schon, dass meine Beine gut sind. Und da kann ich nichts anderes machen, als laufen lassen.

Frischer Wind und Regen

Leider war das Wetter eher unbeständig. Kalter Wind, immer mal Regenschauer und viele Wolken begleiteten mich fast den ganzen Tag rund um den Harz. Dafür war ich alleine, vor allem im Westharz, wo mich weniger der allgemeine Zustand des Harzer Waldes bedrückt, sondern vor allem der Zustand der Ortschaften verwundert. Wie in einer Zeitkapsel ist alles stehengeblieben. Hier existiert noch die Bonner Republik und viele Ortschaften haben einfach irgendwann in den 80/90ern aufgehört zu leben.

Herbst

Im Gegensatz dazu ist der Osten lebhaft. Man merkt sofort den Wechsel auf “die andere Harzseite”. In den Orten gibt es Cafés, kleine Läden und vor allem Leben. Ich bin gleich in den Brockenlauf gekommen und musste erstmal pausieren, um die ganzen Laufenden durchzulassen. Was für eine Anstrengung, den Brocken hochzulaufen. Respekt!

Bode

Und die Landschaft war ganz fantastisch in Herbstfarben getaucht: mal bunt und bewaldet, mal dystopisch und verwunschen. Ich bin nur wenigen Wandernden begegnet und noch weniger Radfahrenden. Aber diese Einsamkeit finde ich fantastisch, vor allem um nach anstrengenden Tagen mit vielen Menschen wieder mal runter zu kommen.

An ein Computerspiel hat mich dann die Talsperre Zillierbach Eckertalsperre erinnert. Wer “Return to Castle Wolfenstein” kennt, weiß genau Bescheid. Da liegt man etwas weiter oben im Berg und hat die Sperrmauer gut im Visier 🙂

Und als ich nach einer Abfahrt dann plötzlich vor der alten Staumauer stand, war das sehr beeindruckend. Noch beeindruckender war dann der alte Weg, der von der Sperre durch den Wald, an alten bewachsenen bunkerähnlichen Gebäuden und einem Grenzpfeiler vorbei führte. Da fühlte ich mich gleich noch mehr im Computerspiel, doch der Untergrund forderte volle Konzentration, da Querrillen immer wieder den Weg unterbrochen haben.

Im Westharz

Hinter Wernigerode entschied ich mich, nicht die kurze Strecke zu fahren, sondern der Plutonic Piste weiter zu folgen. Da ging es dann ziemlich hoch und runter durch kleine Ortschaften Richtung Thale, bevor der Track wieder nach Westen abbog und mich Richtung Bad Lauterberg führte. Hier bin ich dann etwas Straße gefahren, da ich ein Teilstück des Tracks umfahren wollte. Doch wie so oft entpuppen sich scheinbar einfachere Wege dann als wesentlich schwieriger.

Der Harzomat!

Und so musste ich dann auf 12% Steigungen mühsam wieder hoch nach Sophienhof und Rohtesütte weiter nach Zorge fahren. Dann rollte ich die letzten Kilometer nach Bad Sachsa und noch einmal über den Berg nach Bad Lauterberg.

Am Ende standen 170km und knapp 3.000HM auf der Uhr. Und ich habe mich geärgert, denn ich hatte wieder Probleme mit dem regelmäßigen Zuführen von Nahrung. Irgendwie hatte ich gar keinen Hunger, habe nur getrunken und mir vier Bananen und ab und zu einen Riegel reingezwungen. Dass das nicht genug ist, konnte ich dann spüren, als ich nicht mehr so viel Energie am Berg aufbringen konnte und nur noch leicht pedallierend hochkroch. Zudem hatte ich Probleme mit dem Sitzen, was aber vermutlich daran lag, dass ich meine Cleats noch mal anders einstellen musste.

Alles in allem kein Thema, aber bei solchen Strecken summieren sich die Kleinigkeiten. Und ich muss dringend eine Möglichkeit finden, auch bei solchen Fahrten im Rennmodus ausreichend zu essen, auch wenn ich nicht kann. Bei den anderen Ultra Races hat man im Allgemeinen genug Zeit, um zu essen. Vermutlich liegt es da auch daran, dass es nicht so viele Möglichkeiten zum Essen und für längere Pausen gibt. Aber bei so kurzen Sachen, wie einer solchen Harz Runde, muss es ja auch klappen, ohne großartige Pausen einlegen zu müssen, um Hunger zu bekommen. Ich mach mir mal Gedanken…

In jedem Fall ist der Harz – wie schon oft von mir geschrieben – ein absoluter Tipp, egal bei welchem Wetter. Und mit dem Fahrrad ein gutes Touring- und Trainings-Revier. Und wenn Tobias wieder gesund ist, fahren wir dann die große Runde…

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