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Bike – Eat – Sleep – Repeat: wie ein Tag auf Radtour bei mir aussieht

Ein Tag auf Radtour: Bike - Eat - Sleep - Repeat

Ich gebe zu, einen wirklich bewusst strukturierten Tag auf Radtour gibt es bei mir nicht.

So richtig deutlich wurde mir das, als ich in Patagonien mit Giuseppe, Jody, Gabriele und Tobias zusammengefahren bin. Sie hatten sich ein recht strenges Gerüst für jeden Tag angelegt, das wie folgt aussah: Aufstehen, frühstücken, Proviant zubereiten, Räder klarmachen, losfahren. Nach einer Stunde 10 min Pause, was Kleines essen und dann weiter. Mittags dann eine größere Pause. 30 Minuten Erholung, Essen und Entspannen. Dann weiter im Stundentakt bis zum Abend.

Unsere patagonische Reisegruppe © Gabriele Debetto

Das funktionierte erstaunlich gut, selbst bei langen Bergen und schlechtem Wetter, und gab dem Tag eine feste Struktur. Ich habe das ein paar Tage mitgemacht, aber ab und zu gemerkt, dass ich es etwas zu strukturiert fand.

Warum? Nun, zum einen esse ich sehr wenig tagsüber. Zum anderen habe ich schlicht und ergreifend keinen wirklichen Rhythmus unterwegs und wäre oft noch weitergefahren, anstatt Pause zu machen und wiederum hätte ich eine Pause gemacht, anstatt weiterzufahren, bis die Stunde um ist.

 

Wie sieht also ein Tag auf Radtour bei mir so aus? (nicht immer, aber oft)

Auf Tour nehme ich mir meist 100 km pro Tag als Ziel vor. Diese Strecke ist für mich am Tag normalerweise immer gut zu schaffen, ohne dass ich hetzen muss und trotzdem habe ich genügend Zeit, um zu fotografieren, mir Sachen und Orte anzuschauen, Pausen zu machen und Menschen kennen zu lernen.

Tatsächlich sind es oft mehr als 100 km, aber nach 120 bzw. 130 km mache ich mittlerweile meist Schluss und genieße noch den Tag.

Transasien 1998: In Kasachstan auf dem Weg in den Himalaya

In Patagonien habe ich mir auch 100 km als Tagesziel gesetzt. Das war meist ohne Probleme zu erreichen. Ab und zu bin ich 90 km gefahren, weil es dann einen Ort zum Campen gab, oder mehr als 100 km, weil es sich gerade angeboten hat oder ich nicht auf die Kilometer geachtet habe.

Und bevor ihr fragt: natürlich schaue ich mir auch viel an. So kann es natürlich sein, dass ich an bestimmten sehenswerten Punkten und Orten halte und dort auch länger verweile und mir alles anschaue.

 

Morgens

Ich bin ein Frühaufsteher. Daher klingelt bei mir auch auf Tour der Wecker meist gegen 6.00 Uhr/ 6.30 Uhr. Ich packe dann alles fix zusammen, bei schlechtem Wetter direkt im Zelt, und bin dann meist 30 Minuten später inklusive Zähneputzen startbereit.

Wenn ich einen Kocher dabeihabe (meist nur auf Touren in Deutschland), koche ich mir noch einen Kaffee und dann geht es los. So bin ich gegen 7.30/8 Uhr auf der Piste und radle los.

Morgens halb 8 bei Martin: noch einen Kaffee, bevor es losgeht!

Ich genieße die Zeit am Morgen und fahre dann meist 20 bis 30 km, bevor ich eine Frühstückspause einlege. Entweder suche ich mir dafür ein Café oder eine Bäckerei, oder in abgelegenen Regionen ohne diese Infrastruktur ein schönes Plätzchen zum Rasten. Dort esse ich dann einen Keks oder Riegel. Meist habe ich aber noch keinen Hunger.

Nach 20 min kribbelt es dann schon und ich muss los, weiterfahren. Dann radle ich nochmal zwischen 30 und 40 km, unterbrochen durch Fotopausen, bis zum Mittag. Im Winter spare ich mir meist lange Pausen und stoppe nur für 5 bis 10 Minuten.

 

Mittags

Je nach Möglichkeit mache ich mittags eine längere Pause. Das sind so 30 Minuten, in denen ich vielleicht was esse, einkaufe oder halt entspanne. Oft „vergesse“ ich aber auch die Pause und radle durch. Das liegt dann meist daran, dass es vielleicht gerade gut läuft oder ich ein bestimmtes Zwischenziel erreichen möchte.

Pause auf Island – an einem Müllsammelplatz gab es ein bequemes Plätzchen

Oft ist es aber so, dass ich mir vornehme, gleich eine Pause zu machen und dann keinen guten Platz finde und so immer weiter rolle. Es kann also auch sein, dass ich erst am Nachmittag eine längere Pause mache.

Ich habe dann – abhängig von der Streckenbeschaffenheit – um die 70-90 km in den Beinen. Es gibt aber auch Tage, wo ich bereits mittags um die 100 km voll habe.

 

Abends

Gegen 16 Uhr habe ich meist einen Durchhänger. Es rollt halt, aber ich bin auch nicht sonderlich motiviert. Ich freue mich schon auf mein Zelt, aber es ist ja noch nicht Abend. Das legt sich aber auch schnell wieder und in den dann folgenden Stunden schaffe ich noch mal recht viel.

Je nach Land und Landschaft fange ich gegen 17.45 Uhr an, Ausschau nach einem Platz zum Campen zu halten. Entweder ist es ein Ort, der einen Platz bietet, oder ich scanne die Landschaft nach brauchbaren Plätzen zum Campieren.

Ein schönes Plätzchen zu finden braucht seine Zeit

Das dauert oft etwas. Im besten Fall habe ich dann 18.30 Uhr einen guten Ort gefunden und baue mein Zelt auf. Dann gibt es endlich Essen. Da ich meist keinen Kocher dabeihabe, gibt es „kalte Platte“: Brot, Wurst, Käse, Gemüse und was halt sonst noch so in meinen Taschen zu finden ist. Oft kaufe ich mir tagsüber auch ein Bier, welches ich dann abends genieße. Dabei schreibe ich mein Tourbuch und schaue mir die Strecke für den kommenden Tag an und plane diesen.

Danach schaue ich eventuell noch einen Film auf meinem Smartphone oder ich lese. Gegen 20.30/21 Uhr ist dann aber Ende und ich schlafe.

 

Bike – Eat – Sleep – Repeat

Als Fazit kann ich sagen: ich fahre im Schnitt zwischen 100 bis 130 km am Tag, stehe früh auf, fahre aber dafür abends nicht so lange. Ich schaffe bis zum späten Mittag den größten Teil meiner Tagesstrecke und die Kilometer bis zum Abend sind eher Zugabe. Eine feste Pausenstruktur gibt es bei mir nicht. Manchmal mache ich eine Pause alle 25 km, manchmal nur eine nach 60 bis 70 km.

Auch esse ich nicht viel auf Tour. Morgens reicht mir ein Kaffee, mittags vergesse ich manchmal zu essen oder nehme nur schnell einen Riegel, etwas Obst oder Kekse zu mir. Abends gibt es dann (falls vorhanden) aber etwas mehr zu essen. Da ich meist ohne Kocher fahre, versuche ich alle 2-3 Tage eine warme Mahlzeit zu bekommen.

Meine Art zu Reisen hat sich in den letzten Jahren verändert. Früher, zusammen mit meinem Radtour-Kumpel Stephan, gab es schon eine gewisse Struktur des Tages mit klaren Mittagspausen. Ich finde, dass es das auch beim Reisen mit mehreren Personen braucht, um den unterschiedlichen Gewohnheiten Rechnung zu tragen. Seit ich alleine fahre, ist dies natürlich anders geworden, eher unstetiger und wie oben beschrieben jeden Tag auch anders.

Stand früher eher der sportliche Aspekt im Vordergrund, mit langen Tagesetappen, so bin ich heute ein „Genuss-Radler“, der sich viel anschaut, sich viel Zeit fürs Fotografieren nimmt und sich auch ab und zu vorher informiert, was sich lohnt zu besuchen. Klar powere ich zwischendurch auch mal los und lass es krachen, aber es geht mir immer weniger um zurückgelegte Kilometer oder unglaubliche Zeiten. Der Radcomputer ist heute eher eine Art Navigation geworden und dient der Abstandsmessung und Zeiteinschätzung. Abends schaue ich oft gar nicht mehr, wie viele Kilometer es eigentlich geworden sind und trage sie auch kaum noch in mein Tourbuch ein.

Pause mit Ausblick: am Skogafoss auf Island

Aus dem Fahrrad als Zentrum meiner Art zu Reisen ist jetzt das Mittel zum Reisen geworden. Mit ihm habe ich die aus meiner Sicht perfekte Geschwindigkeit, um Land und Leute zu erleben. Gleichzeitig bietet das Reisen mit dem Fahrrad auch den nötigen Abstand zu meiner Umgebung und bietet Raum für mich. Und es ist das Fortbewegungsmittel, was mir maximale Mobilität an vielen Orten der Welt ermöglicht.

Aber: Es geht mir nicht (mehr) um das Radfahren an sich und den damit oft verbundenen Aspekten von Freiheit, Umweltbewusstsein oder Sport. Das Fahrrad dient dem Transport. Es ist kein Symbol oder Ausdruck für irgendwas. Es ist ein Gebrauchsgegenstand. Und als solcher ziemlich prima.

 

Und jetzt zu euch!

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