Das Gute liegt so nah! Vater und Sohn auf Pfingstradtour

Vater und Sohn Radtour
Die erste Tour mit meinem jüngsten Sohn entlang der Elbe

„Und, wie viele Kilometer seid ihr gefahren?“ – Falsche Frage! Bei der ersten Radtour mit meinem jüngsten Sohn Erik (7 Jahre) geht es nicht um die Länge der zurückgelegten Strecke, sondern um das Erlebnis und das Abenteuer.

Schon lange wollte mein Jüngster auch mal eine Radtour mit mir machen, so wie sein älterer Bruder zuvor. Mit Camping, Picknick, Spielen, Sonne und Radfahren – aber nur etwas.

Im Frühjahr bekam Erik ein neues Fahrrad, ein schickes 24er mit Gepäckträger und toller Farbkombination. Damit stand der Radtour nichts mehr im Wege. Fehlte nur noch der Zeitraum und die Strecke.

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Auf einsamen Wegen Richtung Elbe

Im letzten Jahr verbrachte ich mal eine Nacht auf einem sehr schönen und kleinen Campingplatz direkt an der Elbe in Kollmar, betrieben von einem freundlichen Ehepaar und mit einem kleinen Spielplatz. Damit war das Ziel unserer Radtour gefunden: es sollte von Halstenbek nach Kollmar an die Elbe gehen, dann auf einen Tagesausflug weiter nach Glückstadt und nach einer weiteren Nacht in Kollmar wieder zurück nach Hause. Insgesamt 80 km Strecke – ideal für eine 3-Tagestour mit viel Freizeit.

 

Der erste Tag

Erik fährt zwar gerne Rad, aber längere Strecken auf einem Fahrrad hatte er noch nicht zurückgelegt. Also fuhren wir erstmal mit dem Zug nach Tornesch und starteten dort unsere Radtour. 22 km bis nach Kollmar lagen vor uns. Entgegen den Wettervorhersagen, blieb der Tag sommerlich warm und auch die Sonne schien immer wieder hervor.

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Groß und klein auf Tour

Nach 5 km machten wir eine erste Pause – Eriks Hintern tat weh. Leider konnte er nicht genau erklären, wo und wie genau. Und so stellte ich den Sattel etwas tiefer, was für etwas Linderung sorgte.

Kaum waren wir aus der Stadt hinaus, fuhren wir auf recht einsamen Wald- und Feldversorgungswegen. Erik rollte gemütlich hinter mir und hatte offensichtlich viel Spaß. Hilfreich war auch, dass der Wind von hinten kam. Besser konnte es am ersten Tag gar nicht laufen.

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Auf den letzten Metern nach Kollmar

Die Route hatte ich vorgeplant, aber gleich nach wenigen Kilometern verworfen und so fuhren wir eher frei nach Stand der Sonne und Windrichtung, denn die Elbe konnten wir nicht verfehlen. Zwischendurch half ein Blick auf Google Maps, um den nächsten Pfad zu finden.

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Mit Sonne und Rückenwind unterwegs

Bald kam das Krückau-Sperrwerk in Sicht und gleich dahinter lag unser Tagesziel Kollmar. Am kleinen Hafen dort machten wir Pause und stärkten uns mit einer Portion hervorragender Belgischen Pommes. Als ein paar dunkle Wolken aufzogen, radelten wir fix den letzten Kilometer zum Zeltplatz. Hier konnten wir neben dem Spielplatz unser Zelt aufbauen. So konnte Erik quasi direkt von der Schaukel in den Schlafsack springen.

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Pommes gehen immer

Apropos: auch wenn es tagsüber sehr warm war, wurden die Nächte doch noch recht frisch. Daher hatte ich für Erik meinen extra warmen Yeti Schlafsack dabei. Zusammen mit einem Baumwoll-Inlet und auf der Term-A-Rest ProLite war es dann schön warm für ihn.

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Pausen sind wichtiger als Radfahren

Gegen Abend schwangen wir uns noch mal auf die Räder und fuhren an den Elb-Strand. Direkt neben einem Spielplatz breitete sich ein kleiner und leerer Sandstrand aus. Ideal, um noch etwas im Wasser zu spielen, den Schiffen zuzuschauen und den ersten Tourtag zu beschließen.

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Suchbild an der Elbe

Meine Planung am ersten Tag eher wenig zu fahren, erwies sich als ideal. Insgesamt 3 Stunden radelten wir, unterbrochen von ein paar Spielpausen. Mehr wäre sicherlich möglich gewesen, aber dann hätte das Radfahren zu viel Raum eingenommen. Und für Erik ging es eh um das Ankommen an der Elbe, am Campingplatz, das Aufbauen des Zeltes und das Entdecken der neuen Umgebung.

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Den Abend am Elbestrand geniessen

Erkenntnis des Tages:

Es geht nicht ums Radfahren, es geht um das Abenteuer unterwegs zu sein und Neues zu entdecken und zu erleben. Das reduzierte das Rad und die Ausrüstung auf den eigentlichen Kern: es ist nur ein Transportmittel und Mittel zum Zweck.

Die Route:

Der zweite Tag

Blauer Himmel und strahlende Sonne begrüßte uns auch am nächsten Morgen. Heute steht ein Ausflug nach Glückstadt auf dem Programm. Immer entlang der Elbe auf dem gut ausgebauten Radweg in die sehr ansehnliche Stadt des dänischen Königs Christian der IV. Unser Ziel dort war der Eisladen „Venezia“ neben der Kirche am Marktplatz. Anreiz genug, die 12 km Hinfahrt auf sich zu nehmen.

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Da gab es noch Rückenwind: auf nach Glückstadt

Mittlerweile war der Wind weiter aufgefrischt und blies stark aus Osten. Damit schob er uns förmlich nach Glückstadt. Gutgelaunt radelten wir entlang der Elbe und beobachteten ein Segelboot in Not, welches immer wieder drohte umzukippen. Natürlich nahmen wir uns auch auf dieser Strecke immer wieder Zeit, um am Strand zu spielen, oder das Ufer zu erkunden.

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Pause im Schilfgras am Strand

Glückstadt an sich ist durchaus ein Besuch wert: der kleine Hafen, die alten Häuser und Kontore und der Marktplatz mit seinem Kopfsteinpflaster und der Glückstädter Stadtkirche.

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Am Hafen in Glückstadt

Leider hatte der Eisladen nicht offen, weshalb wir uns kurzerhand auf Fischbrötchen am Hafen umschwenken. Sehr lecker und genau die richtige Stärkung für den Rückweg nach Kollmar – diesmal gegen den Wind.

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Windige Elb-Idylle

Und der war nicht von schlechten Eltern: in starken Böen blies er uns direkt ins Gesicht. Verschiedene Versuche Erik Windschatten zu geben schlugen fehl. Natürlich war er vom Kampf gegen den Wind schnell erschöpft und wir machten oft Pause.

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Pause im Kampf gegen den Wind

Ich versuchte ihn immer wieder zu motivieren, sich mal dem Kampf gegen den Wind zu stellen, auch wenn man langsamer vorankommt. Aber der Wind war wirklich heftig und so gab es kurzerhand den „Papa-Lift“ bis nach Kollmar. Zumindest hatte ich dann auch etwas Anstrengung.

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Zelt mit Schaukel in Kollmar

Erkenntnis des Tages:

Der Spaß am Radfahren sollte im Vordergrund stehen und hier den sportlichen Ehrgeiz beim Kind wecken zu wollen und es zu pushen, dürfte eher dazu führen, dass es den Spaß am Radfahren verliert. Für Ehrgeiz bleibt noch genug Zeit im Leben.

Die Route:

Der dritte Tag

So schön auch das sonnige Wetter war, so stark wurde auch der Wind am dritten und letzten Tag unserer Tour. Konstant stark wehte er aus Ost-Nordost und somit aus der Richtung, in die wir nun fuhren. Mit 33 km lag unsere längste Etappe vor uns, von Kollmar zurück nach Halstenbek.

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Deichlandschaft

Glücklicherweise gab die Landschaft nach dem Krückau Sperrwerk etwas Windschutz, bevor unser weg wieder direkt in den Wind drehte. Aber wir gingen es gemütlich an, hatten wir doch den ganzen Tag Zeit. Alle drei Kilometer machte ich eine kleine Pause zum Ausruhen und um Eriks Energiespeicher mit Keksen und Trinken wieder aufzufüllen.

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Pause mit Keks

Als wir dann an einer Kurve im Nirgendwo pausierten, hatte er aber schon Sorge, ob wir es noch nach Hause schaffen. Das Gefühl kannte ich natürlich auch, wenn ich in der Sahara oder irgendwo in Kasachstan am Straßenrand im Nichts Pause machte und beim Gedanken an die kommenden Kilometer mir verloren vorkam.

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Manchmal fühlt man sich verloren – ist man aber nicht

Aber Erik hatte seinen Papa dabei und der schob ihn natürlich durch den schlimmsten Wind. Besonders wenn wir so auch noch andere Radler überholten, war die Freude groß.

Langsam kamen wir wieder mehr in eine urbane Gegend. Vorbei die schönen Feld- und einsamen Radwege. Der zunehmende Autoverkehr machte es nötig, wieder mehr auf Erik zu achten und ihn hier und da auf Gefahren hinzuweisen und aufmerksam zu machen. Und der „Papa-Lift“ war da natürlich auch nicht immer machbar. Das war schon anstrengend, zumal ich gleichzeitig ihn auch immer wieder motivieren und unterstützen wollte, dem Wind weiter zu trotzen.

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Schöne Häuser in den Elbmarschen

Eine Eis- und Cola-Pause gab uns dann aber genügend Kraft für die letzten Kilometer, die wir gemeinsam runterzählten. Mit großer Begeisterung und Stolz auf seine Leistung, mehr als 30km geradelt zu sein, fuhr Erik dann zuhause vor. Er war ein bisschen traurig, dass unsere Tour schon vorbei war. Andererseits war er auch froh, nicht mehr auf dem Rad sitzen zu müssen und endlich seinem Bruder alles erzählen zu können.

Und auch mir haben die letzten Tage sehr viel Spaß gemacht und ich habe diese erste Tour mit meinem jüngsten Sohn sehr genossen.

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Deich mit Schaf

Erkenntnis des Tages:

Eine Radtour mit Kind ist nicht nur familiäre „Quality-Time“ und bringt einander näher – es ist auch eine wertvolle Auszeit mit sehr viel Entspannung und Erholung, die zeigt, wie schön doch das Land in unmittelbarer Umgebung ist. In jedem Fall eine wunderbare Art Radfahren, Draußen sein und Entschleunigung miteinander zu verbinden. Und das alles ohne viel Aufwand und Ressourcen.

Die Route:

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5 Comments

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  1. says: Ingrid

    Ja wirklich ein sehr schöner Artikel! Ich finde es so schön, wenn Eltern auf diese Weise Zeit mit Ihren Kindern verbringen. Wir versuchen auch am Wochenende immer rauszukommen. Meist fahren wir Richtung Berge, Garmisch oder Österreich. Mein Mann und ich haben uns letztes Jahr ein Cyclo Cross Bike gekauft. Für die kleinen leihen wir uns meist Fahrradanhänger aus. Erst letztes Wochenende haben wir eine vierstündige Tour mit beiden Kindern gemacht. Klar es war anstrendend aber auch wunderschön! Vg Ingrid

  2. says: ingo

    Schöner Artikel. Aber freu dich nicht zu früh, in ein paar Jahren bedeutet der Papa-Lift genau das, nemmich das der Papa angeschoben werden muss weil er seinen Jungs nicht mehr folgen kann 😉

    gruss.ingo

  3. Moin Martin,

    so muss das sein! Mein Kurzer nimmt mich ja nun jeden Sonntag mit zum mountainbiken. Aber nur noch so lange, bis ich richtig fit bin, dann möchte er mit mir auch auf Tour gehen. Das Schönste am Radeln sind doch die Pausen, vor allem, wenn der Sohnemann dabei ist. Fünfe gerade sein lassen und mal nicht teilhaben, einfach mal raus und die Sonne auf die Nase scheinen lassen und den Lütten beim Wachsen zuschauen – das reicht völlig.

    Toll!

    Liebe Grüße,
    Bernd

  4. Hallo Oliver,

    vielen Dank! Ja, obwohl ich sehr gerne alleine fahre, macht dann doch so eine Tour mit Sohn Spaß!

    Mit Opa waren wir im letzten Jahr in Dänemark auf Generationen-Tour 😉

    Mal sehen, wohin ich das nächste Mal mit den Jungs radle. Ich werde mal eine Tour mit beiden zusammen probieren.

    Viele Grüße,
    martin

  5. says: Oliver

    Moin Martin,
    was für ein schöner Beitrag! “Hut ab” – da ist man beim Lesen ja teilweise regelrecht etwas “gerührt”! Ich habe zwei Söhne (15 u. 11) und gehe auch jedes Jahr auf eine kleine Radtour mit Übernachtung mit beiden getrennt voneinander (aufgrund der Altersunterschiede). Die Touren machten wir bisher ausschließlich in Schleswig-Holstein – letztes Jahr von Flensburg nach Hause hatten wir auch den Opa mit dabei. Das sind Erlebnisse und Erfahrungen, die jeder für den Rest seines Lebens in sich behält. Ganz toll, ehrlich!
    LG aus Kiel,
    Oliver