Alter Mann auf´m Rad: Marokko 2007

Alle sieben Jahre wieder…

… das könnte das Motto meiner Radreise durch Marokko sein. Nach 1993 und 2000 reiste ich 2007 nun schon zum dritten Mal mit dem Fahrrad in den nordafrikanischen Saharastaat. Nachdem es vor 14 Jahren nur darum ging, auch mal in Afrika gewesen zu sein (Wir waren da auf großer Europarundfahrt), war sieben Jahre später, im Jahr 2000, Marokko der Startpunkt meiner Radreise nach Timbuktu. Damals fuhr ich in 63 Tagen über den hohen Atlas in die Westsahara und weiter durch die Sahara nach Mauretanien und in Mali bis in die legendäre Stadt Timbuktu.

Ziemlich sandig - die Sahara war wieder Ziel meiner Reise

42 Länder habe ich in den letzten 19 Jahren mit dem Fahrrad bereist, dabei in über 50.000 km den Himalaya überquert, die Wüsten Sahara, Gobi und Takli-Makan durchradelt und die Steppen Russlands und Kasachstans schätzen gelernt. Ich habe viel gesehen und erlebt, aber dennoch komme ich nicht zur Ruhe.

Diesmal radelte ich 14 Tage durch das südöstliche Marokko und erkundete einen Teil des Landes, den ich bislang noch nicht gesehen hatte. 1.100 km bin ich am Ende geradelt und habe besondere Landschaften und interessante Menschen entlang der Strecke in die Wüste erlebt.

Die Route

Ich startete in Marrakesch und fuhr über den hohen Atlas nach Ouarzazate, dem Ausgangspunkt für die Straße der Kasbahs. Von hier aus ging es Richtung Osten nach Erfoud, bevor ich nach Süden in Richtung Algerien abdrehte. Wieder ein Schlenker nach Westen und schon war ich unterwegs durch das südliche Marokko und die Ausläufer der Sahara nach Zagora und Taroudant. Hier angekommen ging es wieder bergauf über den hohen Atlas zurück nach Marrakesch.

Die Route durch Marokko 2007

Über den Atlas

Die ersten tage hatten es in sich. Von Marrakesch ging es direkt in die Berge des Atlas Gebirges, das Marokko von West nach Ost durchschneidet. Hier überquerte ich drei Pässe von um die 2.500 Metern Höhe. Die Gegend war einsam, karg und nachts bitterlich kalt. 160 km Einsamkeit ohne Versorgungsmöglichkeiten – Wasser spendeten kleine Rinnsale am Wegesrand. Kurz: es war herrlich und ich kann es jedem empfehlen die Route von Demnate nach Skoura zu radeln. Von Nord nach Süd – andersherum ist es tödlich.

Der Hohe Atlas wartet schneebedeckt
Der Hohe Atlas schneebedeckt
Mit den letzten Bergdörfern verschwand auch der Asphalt
Mit den letzten Bergdörfern verschwand auch der Asphalt
Nachts gab es Minusgrade und Frost
Nachts gab es Minusgrade und Frost – Tagsüber 25 bis 30 Grad

Straße der Kasbahs

Kasbahs bedeutet auf arabisch Zitadelle. Hier in Marokko gibt es viele dieser aus Lehm gebauten Festungen südlich des Atlas-Gebirges. An der Straße der Kasbahs Richtung Osten in die Sahara kann man viele dieser alten Burganlagen sehen.

Kasbahs sind die Wahrzeichen Marokkos
Kasbahs sind die Wahrzeichen Marokkos
Meist liegen Kasbahs am Rand oder in einer Oase
Meist liegen Kasbahs am Rand oder in einer Oase
Teils verfallen, teilweise bewohnt - man weiß es erst, wenn man näher kommt
Teils verfallen, teilweise bewohnt – man weiß es erst, wenn man näher kommt
Holzfenster in einer Kasbah - mein Lieblingsbild
Holzfenster in einer Kasbah – mein Lieblingsbild
Die Regenfälle im Frühjahr setzen den Lehmgebäuden zu - sie müssen ständig erneuert werden
Die Regenfälle im Frühjahr setzen den Lehmgebäuden zu – sie müssen ständig erneuert werden
Oase mit Kasbah
Oase mit Kasbah

Sonne, Sand und Kamele

Nach 600 km bin ich angekommen: bei 45 Grad Hitze breiten sich vor mir die Dünen des Erg Chebbi aus. Ich bin in Merzouga am Fusse dieser bekannten Dünenlandschaft des südlichen Marokkos.  Ich zelte im Sand bei freundlichen Nomaden, die hier mit Touristen ihr Geld verdienen. Hinter mir liegen etliche Wüstenkilometer – Sand, Steine, Sonne und der Instinkt war die einzige Orientierungsmöglichkeit. Aber jeder Meter hat sich gelohnt…

Immer wieder stoppten mich Sandlöcher und Dünen - dann hies es schieben
Immer wieder stoppten mich Sandlöcher und Dünen – dann hies es schieben
Die Dünen des Erg Chebbi - einfach schön
Die Dünen des Erg Chebbi – einfach schön
Sandfarben
Sandfarben
Wüstenarten - nach der Steinwüste folgt die Sandwüste
Wüstenarten – nach der Steinwüste folgt die Sandwüste
Palmen zeigen eine nahe Wasserstelle an
Palmen zeigen eine nahe Wasserstelle an
Sand wohin man schaut - Fahrradfahren war nicht immer ein Genuss
Sand wohin man schaut – Fahrradfahren war nicht immer ein Genuss

Stürmische Fahrt

Nach den Dünen hieß es 300 km gen Westen fahren. das waren 300 km gegen den Wind. Anstrengend, aber auch ziemlich interessant, denn das Land zeigte neue Seiten. Ziel war Agzd, eine kleine Stadt am Fuße des Hohen Atlas.

Die Landschaft glich mehr einer Steppe - Kamele sorgen für Wüstencharme
Die Landschaft glich mehr einer Steppe – Kamele sorgen für Wüstencharme
Nachtlager unter Akazienbäumen - ich hatte nicht einen Platten!
Nachtlager unter Akazienbäumen – ich hatte nicht einen Platten!
 
Kinder, Kinder - manchmal warfen sie auch Steine
Kinder, Kinder – manchmal warfen sie auch Steine
Entfernungen haben hier eine etwas andere Bedeutung
Entfernungen haben hier eine etwas andere Bedeutung
Immer geradeaus - der Hohe Atlas ist nicht zu verfehlen...
Immer geradeaus – der Hohe Atlas ist nicht zu verfehlen…
Danke für den Hinweis - hier wohnen Kalaschnikows
Danke für den Hinweis – hier wohnen Kalaschnikows

Zurück in Marrakesch

Insgesamt 15 Tage war ich unterwegs. Zu kurz einerseits, um wirklich von einer Radreise sprechen zu können. Aber lang genug, um genügend Eindruecke, Erlebnisse, Bilder und Landschaften aufgenommen zu haben.

1.116 km bin ich gefahren. Ich habe den Hohen Atlas ueberquert, die beeindruckende Schlucht des Todra-Tals bei Tinherir gesehen, mich ueber Pisten zu den Duenen des Erg Chebbi gekaempft, bei extremem Gegenwind die einzigartige Wuestenlandschaft des suedlichen Marokko erlebt, bevor ich wieder in das Gruen des Draa-Tals eingetaucht bin, um dann wieder hoch hinaus ueber den Atlas nach Marrakesch zurueck zu fahren.

Das Fahrrad hat ohne Pannen durchgehalten und Martin auch. Ich kann es also noch! Kurz: Sportlich, touristisch und emotional war die Reise ein voller Erfolg.

Mein dritter Besuch in Marrakesch - der Perle Marokkos
Mein dritter Besuch in Marrakesch – der Perle Marokkos
Kann man auch kaufen - Kamele in der Stadt
Kann man auch kaufen – Kamele in der Stadt
Schattig - in der Medina von Marraesch
Schattig – in der Medina von Marraesch
Letzte Station - auf dem Zeltplatz in Marrakesch
Letzte Station – auf dem Zeltplatz in Marrakesch
Kleiner Rückblick - So schön war es in einer Oase
Kleiner Rückblick – So schön war es in einer Oase
Tolle Tour, war beeindruckt, hat Spaß gemacht
Tolle Tour, war beeindruckt, hat Spaß gemacht
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12 Comments

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  1. says: Endrik

    Hallo Martin,

    ich teile die Bedenken, in der Regel gebe ich auch nie etwas, erstrecht in Hinsicht auf die teils schlimmen Zähne der lieben Kleinen.
    Bonbons kann man auch eintauschen gegen Kugelschreiber oder für gerade die Älteren billige Sehhilfen von z.B. Rossmann.
    Kleine Mitbringsel können Herzen öffnen…

    Schöner Blog übrigens …!

    Grüße!

  2. says: Endrik

    Ich stöbere hier gerade herum und mir fällt was aus meinem Erfahrungsschatz ein:
    Bei meiner Marokkoradreise hatte ich in der Lenkertasche immer Bonbons satt. Und bevor die Kinder mit Steinen werfen konnten, habe ich Ihnen Bonbons zugeworfen. Die waren dann beschäftigt 🙂
    Grüße, Endrik

    1. Hallo Endrik,

      Danke für das teilen deiner Erfahrung. Aus meiner Sicht schadest du damit allerdings allen Dir folgenden Radlern, denn das fördert das Betteln und die Erwartungshaltung an Touristen.

      Ich gebe nie etwas.

      Viele Grüße
      Martin

  3. says: Dirk

    Hallo ‘Alter Mann’,
    habe mit Begeisterung den Bericht zur Radtour durch Marokko 2007 gelesen,
    ich bin großer Fan von Marokko und habe es bisher nur per Auto bereist.
    Finde es aber total Spannend was Du schreibst, ich wünsche Dir noch schönen Touren…

  4. says: Klaus

    Hallo, hast Du vielleicht Tipps bezüglich der Fahrt-Richtung für einen Biketrip entlang der N12 zwischen Erfoud und Guelmin. Ich finde einfach keine guten Daten woher der Wind in Marokko weht 🙂
    Wär echt super,
    Klaus

    1. says: BiketourGlobal

      Hallo Klaus,
      da muss ich passen. Der Wind kam immer von Vorne 😉

      Aber wende Dich doch mal an Jan Cramer. Er hat eine Seite, die sich nur um das Radfahren in Marokko dreht und er kann Dir da sicherlich weiter helfen: http://marokko-per-rad.de/

      Viele Grüße,
      martin

  5. says: biketourglobal

    Ich weiß nicht, warum die Steine werfen. Macht halt Spaß. Bewegliche Ziele eben… 😉
    Ist auch nicht wirklich schlimm. Nur nervig manchmal. Das war in Marokko aber eher harmlos. In Indien ist es mitunter etwas heftiger.

  6. says: Anonymous

    Also wirklich, 34 ist doch nicht alt! Grade alt genug um zu wissen, was man will.
    Die Bilder sind toll, warum werfen die Kinder denn mit Steinen?
    Ich war einmal dort, habe meine Tante besucht, gefählich kam es mir nicht einmall vor, wundere mich noch immer, wo sich die Gefahr aufhält.

  7. says: Stephi

    Hi Martin,

    wie ich Marokko liebe. Vor paar Tagen sagte ich zu meinem Mann (Marokkaner), dass wir einmal dort mit Fahrradfahren Urlaub machen sollen. No, zu gefährlich!!! Äh … OK, die Fahrer sind nicht mit deutschen Fahrer zu vergleichen. Aber wenn ich deine Bilder sehe … Menno … Ist sicher einer Radreise wert 🙂

  8. says: Werner alias Hobo61

    hallo Martin,

    vielen Dank dafür, daß Du mich mit diesen Bildern an die positiven Seiten Marokkos erinnert hast!!!

    Was bedeutet “alter Mann auf dem Rad”? Wie alt bist Du?

    Vielleicht mach ich mich 2010 selbst wieder auf den Weg in die Welt.

    Zunächst alles Gute und bis demnächst,
    Werner

    1. says: biketourglobal

      Hallo Werner, danke für Deinen Kommentar. Bin jetzt 34. Ein alter Mann also 😉 Marokko war nach “langer” Zeit mal wieder eine Tour, wo ich auch schauen konnte, ob ich es noch kann. Mein Learning: Radreisen geht immer 🙂

  9. says: Annekalle Moschek

    obwohl es bei uns immer lange dauert, bis die Fotos da sind (modem) – eigentlich könntest Du auch als Fotograf Deinen Lebensunterhalt bestreiten.