Der 959 für Gravel: Testfahrt mit dem Basic Bikes Monster-Gravel

Der 959 für Gravel: Testfahrt mit dem Basic Bikes Monster-Gravel // The 959 for Gravel: Test Ride with the Basic Bikes Monster Gravel
Der 959 für Gravel: Testfahrt mit dem Basic Bikes Monster-Gravel // The 959 for Gravel: Test Ride with the Basic Bikes Monster Gravel
Hinweis: Basic Bikes hat mir auf meinen Wunsch hin das Fahrrad für den Test zur Verfügung gestellt.

Früher war ich ein echter Fan der Rally Dakar, dieses berühmten Rennens von Paris nach Dakar im Senegal. Ich habe die Geschichten der Fahrer und Fahrerinnen verfolgt und sobald es ging, auch die Fernseh-Aufnahmen angeschaut. Dieses Rennen war unter anderen mit ein Grund, warum ich dann viele Jahre später selbst mit dem Fahrrad durch die Sahara und nach Timbuktu gefahren bin. Damals war aber die Rally Dakar schon verlegt worden, da die ursprüngliche Route nicht mehr sicher befahrbar und von Überfällen und Anschlägen bedroht war.

Ein Auto ist mir damals aber besonders im Gedächtnis geblieben: der Porsche 959 mit seinen ikonischen Farben und dem hochgelegten Chassis. Porsche hat in den 80er-Jahren diesen Wagen speziell für die Rallye Paris-Dakar entwickelt. Damals ging es dabei nicht nur um ein Auto, sondern um einen Technologieträger. Das Ziel: High-Performance-Technik (Biturbo-Motor, Kevlar-Karosserie, Allradsystem) für das härteste Gelände der Welt zu nutzen und natürlich auch die Konkurrenz zu deklassieren. Das Resultat war 1986 ein historischer Doppelsieg – und der Beweis, dass Technik in diesem harschen Terrain bestehen kann.

Ein Sportwagen mit Gelände-Genen oder ein Geländewagen mit Renngenen: Ich erzähle euch diese Geschichte, da ich beim Fahren des Basic Bikes Monster-Gravel nachgedacht hatte, an was mich dieses Fahrrad mit seiner agilen, vorwärtstreibenden und sportlich-aggressiven Art erinnert. Und es war der Porsche 959 von der Rally Paris-Dakar.

Und auch bei näherer Betrachtung gibt es weitere Parallelen, denn das Basic Bikes Monster-Gravel ist der Sportwagen für den Schotter – ein minimalistischer, kompromissloser Carbon-Racer, der mit einem MTB-Rahmen und 29-Zoll-Laufrädern auf extreme Geländetauglichkeit getrimmt wurde.

Rahmen & Geometrie

Bevor wir in den Bericht einsteigen, muss man wissen, dass Basic Bikes grundsätzlich individuelle Aufbauten macht. Jedes Fahrrad ist daher so, wie ihr es euch wünscht. Vorgegeben sind einzig die Rahmen und Gabeln. Welche Farbe diese haben und welche Ausstattung drankommt – das liegt bei euch.

Basis des Monster-Gravel ist der Basic MTB Carbon Rahmen zusammen mit der Basic Carbon Gabel.

Im Kern ist es also eine kompromisslose Umsetzung des Drop Bar MTB Gedankens. Die Geometrie des Basic MTB Rahmen befindet sich an der Schnittstelle von klassischem, schnellem Cross-Country (XC) Hardtail und modernen Trail-Hardtails.

Er ist aus Torayca T1000 Carbonfasern gefertigt. Das ist eine sehr hochwertige Carbonfaser mit extrem hoher Zugfestigkeit und Elastizität. Sie wird in anspruchsvollen Bereichen wie in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt.

Für Fahrradrahmen gilt: T1000 ist ein ausgezeichnetes Material, weil es hohe Festigkeit bei geringem Gewicht bietet. Die tatsächliche Rahmenqualität hängt aber auch stark von der Verarbeitung, dem Faser-Lay-up, dem Harzsystem und der Fertigungsgüte ab. Aber wenn ein Hersteller T1000 verwendet, ist das meist ein sehr gutes Zeichen.

Mit seinem 68,5°-Lenkwinkel liegt das Monster-Gravel nahe an einem klassischen Cross-Country-Hardtail – aber mit einem moderneren, agileren Touch.

Der Sitzwinkel wiederum ist mit 74 Grad recht steil, entspricht aber den moderner Hardtails. Die 430 mm kurzen Kettenstreben verleihen dem Basic die notwendige Agilität. Sie sind typisch für wendige XC- und leichte Trail-Hardtails.

@basicbikes.de

Die Stack-to-Reach-Ratio liegt bei 1,37 – ein klarer Hinweis auf eine sportlich-gestreckte Sitzposition.

Der STR beschreibt das Verhältnis von Rahmenhöhe zu -länge und dient als Vergleichswert für die Sitzgeometrie. Mit 1,37 liegt das Monster Gravel also deutlich im Performance-Bereich.

Von der reinen Geometrie her ist das Basic MTB mit dem Specialized Epic Hardtail 2025 zu vergleichen. Die Daten sind nahezu identisch. Zudem ähnelt der Basic MTB Rahmen dem alten Canyon Exceed (Hallo, Torsten Frank!), dem Rose PDQ oder dem Mondraker Chrono Carbon.

Durch den Drop Bar entsteht eine noch mehr gestreckte Sitzhaltung, was es wieder dem Gravel annähert. Es ist quasi ein “Gravel-Hardtail” mit Rennrad-Genen.

Die Züge sind innenverlegt, was dem Rad am Ende einen aufgeräumten Eindruck verschafft.

Und nicht nur optisch komplementiert die Basic Carbon Gabel das Rad: sie hat ein Offset von 45 mm. Der Standard-Offset für 29er-Mountainbikes lag lange Zeit bei 51 mm (zum Beispiel bei meinem Nordest Sardinha). In den letzten Jahren sind im XC- und Trail-Segment kürzere Offsets populär geworden, wie 42 oder 44 mm. 45 mm liegt also im modernen Sweet Spot und führt zu einem größeren Nachlauf. Das wiederum führt zu mehr Laufruhe und Spurtreue.

Die schicke Gabel hat an beiden Seiten jeweils drei Ösen für die Montage von Haltern. Hier sind laut Hersteller maximal 3 kg pro Seite empfohlen. Insgesamt also 6 kg. Die Bremsaufnahme ist Post-Mount und damit für MTB-Bremsen vorbereitet. Flat-Mount Bremsen können dann mittels Adapter montiert werden.

Der Preis für das Rahmenset mit Gabel liegt bei 1.190 Euro. Das Gewicht bei 1.790g. Der Rahmen allein kostet 990 Euro und wiegt 1.130g. Die Gabel kostet separat 250 Euro (was ein wirklich sehr guter Preis ist) und wiegt 630g (mit Steckachse).

Der Rahmen erlaubt Reifen bis 2,4 Zoll Breite. Auch die Gabel ist dafür ausgelegt – sie baut recht hoch, was zusätzlichen Platz nach oben schafft.

Rahmen als auch Gabel kommen mit Boost-Standard. Und auch wenn ich es am Testrad noch nicht hatte: UDH ist bei der neueren Generation der MTB Rahmen standardmäßig an Bord.

Und wer keine Starrgabel fahren möchte, der kann eine Federgabel mit bis zu 100 mm Federweg einbauen.

Übrigens: das Systemgewicht des Basic Monster Gravel liegt bei 120kg.

Laufräder & Reifen

Ein Grund für den guten Vortrieb und die Laufruhe sind natürlich auch die 29 Zoll Laufräder. Und wie damals Porsche den 959 mit grobstolligen Reifen und robusteren Felgen ausgerüstet hat, so hat Basic dem Monster Gravel hauseigene MTB Boost Laufräder mit 30 mm Innenmaulweite (30 mm Höhe und 36mm Felgenbreite) spendiert. Sie sind hookless, tubeless ready und asymmetrisch. Eine asymmetrische Felge hat die Speichenlöcher nicht mittig in der Felge, sondern leicht zur linken oder rechten Seite versetzt. Dadurch werden die Novatec Naben richtig positioniert und maximale Stabilität und Zuverlässigkeit realisiert.

Verbaut werden die Novatec D791SB und D792SB Naben mit J-Hook Einspeichung bei 32-Loch. Das sind gute Mittelklasse-Naben, die auf austauschbare Industrielager setzen. Und sie sind leicht, weshalb Basic es schafft, ein Gewicht von 1.520 g für den Laufradsatz zu realisieren. Und der Preis ist mit 890 Euro auch nicht zu verachten.

Laut Basic gibt es aber bald auch eigene Naben, die auf DT Swiss Basis mit Ratched System gebaut sind. Und wer mag, der kann auch ein Custom-Laufradset bekommen, mit Nabendynamo und Naben nach eigenen Vorstellungen.

Beim Testrad waren die Kenda Booster Elite Reifen in 2,2 Zoll verbaut. Diese kannte ich noch nicht. In der Praxis liefen sie gut und boten im herbstlichen Gelände noch guten Halt. Aber letztendlich ist das Basic Monster Gravel auch immer ein individueller Aufbau und so könnt ihr euch auch andere Reifen aussuchen.

Antrieb & Schaltung

Rahmen, Gabel und Laufräder sind nur die halbe Miete: wenn es um Performance geht, dann ist auch der Antrieb entscheidend. Porsche hat damals dem Dakar-Modell neben einer 6-Gang Schaltung auch einen Gelände-Gang spendiert, damit er besser im Sand oder groben Gestein fahren konnte.

Basic setzt am Testrad auf eine elektronische Sram, bestehend aus der Sram Rival AXS vorne und der Sram GX AXS hinten. Diese Kombination bin ich auch lange an meinem Salsa Fargo gefahren und war sehr zufrieden.

Daneben gibt es ein paar Leckerbissen am Basic Bike: vorne haben die Berliner die wirklich schöne Garbaruk XC DUB Kurbel mit einem 36er Garbaruk Kettenblatt verbaut.

Und hinten arbeitet eine 10-52er Garbaruk Kassette. Mit dieser Übersetzung kommt man nicht nur stylisch durchs Gelände, sondern auch recht zügig und auch mit etwas Gepäck am Berg immer noch stilvoll hoch.

Für die Kraftübertragung wurde die GX Eagle Kette verbaut – gewachst von JR Chains aus Bayern.

Bremsen

Bei den Bremsen setzt Basic am Testrad auf die Hope RX 4+ Vier-Kolben Bremsen. Diese habe ich seit vielen Jahren auch im Einsatz und kann sie absolut empfehlen. Wenn es im Gelände zur Sache geht und man auch bergab mit Gepäck ordentlich Bremsleistung braucht, dann sind die RX4+ die erste Wahl.

Ehrlicherweise sind sie oft auch die einzig vernünftige Wahl, wenn man eine Bremse sucht, die mit DOT, also Sram, arbeitet (wenn man Sram als Schaltung verbaut), auf Postmount funktioniert und daher mit einem Drop Bar und entsprechenden Road Brems-/Schalt-Shiftern/Hebeln arbeiten kann.

Nachteil: diese Bremsen sind sehr sensibel oder anders formuliert: anspruchsvoll. Man braucht etwas Geduld bei der Einstellung. Ich habe mittlerweile den Dreh raus, aber nicht immer erscheinen alle Kolben gleichmäßig zum Dienst, oder bleiben dann auch länger mal draußen als gewünscht. Ich habe angenommen, dass es an meiner Montage liegt, aber auch bei den RX4+ am Basic Bike konnte ich ab und zu das vertraute leichte Schleifen feststellen, wenn die Hope mal wieder zeigen möchte, wer hier am Rad eine der wichtigsten Funktion übernimmt. Aber unabhängig davon: sie ist eine der besten Bremsen, die ich für Drop Bar MTB kenne. Ich würde sie immer wieder verbauen.

Und auch die verwendeten Hope Bremsscheiben sind empfehlenswert: ich bin diese ebenfalls lange am Salsa Fargo gefahren und schätze die Wärmeleitung und Widerstandsfähigkeit dieser zweiteiligen Scheiben.

Cockpit & Ergonomie

Beim Vorbau und Lenker setzt Basic auf hauseigene Produkte.

Der 80 mm Carbon-Vorbau hat eine Neigung von +10 Grad/ -10 Grad. Er wiegt ca. 120g und kostet 105 Euro.

Basic hat am Testrad seinen 440 mm Carbonlenker Road verbaut. Er hat eine breite Auflagefläche für die Hände, verfügt über einen Leitungskanal und aus meiner Einschätzung auch genug Platz zur Montage eines Aero-Bars. Die Klemmung ist 31,8mm, der Drop 124 mm, der Reach 80 mm. Das Gewicht liegt bei 235 g und damit auf dem Niveau leichter Alu-Lenker.

Ein Vorteil des Lenkers ist aber die Dämpfung, die durch die verwendeten T1000 Carbonfasern erreicht wird. Das “T” steht für Tenacity (Festigkeit), und die Zahl 1000 klassifiziert die Faser als extrem hochfest und hochwertig. Sie können so sehr hohen Kräften standhalten, während sie gleichzeitig leicht sind.

Und das Lenkerband passt aus meiner Sicht farblich sehr geschmackvoll zum Rad. Ein echter Hingucker.

Der Lenker ist laut Basic auch für Gravel geeignet. Aus meiner Sicht aber eher für Performance Gravel. Für mich gehört aber an das Monster Gravel ein breiterer Lenker mit mehr Flare. Wie zum Beispiel der Basic Carbonlenker Gravel mit 30 Grad Flare. Leider gibt es diesen auch nur bis zu einer Breite von 440 mm – ich fahre 460 mm.

Sattel & Stütze

Hauseigene Produkte verbaut Basic auch hinten: als Sattelstütze kommt die Basic Carbon mit 30,9 mm Durchmesser ans Monster Gravel. Das Gewicht liegt bei ca. 180 g. Noch scheint diese Stütze bei Basic im Shop nicht gelistet zu sein. Vermutlich liegt der Preis bei 95 Euro.

Beim Sattel hat Basic erfreulicherweise den SQlab 614 ERGOWAVE® active 2.1 verbaut. Diesen Sattel wollte ich schon immer mal ausprobieren und habe daher die Probefahrten sehr genossen.

Der Sattel geht hinten etwas hoch und gibt so etwas mehr Halt. Ansonsten fährt er sich sehr angenehm und gibt guten Halt und etwas Dämpfung beim Fahren im Gelände.   

Fazit Basic Monster Gravel

Nach den Test-Wochen mit dem Monster Gravel ist für mich klar, was dieses Rad ausmacht. Die Geometrie bringt genau die Mischung aus Kontrolle und Agilität, die man auf schnellen Abfahrten und langen Gravel-Passagen spürt. Es bleibt ruhig bei Tempo, reagiert aber sofort, wenn man Druck auf die Pedale bringt.

Durch den Sitzwinkel nimmt man – gerade in Verbindung mit dem Drop Bar – eine zentrale, vorwärtstreibende Position über dem Tretlager ein, die gut fürs Klettern ist (an meinem Hausberg an der Elbe deutlich spürbar) und auch im flachen ordentlichen Vortrieb ermöglicht (Deich!).

Ich bin das Basic Fahrrad in der Rahmengröße L gefahren (Körpergröße 184cm) und empfand es als sehr angenehm. Auch bei längeren Ausfahrten war die sportlichere Sitzhaltung nicht störend oder gar körperlich belastend.

Ich würde allerdings den Lenker austauschen und gegen einen mit mehr Flare ersetzen und vermutlich auch die Reifen wechseln.

Ein Monster Gravel ist immer ein Kompromiss: mehr MTB oder mehr Gravel? Wer allerdings ein gemütliches Gravel Bike sucht, wird hier nicht fündig. Das Basic Monster Gravel richtet sich an den/die anspruchsvolle/n performance-orientierte/n Fahrer/in, der/die vor allem Wert auf Tempo und Geländefähigkeit legt.

Dank der großzügigen Reifenfreiheit und der MTB-Basis meistert das Rad auch anspruchsvolle Trails souverän. Der leichte Laufradsatz und der steife Carbon Rahmen machen es zudem zu einer Sprintmaschine auf Schotterpisten. Die einzige Einschränkung: das Fahrgefühl ist schon recht direkt, manchmal auch hart. Das muss man mögen und bereit sein, für diese kompromisslose Performance auf Komfort zu verzichten.

Am Ende erinnert mich das Basic Monster Gravel tatsächlich an den Porsche 959 der Rallye Paris-Dakar. Nicht, weil es auffallen will, sondern weil es gebaut ist, um abzuliefern – kompromisslos, schnell und präzise, auch dort, wo der Untergrund eigentlich etwas anderes vorhat. Es verbindet Robustheit mit Effizienz, Technik mit Gefühl. Ein Sportgerät, das lieber fährt als glänzt. Und genau das macht seinen Charakter aus: ein Monster Gravelbike mit Renngenen.

Dann bin ich gespannt, wann es ein Basic Monster Gravel in blau-weiß-rot-gold gibt und mit einer schönen Rennnummer. Zwei Stil-Studien von mir hier schon mal als Inspiration (mit KI gemacht):

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