Gravelbikes werden ja gemeinhin als leichte, agile Fahrräder assoziiert, mit denen man einfach und schnell durch den Wald und auf Schotter und Asphalt fahren kann.
Und bislang waren diese Fahrräder neben dem Gravelbike-typischen Drop Bar auch immer mit Kettenschaltungen ausgestattet. Die Gründe dafür liegen neben dem Gewicht, beim besseren Preis-Leistungs-Verhältnis, einer nach wie vor besseren Effizienz der Kettenschaltungen, der Schaltungsbandbreite und dem Übersetzungsverhältnis.
Aber es gibt noch so viel mehr als Kettenschaltungen und so konnte ich bereits 2018 bereit ein Gravelbike mit Rohloff Nabe sehen (beim Tuscany Trail). Da erschien mir aber zu schwer, da die “Dose” ja auch einiges wiegt und durch ihre Montage am Hinterrad immer auch etwas ungünstig sitzt.
2016 bereits hatte ich die Möglichkeit eine weitere alternative Antriebsart zu testen: die Pinion-Schaltung. Damals an einem Tout Terrain Tanami installiert fand ich sie schon ganz gut, auch wenn sie noch ein paar Macken hatte.
Rohloff und Pinion hatten dann die Möglichkeit sowohl mit Kette als auch mit Riemen betrieben zu werden. Ich bin selbst Rohloff mit Kette als auch mit Riemen gefahren und konnte auch die Pinion viel ausprobieren. Dennoch hatte ich immer auch den Eindruck, dass das alles auf Kosten der Effizienz ging und klassische Kettenschaltungen sich einfacher fahren.
Daher habe ich mich damals mit Ryan Osborn, Advanced Drivetrain Engineer bei Gates und Prof. Dr.-Ing. Hubert Hinzen von der Hochschule Trier, Fachbereich Technik/Fachrichtung Maschinenbau gesprochen. Zusammengefasst sind es allerdings die Getriebe, die die Effizienz reduzieren und weniger die Frage nach Kette oder Riemen.

Ich bin dann ohnehin ins Bikepacking eingestiegen und bin seitdem nur Fahrräder mit Kettenschaltung gefahren. Aber natürlich war ich immer auch offen für alternative Schaltungen und konnte an einigen Testrädern dann vor allem auch die Pinion ausgiebig testen.
Das ist schon eine smarte Schaltung und vor allem auch wenig anfällig und in der Übersetzungsbandbreite mehr als ausreichend. Daher haben einige Hersteller, wie Tout Terrain, angefangen sie mehr in ihre Modellpalette zu integrieren und auch an Gravelbikes zu verbauen.
Vor allem bei der Bandbreite ist eine Pinion mehr als gleichwertig und bietet teilweise mehr Entfaltung als klassische Kettenschaltungen. Ich habe die beispielsweise beim M83 Vagabund verbaut Pinion P 1.12 mit einer 12fach Shimano GRX (40/10-46) und der neuen 13fach SRAM Rival XPLR AXS verglichen.
Die Shimano GRX kommt im Vergleich zu den 601% der Pinion auf eine Entfaltung von 450% (bei 10-46). Interessant ist hier vor allem, dass im Bereich der Berggänge, die Pinion mehr Spielraum bietet und im Bereich der “Baller-Gänge” nahezu gleichwertig mit der GRX ist.
Und auch im Vergleich mit der neuen 13fach SRAM Rival XPLR braucht sich die Pinion nicht zu verstecken: 601% zu 460% Entfaltung und noch mehr Spielraum im Bereich der Berggänge.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sich Schaltungen wie die XPLR von SRAM vor allem auch an performance-orientierte Fahrerinnen und Fahrer richtet, bei denen die Berggängigkeit (vor allem in Verbindung mit Gepäck) keine große Rolle spielt.
Spätestens seit ich 2023 mit Böttcher am Evolution Overlander gearbeitet habe, war die Pinion als eine gute Alternative auch bei Gravelbikes bei mir auf der Agenda.
Seit dieser Zeit beobachte ich, dass es immer mehr Gravelbikes mit Pinion-Schaltung auf dem Markt gibt und mich hat interessiert, warum Hersteller diese Art der Schaltung für den Graveleinsatz anbieten, obwohl das ja auf den ersten Blick dem Gravelbike-Trend entgegensteht, bei dem ja vor allem auch immer das Gewicht und die sportliche Agilität wichtige Themen sind.
Da ich hier aber nicht nur Vermutungen anstellen möchte, habe ich insgesamt acht Hersteller von Gravelbikes mit Pinion-Antrieb angeschrieben und sie nach den Gründen und Erfahrungen befragt: M83 Manufaktur, vsf Fahrradmanufaktur, Tout Terrain, Rotor Bikes, Böttcher, Veloheld, Falkenjagd und Kocmo.
Von den angefragten Unternehmen haben vier geantwortet: M83 Manufaktur, Rotor Bikes, Tout Terrain und Veloheld. Vielen Dank noch mal!
Im Folgenden habe ich meine Fragen und die Antworten zusammengefasst und stelle euch zudem ein paar interessante Gravelbikes mit Pinion vor.
Warum sich Hersteller für Pinion entscheiden
Meine erste Frage war die nach den Gründen, warum bei Gravelbikes auf die Pinion-Schaltung gesetzt wird und welche Vorteile diese gegenüber Rohloff oder Kettenschaltung hat.
Ein Grund für den Einsatz von Pinion-Getrieben ist der Wunsch nach einem wartungsarmen, langlebigen Antriebssystem, das vielfältige Einsatzbereiche abdeckt – vom Tourenrad bis zum sportlichen Gravelbike.
Ein zentraler Vorteil ist die Kombination mit einem Riemenantrieb, die im Vergleich zur klassischen Kettenschaltung deutlich verschleißärmer und pflegeleichter ist. Besonders im Alltags- oder Reiseradbereich schätzen Hersteller diese Eigenschaft.
M83 Vagabund IRON P12
Auch im Vergleich zur Rohloff-Nabenschaltung punktet nach Aussagen der angefragten Hersteller das Pinion-Getriebe durch seine zentrale, tiefe Position im Rahmen, was zu einer ausgewogeneren Gewichtsverteilung führt. Bei sportlich orientierten Rädern wie Gravelbikes oder Adventure-Bikes kann dies das Handling positiv beeinflussen, da rotierende Massen vermieden werden.
“Für den sportlich ambitionierten Fahrer ist die Gewichtsverteilung im Vergleich zur Rohloff von Vorteil – das Pinion-Getriebe hängt zentral, tief im Rahmen und nicht wie die Rohloff in den rotierenden Massen.”
(Rotor Bikes)
Ein weiterer Punkt ist die Vielfalt an Übersetzungen: Pinion bietet verschiedene Gangstufen-Optionen, was den Einsatzbereich erweitert. Besonders hervorgehoben wird die neue Smart.Shift-Technologie mit elektronischer Schaltung, die präzise Gangwechsel, eine moderne Bedienlogik und ein speziell für Dropbar-Lenker entwickeltes Interface bietet – ohne Adapterlösungen.
“Wir setzen bewusst auf die Pinion Smart Shift mit 12 Gängen, weil sie elektronische Schaltpräzision mit der Wartungsarmut und Langlebigkeit eines gekapselten Getriebes vereint. Gegenüber Rohloff überzeugt sie durch ein ausgereiftes, integriertes Schalt-Interface speziell für Dropbar-Lenker – ohne Bastellösungen oder Zwischenadapter. Außerdem bietet sie schnellere Gangwechsel per Tastendruck, eine moderne Bedienlogik und im Vergleich zur Kettenschaltung klare Vorteile: zentrale Gewichtsverteilung, keine offenen Verschleißteile und ein dauerhaft sauberer Look – perfekt fürs Gravelbike.”
(M83 Manufaktur)
Veloheld Farway Pinion Gravel
Insgesamt sehen Hersteller im Pinion-System eine zukunftsfähige, saubere und robuste Schaltungslösung, die insbesondere bei Gravel- und Bikepacking-Bikes Vorteile gegenüber Ketten- oder Nabenschaltungen bietet – vor allem dann, wenn geringer Wartungsaufwand und hohe Zuverlässigkeit gefragt sind.
“Die Kettenschaltung ist in Sachen Gewicht und Schaltverhalten unter Last für den sportiven Einsatz zwar immer noch erste Wahl, aber gerade bei Adventure Gravel- oder Bikepacking Bikes sind Wartungsarmut und Schutz vor externen Faktoren entscheidende Vorteile.”
(Tout Terrain)
Für wen ist ein Pinion-Gravelbike gedacht?
Die zweite Frage ging um die Zielgruppe, die die Hersteller für diese Gravelbikes sehen. Übereinstimmend wurde hier geantwortet, dass das Pinion-Gravelbike sich an Fahrerinnen und Fahrer richtet, die ein wartungsarmes, zuverlässiges und vielseitiges Rad suchen – unabhängig vom Einsatzzweck oder Wetter.
Böttcher Evolution Pinion GRX Overlander
Und da sprechen wir vom alten Nimbus des Gravelbikes als eierlegende Wollmilchsau, denn laut Hersteller eignet es sich besonders für:
- Tourenfahrer/innen und Bikepacker/innen, die abseits befestigter Straßen unterwegs sind
- Pendler/innen, die ein robustes Alltagsrad mit wenig Pflegeaufwand brauchen
- Abenteuerorientierte Graveller, die Wert auf Technik, Langlebigkeit und saubere Optik legen
“Das Pinion-Gravelbike wurde für Fahrerinnen und Fahrer entwickelt, die maximale Zuverlässigkeit, minimalen Wartungsaufwand und moderne Technik suchen – egal ob für tägliches Pendeln, Bikepacking-Abenteuer oder anspruchsvolle Touren bei jedem Wetter. Es richtet sich an alle, die ein vielseitiges, robustes und zugleich cleanes Gravelbike mit smarter Schalttechnologie und ausgewogener Geometrie schätzen.”
(M83 Manufaktur)
Im Kern also alle, die einfach aufsteigen, losfahren und Spaß haben wollen – ohne sich regelmäßig um Antriebspflege kümmern zu müssen.
“Für denjenigen der sich keine Gedanken um das “Drum Herum” machen möchte – auf Rad setzen, losfahren, Spaßhaben, in den Keller stellen, repeat. Ohne lästige Antriebspflege.”
(Rotor Bikes)
Rotor Elcano Gravelbike
Dank der Kombination aus gekapseltem Getriebe, Riemenantrieb und einer ausgewogenen Geometrie bietet das Rad ein breites Einsatzspektrum – vom täglichen Arbeitsweg bis zur mehrtägigen Tour durchs Gelände.
Rahmenbau mit Pinion: Herausforderungen und Lösungen
In der dritten Frage ging es um die Erfahrungen, die mit der Pinion-Integration in den Rahmenbau gemacht wurden. Diese bringt sowohl technische Anforderungen als auch spannende Entwicklungsmöglichkeiten mit sich. Grundsätzlich lässt sich das Getriebe gut in individuelle Rahmenkonzepte einbinden – besonders für Manufakturen, die eigene Lösungen umsetzen können.
Gleichzeitig stellen die hohen Kräfte in niedrigen Gängen sowie die präzise Ausrichtung der Getriebebrücken besondere Ansprüche an die Konstruktion. Innovative Ansätze wie die Triangle Belt Adjustment (TBA) von Tout Terrain zeigen, wie sich technische Herausforderungen kreativ und funktional lösen lassen.
Tout Terrain Scrambler
“Wir haben uns damals eine Besonderheit ausgedacht: Die Tout Terrain TBA (=Triangle Belt Adjustment) Getriebebrücke. Das Pinion Getriebe wird hier an den mittleren Montagepunkten aufgehängt, während die vorderen und hinteren Montagepunkte über Verstell-Profile am Rahmen befestigt werden. Die Riemen- oder Kettenspannung wird also über ein Kippen des Getriebes (wie bei einem Exzenter-Tretlager) eingestellt. Das gibt mehrere Vorteile: Das Ausfallende kann simpel gehalten und über mehrere Rahmenplattformen eingesetzt werden. Außerdem ist ein Radschiefstand aufgrund der fixierten Position des Hinterrads nicht möglich.”
(Tout Terrain)
Auch bei der Integration der Schaltung in Dropbar-Systeme wurden in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht – etwa mit dem SmartShift-System.
“Die Integration des Getriebes an sich lässt sich sehr gut lösen. Vor allem dadurch, dass wir viele Lösungen selbst angehen und bauen können. Schwieriger ist die Integration des Schaltmechanismus in die STIs. Aber auch hier gibt es mittlerweile gute mechanische, oder für das SmartShift System, elektronische Lösungen.”
(Rotor Bikes)
Fahrverhalten mit Pinion: stabil statt spritzig
Die vierte Frage drehte sich darum, wie das Pinion-Getriebe das Fahrverhalten beeinflusst. Hier verwiesen die Hersteller darauf, dass das Pinion-Getriebe zentral und tief im Rahmen sitzt und damit für einen niedrigen Schwerpunkt sorgt und so die Balance des Rads verbessert. Besonders auf längeren Touren und im Gelände fühlt sich das Rad dadurch ruhig, satt und kontrolliert an. Ein klarer Vorteil gegenüber Schaltungen mit schwerer Nabe oder mehr rotierender Masse.
“Da das Getriebe zentral, tief im Rahmen sitzt, wirkt es sich kaum auf das Fahrverhalten aus. Der tiefe Schwerpunkt bringt im Gelände eher Vorteile mit sich – Draufsetzten und wohlfühlen :). Es ist und bleibt natürlich ein Getriebe – man muss sich mehr an das Schaltverhalten gewöhnen als an das Fahrverhalten.”
(Rotor Bikes)
Vsf fahrradmanufaktur AX-1000 & Prototyp


Allerdings bringt das System auch ein höheres Gesamtgewicht mit sich – etwa 3 kg mehr im Vergleich zu einem klassischen Kettensystem. Dieses Gewicht ist zwar gut verteilt, wirkt sich aber auf die Agilität aus: Das Rad beschleunigt träger und schnelle Richtungswechsel in technischem Terrain erfordern mehr Einsatz, und bei Anstiegen spürt man das zusätzliche Gewicht ebenfalls.
“Allerdings macht sich das Gewicht auf ruppigeren Trails bemerkbar: Das Rad wirkt weniger leichtfüßig bei schnellen Lupfern oder beim Umsetzen in technischen Passagen. Auch bergauf ist man durch die höhere Masse langsamer unterwegs, da man bei gleicher Watt-Leistung im Vergleich zur Kettenschaltung eine kleinere Übersetzung treten muss.”
(M83 Manufaktur)
Zudem verlangt das Pinion-Getriebe in Kombination mit einem Riemenantrieb längere Kettenstreben – das sorgt zwar für mehr Laufruhe und Komfort, mindert aber etwas die Wendigkeit. Insgesamt überwiegen für viele Nutzerinnen und Nutzer die Vorteile: ausgewogene Fahrdynamik, hoher Komfort und kaum Wartungsaufwand – ideal für Touren, Gravel-Abenteuer oder Pendelstrecken.
Riemen – der perfekte Partner für Pinion
Meine nächste Frage war die nach Riemen oder Kette als Antrieb. Die klare Präferenz unter den Herstellern ist der Riemenantrieb. Die Kombination aus Riemen und Pinion-Getriebe ergibt ein nahezu wartungsfreies, langlebiges und leises System – ideal für Alltagsradelnde, Radreisende und Bikepacker und alle, die bei jedem Wetter zuverlässig unterwegs sein wollen.
Falkenjagd Aristos PI
Der Riemen rostet nicht, muss nicht geschmiert werden und passt damit aus Herstellersicht gut zur Philosophie eines robusten Gravel- oder Reiserads.
“Bei uns werden nur Riemenräder verkauft. Immer wenn wir die Option der Kette angeboten haben, hat sich niemand dafür interessiert. Der Vorteil liegt auf der Hand – die Kombination mit der Wartungsarmut.”
(Veloheld)
In der Praxis zeigt sich: Kundinnen und Kunden entscheiden sich fast ausschließlich für Riemenräder. Sobald beide Optionen angeboten werden, fällt die Wahl nahezu immer auf den Riemen. Die Kette spielt im Vergleich kaum eine Rolle.
Auf Wunsch können auch Kettenantriebe realisiert werden, z. B. für sportlich orientierte Fahrerinnen und Fahrer mit speziellen Anforderungen. Doch aus Sicht der Hersteller überwiegen beim Riemen klar die Vorteile in Alltag, Tour und Bikepacking.
Zuverlässig, pflegeleicht und langlebig: Erfahrungen mit der Pinion-Schaltung
Gefragt nach der Wartungsarmut und Langlebigkeit waren die Rückmeldungen der Hersteller positiv. Ihre Kundinnen und Kunden berichten, dass die Getriebe äußerst zuverlässig funktionieren und bereits auf langen Touren und in entlegenen Regionen der Welt problemlos ihren Dienst verrichtet haben.
Rennstahl 853 PI Gravel
Voraussetzung für die hohe Lebensdauer ist der jährlich empfohlene Ölwechsel – ansonsten erfordert das System kaum Pflege. Besonders in Kombination mit einem Riemenantrieb entsteht ein nahezu verschleißfreies Setup, das eine deutlich längere Laufleistung als ein klassischer Kettenantrieb erreicht.
“Die dem Verschleiß unterliegenden Antriebskomponenten müssen natürlich irgendwann getauscht werden, wobei hier erfahrungsgemäß der Riemenantrieb eine 2-3 mal so hohe Laufleistung erreichen kann wie ein Kettenantrieb. Hier gibt es aber auch Unterschiede bei den Einzelkomponenten: Riemenscheiben aus Alu (nur für vorne verfügbar) verschleißen natürlich schneller als solche aus Stahl oder Edelstahl, sparen dagegen Gewicht. Beim Riemen selbst gibt es für Pinion nur die höchste Qualitätsstufe “CDX”. Hier gilt es, den Riemen sauber zu halten und die Riemenspannung sowie die Riemenflucht regelmäßig zu kontrollieren.”
(Tout Terrain)
KOCMO Daytona-PI
Negative Rückmeldungen oder Servicefälle sind bislang nicht bekannt – aus Sicht der Hersteller ein Zeichen für die Qualität und Alltagstauglichkeit des Systems, gerade im Einsatzbereich Bikepacking, Tour und Alltagsmobilität.
“Bisher haben wir keine Rückmeldung unserer Kunden, was für eine ausgezeichnete Langlebigkeit spricht.”
(Veloheld)
Langfristige Bedeutung der Pinion-Schaltung in der Produktstrategie
Gefragt nach der Rolle der Pinion-Schaltung in der Produktstrategie für Gravelbikes, gaben die Hersteller an, dass diese eine zentrale und langfristige Rolle einnimmt.
“Es wird ein fester Bestandteil unseren Produktportfolios bleiben und voraussichtlich weiter ausgebaut werden. Das Produkt wurde sehr gut angenommen.”
(M83 Manufaktur)
Einige Hersteller planen, Pinion nicht nur bei Gravelbikes, sondern auch bei Touren- und Mountainbikes sowie zukünftig auch in Titanrahmen einzusetzen.
Nicolai Argon GX GPI
“Wir wollen neben dem Tourenrad (dessen Rahmen bisher auch für das Gravelbike genutzt wurde) auch ein Gravelbike und Mountainbike anbieten. Später auch in Titan…”
(Veloheld)
Die Kombination aus robusten Stahlrahmen und dem wartungsarmen Pinion-/Gates-Antrieb wird als äußerst zuverlässiges Gesamtpaket geschätzt.
“Pinion ist fester Bestandteil in unserem Produktportfolio und das gilt für alle Kategorien. Wir sind langjährige Partner und die Markenwerte passen sehr gut zueinander. Mit unseren Stahlrahmen und einem robusten und wartungsarmen Pinion-/Gates-Antrieb schnüren wir ein sehr zuverlässiges Gesamtpaket.”
(Tout Terrain)
Aufgrund der positiven Kundenerfahrungen soll die Integration der Pinion-Systeme im Sortiment weiter ausgebaut und langfristig beibehalten werden.
“Für uns als Getriebespezialisten hat sich das Pinion-Getriebe neben der Rohloff einen festen Platz erarbeitet.”
(Rotor Bikes)
Fazit
Gravelbikes mit Pinion-Schaltung sind längst mehr als nur eine technische Spielerei – sie bieten eine echte Alternative zur klassischen Kettenschaltung, vor allem für Tourenfahrer, Pendler und Bikepacker.
Die in den Antworten der Hersteller oft genannten Faktoren Zuverlässigkeit, Wartungsarmut und die zentrale Gewichtsverteilung, bieten insbesondere im Gravelbike-Bereich deutliche Vorteile – und werden offensichtlich von der Kundschaft geschätzt.
Zwar bringt das System ein spürbares Mehrgewicht mit sich und erfordert eine gewisse Umgewöhnung beim Schaltverhalten, doch diese Nachteile werden durch Komfort, Robustheit und Alltagstauglichkeit mehr als ausgeglichen.

Wenn ihr also gerade vor der Wahl eines Gravelbikes steht und Wert auf langlebige Technik und wenig Wartungsaufwand legt, dann solltet ihr nach Gravelbikes mit Pinion-Antrieb Ausschau halten.
Trotz des höheren Gewichts sorgt die Integration für ein ausgewogenes Fahrverhalten. Ich kann das aus meinen Testfahrten mit unterschiedlichen Rädern mit Pinion durchaus bestätigen.
Für die Hersteller ist die Pinion ein wichtiger Baustein in einem vielseitigen Portfolio, der langfristig weiterentwickelt und etabliert wird. Ich bin gespannt, was sich da noch tut und ob wir bald auch mehr Gravelbikes mit Pinion-Antrieb auf den Trails sehen werden.
Was meint ihr dazu? Würde ein Gravelbike mit Pinion für euch in Frage kommen?
Hier könnt ihr bei Pinion auch alle Hersteller finden, die Gravelbikes mit Getriebe anbieten.
Ich selber bin nun in vier Jahren knapp 35.000km mit meiner Pinion gefahren. Sie funktioniert prima als “Autoersatz”. Man denkt nicht darüber nach, ob alles funktioniert oder nicht. Gerade mit Riemen ist es eine nahezu sorglos Lösung, aber….
… alles nur wenn sie funktioniert. Für mein Custom-Bike, was ich mir gerade aufbaue, wird es wieder eine Kettenschaltung ggf. Rohloff. Die absolute Abhängigkeit von diesem System hat meiner Frau und mir schon die ein oder andere Reise beendet. Dabei entstehen kosten, die man im ersten Moment nicht im Blick hat. Meine Frau fährt eine XT bzw. Rohloff. Da lässt sich bei nahezu jedem Fahrrad-Händler der Welt eine Zwischenlösung finden, bis Ersatzteile da sind. Sobald bei der Pinion etwas nicht funktioniert ist Ende.
Auch meine Pinion war in der Zeit zweimal in der Reperatur. Beide male wurde mir nicht klar gesagt, was passiert war. In dem “Bericht” konnte man nicht einsehen, was getauscht wurde. Nur generelle Floskeln. Schade,…..
Ich sehe viele Vorteile von der Pinion, aber es gibt einfach für mich das Argument der Abhängigkeit, welches alle Vorteile zunichte macht. Deswegen für mich persönlich keine Option mehr.
Mit Pinion bin ich durch. Meine P1.18 hat nach knapp 2 Jahren mitten im Großbritannien-Urlaub den Geist aufgegeben: Langsamer, fortwährender Ölverlust. Das Getriebe ist über einige Tage hinweg langsam leer gelaufen. In Großbritannien kennt man Pinion nicht einmal. Reparieren kann man so etwas weder unterwegs selbst noch kann es eine Werkstatt. Der Urlaub war zu Ende.
Das gesamte Getriebe musste in meinem Fall eingeschickt werden. Alle Dichtungen wurden von Pinion – wenigstens auf Garantie – erneuert. Das Getriebe war für die Reparatur ca. 2 Monate weg und damit mein Reiserad nicht fahrbar.
Fazit: Ich fahre nie wieder mit einer Schaltlösung, wo ich unterwegs nicht einmal die Chance habe, beim Händler oder mit entsprechenden Ersatzteilen wieder flott zu werden. Hinzu kommt der relativ schlechte Wirkungsgrad im Vergleich zum Kettenantrieb, auch wenn bestimmt diverse Pinion-Jünger behaupten werden, dem sei nicht so: Meine Waden fahren seit über 30 Jahren Rennrad. So etwas bemerke ich.
Häufigste Bemerkung, sie sich ein Pinion-Fahrer anhören muss: “Dein EBike ist ja cool, da sieht man gar keinen verbauten Akku. Wo ist denn der?” Und dann geht die Erklärerei los
Ich verstehe nicht den Gewichts(verteilungs)vorteil von Pinion ggü Rohloff: Bei gefedertem Hinterrad würde ich verstehen, daß man ein Tretlagergetriebe will, aber Gravelbikes haben doch meist ein starres Heck. Die geringere Drehträgheit eines Pinion-Rades um die Querachse sollte keine Rolle spielen, wenn man nicht Saltos fährt.
Das im Vergleich zur der Nabe erheblich höhere Drehmoment bei kleinerer Drehzahl an der Kurbel macht darüber hinaus eine schwerere Bauweise nötig, die meist auch höhere Verluste bei niedriger Last nach sich zieht.
Die 3kg Mehrgewicht scheinen mir etwas hoch gegriffen. Die P1.18 mit allem Zubehör und Kurbeln wiegt gerade 3315g, da muss die Kettenschaltung schon mit Unobtaniumkassette und Siemens Luftkurbeln daher kommen. Der steifere Rahmen und die Schaltungsaufnahme machen sicher auch noch was aus, aber auch nicht mal eben 50% des Rahmengewichts.
Nichtsdestotrotz: das Fahrgefühl unterscheidet sich schon stark von einer Kettenschaltung, und obwohl ich seit 10 Jahren zufrieden Pinion fahre, behalte ich trotzdem noch gern eine GRX am Gravelbike. Müsste ich mich für ein einziges Rad entscheiden, wäre das sicher ein Pinion-Gravelbike mit Gepäckträger, aber das muss ich bisher zum Glück nicht
Habe mir vor einem Jahr mein Traumrad zusammengestellt: Tout Terrain Blueridge GT mit Pinion 12 Gang und Carbonriemen auf der kleineren Übersetzung für viel Gepäck und viel Steigung. Die erste Tour ging auf Gravelstrecken von Süddeutschland bis nach Zadar in Kroatien. Außer Kleinigkeiten wie Platten und losgeschüttelte Schraubverbindungen ist nichts Negatives aufgetreten. Die 10.000 Höhenmeter mit ordentlich Gepäck haben den Hinterreifen komplett heruntergefahren.
Sand, Staub, Dauerregen für zwei Tage – all das hat der Antrieb klaglos überstanden.
Die Entfaltung von 600% war dabei gut ausreichend.
Von meinen sieben Fahrrädern im Stall ist das TT mein Lieblingsteil 🙂
Jetzt fällt mir die Entscheidung zwischen Tout Terrain Scrambler GT mit Pinion + Smart.Shift und dem Cerres GT mit SRAM Eagle AXS noch schwerer. Fahre seit 5000km das Tout Terrain Pamir Select als Daily Driver (rund 40-60km täglich) und bin von der Smart.Shift absolut verwöhnt und angefixt.