Vor 36 Jahren fiel die Mauer und die Grenze zwischen DDR und BRD öffnete sich. 40 Jahre lange durchzog ein strengbewachter Grenzwall unser Land, vom Priwall an der Ostsee im Norden zum Dreiländereck mit Bayern, Sachsen und Tschechien im Süden (DDR, BRD, CSSR).
Und entlang dieser 1.300 km langen Grenze patrouillierten die Grenztruppen der DDR und bauten diese immer weiter und tödlicher aus. Grenztürme, mehrfache Zäune, Wachhunde, Bunker, Selbstschussanlagen, Panzersperren. Und eine dem ganzen Grenzverlauf folgende Patrouillenstrecke, die aus einfachen Beton-Lochplatten bestand, auf denen die Militärfahrzeuge fahren konnten.

Vom Todesstreifen zum Grünen Band
Dieser Grenzverlauf folgte keiner besonderen Logik, sondern zerschnitt die Landschaft wie willkürlich festgelegt. Das bedeutete, dass die Patrouillenstrecke ungeachtet landschaftlicher Hürden der Grenze folgte, was in streckenweise mehr als 30%ige Anstiegen und Abfahrten resultierte. Solange der NVA-Trabant hochkam, war alles gut.

Nach der Wende wurde die Grenze teilweise abgebaut und das Land rundherum in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. Heute kennt man das auch als das Grüne Band, was eine fantastische Idee ist, konnte sich doch im ehemaligen Grenzgebiet die Natur nahezu ungestört entfalten und das zu bewahren ist eine großartige Umnutzung dieses ehemaligen menschenverachtenden Landstrichs.
Die Geburt der Grenzsteintrophy
Vor ein paar Jahren hat dann Gunnar Fehlau die alten Grenzwege neu entdeckt und mit der Grenzsteintrophy eine Bikepacking-Strecke entwickelt, die dem Grenzverlauf so originär als möglich folgt. Und in jedem Jahr folgen seitdem eine Handvoll Unentwegte dem Ruf der “Platte” und machen sich am 17. Juni auf, entweder vom Dreiländereck an den Priwall oder wie seit letztem Jahr im neuen Modus, vom Priwall zum Dreiländereck, wo sich dann am 17.6. um 17:06 Uhr getroffen wird. Damit soll an den Arbeiter- und Bauernaufstand vom 17. Juni 1953 (Volksaufstand) erinnert werden, der in der DDR stattfand und von den Sowjets niedergeschlagen wurde.

Meine Motivation: Eine persönliche Reise in die Vergangenheit
In diesem Jahr bin ich 50 geworden und aus diesem Anlass wollte ich mir die Grenzsteintrophy anschauen. Ich habe meine Jugend in der DDR verbracht und als die Mauer fiel, war ich 15 Jahre alt. Ich bin also mit beiden Staaten groß geworden und wollte mich so noch mal auf eine Reise in die Vergangenheit begeben und das mit meiner Leidenschaft Bikepacking verbinden.

Was die Strecke wirklich bedeutet
Die Grenzsteintrophy ist aber kein einfaches Unterfangen und ich hatte und habe jede Menge Respekt gegenüber dieser Strecke. Denn das eine sind die puren Daten zu Höhenmetern (20.000) und Länge (1.300km). Aber das sagt nichts über die Anstrengungen und Wegbeschaffenheiten aus. Klar ist nur: Sie ist fordernd und es geht so oft als möglich auf der Lochplatte entlang.
Diese prägt die Strecke immer noch sehr stark, ist oft ganz gut befahrbar, genauso oft weniger gut und kaputt, oder zugewachsen und nur zu erahnen. Und diese Langlöcher in den Platten sind auch der Grund, weshalb die Grenzsteintrophy kein Gravelbike-freundliches Terrain ist. Die Löcher sind so lang und breit, dass im Kern alle Reifen bis zu 2,4 Zoll einfach nur da reinfallen. Erst ab 3 Zoll wird es angenehmer und vor allem auch sicherer. Nicht nur die Dämpfung durch die breiten Reifen ist entscheidend, sondern auch die Breite, die über die Längslöcher geht und somit ein sicheres Rollen auf der Platte ermöglicht.

Ich musste vorne mit 2,35 Zoll breiten Reifen antreten (hinten 2,6 Zoll) und es war kein Vergnügen, denn die Lochplatten sind oft auch ausgewaschen und das Vorderrad kann so ungehindert in das Längsloch rutschen. Das beschädigt auf Dauer den Mantel und kann bei einer Abfahrt für einen Sturz sorgen. Mich hat es einmal deshalb gefällt. Ein anderes Mal bin ich einfach weggerutscht, denn im tiefen Gras war der Rand der Platte nicht zu erkennen und da hat sich dann das Vorderrad durch Nässe und Matsch aufgehängt.

Dazu kommen dann noch die Steigungen: Sehr oft geht es auf wenigen Kilometern sehr steil hoch und dann gleich wieder sehr steil runter. Also viel Schieben und runter sehr viel Bremsen. Der Brocken ist mal ein Stück, wo man normal hochfahren kann, aber ansonsten geht es immer wieder kurz und knackig hoch und runter.
Ihr seht also: Die GST ist alles andere als eine normale Bikepacking Strecke. Ich tendiere auch dazu zu sagen, dass die Grenzsteintrophy keine Strecke ist, die man wählen sollte, wenn man einfach Fahrrad fahren möchte. Es ist im Kern eine ziemliche Plackerei und große Anstrengung mit viel Schieben.

Und es verlangt aus meiner Sicht auch technisches Können, denn die Platte ist oft sehr anspruchsvoll und braucht volle Konzentration und fahrerisches Können. Daher wird auch viel Storytelling drumherum betrieben und die GST eher als eine Pilgerreise positioniert. Das ist auch alles richtig, aber man sollte das vorher bedenken. In jedem Fall ist es ein großes Abenteuer und braucht sich überhaupt nicht im Konzert der großen Ultra-Strecken zu verstecken.
Als deutsche Tour Divide sehe ich sie aber nicht, da würde eher die Trans Germany passen, die auch fahrbarerer sein soll.
Planlos ins Abenteuer – mit realistischen Erwartungen
Mein Plan war es, keinen Plan zu haben. Ich wollte mal schauen, was die Strecke so macht und wie ich mich so mache. Aber natürlich wollte ich die ganze GST fahren. Allerdings hatte ich in den letzten Jahren immer wieder Probleme auf solch langen Strecken und konnte dann auch ein paar Events nicht so abschließen wie gehofft.
Aber es ist eben auch Bikepacking, dass es keine Garantie auf Erfolg gibt – egal wie gut man trainiert und vorbereitet ist. Da ist man oft durch Social Media in einer Welt, die nur aus Ultras und Finishern besteht. Die anderen Geschichten finden da oft nicht statt, das Scheitern, das Es-nicht-schaffen, die Enttäuschung.

Aber vielleicht muss man hier die Perspektive wechseln, denn Bikepacking, Radtouren sind im Kern nicht kompetitiv. Sie sind in erster Linie etwas sehr Persönliches, ein Abenteuer, eine individuelle Herausforderung, aber vor allem ein großer Spaß! Und wenn man es so betrachtet, gibt es keine Enttäuschungen, sondern nur Erlebnisse und Erfahrungen.
Meine Grenzsteintrophy war genauso ein Erlebnis. Ich habe die letzten Monate mein Training umgestellt und mich so richtig fit gemacht. Das war aber auch ohne die GST der Plan, denn ich habe das nahezu tägliche Radfahren mittlerweile so in mein Leben integriert, dass es neben einer körperlichen Gesundheit auch maßgeblich für meine mentale Resilienz geworden ist.

Und auch das Fahrrad war entsprechend vorbereitet. Den Empfehlungen entsprechend hatte ich sogar 2,6 Zoll Reifen aufgezogen. Eigentlich werden mindestens 3 Zoll empfohlen, aber dafür hätte ich neue Felgen benötigt. Mit den 2,6 Zoll sollte es aber auch so gut gehen. Doch leider ging anderthalb Wochen vor dem Start das Lager an meinem Nabendynamo kaputt. Und die Reparatur dauerte leider so lange, dass ich das Vorderrad nicht rechtzeitig vor meinem Start zurückbekommen konnte. Daher musste ich auf ein Vorderrad mit schmalerer Felge wechseln, weshalb ich vorne dann nur noch 2,35 Zoll breite Reifen hatte.
Start in den Regen – und hinein in die Geschichte
Und damit nicht genug: Pünktlich zum Start am 6. Juni wechselte dann auch das Wetter und es wurde kühler, windiger und regnete. Und so stand ich am Morgen im Nieselregen am berühmten FKK Strand Schild am Priwall und begann meine Reise gen Süden.

Im Kern kann man die Grenzsteintrophy in zwei Hälften unterteilen: die nördliche bis zum Brocken, die vor allem durch die Küste, Elbelandschaft und den Vorharz geprägt ist. Und die südliche, die dann viele Steigungen und Mittelgebirge mit sich bringt.

Die ersten beiden Tage liefen trotz schlechten Wetters gut und ich konnte mit jeweils 200 km am Tag ordentlich Strecke machen. Die erste Etappe kannte ich bereits gut durch den Hackenpedder.

Es war wie immer sehr schön, durch das Grenzgebiet zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu kurven und dabei immer auch im Dickicht versteckte Grenztürme oder Markierungen zu entdecken.

Die Route führte oft querfeldein, durch tiefes Gras und dort lang, wo man nicht einen Pfad vermutet hätte (und wo am Ende auch oft keiner war). Aber die Natur hat sich in den letzten fast 40 Jahren sehr viel zurückgeholt, und auch die Landwirtschaft nutzt mittlerweile viele Teile des alten Grenzgebiets.

Noch gab es nicht viel Platte und es rollte sich ganz gut nach Boizenburg an die Elbe. Dort folgte der Track ca. 90 km der Elbe, da hier die Grenze entlang ging. Immer wieder beeindruckend finde ich Dömitz, mit der gesprengten Brücke und den noch deutlichen Zeichen der ehemaligen Trennung.
Von der Elbe in den Gegenwind
Bei Schnackenburg setzte ich über die Elbe und ab hier ging es bergauf. Trotz Regenvorhersage blieb es den Tag über trocken, doch kurz vor meinem Ziel, einem Naturcampingplatz bei Oebisfelde, erwischte mich ein Starkregen.

Aber dank heißer Dusche und einer frischen Pizza war auch das bald vergessen. 400 km in den ersten beiden Tagen waren eine gute Grundlage. Doch ich merkte, dass ich bereits wieder Probleme hatte zu essen. Mein Körper weigerte sich einfach, feste Nahrung aufzunehmen und so versuchte ich so oft als möglich mit Kakao, Gels und Eistee das Ganze im Zaum zu halten.

Auf Tag 3 freute ich mich schon, da nach 60 km ein Stopp am ehemaligen Grenzübergang Marienborn bei Helmstedt wartete. Bis dahin ging es durch tiefen Wald und über sehr schlammige Plattenabschnitte bei mehr oder weniger starkem Regen. Grund genug für eine Pause an der heutigen Autobahnraststätte und ein Blick in die ehemaligen Kontrollstationen.

Der Wind wurde stärker und ich rollte weiter Richtung Hötensleben. Der Streckenabschnitt war eher dünn besiedelt und hatte entsprechend auch wenig Versorgungsmöglichkeiten. Das sollte sich rächen, denn die Strecke bog für ca. 30 km direkt nach Westen ab und damit in den starken Gegensturm.

Zudem war die Piste mit Dornenbüschen und Brennnesseln reichlich gesegnet und zugewachsen. Das war nicht nur schmerzhaft, da die Dornen immer wieder die Haut aufrissen, sondern auch sehr anstrengend, da man neben dem Gegensturm auch mit der schwerlich zu befahrenen Platte kämpfen musste.

Das war der Abschnitt, der mental am meisten gefordert hat und ich war wirklich angeschlagen, als ich endlich in Hornburg ankam. Hier versorgte ich mich noch schnell im Supermarkt, bevor dieser über Pfingsten zumachte und rollte dann weiter nach Vienenburg, wo ein Zimmer auf mich wartete. An Tag 3 braucht es einfach eine feste Unterkunft, auch als moralische Stütze.

Die körperliche Grenze: Wenn nichts mehr geht
Natürlich erwischte mich auch hier noch ein Starkregen, der mich dann komplett durchnässt an der Unterkunft ausspuckte. Ich war schon sehr fertig und freute mich auf meine Essensbestellung. Doch mit dieser kam auch das alte Problem: ich konnte nichts essen. Jeder Versuch, Nahrung außer Trinken zuzuführen, wurde vom Körper zurückgewiesen.

Ich versuchte mit Gel und Schokoriegeln noch das Schlimmste zu verhindern und wenigstens etwas Kalorien reinzubekommen, um halbwegs zu regenerieren. Im Gegensatz dazu Stefan – ein GST Fahrer, der wie ich am 6. Juni gestartet war. Wir haben uns immer wieder unterwegs getroffen und so auch in dieser Unterkunft. Er hatte Bärenhunger und bekam gar nicht genug. Und freute sich daher über mein Essen.

Damit hatte er alle Vorteile auf seiner Seite, denn am nächsten Tag wartete ein tatsächlicher Brocken: Nun ging es hinein in den Harz und natürlich über den Brocken, auf dem zu DDR-Zeiten eine militärische Abhörstation stand. Die Route hoch zum Gipfel verlief sehr schön. Und auch das Wetter war nach den ganzen Regentagen passabel.

Ich versuchte Energie zu sparen und gleichzeitig noch Kalorien zuzuführen und kurbelte langsam hoch. Nach drei Stunden stand ich auf dem Gipfel und wollte dort eigentlich was essen. Doch es war kalt und windig und alles war voller Touristen. Also beschloss ich weiter zu rollen – und besiegelte damit endgültig meinen Untergang.
Kampf durch den Harz – und die eigenen Reserven
Nach nunmehr drei Tagen ohne richtige Nahrungsaufnahme schaltete sich der Körper langsam ab. Nach 130 km war dann Schluss und in einer Rasthütte am Wegesrand baute ich mein Nachtlager auf. Ich versuchte noch was zu essen und zu trinken, fiel dann aber auch schnell in einen tiefen Schlaf. Um 5 Uhr weckte mich eine Alarmsirene aus dem Dorf im Tal, ich packte zusammen und rollte weiter. Meine Beine waren schon leer und auch mein Puls zu niedrig für die Anstrengungen.

Hier geht es auf dem Track nur noch hoch und runter – und zwar so richtig. 10 km in einer Stunde sind normal und ich kann gar nicht zählen, wie oft ich steile Rampen hochgeschoben habe, um sie dann genauso steil wieder hinunterzurollen, nur um wenige Meter später wieder damit von vorne zu beginnen.

Hinzu kam, dass die Platte hier auch oft unterspült war, die Längslöcher frei lagen und ich mit meinem Vorderrad aufpassen musste, da nicht hineinzufallen. Die Grenzsteintrophy heißt nicht nur körperlich fit zu sein, sondern auch immer blitzwach zu sein. Das zieht Energie.
Zwangsstopp und Plan B
Nach 60 km und um die 1.700 Höhenmeter merkte ich, dass es so nicht mehr weiterging. Ich kam keinen Berg mehr hoch, musste immer wieder auch bei leichten Anstiegen schieben und war kurzatmig mit Druck auf der Brust wie bei Asthma. Ich brauchte also eine Pause und beschloss, mir in Bad Sooden-Allendorf ein Zimmer zu nehmen. Und was zu essen. Dann sollte das doch alles wieder funktionieren!

Kaum im Zimmer schlief ich sofort ein. Kein gutes Zeichen. Am Abend konnte ich dann was essen, aber es war bereits zu spät. Zu meinem Zimmer führte eine kleine kurze Treppe hoch, doch allein diese wenigen Stufen reichten, damit ich oben erstmal pausieren und atmen musste.

Also Plan B: Ich wollte auf den Iron Curtain Trail wechseln, auf diesem erstmal weiter bis in die Rhön fahren und wollte bei Fladungen dann wieder auf den GST Track zurückkehren. Und auch das Wetter wurde besser und die Sonne kam endlich heraus. Nach all den Tagen mit Regen und starkem Wind eine wahre Wohltat.
Die Erkenntnis des Scheiterns – und warum das okay ist
Und so rollte ich auf bestem Radweg weiter Richtung Süden, doch mein Körper war im Eimer und selbst die kleinen Anstiege der Strecke waren zu anstrengend. Nach 70 km traf ich dann die Entscheidung, diese Tour zu beenden.

Bei Herleshausen bog ich ab und fuhr nach Eisenach zum Bahnhof. Dort nahm ich dann einen Zug zurück nach Hamburg. Aber immerhin war ich um die 800 km auf der Platte unterwegs gewesen – und hätte mir ehrlicherweise auch gewünscht, diese bis zum Ende zu fahren.
GI-Shutdown: Wenn der Körper nicht mehr will
Nun, zwei Tage nach meiner Rückkehr, bin ich immer noch angeschlagen, weiß aber, was der Grund ist: „GI-Shutdown“ oder auch Gastrointestinales Versagen. Ich bin in eine klassische Unterversorgung geraten, die mich dann ausgeknipst hat.

Bei mehr als 6.000 kcal pro Tag Bedarf, habe ich nur 1.000–2.000 kcal über Flüssigkeit aufgenommen. Das hat meine Glykogenreserven schon nach 2 Tagen erschöpft. Danach wurde Muskelmasse verstoffwechselt (Katabolismus) und meine Herzfrequenzreaktion ist gesunken, obwohl die Belastung gestiegen ist. Das erklärt auch meine Symptome wie Druckgefühl, Atemnot, Leistungseinbruch.

Hinzu kommt, dass ich in den 6 Tagen Grenzsteintrophy fast 5 kg abgenommen habe. Das ist in diesem Fall schlecht und ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas schiefgegangen ist.
Grenzerfahrungen und was ich daraus mitnehme
Aber ich bin ganz offensichtlich nicht allein mit diesem Problem, denn ich habe auf Instagram sehr viele Nachrichten und Tipps von Leidensgenossinnen und -genossen bekommen. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, das zu ändern: Ich muss das Essen unterwegs trainieren, meine Art zu Fahren entsprechend anpassen und anders an solche Sachen herangehen. Es wäre schon gut, wenn ich nicht nur Energie für 500-700 km habe, sondern auch wieder längere Touren fahren kann – und dabei dann auch den Spaß habe.

Falls ihr also noch Tipps dazu habt, gerne in die Kommentare.
Lust auf die Grenzsteintrophy?
Und wenn euch die Grenzsteintrophy nun interessiert, dann empfehle ich einen Blick auf die Website. Dort findet ihr alle nötigen Infos und viele Videos und Berichte. Der Track ist leider nicht öffentlich, kann aber im Gegenzug zu einer Spende angefragt werden.

Wenn ihr also auf eine Pilgerreise mit viel Schieben und fragwürdiger Streckengestaltung Wert legt, dann ist die GST definitiv etwas für euch. Dafür könnt ihr aber nicht Gunnar die Schuld geben, sondern der Weltgeschichte, die diese absurde und tödliche Grenze in unser Land gebracht hat – und sie glücklicherweise wieder verschwinden ließ.

In jedem Fall ist die GST ein Abenteuer – egal, ob man sie ganz oder nur teilweise fährt. Und vielleicht – aber nur vielleicht – komme ich noch mal wieder und fahre sie dann zu Ende.
Grenzsteintrophy 2025 – Fahrdaten
Hier findet ihr noch die Fahrdaten und Profile der 6 Tage, die ich unterwegs war:






Hi Martin,
Danke, dass du deine Erfahrungen hier teilst, auch wenn es diesmal nicht geklappt hat.
Welche Federgabel fährst du am Salsa? Wie bist du mit Fahrverhalten und Geometrie zufrieden nach dem Umbau von der Standardgabel?
Oder hast du darüber schon mal ein anderer Stelle geschrieben?
Viele Grüße!
Hallo Fin,
Ich hatte da die Rockshox Reba dran.
Die ist gut und hatte auch Platz für die breiten Reifen. Ansonsten hatte ich auch mal eine Fox 32 stepcast, aber die bietet nicht so viel Platz.
Würde die GST aber auch ohne Federgabel und mit 3 Zoll fahren.
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin
Vielen Dank für Deinen Bericht, auch und gerade weil Du die “Schattenseiten” unseres Hobbys etwas beleuchtest. So bitter diese Abbrüche auch sind, sie gehören einfach dazu. Auf so einer anspruchsvollen Route wie der “Platte” sicher keine Schande. Du hast Dich, im Gegensatz zu mir, an die Diva herangetraut. Respekt dafür und Kopf hoch!
Die “Platte” würde wohl sagen: Nach abwärts folgt aufwärts…
Gruss
Harry
Hallo Martin
Danke für Deine offenen Berichte. Jetzt hast Du bald alle wesentlichen körperlichen Abbruchgründe (Hände, Saddle Sores) durch. Es fehlen m.E. nur noch starke Knieschmerzen, Hitzeschlag sowie Lebensmittelvergiftung (aber das ist wohl ein Stück weit vergleichbar mit der jetzigen Erfahrung). Ich hoffe aber sehr, dass Du diese Erfahrungen nicht auch noch machst.
Wie Du schreibst, kamst Du beim Pair-Riding besser durch, weil Du wohl weniger stark an die Grenze musstest. Bei der GST hattest Du jetzt aber doch gar keinen Leistungsdruck, im Gegensatz zum TBR und Böhmen. Bisher war bei mir immer die Maxime beim Langstrecken radeln 1. gesund bleiben 2. Spass haben 3. Ankommen. Damit bin ich bisher gut gefahren (auf Holz klopf) und ich hoffe Du bald auch wieder.
Hallo Martin. Erstmal vielen Dank für den Bericht. Die GST klingt ja als Radstrecke maximal unatraktiv, eher wie eine nette Wanderroute.
Aber mal zu deinem Problem mit dem Essen bzw dem körperlich fertig sein. Ich denke, bei den zugrunde liegenden Informationen, dass du schlicht falsch trainierst.
Du kommst ja, was Radfahren angeht, wie so viele andere im Bikepackingbereich bis zur Ultraszene aus dem Radtouring. Bock auf Radfahren, die Ortliebs an die Gepäckträger und los. Irgendwann werden die Tagesetappen immer länger, die Touren werden immer länger und irgendwann meldet man sich für seinen ersten Ultra an. Von Lotti Power bis Lael Wilcox. Alle haben/hatten sie einen ähnlichen Einstieg. Aus dem klassischen Radsport kommen die Wenigsten.
Wie sieht so das Leben der Leute außerhalb oder zwischen den Rennen aus? Overnighter mit Freunden, meist dann auch in so einem “Pseudoultramodus” wo dann auch offroad irgendwie 200km+ Tagesetappen gefahren werden, oder schlichtes Alltagsradeln, Pendeln usw. Im Gegensatz zur reglosen Allgemeinbevölkerung hat man auf diese Weise eine gute bis sehr gute allgemeine Konstitution. Trainiert ist man desshalb aber noch lange nicht. Es ist im Prinzip wie bei Menschen, die körperlich schwer arbeiten und desshalb meinen, sie bräuchten keinen Sport. Fit sind diese Leute erstmal auch, aber genau diese Leute wundern sich, warum sie mit Mitte 40 kaum noch laufen können, während andere, die nach einem anstrengenden Arbeitstag noch ins Gym gegangen, aufs Rad oder in die Laufschuhe gestigen sind, auch bei Renteneintritt noch gut dabei sind.
Genauso verhält es sich mit dem Radfahren. Von Sofiane Sehili gibt es dazu ein Interview oder ein Video von ihm selbst, weiß’ nicht mehr genau, wo er sein Training beschreibt. Das ist noch aus der Zeit, als er aktiv als Radkurier gearbeit hatte. Da beschreibt er eben auch, dass ihm das Kourieren zwar eine gewisse Grundbasis gegeben hat, gut geworden ist er aber durch gezieltes Training, welches vornehmlch auf den Rennrad auf Asphalt statt gefunden hat.
Worauf ich mit dem ganzen Geschreibsel eigentlich hinaus will ist, mach deine langen Strecken, wenn du da Bock drauf hast, aber lass es ruhig angehen, bringe die Stollen auf Asphalt und fahre in einem Rhytmus, der dich nich untergrundbedingt alle paar Meter in eine Leistungsspitze treibt. Im Prinzip klassisches Grundlagentrainning. Dabei kannst du dann auch eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme trainieren, so dass du über den gesammten Zeitraum gut versorgt bist. Da diese Strecken meist nicht sonderlich schön sind, je nach dem, wo man so lebt, kann man gleich noch menthal trainieren, mit aufkommender langer Weile klarzukommen. 😉
Also viel Erfolg weiterhin und mach dich nicht kaputt.
Hallo Christian,
ich weiß nicht, ob ich deinen Kommentar richtig verstanden habe: ich komme aus dem Radsport, habe in der DDR Leistungssport Radsport betrieben und bin dann nach der Wende in das Radreisen gegangen. Seit 2020 trainiere ich zudem strukturiert und 5-6x die Woche nach einem Plan, der imm er wieder angepasst wird. Ich muss jetzt halt das Thema Nahrung besser lösen – und entsprechend trainieren. Das mache ich jetzt auch.
Viele Grüße,
martin
Hallo Martin,
vielen Dank für Deinen Bericht!
Für mich ist er eine weitere ehrliche Geschichte Deiner Reise zu Deinen Grenzen! Und ich bin sicher, Du wirst für Dich die richtigen Schlussfolgerungen treffen. Auf jeden Fall freue ich mich über weitere Berichte, gerne auch mit einem Ankommen im gesteckten Ziel.
Gute Erholung und viel Erfolg weiterhin,
Jan
Hallo Martin, das hat ein wenig weh getan beim lesen.
Mein Lieblingskommentar: https://youtu.be/oiNGwzvH6Rs?si=ijnt66n6qPkDTtsq
Aber es ist natürlich so. Die Grenzsteintrophy will dich mindestens einmal pro Tag loswerden, erniedrigen, ausspucken. Das ist nicht einfach. Nun bist du, Martin, ja eigentlich topfit. Vielleicht waren 400 Kilometer an den ersten zwei Tagen die falsche Taktik. Wie auch immer. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt. Herzliche Grüße, mathias
Hallo Martin,
erstmal stimme ich Dir zu 100% zu, was die GST angeht, die Strecke ist zum Radfahren wirklich großer Mist, aber, gerade durch die geschichtliche Bedeutung ist das schon was besonderes, man sollte sich daran einmal versucht haben. Ich habe auch zwei Anläufe gebraucht, um die Strecke zu finishen, und im zweiten Anlauf dann (wesentlich komfortabler) mit dem Fatbike…
Zu Deiner Nahrungsthematik: Du bist doch schon das Silkroad- und Atlas- Mountain Race gefahren und gefinisht, da musst Du die Problematik der Nahrungsaufnahme ja im Griff gehabt haben. Was hast Du da anders gemacht? Nicht nur in Bezug auf die reine Nahrungsaufnahme und Art der Nahrung, sondern auch in Bezug auf das gesamte Verhalten (Tageslänge, Anstrengungsniveau, Pausenlänge- und Anzahl…)
Was isst Du so bei Touren über 24- 48h? Nur Gels, Riegel, etc? Oder auch mal Brötchen, Kuchen Pommes, usw?
Mein Lösungsgedanke ist folgender: die reine körperliche Fitness wird bei Dir ja nicht das Problem sein, oder vielleicht doch, aber anders herum: da Du in Bezug auf die reine körperliche Leistungsfähigkeit sehr fit bist, fährst Du eben in den ersten Tagen zu viel/ lange für den Rest deines Körpers, bei gleichzeitig schon zu Beginn zu geringer Nahrungsaufnahme. Für eine kurze Tour (1-2 Tage) ist das wahrscheinlich kein Problem, bei längeren Touren aber schon.
Dadurch kommt dein gesamtes System zu Beginn schon so aus dem Takt, dass Du die oben beschriebenen Probleme bekommst.
Mein Lösungsvorschlag wäre jetzt folgender: trainiere gezielt die Nahrungsaufnahme von “richtiger Nahrung” auch bei 24- 48h Touren (Stichwort legnern), und versuche dann bei einem längeren Event, diese Taktik gerade in den ersten tagen beizubehalten. Also mindestens einmal am Tag, und das zwingend schon am ersten Tag, eine längere Essenspause, mit absteigen, am Tisch in Ruhe essen.
Ich selber habe einen recht robusten Magen, Deine beschriebenen Probleme hatte ich noch nie, allerdings mache ich auch jeden Tag, auch im Rennen, eine richtige Pause. Da ich eh nicht gewinne, ist mir dieser Moment der (inneren) Ruhe einfach sehr wichtig, und auch wichtiger als die 40 Minuten Zeitverlust.
Vielleicht hilft das ja.
Die Altersthematik würde ich gepflegt vergessen!
Hallo Anno,
du hast da gleich ins schwarze getroffen: es stimmt, dass ich beim erfolgreichen SRMR und AMR diese Probleme nicht hatte. Und das lag daran, dass ich durch meinen Partner Tobias “ausgebremst” wurde und dadurch ein anderes Tempo gefahren bin. Dadurch hat der Magen auch nicht direkt zugemacht.
Deine Tipps sind wichtig und richtig und ich werde das jetzt so machen. Den inneren Martin mal bändigen. Hilft am Ende sehr. Und ja: das Alter ist tatsächlich noch kein Thema.
Viele Grüße,
martin
Hallo Martin,
mir kam noch ein Gedanke, der natürlich auch nur auf anekdotischer Evidenz beruht:
Gels und Riegel funktionieren im Wettkampf bei eher kurzer, hoher Belastung ja sehr gut, weil sie eben dem Körper schnell, ohne nennenswerte Verdauungsarbeit viel Energie bereitstellen. Allerdings sind das ja sehr einseitige, hochverarbeitete Lebensmittel. Ich bin mir sicher, dass die bei einem Ultra- Event nur in sehr kleinen Dosen nutzbar sind, weil der Magen auf Dauer mit diesen einfach nicht zurecht kommt. Persönlich habe ich auch immer ein paar Gels dabei, versuche aber, mich ansonsten möglichst “normal” zu ernähren. Also Bananen, Brötchen/ Weißbrot, Honig, Kuchen, Dosenthunfisch, Eis, Snickers…. Ich selber könnte auch nicht einen ganzen Tag nur Gels und Riegel zu mir nehmen, da wären Magenprobleme vorprogrammiert.
Christoph Strasser hat in einem Podcast zu seiner Ernährung beim TCR mal gesagt, dass er eigentlich unterwegs hauptsächlich Weißbrot, Honig und Dosenthunfisch isst. Das kann der Körper gut und vor allem dauerhaft umsetzen, man hat was zu kauen, der Magen muss (etwas) arbeiten, und die wesentlichen Makronährstoffe sind enthalten: Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett.
Hallo Martin,
eigentlich bin ich es leid, deine Leidensgeschichten zu lesen und die Bilder davon zu sehen (also nicht falsch verstehen, die meisen Bilder sind schön und ich will auch nicht nur positive Berichte). Es liegt aus meiner Sicht auf der Hand, was das/dein Problem ist: schneller, höher, weiter … Die ganze Bikepackingszene ist doch mittlerweile von ein paar wirklichen “Leistungstieren” dominiert und viele versuchen da mitzuhalten. Bevor man Grenzen fährt sollte man die Eigenen kennen, finde ich. 400 km an zwei Tagen sind eine gute Bilanz, wenn man es kann. Wenn nicht, ist es schlicht zu viel und der Körper macht eben nicht mehr mit.
Viele Grüße Frank (GST2021)
Hallo Frank,
sicherlich ist das Thema Leistung und Ultra gerade dominant, aber das ganze und damit auch die Leistungsfähigkeit, sind sehr individuell.
Ich kann zum Beispiel 200km am Tag und mehr fahren. Das ist auch kein großes Problem – wie du ja an vielen meiner anderen Touren siehst. Und natürlich kenne ich meine Grenzen. Allerdings verändert sich der Körper auch mit dem Alter und da muss man sich halt anpassen und mit den Auswirkungen wie hier beschrieben umgehen. Ich mache das ja alles sehr gerne und bin da nicht durch irgendwelche Trends getrieben oder versuche mitzuhalten. Das wäre für einen 50jährigen auch eine sehr dumme Herangehensweise. Erfahrungen sammeln heißt halt auch Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Und darüber schreibe ich halt auch. Ich hätte mich auch nicht an die GST herangetraut, wenn ich es mir nicht hätte zugetraut. Diese Reaktion meines Körpers war mir in dieser Art halt neu und ich muss das erstmal einwerten, bevor ich weitere Schlüsse ziehe. Aber ich kann auch gleich aufgeben, nur entspricht das nicht meinem Naturell oder meinem Alter 🙂
Viele Grüße,
martin
Hi Martin, wenn ich mich richtig erinnere, hattest du vom TBR ebenfalls von einem gezogenen Stecker berichtet, und das Nahrungsthema bei dir schwingt für mich als Außenstehender schon länger mit (Quelle aus deinen Berichten) => vielleicht liege ich auch falsch. Ich würde an deiner Stelle die Situation akzeptieren und mir für solche Unternehmungen ein bis 2 zusätzliche Tage gönnen. Ich bin mittlerweile 53 und nicht mehr ganz so leistungsfähig wie früher, und will mir nix mehr beweisen. Ich genieße meine Trips die auch mal 14 Tage gehen und z.B. über die Alpen, also auch kein Kinderfasching.. Keep calm and stay paddeling
Hallo Thomas,
Ja, da hast du absolut recht. Sich selber besser in den Griff bekommen ist immer ein guter Weg. Und ja, dass Nahrungsthema habe ich schon länger.
Mir fällt schon was ein, denn körperlich bin ich zumindest meinen Datenauswertungen nach fitter denn je.
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin.
Lass dich nicht unterkriegen. Machmal muss man die Komfortzone einfach verlassen. Aber das weißt du sicher besser.
Mit der Energieversorgung findest du bestimmt eine Lösung und dann kannst du deine PS wieder auf das Hinterrad bringen;)
VG Alex
Sehr schön beschrieben! Ich hatte mich ja besonders auf die anspruchsvollen Streckenabschnitte gefreut und war die ersten Tage im Flachland mit Gegenwind ziemlich gefrustet.
Ich bin viel langsamer gefahren, hatte Spaß (zwischendurch auch mal nicht 😉 und musste aus zeitlichen Gründen bei ca. 750km die Strecke verlassen.
Gute Genesung!
Gut zu wissen, vielen Dank fürs Teilen!