Hinweis: Big Agnes hat mir auf meinen Wunsch hin den Schlafsack und die Isomatte für den Test zur Verfügung gestellt.
Big Agnes ist mir schon seit vielen Jahren bekannt und ich bin bekennender Fan dieser amerikanischen Outdoormarke. Bislang hatte ich allerdings nur deren Zelte im Fokus und benutze seit einige Jahren ein Copper Spur UV UL 1 Bikepack, mit dem ich auch in Kirgisistan unterwegs war.
Aber die Amerikaner fertigen seit einiger Zeit auch Schlafsäcke und Isomatten. Und sie haben ein integriertes Schlafsystem, bei dem Schlafsack und Isomatte perfekt zusammenpassen. Das ist zumindest in den USA sehr bekannt – das hatte ich aber bislang nicht auf dem Schirm.
Und als ich nun die Möglichkeit bekam beides zu testen, habe mir den Fly Creek UL 25° Schlafsack und die Zoom UL Insulated Matte ausgesucht.
Bevor ich näher auf den Schlafsack und die Isomatte eingehe, muss ich noch mal sagen, dass ich während meiner Recherchen und finalen Produktauswahl für den Test überrascht war, wie sehr sich Big Agnes offensichtlich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat.
Ja, ich weiß, dass sollte man immer auch kritisch hinterfragen. Allerdings sprechen die Produkte, die ich mir angeschaut habe, eher dafür, dass es ernst gemeint ist: so ist das Obermaterial und Futter des Fly Creek UL Schlafsack aus sogenannten NetPlus 10D-Nylon-Ripstop gefertigt, das aus recycelten Fischernetzen hergestellt wird. Und der Stoff ist wasserabweisend imprägniert, ohne “absichtlich zugesetzte PFAS”.

Info: PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – eine große Gruppe von künstlich hergestellten Chemikalien, die in vielen Alltagsprodukten verwendet werden, weil sie extrem wasser-, fett- und schmutzabweisend sind.
PFAS sind problematisch, weil sie…
- extrem langlebig sind: PFAS bauen sich in der Umwelt kaum ab – sie werden deshalb auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt.
- Gesundheitsrisiken darstellen: Einige PFAS stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, das Immunsystem zu beeinflussen oder die Fruchtbarkeit zu schädigen.
- zur Umweltverschmutzung beitragen: PFAS gelangen ins Trinkwasser, in Böden und in die Nahrungskette – oft aus Industrieabwässern oder durch Auswaschung aus Produkten.
Also sind PFAS-freie Produkte immer vorzuziehen.
Aber auch bei den Daunen setzt Big Agnes auf Nachhaltigkeit: diese sind wasserabweisend imprägniert, um auch bei Nässe den Isolationswert aufrechtzuerhalten. Dafür verwenden sie eine 850er Downtek PFC-Free-Füllung mit wasserabweisender, bluesign-geprüfter Chemie ohne absichtlich zugesetzte PFAS.

850 bedeutet dabei die Bauschkraft der Daune. 850 cuin (cubic inches) bedeutet: 1 Unze (ca. 28 g) dieser Daune füllt ein Volumen von 850 Kubik Zoll. Und je höher die Zahl ist, desto wärmer ist die Daune bei gleichem Gewicht. Diese Daunen sind RDS-zertifiziert, kommen also nicht aus Lebendrupf, die Tiere werden artgerecht gehalten und es gibt eine lückenlose Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette.
Downtek ist eine wasserabweisende Behandlung für Daunen. Sie verhindert, dass sich die Daune bei Feuchtigkeit plattlegt und ihre Isolationswirkung verliert. Diese Behandlung erfolgt PFC frei, was heißt, dass die Imprägnierung ohne sogenannte perfluorierte Chemikalien auskommt – also ohne PFAS.
Im Test: Big Agnes Fly Creek UL 25°

Eine Besonderheit fällt beim Fly Creek UL 25° sofort auf: der Reißverschluss. Dieser geht nur über die obere Hälfte und verläuft mittig. Anders, als bei anderen Schlafsäcken, wo der Reißverschluss oft seitlich eingenäht ist. In der Praxis ist das angenehm, da man einfach reinschlüpft und dann auf dem Rücken liegend zumacht. Ich habe auch an meinen anderen Schlafsäcken kurze Reißverschlüsse. Das gefällt mir ganz gut, wer aber den Schlafsack auch als Decke nutzen möchte, oder an den Füßen offen haben will, der muss einen Schlafsack in betracht ziehen, der einen durchgängigen Reißverschluss hat.

Der Fly Creek verfügt über eine große Kapuze, die auch extra eingestellt werden kann. Dazu findet sich eine entsprechende Kordel im Inneren am Rand der Kapuze in Höhe des Kragens rechts. In der Praxis habe ich noch nicht enger stellen müssen, da die Kapuze sehr gut sitzt und nicht wegrutscht.
Ich bin 1,84m groß und habe mich für die Größe Regular entschieden. Diese ist laut Big Agnes nur für Menschen bis 1,83m passend, aber in der Praxis ist da noch sehr viel Platz. Ich passe mit Innenschlafsack sehr gut in den Fly Creek und habe noch genug Freiraum im Oberkörperbereich. Gerade bei kalten Temperaturen schlafe ich mit den Armen im Inneren, brauche also noch etwas Platz. Das funktioniert im Fly Creek ganz gut. Der Fußbereich ist etwas enger als bei meinen anderen Schlafsäcken, aber so weit ok.

Laut Big Agnes hat der Fly Creek folgende Maße:
- Schulterumfang: 152cm
- Hüftumfang: 137cm lang
- Fußumfang: 91cm
Kommen wir aber zum Wichtigsten: der Schlafsack ist auf eine Komforttemperatur von 2 Grad und ein Limit von -4 Grad ausgelegt. Das macht ihn für mich zu einem idealen Begleiter im Spätherbst, Winter und Frühjahr, wo die Temperaturen nachts dann doch um oder unter dem Gefrierpunkt liegen.

In letzter Zeit hatte ich Wärme-Probleme mit meinem Cumulus X-Lite 400, den ich auch in Kirgisistan dabeihatte. Irgendwie stimmt da die Isolation nicht mehr, oder ich bin empfindlicher geworden. Bei dem Big Agnes war ich aber überrascht, wie gut die Isolation funktionierte und wie warm er war. Und das bei nächtlichen Temperaturen unter 0 Grad.
Das hängt vermutlich mit den 850er Daunen zusammen, die hier ordentlich liefern. Und das bei einem Gesamtgewicht des Fly Creek von 730g (nachgewogen – 722g laut Hersteller). Dabei sind 480g Daunen verbaut.
Vermutlich liegt es auch an der Konstruktion: im oberen Bereich ist der Schlafsack gesteppt. Big Agnes nennt das “Signature Diamond quilt-through construction”.

Konkret bedeutet „Quilt-through“, dass die obere und untere Stofflage des Schlafsacks direkt miteinander vernäht werden, wodurch Kammern für die Daunen entstehen. „Diamond“ bezieht sich auf das Rautenmuster (wie kleine Diamanten), in dem die Nähte angeordnet sind.
Diese Konstruktion sorgt dafür, dass die Daunenfüllung gleichmäßig verteilt bleibt, nicht verrutscht und der Schlafsack eine kompakte, stabile Form behält.
Vielleicht muss ich da noch mal bei Cumulus meine Daunen-Verteilung checken lassen, denn beim X-Lite kann ich im Gegenlicht sehen, dass die Daunen nicht mehr gleichmäßig verteilt liegen und daher auch entsprechend weniger wärmen. Vor allem im unteren Bereich und am Rücken ist das spürbar.
Am Boden und den Seiten verwendet Big Agnes daher eine sogenannte “Baffled Construction”. Das bedeutet, dass im Inneren des Schlafsacks Trennwände (Baffles) zwischen der Außen- und Innenhülle eingenäht sind, um die Daunenfüllung in getrennte Kammern zu halten. Im Gegensatz zur einfacheren „quilt-through“-Technik (die im oberen Bereich eingesetzt wird), bietet die Baffled-Konstruktion eine bessere Isolierung, keine Kältebrücken an den Nähten und eine stabile Daunenverteilung. Allerdings ist diese Bauweise etwas schwerer und aufwändiger.

Mein Cumulus X-Lite 400 wiegt 600g, der Big Agnes Fly Creek 730g. Dieses Mehrgewicht von 130g spüre ich aber direkt in der Wärmeleistung und würde das dann doch präferieren. Ich habe bei besonders kalten Ausfahrten den Cumulus Panyam 450 genutzt, der 900g wiegt und eine ähnliche Wärmeleistung bringt, wie der Big Agnes.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass ich die Cumulus Schlafsäcke bereits sehr lange nutze und viel eingesetzt habe. Daher werde ich in einem Jahr noch mal (nach dem Winter) schauen, was der Big Agnes noch leistet.
Preislich liegt der Big Agnes Fly Creek UL 25° aktuell zwischen 450 und 550 Euro. Das ist das gleiche Preisniveau wie vergleichbare Schlafsäcke hoher Qualität. Vom Gewicht her ist er absolut wettbewerbsfähig. Und auch beim Stopfen verbraucht er nicht weniger Platz als der Cumulus Lite Line oder Panyam.
Fazit Big Agnes Fly Creek UL 25° Schlafsack
Dieser Schlafsack wird mich definitiv im kommenden Herbst/Winter/Frühjahr begleiten, da er eine sehr gute Wärmeleistung bietet, die Kapuze sehr gut hält und das Platzangebot im Inneren (Mummy-fit) für mich passt.
Und auch das Packvolumen sowie Gewicht sind für mich in Ordnung. Er passt gut in meine Lenkerrolle, zusammen mit Isomatte, Innenschlafsack, Kopfkissen und Schlafklamotten.
Wer es leichter und kompakter mag, der sollte sich auch die Quilt-Version des Fly Creek anschauen.
Ich habe gesehen, dass Globetrotter Big Agnes im Angebot hat. Wer sich also mal einen direkten Eindruck verschaffen will, findet den Fly Creek sicherlich auch im Laden.
Im Test: Big Agnes Zoom UL Insulated

Ohne eine entsprechende Isomatte kann der Schlafsack noch so gut sein: wenn es von unten kalt wird, hilft auch die beste Daune nichts. Daher spielt bei Isomatten der sogenannte R-Wert (Wärmedurchgangswiderstand) eine wichtige Rolle. Dieser gibt an, wie gut die Matte Wärme isoliert – also wie effektiv sie Kälte vom Boden abhält, und deine Körperwärme zurückhält.
Je höher der R-Wert, desto wärmer ist die Isomatte. Hier findet ihr eine grobe Orientierung:
| R-Wert | Einsatzbereich |
| 1–2 | Sommer, warme Nächte |
| 2–3 | Frühling/Herbst, milde Temperaturen |
| 3–4 | 3-Jahreszeiten (auch kühle Nächte) |
| 4–5 | Kalte Bedingungen, leichter Frost möglich |
| 5+ | Winter, Schnee, Expeditionen |
Interessanterweise testen Therm-a-Rest, Sea to Summit und Big Agnes ihre Matten nach denselben Kriterien – die Werte sind dadurch gut vergleichbar.
Ich nutze seit vielen Jahren Therm-a-Rest Matten. Aktuell die Neoair X-Lite für den Winter, da sie einen R-Wert von 4,5 hat. Und die Uberlite im Sommer, mit einem R-Wert von 2,3.
Neben dem R-Wert ist für mich aber vor allem das Gewicht und Packmaß entscheidend. Da liegt die Neoair bei 350g und die Uberlite bei 250g.

Mit der Zoom UL bietet Big Agnes nun auch Isomatten an und setzt dabei eher auf Komfort. Die Zoom UL gibt es in drei Größen. Ich habe mich für die 25×72 Matte entschieden. Das bedeutet, die Matte ist 63,5 cm breit und 183cm lang. Und dass bei einer Stärke/Dicke von 9cm. Damit erreicht die Zoom UL einen R-Wert von 4,3, was sie zu einer sehr guten All-Season Matte macht (zumindest hierzulande). Bei gefrorenem Boden empfiehlt Big Agnes allerdings eine zusätzliche Isolierung unter die Matte zu legen.

Die Breite von fast 64cm ist bemerkenswert, da diese Matte dann zumindest meine 1-Personenzelte (Copper Spur und Fly Creek) ausfüllt. Aber sie erhöht auch den Komfort und ich muss sagen, dass ich sehr gut darauf schlafe.
Zum Vergleich: die Neoair und die Uberlite haben jeweils eine Breite von 51cm. Dadurch wiegen sie auch weniger, wobei sich die Big Agnes mit einem Gewicht von 490g (nachgewogen – 482g laut Hersteller) nicht zu verstecken braucht. Sea to Summit ist beispielsweise schwerer.

Allerdings gibt es die Zoom UL auch in einer Breite mit 51cm. Da liegt dann das Gewicht bei kompetitiven 397g.
Und um auch hier an meine Erläuterungen zur Nachhaltigkeit bei Big Agnes anzuschließen: die Isomatte wird aus sogenanntem „post-consumer recycled nylon ripstop“ gefertigt. Das bedeutet, dass das Material aus recyceltem Nylon besteht, das ursprünglich von Endverbrauchern verwendet und dann wiederverwertet wurde. Es stammt aus gebrauchten Produkten, z. B. alten Kleidungsstücken, Teppichen, Fischernetzen oder Industrieabfällen, die nach dem Gebrauch recycelt wurden. Damit unterscheidet es sich von pre-consumer Recycling, bei dem nur Produktionsüberschüsse oder Verschnitt verwendet werden.

Im Inneren wurden zwei Lagen wärmereflektierender Folien verbaut, was man auch hört. Die Matte ist schon etwas lauter (knistern), was man bedenken sollte, wenn man geräuschempfindlich ist. Es ist ähnlich laut wie bei der Neoair Xlite. Im Zelt ist mir das weniger aufgefallen als in geschlossenen Räumen. Da habe ich das deutlich gehört und bin auch ab und zu davon aufgewacht. Draußen war das kein Problem für mich.
Im Lieferumfang ist ein Pumpsack enthalten, denn die Zoom UL ist keine selbstaufblasende Matte. Den Pumpsack ich aber nur einmal ausprobiert. Ich habe dann die Matte mit dem Mund aufgeblasen. Big Agnes sagt zum Ventil, dass es zwei Funktionen hat, was ein schnelles und einfaches Aufblasen und Mikroeinstellungen für einen individuell anpassbaren Härtegrad ermöglichen soll.

Ich habe etwas Zeit gebraucht, um das Ventil zu verstehen: in der Praxis ist das ein recht großes Ventilloch, dass Luft rein, aber nicht rauslässt. Dadurch kann man die Matte gut aufblasen. Mein Kritikpunkt am Anfang war jedoch das Ablassen der Luft. Das funktionierte nur dann, wenn ich einen Finger dauerhaft auf den Ventilkern gedrückt habe, damit Luft entweicht.

Wenn ich also die Matte wieder zusammenpacken und einrollen wollte, musste ich vorher mit meinem Oberkörper die Luft aus der Matte pressen und dabei immer das Ventil mit dem Finger offenhalten. Das wurde vor allem beim Zusammenrollen dann lästig.

Ich war mir aber sicher, dass das nicht der Weg sein kann und Big Agnes sicherlich nicht dieses Ventil so konstruiert hat. Ich habe dann nach Anleitungen gesucht und bin in einem Testvideo fündig geworden: man muss einen Teil der Ventilabdeckung in das Ventil stecken. Damit wird das dauerhaft geöffnet und der Luftabzug ist gewährleistet.

Das habe ich dann auch probiert und es funktionierte. Einmal ist mir beim Zusammenrollen diese Ventilkappe aus dem Ventil gesprungen. Ich frage mich nur, warum man es so kompliziert gelöst hat und nicht wie der Wettbewerb mit einem “normalen” Ventil? Zumindest könnte Big Agnes mehr auf die Funktionsweise des Ventils hinweisen, oder ich habe das einfach übersehen.
Hier sollte Big Agnes aus meiner Sicht noch mal ran. Vor allem um im Wettbewerb mit Sea to Summit und TAR mithalten zu können, welche die Bedienung ihrer Matten sehr einfach gestaltet haben. Denn ansonsten ist diese Matte sehr bequem und empfehlenswert.

Mit einem Preis von ca. 200 Euro liegt die Zoom UL im “normalen” Bereich der Top-Isomatten, sollte dann aber auch in der Usability (Ventil) diesen Preis rechtfertigen.
Fazit Big Agnes Zoom UL Isomatte
Wer sich aktuell nach guten Isomatten umschaut, sollte die Big Agnes Zoom UL mit in den Vergleich aufnehmen. Globetrotter handelt zum Beispiel diese Matte und dort kann man sich sicherlich einen Eindruck verschaffen.
Preislich und vom Gewicht her kann sie mit den Platzhirschen von TAR mithalten. Mir gefällt – wie auch beim Schlafsack – dass Big Agnes hier sehr auf Nachhaltigkeit setzt und entsprechende Materialien verbaut.

Und nach wie vor bin ich von der Bequemlichkeit der Matte angetan. Diese Breite von 64cm ist wirklich angenehm und hilft bei der Regeneration nach einem langen Tag auf dem Fahrrad. Ich hatte sie auch bei nächtlichen Minusgraden im Einsatz und da hat sie ebenfalls geliefert. Und auch von der Kompaktheit ist die Zoom UL mit ihren 20×11/2cm völlig ok. Damit ist sie ungefähr so groß wie die TAR Neoair Xlite mit 22×11 cm.
Allerdings ist das Ventil noch nicht optimal aus meiner Sicht, weshalb ich hier einen Minuspunkt geben muss.

Sehr interessant.
Vielen lieben Dank fürs teilen deiner Erfahrung.