Hinweis: Auf meinen Wunsch hin hat mir Pirelli über ihre PR Agentur einen Satz Reifen zum Test zur Verfügung gestellt.
Scorpione leben laut Wikipedia vorwiegend in sandigen oder steinigen Böden. Und so kann man die Namensgebung der Pirelli XC Reifen auch verstehen, denn diese spielen ihre Stärken besonders auf steinigem und schotterigen Böden aus.
Den Pirelli Scorpion gibt es in 7 verschiedenen Varianten. Leider ist die Pirelli Seite etwas komplex, weshalb man sich entweder durch alle Reifentypen klicken muss, um den richtigen für sich zu finden, oder man benutzt den Konfigurator, um das passende Modell rauszusuchen.
Ich habe mich für diesen Test für die Pirelli Scorpion XC RC ProWall in der Breite von 2,2 Zoll entschieden. Diese sind auf Rennperformance ausgelegt, gewichtsorientiert und bei der Mischung auf maximale Kompatibilität mit unterschiedlichsten Untergründen ausgerichtet.
Eigentlich wäre meine Wahl auf die Pirelli Scorpion XC M gefallen, aber die waren einerseits nicht verfügbar und andererseits wollte ich einen direkten Vergleich zu den Schwalbe Rick XC Reifen haben, die ich vorher gefahren bin.
Daten & Fakten

Aber erstmal zu den Fakten und Maßen des Scorpion XC RC: ich bin diese auf 24mm breiten Alu-Felgen (Innenmaulweite) gefahren. Die Reifenbreite beträgt hier 56 mm, die Reifenhöhe 52 mm.
Das Gewicht der Reifen liegt nachgewogen bei 665g. Damit sind sie recht leicht.

Ich habe die Reifen tubeless montiert und dabei die gelb-grüne Dichtmilch von Pirelli verwendet. Diese ist grob-flockig, was bei größeren Löchern gut ist. Aber beim Befüllen über das Ventil (mache ich immer so) muss man immer mal nachstochern, da das Sealant natürlich etwas gröber ist. Ich hatte bislang auf den mehr als 1.000 km Testfahrt keine Panne. Allerdings kam der Hinweis, dass im Fall eines Milchaustritts man vermeiden soll, dass diese auf Klamotten kommt, denn das gelb-grün ist recht hartnäckig und nicht leicht zu entfernen.
Preislich liegen die Pirelli Scorpion XC RC mit 50 Euro im gleichen Bereich wie die Schwalbe Rick XC und die Vittoria Mezcal.

Fahreigenschaften
Ich bin die Reifen mit einem Luftdruck von vorne mit 1,8/9 Bar und hinten 2/2,1 Bar gefahren. Theoretisch hätte ich die Reifen auch bei 1,7 Bar vorne und 1,9 Bar hinten fahren können. Und ich habe sie ordentlich bei meiner Hackenpedder Shortcut Befahrung gefordert. Dort wechselte der Untergrund ständig zwischen Asphalt, Waldwegen, Schotter, Sand, Matsch und Feldpisten. Ideale Testbedingungen also.

Mein Eindruck: auf Asphalt rollen die Scorpion recht schwer. Das ist ein deutlicher Unterschied zu den Schwalbe Rick XC und den Vittoria Mezcal zu spüren. Aber sobald es ins Gelände geht, wachen die Pirelli Scorpion auf und legen los und sind auch schnell.
Die Traktion war gut, auch wenn es matschiger wurde. Da fühlte ich mich immer sicher mit den Reifen. Und wenn man mit dem Druck weiter runtergeht, dann rollen sie noch spurtreuer. Einzige Anmerkung hier: das Profil setzt recht schnell zu und reinigt sich nicht unbedingt von allein.

Im Gelände sind die Pirelli Scorpion also recht gut, auf der Straße eher eine Bremse. Insgesamt rollen sie mit etwas mehr Widerstand als die Rick XC und Mezcal. Ich bin kein sensibler Fahrer, aber das merkte ich schon recht deutlich.

Und auch die Messdaten von Bicycle Rolling Resistance bestätigen das. Nach diesen hat der Pirelli Scorpion bei einem Druck von 1,7 Bar einen Rollwiderstand von 28,8 Watt. Das ist schon sehr viel. Deutlich wird das im Unterschied zum Schwalbe Rick XC, der 10 Watt weniger braucht. Und selbst der Vittoria Mezcal liegt mit 23/24 Watt noch darunter.

Und auch im erweiterten Vergleich hat der Scorpion immer die höchsten Rollwiderstände. Lediglich der Conti Cross King Protection überholt ihn bei höheren Luftdrücken.

Dafür punktet der Scorpion in Sachen Wet Grip. Da liegt er über den beiden Vergleichsreifen und das ist auch spürbar. Auch bei der Puncture Resistance ist der Pirelli nicht schlecht und ist besser als der Rick XC, aber deutlich hinter dem Vittoria Mezcal.

Nun ist der Vittoria aber auch entsprechend schwerer: er bringt 752g auf die Waage. Der Pirelli Scorpion wiegt 665g und der Schwalbe Rick XC 700g. Damit ist der Scorpion eher leicht.

Fazit Pirelli Scorpion XC RC
Der Pirelli Scorpion ist interessant für alle, die einen guten und verlässlichen Reifen für das Gelände suchen, der leicht, aber widerstandsfähig ist und der mit 2,2 Zoll nicht zu breit aufbaut und somit auch interessant für moderne Gravelbikes sein kann.
Ist der Asphalt/Straßenanteil bei den geplanten Events/Touren hoch, dann ist der Scorpion eher nicht zu empfehlen, bzw. muss man dann mit dem höheren Rollwiderstand rechnen.

Den Scorpion gibt es in 2,2 und 2,4 Zoll Breite. Zudem kann man zwischen “Lite MTB” oder “ProWall” wählen. ProWall ist etwas schwerer, aber dafür widerstandsfähiger. Es ist ein zusätzlicher Seitenwandschutz, der besonders bei niedrigen Luftdrücken gegen Durchstiche schützen soll.
Bei der Mischung für den Reifen setzt Pirelli auf das sogenannte Smartgrip Compound. Das ist im Kern eine ideale Mischung für nasse und trockene Bedingungen. Und bislang kann ich sagen, dass es gut funktioniert.
Mehr als 1.000 km bin ich mit den Reifen nun schon unterwegs. Eine Panne gab es noch nicht.
Ich habe aber den Abrieb gemessen:
- Stollen-Höhe Mitte neu: 2mm
- Stollen-Höhe Mitte nach 1.000 km: 1mm
- Stollen-Höhe Rand neu: 2,5mm
- Stollen-Höhe Rand nach 1.000 km: 1,5mm
Ich gehe davon aus, dass der Reifen bei diesen Beanspruchungen um die 3.000 km halten wird. Das entspricht ungefähr der Haltbarkeit der Schwalbe Rick XC, die bei mir 3.300 km pannenfrei gelaufen sind.

Bei mir warten auf die Scorpion noch einige hundert Schotterkilometer in Deutschland und Schweden. Ich werde den Luftdruck noch etwas verringern und sie dann weiter fordern. Gerne gebe ich ein weiteres Fazit zum Reifen nach 2.000 und 3.000 km.