Hackenpedder 2025 – Einmal kurz durch Schleswig-Holstein

Hackenpedder 2025 - Einmal kurz durch Schleswig-Holstein
Hackenpedder 2025 - Einmal kurz durch Schleswig-Holstein

Schon länger hatte ich die Idee, auch mal die Hackenpedder Route zu fahren, zumal sie ja direkt vor meiner Haustür liegt und eine wunderbare Trainings- und Vorbereitungsstrecke für die Herausforderungen des Jahres ist.

Den Hackenpedder gibt es in einer 1.000 km Variante und in einer ca. 680km langen kurzen Version.

Ich habe mich für die kurze Version entschieden und das gute Wetter und ein verlängertes Wochenende Anfang März boten sich an, die Route, mein Rad und mich selbst zu testen. Kurz: mein persönliches Opening Weekend zu machen.

Etappe 0: Halstenbek – Kuden (93 km)

Am späten Nachmittag startete ich zuhause und wollte noch ein paar Kilometer machen, bevor es dunkel und vor allem kalt wurde. Zu dieser Jahreszeit sind die immer noch recht kurzen Tage und die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht eine Herausforderung.

Aber ich kam gut voran und erreichte mit der Abenddämmerung die Elbe und rollte wenig später am gespenstig wirkenden AKW Brokdorf vorbei. Überhaupt war es recht dunkel hier, fehlte doch die Lichtverschmutzung einer Großstadt. Das machte das Radeln aber auch sehr einsam. Dennoch liebte ich es, nur mit dem Lichtkegel vor mir durch die Dunkelheit zu fahren.

Nach der Elbe führte mich der Track wieder landeinwärts zum Nord-Ostsee-Kanal. Hier nahm ich die Fähre und rollte dann auf der nördlichen Seite des Kanals bis nach Kuden, wo ein Wildes Schleswig-Holstein Übernachtungsplatz an einem alten Wasserwerk auf mich wartete.

Dieser lag oberhalb des Kanals und ich war der einzige Gast. Ich baute das Zelt auf und schlief dann schnell ein.

Etappe 1: Kuden – Bungsberg (227 km)

Zu dieser Jahreszeit ist es ratsam, sein Nachtlager möglichst weit oben aufzuschlagen, denn unten, in den Senken und kleinen Tälern, ist es meist sehr kalt. Und genau so war es auch in Kuden: mein Platz war recht warm und trocken. Wenige Meter weiter lagen die Wiesensenken mit leichtem Frost überzogen im ersten Tageslicht.

Diese Temperaturunterschiede von nachts bis zu minus 1 Grad und tagsüber bis zu 16 Grad und Sonne sind natürlich auch eine Herausforderung an die richtige Kleidung. Ich hatte eine lange Bib an, mit Gamaschen für die Schuhe als zusätzlichen Wind und Kälteschutz. Obenrum hatte ich einen Baselayer, ein Merino Rad Shirt, Armlinge, eine Weste und dann die Regenjacke drüber. Das war während der Fahr warm genug. Tagsüber hatte ich dann die Regenjacke ausgezogen und teilweise auch die Weste. Für den Abend beim Aufbau den Camps hatte ich noch eine Daunenjacke dabei, in der ich auch geschlafen habe.

Mein Schlaf-Setup war ebenfalls auf niedrige Temperaturen und körperliche Erschöpfung ausgerichtet: Zelt, TAR NeoAir Isomatte, Cumulus LiteLine 400 Schlafsack und Sea to Summit Reactor Liner.

Es war noch dunkel, als ich 5.30 Uhr wieder losfuhr. Der Track führte mit ein paar Schleifen entlang des Kanals weiter ins Steinzeitdorf nach Albersdorf. Dort gibt es ebenfalls einen schönen Übernachtungsplatz, der aber frostbedeckt in der Morgensonne da lag. Bloß gut, dass ich in Kuden geschlafen hatte. Hier in Albersdorf teilte sich dann auch die Strecke und man fährt entweder weiter auf der 1.000 km Runde nach Norden Richtung Dänemark, oder quert hier nach Osten Richtung Kiel.

Ich nahm den Shortcut und rollte auf Feldwegen und durch Wälder nach Kiel. Eigentlich hatte ich nicht geplant, den offiziellen Start/Ziel-Ort des Hackenpedder, das Velo Center Kiel, anzufahren, aber leider hat sich meine Kurbel etwas gelockert und so nahm ich den wunderbaren Service des Velo Center gerne in Kauf und füllte dabei gleich noch Wasser auf. Danke schön nochmals!

Es war dann mittlerweile Mittag und die Sonne schien. Zeit für eine Pause, in der ich versuchte, was zu essen. Und da war auch schon wieder mein Problem, dass ich bei höherer Belastung nicht mehr essen kann. Und bei einem Kalorienverbrauch von 9-10.000 Kcal pro Tag gibt das irgendwann Probleme. Aber noch hielt ich mich mit Weingummis, Gels, Kakao und Eistee über Wasser.

Die Kurbel war halbwegs repariert (am Ende lag es dann doch am Lager) und so rollte ich auf das erste Teilstück der Hackenpedder Route 2025, welches 200km von Kiel nach Lübeck führte. Mit der Ostsee Steilküste und einigen Hügeln und etwas wilderen Track Abschnitten, ist es auch mit das herausforderndste.

Mit der Abenddämmerung erreichte ich die Steilküste an der Ostsee. Aber egal zu welcher Tageszeit: hier ist es wirklich wunderschön und auch wenn ich hier schon sehr oft mit dem Fahrrad war, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis. Mit der hereinbrechenden Nacht wurde es auch wieder kälter. Aber ich wollte noch mein Ziel, den Bungsberg erreichen. Dieser ist mit 167 m Höhe der Mt. Everest Schleswig-Holsteinsteins und als ich gegen 21 Uhr dort oben ankam, war ich ganz allein.

Es hatte schon etwas gespenstiges, unter diesen riesigen Funkturm zu stehen, dessen rote Signallichter in die Nacht strahlten. Ich fand eine offene Toilette mit Wasser und ein paar Meter weiter baute ich zwischen ein paar Hütten mein Zelt auf.

Etappe 2: Bungsberg – Lauenburg (229 km)

Nach einer erneut warmen Nacht (weil oben auf dem Berg), rollte ich in der Dunkelheit des neuen Tages den Bungsberg wieder hinunter. Nächster Stopp sollte dann Lübeck sein und kurz dahinter der Checkpoint 1, der aber natürlich nicht offen war, sondern erst im Sommer zur offiziellen Hackenpedder Zeit geöffnet ist.

Die Kilometer dahin führten durch die schöne Holsteinische Schweiz, die aber im Sommer noch beeindruckender sein wird. In der schönen Stadt Eutin gab es dann erstmal Frühstück für mich und mit der Sonne kamen dann auch die wärmeren Temperaturen und tauten mich auf.

Die Hackenpedder Route führt direkt am Stadttor in Lübeck vorbei, bevor sie dann durch eine holprige Wiesenlandschaft (Wakenitz Niederung) führt, man auf einer Wildbrücke die Autobahn überquert, um dann am Ratzeburger See den Checkpoint zu erreichen. Für mich hieß es hier weiterfahren und viele kleine Dörfer und Wälder später erreichte ich dann Zarrentin. Leider ging hier mein Plan nicht auf, im örtlichen Supermarkt meine Vorräte aufzufüllen, da diese entgegen allen Informationen nicht erst 21 Uhr schließen, sondern schon um 14 Uhr.

Rettung bot aber die Tankstelle um die Ecke und dort eine gute alte (bzw. frische) BoWu! Willkommen in Deutschland! So gestärkt freute ich mich auf das vor mir liegende ehemalige innerdeutsche Grenzgebiet.

Die ersten beiden Etappen des Hackenpedder sind nicht von schlechten Eltern und die eigentlichen Königsetappen: erst 200 km mit vielen Hügeln und Pisten, gefolgt von dem 100 km langen wilden und recht einsamen Abschnitt bis an die Elbe, der immer wieder dem ehemaligen Grenzverlauf zwischen DDR und BRD folgt.

Ich war hier schon oft und freute mich daher auf die Strecke. Mein Ziel war es, Boizenburg an der Elbe mit der Abenddämmerung zu erreichen. Die Strecke rollte sich recht gut, viel Asphalt, unterbrochen von holprigen Pistenabschnitten. An der ehemaligen Grenze an sich war dann viel Sandpiste und Waldwege, verbunden mit dem Besuch des Denkmals für Michael Gartenschläger, der hier von DDR Grenzern und Stasi in einen Hinterhalt gelockt wurde und mit 120 Schüssen getötet wurde.

Irgendwann spuckte mich die Strecke dann vor Boizenburg wieder aus und nach ein bisschen Lochplatte rollte ich im Restlicht des Tages in Boizenburg ein. Hier gab es erstmal Pommes, bevor ich noch die 20 km bis nach Lauenburg und weiter zur Rasthütte oberhalb der Elbe rollte.

Die kannte ich schon von einem Hackenpedder Overnighter im letzten Jahr und so schlug ich mein Lager für die Nacht auf und schlief diesmal auf dem Tisch.

Etappe 3: Lauenburg – Halstenbek (89 km)

In der Nacht sanken die Temperaturen noch mal tiefer und am Morgen merkte ich auch, wie sehr doch die beiden letzten Tage mit ihren über 220 km an den Kräften zehrten. Aber nun ging es in heimische Gefilde Richtung Wittensee, wo eigentlich der Checkpunkt 3 ist. Die ersten 80 km der Strecke bin ich gefahren, habe den Sachsenwald durchquert und bin dann nördlich von Hamburg nach Westen abgebogen. Ich kenne diese Gegenden durch die der Hackenpedder nun führt sehr gut, ist es doch mein Trainingsgebiet. Und da ich schneller als gedacht unterwegs war, wollte ich dann doch noch den Rest des Sonntags mit der Familie verbringen.

Also beendete ich nach 640 km meine Hackenpedder 2025 Frühlingsausfahrt.

Fazit: Grundlagentest erfolgreich. Martin kaputt. Hackenpedder super.

Wie sehr es dann doch den Körper gefordert hatte, merkte ich am tauben kleinen Finger (schon wieder!), schmerzenden Handballen (die Pisten und holprigen Wege darf man auf die Länge der Strecke nicht unterschätzen – selbst mit Federgabel) und eine große Müdigkeit nach dem Ende, obwohl ich recht viel geschlafen hatte.

Anstrengend waren definitiv die Temperaturen und die doch immer noch recht kurzen Tageslicht-Phasen, obwohl diese schon weitaus besser waren als noch im Dezember und Januar. In jedem Fall habe ich gemerkt, dass meine Kraft und Muskulatur wieder auf gutem Wege sind, dank besserer Protein Versorgung. Da hatte ich nämlich eine Unterversorgung und arbeite gerade wie ein Pumper am Wiederaufbau der Muskulatur.

Das Fahrrad hat es so weit gut überstanden. Die vorderen Bremsbeläge waren dann durch. Und die Kurbel locker. Aber bei der anschließenden Inspektion stellte ich fest, dass das Innenlager durch war und dadurch vermutlich auch etwas Spiel entstand. Ich habe es jetzt getauscht und alles ist wieder fest und läuft rund.

In jedem Fall war diese Ausdauerbelastung gut um mich daran zu erinnern, was ich nicht machen sollte: zu wenig Pausen, zu viel Druck auf dem Pedal, zu wenig Essen, zu viel zu wollen. Ich kann in diesem Tempo 700-800 km fahren, aber dann ist auch bald Feierabend. Für richtige Langstrecken also nicht optimal. Daher muss ich mich bei längeren Strecken in diesem Jahr dann anders aufstellen, mental auch etwas mehr bremsen und das Ganze auch weniger verbissen sehen. Im Mai steht der nächste Test an. Dann kann ich es schlauer machen.

Der Hackenpedder ist aber in jedem Fall empfehlenswert. Im Sommer ist das eine richtig großartige Tour, wenn alles blüht, grün und voller Leben ist. Und vor allem die Tage wärmer sind und länger.

Die Strecke des Hackenpedder ist vor allem eine gute Mischung aus Herausforderung und Genuss. Und was mir besonders gefällt: hier wird nicht versucht unnötige Schwierigkeiten und Umwege einzubauen.

Beim Hackenpedder bleibt es immer fair und machbar. Das macht die ganze Route zu einer schönen Alternative zu anderen, eher performance-orientierten Events des Jahres.

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9 Comments

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  1. says: Martin

    Danke für den Bericht. War sehr schön zu lesen.
    Das waren jetzt aber hoffentlich nicht die “lebenslang” haltenden Endura Maxhit Tretlager oder? Die habe ich mir nämlich dank Dir ans Rad geschraubt.

    1. Hallo Martin,

      die waren nicht direkt an der Schadenslage beteiligt, aber die waren bei der Inspektion dann auch durch.
      Ich habe dann erfahren, dass lebenslang bedeutet: nur wenn man einmal im Jahr die Lager durch einen Fachservice warten lässt.
      Diese Information hatte ich vorher nicht. Nun ist ein SRAM DUB verbaut.

      Viele Grüße,
      martin

  2. says: Oliver

    Moin Martin,
    das motiviert einen, jetzt auch endlich loszulegen – habe mir gleich eine neue Matratze bestellt, um wieder gerüstet zu sein.
    Vielen Dank, uns an Deinen Touren teilhaben zu lassen!
    Beste Grüße aus dem Kreis Plön,
    Oliver

  3. says: Steffen

    Tolle Route und schöne Fotos! Mir wär’s bei den Temperaturen für so eine lange Distanz vor allem an den Füßen zu kalt – wie machst du das? Hast du extra Winterschuhe oder arbeitest du mit verschiedenen Schichten?
    Wann kommt eigentlich ein Beitrag über die Federgabel am Salsa? Bin schon gespannt!

    1. Hallo Steffen,

      ich habe Winterschuhe und Gamaschen. Das reicht. Kalte Füße hatte ich da nicht.
      Und bezüglich Federgabel: das funktioniert alles prima. Bin von der Fox 32 auf die Rockshox Reba gewechselt, da ich etwas mehr Reifenbreite brauche.

      Aber alles gut soweit und macht Spaß. Nach meinem Projekt in diesem Jahr, wo ich die Federung brauche, gehe ich wieder zurück auf die Carbongabel und setze die Federgabel nur bei Bedarf ein.

      Viele Grüße,
      Martin

  4. says: Lucas

    Sehr schöner Text! Welche Aerobars fährst du da denn und wie zufrieden bist du mit denen? Meine machen mich nämlich nicht sehr glücklich.
    Vielen Dank im Voraus.