Hinweis: Tailfin hat mit auf meinen Wunsch hin die Tasche zum Test zur Verfügung gestellt.
Oberrohrtaschen sind für mich eine der besten “Erfindungen” des Bikepacking. Ich nutze so nicht nur den Raum auf dem Oberrohr, um Sachen zu verstauen, sondern habe damit auch direkten Zugriff auf diese während der Fahrt.
Mittlerweile benutze ich Oberrohrtaschen seit 2018 und habe in dieser Zeit schon viele Modelle und Versionen ausprobieren können. Meine erste Top Tube war die Ortlieb Cockpit-Bag, die allerdings nicht wirklich praktisch war. Ich bin dann auf die Salsa Exp Oberrohrtaschen gewechselt, die ich auch viele Jahre gefahren bin. Dann habe ich die neue Ortlieb Fuel Pack ausprobiert, die aufgrund der gummierten Riemen sehr festsaß und durch den starken Magnetverschluss auch sehr zuverlässig geschlossen hat. Es folgten dann weitere Oberrohrtaschen, zum Beispiel von Topeak, Brooks, Decathlon, 8bar, Apidura oder ProDiscover.

Vor zwei Jahren konnte ich dann die damals neue Tailfin Top Tube Tasche testen. Und ich war begeistert, denn zum ersten Mal hatte ich eine Oberrohrtasche, die nicht nur ausreichend Platz bot, sondern auch fest und wackelfrei befestigt werden konnte – und dabei auch in ihrer Form nicht zu hoch oder zu breit aufbaute. Ich habe sie daher kurzerhand zu meiner Lieblingstasche erklärt und bin sie viele tausend Kilometer gefahren.

Wenn man wie ich tief im Bikepacking Kaninchenbau steckt, dann denkt man immer auch über Optimierung nach und über bessere Packszenarien. In meinem Fall führte das dann zum Wunsch nach eine lange Oberrohrtasche.
In dieser kann ich mehr unterbringen, das Gepäck im Rahmen oder am Lenker entlasten und habe schnellen und praktischen Zugriff auf den Inhalt – auch während der Fahrt.
Zuerst borgte ich mir eine Apidura Racing Long Top Tube von Nils und war gleich angetan. Sie saß fest, obwohl sie das gesamte Oberrohr einnahm und nur mittels Klettriemen befestigt war. Allerdings war sie vorne am Steuerrohr und hinten am Sattelrohr fixiert. Und es passte sehr viel rein. Leider wollte Nils nicht verkaufen, weshalb ich mir dann die Cyclite Top Tube Bag Large gekauft habe. Diese hatte ich vorher im Test und da hatte sie mir schon sehr gut gefallen.

So kam dann auch die Cyclite an meinem Fahrrad beim Trans Balkan Race zum Einsatz. Und sie konnte dort gleich ausgiebig beweisen, dass sie wasserdicht ist. Besonders gut gefiel mir der vordere Bereich, der mit einem Klappdeckel mit Magnetverschluss versehen ist. Dort hatte ich dann schon viele Sachen drin, wie Powerbank, Multitool, Taschentücher, Gels und Riegel. Im hinteren Bereich kamen dann Ersatzschläuche und Ersatzakku rein.
Damit sie richtig festsitzt, hatte ich die Klettriemen von Cyclite gegen die Tailfin Riemen getauscht. Zudem habe ich sie vorne mit den Schrauben am Oberrohr fixiert. Leider hat sie sich dennoch bewegt und ist im Gelände vorne immer wieder zur Seite gerutscht. Wenig später bin ich die Cyclite am Salsa beim Devils Trail gefahren und habe dort nur auf die Befestigung durch Riemen gesetzt. Es passte zwar viel in die Tasche, aber im Gelände knickte sie sehr oft seitlich ab.
Das lag vor allem an der Fixierung am Steuerrohr, wo der Klettriemen immer wieder aufging und so die Tasche zu viel Bewegung bekam. Und es war aber auch zu erwarten, denn die Cyclite ist absolut auf Gewicht gebaut, weshalb sie natürlich etwas beweglicher ist und die innere Struktur nicht so viel Halt bietet.
Aber eins war mir absolut klar: so eine große Oberrohrtasche ist schon sehr praktisch und ich möchte nicht mehr darauf verzichten. Und wenn diese noch stabil genug ist, nicht zu breit aufbaut, sodass sie beim Pedalieren stört, genug Raum für all meinen Kram bietet und zudem wasserdicht ist, dann wäre das optimal.
Im Test: Tailfin Long Top Tube Bag
Und da kommen wir zur neuen Tailfin Oberrohrtasche. Auf der Bespoked in Dresden hatte ich bereits erste Modelle gesehen und erfreut festgestellt, dass sie eigentlich alle Punkte bedient, die mir wichtig waren.

Tailfin bietet drei Varianten in unterschiedlicher Größe und Länge an:
- 1,6 Liter Volumen und 37cm Länge
- 2,2 Liter Volumen und 47cm Länge
- 3 Liter Volumen und 50cm Länge
Ich fahre das Salsa Fargo in Größe L. Da passt die 2,2 Liter Version sehr gut und stört bei mir auch nicht besonders im Schritt, wenn ich mal stehe.

Die Tasche baut nicht sehr hoch und nicht sehr breit auf. Von oben betrachtet ist sie eher schmal, ähnlich der Apidura. Das von Tailfin verwendete Hypalon Material ist nicht nur wasserdicht, sondern auch schon sehr formstabil. Zudem ist im Inneren der Tasche an beiden Seiten Carbon-Stangen (platt), die der Tasche die Form und Stabilität geben.
Ihre Maße sind – alles selbst gemessen:
- Länge: unten 46cm, oben 42cm
- Höhe: vorne 11cm, hinten 8cm
- Breite: vorne unten 5cm, vorne oben 4cm; hinten 4cm oben und unten
Vom Volumen her bietet sie mit ihren 2,2 Litern recht viel Platz. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, habe ich da im vorderen Bereich Essen und Werkzeug. Im hinteren Ersatzschlauch, Wachs, Luftpumpe, Akku. Der Reißverschluss funktioniert in beide Richtungen.

Und durch die Tailfin Straps sitz die Tasche wirklich fest, selbst voll beladen. Grund dafür sind die V-Mounts, gummierte Laschen aus Kunststoff, durch die der Straps gefädelt werden. Diese Gummierung verhindert jegliche Bewegung der Tasche.

Nachteil: die Position der Laschen ist festgelegt, weshalb das manchmal in Kombination mit einer Rahmentaschen ungünstig sein kann. Laut Tailfin sind diese Laschen mit den Tailfin Rahmentaschen abgestimmt. Allerdings passt das je nach Rahmen nicht immer überein. Wie üblich, kann die auch die Long Top Tube im vorderen Bereich mit Schrauben am Oberrohr fixiert werden. Tailfin bietet immer beide Möglichkeiten bei seinen Top Tube Taschen.

Wenn man die Tailfin Long Top Tube Bag kauft, dann kommt diese mit einem internen Trenner. Dieser ist aus Stoff und flexibel. Daher kann man die Größe der beiden Fächer, in die der Trenner die Tasche unterteilt, selbst festlegen.

Zusätzlich bietet Tailfin noch ein Accessory Pack. Darin enthalten ist ein weiterer Trenner, sowie 2 Taschen und Schlaufen für die Befestigung einer Luftpumpe oder Kartusche.
Ich werde mir vermutlich dieses Pack noch kaufen, denn in der normalen Version gibt es im vorderen Bereich auf der linken Seite einen kleinen Einschub. Aber für Kleinzeile sind diese zusätzlichen Taschen schon recht praktisch.

Allerdings muss man wissen, dass Tailfin sich meist am oberen Ende der Preis und der Gewichtsskala bei den Bikepacking Taschen bewegt. Beides wird von der Tailfin Fan-Community in Kauf genommen, überwiegen doch meist die Produkteigenschaften und rechtfertigen die Preispunkte und das Mehrgewicht.
Ein vergleichender Blick auf die für mich relevanten langen Oberrohrtaschen im Markt zeigt das:
Model | Tailfin Long Top Tube Bag | Cyclite Top Tube Bag Large | Apidura Racing Long Top Tube Pack | Restrap Race Top Tube Bag Long |
Weight | 284g self-weighed | 188g self-weighed | 200g | 239g |
Volume | 2.2l | 2.2l | 2l | 2l |
Price | 125 Euro | 110 Euro | 86 Euro | 90 Euro |
Fazit

Wie ich erwartet hatte, ist auch die lange Version der Tailfin Long Top Tube Bag richtig gut und empfehlenswert.
Allerdings gehört sie (Tailfin üblich) mit 284g und 125 Euro zu den schwereren und teuren Taschen im Markt.
Dafür bekommt man eine schlanke Oberrohrtasche, die viel Volumen bietet, schmal genug ist und dadurch nicht stört, sehr festsitzt und sich nicht bewegt und die wasserdicht ist.

Vorne gibt es einen abgedeckten Kabelkanal, um zum Beispiel ein Telefon oder eine Powerbank in der Tasche laden zu können. Hinten gibt es übrigens unterhalb der Reißverschluss-Garage ein kleines Loch. Das ist laut Tailfin eine Art Regenrinne, die dafür sorgt, dass das Wasser, das sich in der Heckgarage mit Reißverschluss sammelt, abläuft und nicht in die Tasche gelangt.

Ich fahre die Tasche nun seit mehr als 600 km und bin sehr zufrieden. Sie wird mich dann auch in diesem Jahr auf größere Touren begleiten.

Wenn ihr also die Möglichkeit habt und nach einer langen Oberrohrtasche sucht, dann schaut euch diese Tasche mal an.
Hallo Martin,
ich bin auf der Suche nach einem neuen Fahrrad über Patria bei Böttcher gelandete, habe das Evolution Pinion GRX Overlander entdeckt, Probe gefahren und nach einigen intensiven Überlegungen bestellt. Dein Test hat mir dabei sehr geholfen! Allerdings: soviel Knete hab ich noch nie in ein Rad gesteckt…
Habe mir zuletzt 2 Räder gebaut und nun eines davon verkauft: das war die Bedingung meiner Frau – sonst hätte es das Böttcher nicht für mich gegeben.
Was ich eigentlich sagen möchte: Deine Homepage finde ich sehr interessant und überaus gelungen – Deine Testberichte sehr objektiv. Großer Sport! Bitte weiter so und nicht nachlassen
Beste Grüße aus der Nähe Lübecks
Martin