Ein Radvent Glühnighter

Ein Radvent Glühnighter

Overnighter sind gut für Körper, Geist und Seele und sollten auch von der Krankenkasse übernommen werden. Aber vor allem sind Overnighter das ganze Jahr über möglich.

Natürlich ist es im Sommer, wenn es lange hell und warm ist, viel angenehmer. Aber auch im Winter kann man Overnighter machen. Es bietet sich aber an, dafür ein paar Vorkehrungen zu treffen, damit es ein rundum angenehmes Erlebnis wird:

Am besten in Gesellschaft fahren!

Ein Radvent Glühnighter
Foto: Nils Thomsen nach mehreren Versuchen

Allein ist auch gut, aber gerade, wenn man im Stockdunkeln durch die Landschaft fährt, kann das schnell langweilig werden. Daher ist das gemeinsame Radeln eine gute Variante, denn die Unterhaltung mit den anderen ersetzt die nicht zu sehende Landschaft.

Ursprünglich wollten wir getrennt zum geplanten Overnighter-Platz radeln, aber dann habe ich mich aus genau diesen Gründen dazu entschieden, mit dem Zug nach Kiel zu fahren, um dort dann mit Nils und Gunnar gemeinsam zu starten.

Die richtige Ziel-Unterkunft suchen!

Unser ursprünglicher Plan sah vor, dass wir uns im Segeberger Forst auf einem Platz der Initiative Wildes Schleswig-Holstein treffen. Allerdings darf man dort kein Feuer machen und die Aussicht, dass wir dann dort in der Kälte um einen Kocher herumsitzen, war dann auch nicht so reizvoll. Bei Overnightern in dieser Jahreszeit, ist man meist im Dunkeln unterwegs, schlägt im Dunkeln sein Lager auf und liegt dann dort. Das ist wunderbar, wenn man einfach mal wieder raus möchte und es einem egal ist. Aber wenn man etwas mehr Erlebnis haben mag und vielleicht sogar ein Feuer, dann muss man anders planen.

Also haben wir die Chance des gemeinsamen Starts in Kiel genutzt und spontan umgeplant. Nun war das Ziel am Plöner See, wo Nils ein passenden Schelter gefunden hatte. Eigentlich waren es zwei Übernachtungsmöglichkeiten: ein Grillplatz für unser geplantes Feuer und eine sehr große Hütte direkt am See nur ein paar Meter weiter, in die wir unsere Zelte stellen konnten. Das ist der Vorteil an Winter-Overnightern, denn die sonst im Sommer überlaufenen Orte, sind nun leer.

Vielleicht etwas mehr mitnehmen!

Ich bin mittlerweile sehr minimalistisch unterwegs und im Sommer dann auch sehr reduziert. Im Winter mache ich da aber eine Ausnahme, denn ich lege Wert auf ein trockenes Set an Klamotten. Nasse Sachen sind bei Kälte nicht gut und da das Fahren natürlich auch schweißtreibend ist, habe ich dann ein trockenes Set Longsleeve, Mütze, Lange Unterhose und diesmal auch eine lange Überhose, dabei.

Man sagt immer so schön, dass man im Winter darauf achten sollte nicht zu schwitzen. Das glaube ich gerne, doch gelingt es mir einfach nicht. Ich schwitze eigentlich immer, vor allem wenn es bei Schlamm und Matsch und aufgeweichten Waldwegen durch das Gelände geht. Da braucht es halt Kraft, um da durchzukommen. Und das wiederum führt zum Schwitzen. Ich habe aber Sachen an, die den Schweiß dann gut ableiten, atmungsaktiv sind und selbst wenn sie nass sind wärmen. Dazu kommt noch eine Daunenjacke, die griffbereit verpackt ist und schnell für Wärme sorgt. Die nassen Sachen trockne ich entweder draußen, wenn es richtig kalt und trocken ist. Oder ich nehme sie mit ins Zelt oder den Biwaksack und wärme sie zumindest für den Morgen wieder an.

Foto: Gunnar Dethlefsen

Wichtig ist mir auch ein separates Set Handschuhe dabei zu haben. Diese nehme ich zum Beispiel für den Zelt Aufbau, denn das Gestänge kann schon sehr kalt sein. Und ich nehme im Winter auch mehr an Ausrüstung mit, wie einen wärmeren Schlafsack, ein wärmeres Inlet, Zelt, Kocher und Essen. Und das ist völlig ok, denn ich bin ja nicht auf einem Rennen, sondern ich möchte einen schönen Overnighter erleben und gönne mir daher diesen „Luxus“.

Die richtige Strecke finden!

Um diese Jahreszeit sind die Wege meist matschig und wenn es die Tage vorher geregnet hat, muss man sich auch auf noch mehr Schlamm einstellen. Und dann entsprechend auch hier und da die Route umplanen, um den gröbsten Dingen aus dem Weg zu gehen.

Zudem ist im Winter oft auch Jagd und einige Wald- und Wiesenstücke sind dann gesperrt. Ich hatte da ein Erlebnis im Spessart, wo ich mit Tobias im Januar auf Tour war und wir von Jägern geweckt wurden. Zudem sollte man bedenken, dass bei Dunkelheit eigentlich gut fahrbare Pisten dann oft auch sehr anstrengend sein können.

Wir sind mit der Abenddämmerung um 15.45 Uhr in Kiel losgefahren und es war nach 30min bereits stockfinster. Aber das wiederum gibt ein neues Erlebnis, denn im Dunkeln durch den Wald zu fahren ist richtig interessant.

Zudem konnten wir dabei auch gleich unsere Lichter vergleichen und fachsimpeln.

Geplant war eine Route raus aus Kiel in Richtung Plöner See, wo unsere Zielhütte stand. Der Weg dahin war eine passende Mischung aus Waldwegen und Straße. Zwischendurch gab es einen kurzen Halt mit zwei Weihnachtskeksen und die Erkenntnis, dass wir unser Zeitgefühl verloren hatten. Wir dachten, es sei bestimmt schon gegen 20 Uhr, dabei war es erst 17.15 Uhr.  

Pausen bedenken!

Apropos Pausen: diese sind im Winter nicht so großartig, wie im Sommer. Sobald man steht, fängt man an auszukühlen. Ich versuche meist so zu fahren, dass ich keine Pausen brauche. Ich teile mir also meine Kraft noch besser ein und fahre energiesparender.

Und wenn ich eine Pause machen möchte, dann suche ich mir dafür einen warmen Ort, wie eine Tanke, einen Bäcker oder einen Supermarkt/Grill. Dort kann ich im Warmen sein und mich kurz erholen, ohne zu frieren.

Feuer machen!

Das ist optional und nicht immer machbar, aber hilft abends ungemein, wenn man noch quatschen, essen und trinken möchte und dabei nicht auskühlen will. Dafür kann man sich Orte suchen, wo ein Feuer erlaubt ist. Grillhütten zum Beispiel, die im Winter meist leer sind.

In Ascheberg am Plöner See haben wir uns daher noch Holz gekauft und sind dann die letzten Kilometer wie die Holzfäller zum Ziel gefahren. Man darf aber auch nicht unterschätzen, wie viel Holz ein gutes Feuer braucht, weshalb die beiden Säcke sehr schnell leer waren. Also haben wir weiteres aus dem Wald geholt, dass zwar etwas feucht war, aber dennoch gut brannte. Und da wie hier nicht Bushcraft machen, hatte ich Grillanzünder dabei, damit das Feuer schnell in Fahrt kommt.

Glühwein trinken!

Man braucht einfach was Warmes im Bauch und da kommt natürlich in diesen Tagen Glühwein in Frage. Egal ob mit oder ohne Alkohol, so ein Glühwein wärmt von innen und macht es angenehmer draußen. Wir hatten uns eine Flasche kurz vorher im Supermarkt gekauft (auch das ein Tipp, vorher noch in einem Laden an der Strecke sich das Abendbrot zu holen) und diesen dann auf dem Kocher angewärmt. Und damit uns so richtig heiß wird, gab es einen Schuss Rum aus Gunnars Flachmann.

Apropos Trinken: das sollte man unterwegs nicht vergessen, denn aufgrund der Kälte vergisst man es oft und das Wasser am Rad ist auch immer eiskalt. Thermosflaschen sind da sicherlich eine gute Idee, die man vor Fahrtbeginn mit warmem Tee oder Saft füllen kann. Und man kann bei Stopps an Tanken oder Märkten/Bäckern sich dann auch etwas mehr zu Trinken gönnen, da es dort nicht so kalt ist, wie das in den Flaschen am Fahrrad.

Ein Frühstück am Morgen vertreibt Kälte und Sorgen!

Die Nacht im Zelt am Plöner See war wunderbar warm. Ich hatte meinen Cumulus Panyam 450 dabei und auch das Sea to Summit Reactor Inlet. Zusammen mit der Daunenjacke und langer Unterhose und auf der Neoair Xlite liegend war das eine gute Kombination. Wir haben sogar etwas verschlafen und sind erst 7 Uhr hoch. Aber Profis wie wir sind, war um 7.30 Uhr alles gepackt und wir saßen auf unseren Rädern.

Foto: Gunnar Dethlefsen

Erstmal ein paar Kilometer machen zum warm werden. Konkret 23km, denn Nils wollte die Gelegenheit nutzen, um im Grau des Morgens uns die Landschaft zu zeigen. Endlich mal wieder Tageslicht, auf das wir seit 16 Stunden warteten.

Die Landschaft um den Plöner See und die Holsteinische Schweiz waren tatsächlich auch sehr schön. Immer wieder mussten wir kleine Hügel rauf, was gut Wärme gab.

In Plön dann steuerten wir endlich einen Bäcker an, um ausgiebig zu frühstücken. Das ist für mich immer ein Highlight: einfacher Filterkaffee, chemische Brötchen (sind die besten) und ein paar Beilagen. Mehr brauche ich nicht. Es ist warm, man kann sitzen und es gibt Kraft für die kommenden Kilometer.  Glücklicherweise verzögerte sich der vorhergesagte Regen, weshalb wir dann gegen Mittag nach knapp 70km nahezu trocken wieder Kiel erreichten.

Eigentlich waren wir gerade gut in Schwung und wollten weiter nach Dänemark fahren, um dort dann von Schelter zu Schelter zu radeln, abends Feuer machen und die Nächte zu verbringen. Und im Frühling kämen wir dann wieder. Leider war aber der Rum leer, weshalb wir das beim nächsten Mal machen werden.

Und was sind eure Tipps für einen gelungenen Winter-Overnighter?

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5 Comments

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  1. says: Nils

    Hallo Martin, coole Tour.
    Ich sitze hier knapp unter Bad Segeberg und möchte auch nochmal raus.
    Kannst du mir etwas genaueres zu der Hütte sagen?
    Sieht mega aus.

  2. says: Oliver

    Super Tour und toller Bericht dazu – vielen Dank dafür! Da habe ich doch gleich Lust, mich morgen auf den Weg zu machen statt zur Arbeit zu gehen…
    Auf einem Foto ist das Gut Rastorf zu sehen – nur 3 Km von mir entfernt 🙂