Das Bikepacking & Radreise Fahrrad 2025: Auswertung Teil 1

Das Bikepacking & Radreise Fahrrad 2025: Auswertung Teil 1 // The Bikepacking & Cycling Tour Bike 2025: Evaluation Part 1
Das Bikepacking & Radreise Fahrrad 2025: Auswertung Teil 1 // The Bikepacking & Cycling Tour Bike 2025: Evaluation Part 1

Zuerst möchte ich euch für die rege Teilnahme danken, ohne die diese Umfrage nicht so gut geworden wäre. 518 Menschen haben mitgemacht und damit auch für sehr interessante Einsichten und Informationen gesorgt.

Danke auch für die vielen motivierenden Kommentare! Es freut mich sehr, wenn ich mit meiner Arbeit eine Inspiration und Unterstützung leiste.

Bei dieser Umfrage geht es darum, all denjenigen eine Orientierung zu geben, die sich ein Fahrrad für das Bikepacking/Radreise zulegen wollen und sich noch nicht so richtig auskennen oder mit der Vielfalt des Angebots und der Optionen überfordert sind.

Sie können nun auf die Erfahrungen und Empfehlungen echter Radreise- & Bikepacking-Expertinnen und -Experten zurückgreifen.

Ein anderer Grund ist aber auch die Inspiration, die solche Umfragen auch bei alten Häsinnen und Hasen auslösen und die sehr gut auch Entwicklungen nachzeichnen.

Im Kern geht also es um die Frage:

Welches Fahrrad mit welchen Komponenten würdet ihr euch heute zusammenstellen um eure Touren, egal ob Bikepacking oder Radtour, zu fahren?

Und die Antworten darauf findet ihr nun hier.

Auswertung der Umfrage Teil 1

Im ersten Teil der Auswertung geht es zum einen um die weichen Fakten, welchem Bikepacking/Radreise-Typ ihr euch zuordnet, wo ihr euer Fahrrad kauft und wie viel Geld ihr ausgebt. Zum anderen tauchen wir aber schon ein in die harten Fakten und schauen uns an, was ihr an Rahmenmaterialien empfehlt, Laufräder und Naben, aber auch Reifen und Bremsen.

Nicht wundern: aufgrund der Mehrfach-Antwortmöglichkeiten bei einigen Fragen, sind es dann entsprechend mehr als 100%. Aber das erklärt sich ja von selbst.

Viel Spaß!

Typ Bikepacker/in

Da das Leben niemals nur schwarz oder weiß ist, durften mehrere Stimmen abgegeben werden. Die Mehrheit identifiziert sich als Bikepacker/in, gefolgt von einer großen Gruppe, die sich zwischen dem eher sportlichen Bikepacking und dem Radreisen bewegen. Und eine genaue Zuordnung fällt vermutlich oft schwer, ist man ja mal so oder mal so unterwegs.

Neu gekauft und das Online

Neu in meiner Umfrage waren die Abfragen nach dem Kaufverhalten.

Interessanterweise hat die Mehrheit ihr Fahrrad erst neu gekauft. Ein Drittel baut sich das Fahrrad selber auf und ebenfalls ein Drittel modifiziert das Fahrrad „von der Stange“ noch etwas und passt es den persönlichen Anforderungen an.

Ich baue meine Fahrräder ausschließlich selber auf und kaufe die dafür benötigten Komponenten ausschließlich online. Allerdings achte ich dabei darauf, diese nur bei kontinentalen/nationalen Online-Händlern zu erwerben. Und da haben wir ja auch eine breite Auswahl – glücklicherweise.

52% setzen beim Fahrrad- und Komponentenkauf noch auf den lokalen Händler. Das ist natürlich sehr gut. 70% halten es wie ich und erwerben ihre Parts bei R2-Bike, Bike Components, Bike24 und Co. 26% versorgen sich bei den Herstellern direkt. 23% finden im Gebrauchtmarkt, was sie benötigen. Das mache ich auch vermehrt, denn nach dem Hype der Coronajahre, stellen viele ihre nahezu unbenutzten Räder wieder zum Verkauf, weshalb da durchaus Schnäppchen lauern. Und mit den neuen Gebrauchträder-Plattformen gibt es nun auch vertrauenswürdige Anbieter, die den Gebrauchtkauf so einfach und sicher als möglich machen.

Shut up and take my money!

Vielleicht liegt es an der Jahreszeit oder am Alter, aber ich reflektiere gerade diesen ganzen Konsum-Wahnsinn, der vor allem auch bei uns Radfahrenden durchaus überhandnimmt (Stichwort N+1).

Vor mehr als zwei Jahren hatte ich diese Fragen schon mal gestellt und da waren die meisten bereit, zwischen 2.500 und 3.500 Euro für ein neues Fahrrad auszugeben.

Das hat sich offensichtlich etwas verändert, denn eine erste Mehrheit ist bereit, bis zu 3.000 Euro auszugeben. Und noch mehr Menschen sind sogar bereit bis zu 5.000 Euro zu investieren. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Preise auch gestiegen sind, weshalb schnell mal solche Summen zusammenkommen.

Und weil man mit Zahlen so gut spielen kann: kumuliert liegen 63% der Stimmen im Bereich von 3.500 Euro bis > 8.000 Euro.

Gravelbike für alle Fälle

Und was wird gekauft? Mehrheitlich ein Gravelbike, mit dem man tatsächlich ziemlich viele Anwendungsbereich abdecken kann. Entweder sportlich im Gravelrace oder gemütlich auf Bikepacking- oder Radtour. Aus meiner Sicht differenziert sich das Gravelbike-Segment ohnehin immer mehr aus in performance-orientierte Bikes und solche, die mehr in Richtung Bikepacking gehen.

Und tatsächlich sind viele der Gravelbikes richtig gut geeignete Reiseräder. Und auch Bikepacking ist nicht mehr nur für die kurze Tour gedacht. Es gibt mittlerweile unzählige Menschen auf Weltumradlung oder Trans-Kontinentalen Touren, die mit Gravelbike und Bikepacking-Ausrüstung reisen. Ein klassisches Reiserad braucht es also nicht mehr unbedingt. Mit diesem sind 21% noch unterwegs, gefolgt von den Randonneuren, der nach wie vor sehr beliebten Urform des Reiserades, mit 18% der Stimmen.

Mein „Fahrrad-Style“, das Drop Bar MTB, kommt auf Platz 3 mit 22% der Stimmen.

Stahl ist real…

… aber nicht mehr ganz so dominant, wie noch bei der letzten Umfrage. Damals hatten 79% der Stimmen für das traditionelle Rahmenmaterial votiert. Heute sind es immerhin noch 61%, gefolgt von Titan und Aluminium.

Carbon landet auf dem letzten Platz. Das finde ich überraschend, da Carbon bei allen Bikepacking Ultra-Races weit vorne liegt bei der Materialwahl. Aber es zeigt vielleicht auch nur, wie unterschiedlich diese eher kleinere Gruppe der Ultras im Vergleich zur größeren Gruppe der „Normalos“ arbeitet.

Ich bin Titan-Fahrer, habe aber auch einen Blick auf das neue Salsa Cutthroat geworfen, das irgendwann mal das Titan Fargo ablösen könnte. Das Cutty gibt es nur in Carbon.

Fahrrad-Marken: Salsa vorne – knapp

Und da sind wir auch schon beim Thema: gefragt nach den Fahrrad-Marken, konnte Salsa die meisten Stimmen auf sich vereinen, gefolgt von Canyon, Surly und Bombtrack. Also eine amerikanisch-deutsche Spitzengruppe. Obwohl in den Top-6 die deutschen Hersteller mit Tout Terrain und Rose ihre Dominanz ausbauen.

Im Vergleich zur Umfrage 2022 hat sich nicht viel verändert, einzig Canyon ist in die Top 3 aufgestiegen und war vorher nicht wirklich im Relevant Set, wenn es um Fahrräder fürs Abenteuer geht.

Das ist aber nur eine Darstellung von Mehrheiten – keine Kaufempfehlung. Es gibt viele Marken und Manufakturen, die einfach kleiner sind und spezialisierter und daher auch nicht unbedingt einem breiten Publikum bekannt. Ich habe hier nicht alle Votings abbilden können, aber auch Marken wie Sour, 8bar, BMC, Fern, Cicli Bonano, Orba oder Focus (und viele mehr) haben Stimmen bekommen. Wer ein besonderes Interesse hat, dem kann ich gerne die gesamte Stimmabgabe der Marken geben.

Fahrrad-Modelle: Salsa ebenfalls vorne

Und auch bei den konkreten Modell-Empfehlungen hat Salsa mit dem Fargo die Nase vorn. Ich kann da nichts dafür und war überrascht, dass es solch große Beliebtheit hierzulande hat. Ich bin zudem sehr auf ein Update des Fargo gespannt, was dann vielleicht (hoffentlich) in 2025 kommt.

Platz 2 geht an das Canyon Grizl. Das hatte ich bislang nicht so sehr als Bikepacking Gravelbike auf dem Zettel, aber offensichtlich haben die Koblenzer da einen guten Job gemacht und einige von euch können es empfehlen.

Vorne ist starr

Wie auch 2022 hat die starre Gabel am Fahrrad bei euch die meisten Stimmen. Allerdings gab es in diesem Jahr nur 68% im Vergleich zu den 80% vor zwei Jahren.

Ich muss sagen, dass ich zunehmend Fan einer Federgabel am Fahrrad bin. Das hat mit der erheblich gestiegenen Performance und den sinkenden Gewichten zu tun. Vom Fahrkomfort mal ganz zu schweigen, den der ist fantastisch.

2022 gab es magere 5% der Stimmen für eine Federgabel. In diesem Jahr stimmten bereits 12% dafür.

Beim Material gab es ebenfalls eine Veränderung: lag beim letzten Mal Stahl noch vorne, so hat sich nun Carbon den ersten Platz erkämpft. Ich kann das nachvollziehen, denn mittlerweile sind Carbon-Gabeln auch richtig gut und widerstandsfähig und tragen auch Gewicht, wenn es sein muss.

28“ führt, 29“ kommt

Welche Laufradgröße darf es sein? Da gab es in den letzten Jahren reichlich Bewegung und viele Veränderungen. So sehen wir aktuell den Bedarf an 27,5“ sinken und das Maß wird vermutlich auch nicht mehr lange relevant bleiben.

Dafür steigt 29“ weiter an und wir sehen auch im Gravelbereich bereits Felgen mit einer Innenmaulweite von 30mm, die sonst eher im MTB Bereich unterwegs waren. 28“ und 29“ sind ja vom Maß her gleich, unterscheiden sich lediglich, wenn es um die Reifenbreiten geht. Noch liegt 28“ vorne, aber vielleicht ändert sich das mit dem beschriebenen Trend nach immer breiteren Gravelreifen, die schon an den MTB Größen von 2,1/2,25 Zoll kratzen.

40-50mm breite Reifen werden nach wie vor am meisten gefahren, gefolgt von 30-40mm, die aber im Vergleich zu 2022 fünf Prozentpunkte verlieren. Dafür steigt der Anteil der 2,2/2,25 Zoll breiten Reifen von 20% auf 24%.

Schwalbe fliegt vorne weg

Bei den Reifen-Marken hat sich nicht viel verändert und das Dreigestirn aus Schwalbe, Conti und Vittoria führt in der Gunst und hat die meisten Stimmen bekommen. Hinter Maxxis – aber mit weniger Stimmen – kommen dann noch Panaracer, Rene Herse und WTB.

Bei den Modellen liegt der Schwalbe G-One ganz klar vorne, gefolgt vom hauseigenen Marathon Reifen. Der 3. Platz geht an den italienischen Klassiker und Allrounder Vittoria Mezcal.

Knapp die Top-5 verpasst haben der Pirelli Cinturato, der Vittoria Terreno und der Panaracer Gravel King.

Weniger Schlauch, mehr Milch

Noch werden Schläuche im Reifen bevorzugt, aber der Anteil sinkt weiter und die Dichtmilch gewinnt immer mehr Fans. Vor zwei Jahren gaben 59% ihre Stimme dem Schlauch und 39% der Dichtmilch.

Tubless ist nun deutlich angestiegen und wird vermutlich bald mehrheitlich eingesetzt werden.

Felgen: Liebesgrüße aus der Schweiz

Wenn wir über die Felgen am Fahrrad sprechen, dann reden wir mehrheitlich über DT-Swiss. Die Eidgenossen konnten ihren Anteil von 56% aus 2022 auf 60% in 2025 ausbauen. Aber auch Mavic konnte leicht zulegen.

Bei der Frage nach dem Felgen-Material dominiert nach wie vor Aluminium, aber Carbon holt hier weiter auf. Ich hätte hier ebenfalls einen höheren Carbon-Anteil erwartet, fährt die absolute Mehrheit bei den Ultra-Events mittlerweile nur noch Carbon. 2022 stimmten noch 79% für Alu-Felgen und 7% für Carbon. Nun sind es 12% weniger für Alu und 10% mehr für Carbon.

Bei den Umfragedaten zu den Felgen-Modellen gab es kein eindeutiges Bild, weshalb ich das hier nicht weiter aufführe.

Naben: Hopp Schwiitz!

Auch hier dominiert DT-Swiss und auch ich bin Fan der Naben und fahre die 240er.

Im Vergleich zu 2022 konnten die Schweizer ihre Dominanz von 45% auf 58% ausbauen. Dahinter teilen sich Shimano, Hope und Chris King die Plätze.

Und dass sich die Steckachse durchgesetzt hat, dürfte niemanden wundern. Es ist einfach das bessere System.

Konkrete Naben-Modelle wurden aber auch genannt und auch hier belegt DT-Swiss mit der 350 und der 240 die ersten beiden Plätze. Ihr Anteil hat sich im Vergleich zu 2022 auch noch mal erhöht (bei der 350 von 17% auf 29%, bei der 240 von 13% auf 20%).

Nabendynamo? Ja!

Nach wie vor bevorzugen die meisten einen Nabendynamo am Vorderrad. Und die Vorteile liegen auf der Hand, hat man so eine unabhängige und konstante Stromversorgung und Beleuchtung. Allerdings ist der Anteil der Nady-Fans von 64% auf 55% gesunken.

Ich bevorzuge den Nabendynamo, da er bei meiner Art zu Reisen die Unabhängigkeit bietet, die ich brauche. Wer aber nicht so lange unterwegs ist oder den Strombedarf anders regeln muss, da mehr Verbraucher und dafür fast täglichen Zugang zu Steckdosen, der setzt natürlich auf Akku und Powerbanks. Beim Licht ist dann der Vorteil, dass es teilweise heller ist und zudem geschwindigkeitsunabhängig. Besonders bergauf ein klarer Vorteil.

Unangefochten liegt bei Nabendynamos SON auf dem ersten Platz. Sie sind in Sachen Effizienz, Gewicht und Haltbarkeit das Nonplusultra.  

Bremsen sind keine Frage mehr

Denn die Antwort ist hydraulische Scheibenbremse. Sie sind mit mehr als 80% der klare Favorit am Rad und das kann ich absolut verstehen. Mittlerweile hört man ja auch immer weniger Urban Legends von gerissenen Leitungen und solchen Sachen. Und auch ich, der sehr konservativ über die mechanische Scheibenbremse zur hydraulischen Bremse kam, ist absolut überzeugt davon.

19% sind noch für eine mechanische Scheibenbremse am Rad. Das kann durchaus an der Tatsache liegen, dass man diese unterwegs einfacher reparieren kann. 2022 voteten  noch 34% für diese Lösung.

Bei den Marken führt nach wie vor Shimano, die wirklich guten Bremsen bauen. Ich bin mir aber sicher, dass SRAM hier noch weiter Anteile ausbauen wird, sobald die neue Bremstechnologie aus der SRAM RED ihren Weg in die unteren Baugruppen gefunden hat.

Mit der Shimano XT haben die Japaner auch einen zuverlässigen und performanten Klassiker, der in diesem Jahr von der GRX aus eigenem Hause gefolgt wird. Das liegt – neben der guten Performance – aber auch daran, dass viele Gravelbikes automatisch die GRX an Bord haben.

Eine Bremse ist oft nur so gut wie die Scheibe, mit der sie bremst. Und je nach Gesamtgewicht und Anforderung spielt hier natürlich die Größe eine Rolle.

Ich fahre mittlerweile vorne und hinten 180er Scheiben. Damit bekomme ich alles gebremst und meine Vier-Kolben Bremsen haben etwas mehr Material zum Verglühen. Aber auch die 160er Scheiben reichen oft völlig aus, selbst mit Gepäck.

Grundsätzlich muss man aber je nach Anwendungsfall und Systemgewicht schauen, was man verbauen möchte. So sind klassische Reiseradler mit ihren Fahrrad-LKW sicherlich gut beraten, wenn sie den 150kg und mehr dann eine größere Bremsscheibe spendieren – vorausgesetzt, der Rahmen macht das mit.

So, das war die Auswertung Teil 1.

Habt ihr Fragen dazu oder Anmerkungen, dann ab damit in die Kommentare.

Im zweiten Teil geht es dann richtig rein in die Details rund um Schaltung, Antrieb,  Übersetzung und mehr.

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2 Comments

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  1. says: Thorsten Stalhoff

    Sehr amüsanter Bericht, ich frage mich dann immer was Menschen unter Radreisen verstehen wer mit Rädern aus Carbon, Titan oder Aluminium unterwegs ist kann spätestens bei einen Rahmenbruch Probleme bekommen, die Sitzposition und die Verstaumöglichkeiten an Gravelbikes sind auch nicht optimal, zumal das ultraleichte bikepacking vielleicht was für 10% der Reisenden ist. Aber da sieht man wie die Werbung einfluss auf den Menschen nehmen kann.

    1. says: Anonym

      Ja, sehe mich selbst auch als “Normalo” Reiseradler mit Stahl, Rohloff, Pinion oder 3x…..KS, nur, bei der Auswertung haben 3/4 der Teilnehmer sich als Bikepaker gesehen, deswegen sind die gewählte Komponenten nicht schlüssig.