Ich bin mir sicher, dass viele von euch in den letzten Tagen in ihren Timelines auf Instagram Bilder von der Bespoked in Dresden gesehen haben. Und dass diese vielleicht auch Fomo (Fear of Missing Out) erzeugt haben. Lasst euch dazu sagen: Zu Recht!
Ich bin was Fahrradmessen angeht ein eher skeptischer Mensch. Meist sind es zu wenig Fahrräder und zu viele Menschen. Aber die Bespoked war eine Veranstaltung genau nach meinem Geschmack: erlesene Fahrradkultur, viel Nerd-Kram, angenehme Menschen, viele gute Gespräche, Platz für eigene Erkundungen und sehr viele großartige und überraschende Details und Teile. Kurzum: die für mich perfekte Mischung aus Fahrrad und Menschen.
Und jetzt nehme ich euch mit auf einen kleinen Rundgang mit meinen Highlights:
Avalanche Route

Edle Stahlrahmenkunst aus Frankreich von Avalanche. Das Fahrrad ist mir sofort ins Auge gestochen, habe ich ja eine Vorliebe für Offroad-Räder. Die Franzosen haben hier ein schönes Rad für die Offroad-Reise aus Stainless Steel mit Stahlgabel und Shimano XTR gebaut. Es heißt “Avalanche Route” und weitere Infos dazu findet ihr hier.




Vor allem die Details gefallen mir sehr gut, wie die Aussparung am Vorderradgepäckträger, die Sattelstütze, oder die Umfassung der Frontleuchte. Alles sehr elegant und gleichzeitig auch sehr robust. Einzig die Kabelführung zum Umwerfer vorne würde ich noch mal diskutieren wollen.
Quokka Voyager

Das Quokka Voyager ist mir nicht nur aufgrund der tollen Farbe ins Auge gefallen, sondern auch weil es ein sehr schönes Breitreifenrennrad mit einem eleganten Rahmen ist. Am Voyager werden Stahl- und Carbon-Teile gemischt und besonders das Kettenblatt passt wunderbar zum Rest des Rades. Es ist auffällig unauffällig.


Und natürlich wirkt es noch eleganter im Zusammenspiel mit den weißen Bikepacking Taschen der französischen Marke “Cours s’il pleut” Dahinter steht aber nur ein Mensch, der diese ganzen fantastischen Taschen produziert. Die Taschen hier gibt es auf der Seite aber noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass man das auch anfragen kann.



Kobel Cycles

Hinter dem Eichhörnchennest aka Kobel steht Quirin. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und nach einem Rahmenbaukurs hat er mit Kobel Cycles seine eigene Rahmenbauwerkstatt gegründet. Auf der Bespoked zeigte er sein Allroad/Gravelbike, welches in schlichter Eleganz, aber mit feinen Details ausgestellt war.



Mir gefiel die Zugführung des Bremszuges hinten, als auch der Gepäckträger, der trotz minimalistischen Designs noch Ösen für Halter hat.



SON 29 S & Ladelux

Auch SON war vor Ort und zeigte dort seinen neuen Nabendynamo, den 29 S, der nach Angaben von SON 6 Volt und 3 Watt auf bei niedriger Geschwindigkeit produziert. Er hat einen Koaxial-Stecker und ist für Straight-pull Speichen gebaut. Dadurch möchte man eine höhere Steifigkeit erreichen. Der 29 S war auch schon an dem ein oder anderen Rad zu sehen.


Und auch der Ladelux konnte vor Ort angeschaut werden. Ich finde das System mit Lader und Fernlicht schon interessant. Allerdings gefällt mir das Design der Lampe nicht so sehr. Das ist aber Geschmackssache. Auch dieser Scheinwerfer war schon an ein paar Rädern in Dresden verbaut.



Stout Cycles/Hrok

Schottische Handwerkskunst erschuf dieses Rad mit Aluminiumrahmen. Hinter Hrok steht Russel Stout, der mal bei Shand gearbeitet und sich vor ein paar Jahren selbstständig gemacht hat.


Wer einen schlichten Rahmen sucht, der auf Performance im Gelände ausgelegt ist, ist hier richtig. Mir haben vor allem die seitlichen Ösen am Unterrohr gefallen. Diese bieten Platz für Flaschenhalter, sollte das Rahmendreieck durch eine Framebag voll sein.
Sayle Cycle x Rohloff

Am Stand von Rohloff war mit dem Sayle N0 ein sehr interessantes Lastenrad zu sehen – natürlich mit Rohloff angetrieben. Sayle Cycle kommt aus München und kombiniert MTB mit Cross und City Bike zum Cargobike. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht sehr gelungen.


Don Sebastiano

Ein toller Name für einen Rahmenbauer aus Österreich. Don Sebastiano hat in Dresden ein Monstergravel mit bemerkenswerter Frontfederung vorgestellt. Und er hat offensichtlich eine Vorliebe für die Inszenierung von Schweißnähten. In jedem Fall war sein Fahrrad ein Hingucker auf der Bespoked, das auch ausgezeichnet wurde.




Tailfin
Ich habe nun schon seit einiger Zeit Kontakt zu Tailfin und habe mich daher umso mehr gefreut, endlich James auch mal persönlich kennen zu lernen. Natürlich haben wir auch über die aktuellen und zukünftigen Neuheiten des Bikepacking-Taschen Herstellers aus England gesprochen.


So konnte ich bereits die neuen großen Oberrohrtaschen sehen. Diese kommen in drei Größen: um die 3L, um die 2L und etwas mehr als 1L. Wie gewohnt sind diese sowohl mit Riemen als auch Bolt-On montierbar. Im Inneren sind sie in zwei Bereiche unterteilt und besitzen am Rand noch weitere Fächer. Wann genau sie offiziell erhältlich sind, war noch unklar.


Aber auch die bereits seit kurzem verfügbaren Bar Bags waren zu sehen und man konnte sich einen guten Eindruck über die Größen und Modelle für Flat und Drop Bars machen.

Weiterhin haben sie ein kleineres Aeropack gezeigt, dass um die 12L Volumen hat. Es kann einfach auf die bestehende Aeropack Halterung montiert werden. Dabei handelt es sich aber nicht um einen herausnehmbaren Packsack (in weiß). Vielmehr ist dieser mit dem schwarzen Body verbunden und man stopft von hinten die Tasche. Auch hier ist noch nicht klar, wann es verfügbar sein wird. In jedem Fall interessant für mich, denn manchmal ist der normale 20L Aeropack Sack zu groß und etwas weniger Volumen reicht aus und spart auch Gewicht.


Interessant war es auf jeden Fall, auch schon einen Blick auf die Prototypen der Rahmentasche werfen zu können. Diese war am AMR Fahrrad von Quinda montiert. Da bin ich mal gespannt, wann da mehr Infos zu kommen.
TWMPA Cycles

Holz ist am schönsten, wenn es ein Baum bleibt. Aber falls nicht, dann ist es mit das Beste, wenn es zu einem Fahrrad wird. Und Andy Dix aus Wales hat damit angefangen, Fahrräder aus Holz zu bauen.
In Dresden hat er das GR 1.1 Gravelbike ausgestellt, welches ganz offensichtlich genug Kapazitäten für den Gepäcktransport und die Tour abseits befestigter Wege mitbringt.



Und wer jetzt an schweres Holz denkt: der Rahmen wiegt in Größe M 1.700g. Laut Website gehen die Preise für das GR 1.1 bei 3.500 britischen Pfund los.
Wittson

Wittson ist ein Titanrahmenbauer aus Litauen, der in Dresden sein Gravelbike Effugio gezeigt hat. Auffallend ist hier der Rahmen mit dem geschwungenen Oberrohr.



Aber auch die Details an der Sattelstrebe, die exakt geplante Reifenfreiheit und die Speichung sind bemerkenswert. Der Aufbau ist insgesamt sehr stimmig und sieht gut aus. Ein individuelles Fahrrad für das sehr sportliche Graveln.
Parsec Objects

Kunst an der Gabel – oder wo auch immer. Parsec hatte die sehr gute und naheliegende Idee, aus den Cargo Cages einfach Kunst zu machen und diese individuell zu gestalten. Und wem das nicht reicht, der kann sich hier auch gleich ebenso individuelle Packtaschen dazu holen.



Ingrid Components

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich noch nicht weiter mit dieser italienischen Edelschmiede beschäftigt habe. Ich kenne natürlich die ikonischen Ingrid Kurbeln, aber in Dresden habe ich zum ersten Mal auch ihre Schaltung und die neuen STI Hebel gesehen. Das alles wirkt sehr edel und wertig.



Die Hebel lassen sich gut greifen und wenn man die Technik einmal raushat, auch gut schalten. Das läuft sehr präzise und mit spürbarer Rasterung. Die Preise kenne ich nicht, was vielleicht auch gut so ist…
Drust Cycles

Am Pinion Stand habe ich dieses farbenfrohe Drust Bike gesehen. Dahinter steht Konstantin Drust, der in Berlin unter seinem Namen Stahlrahmen individuell baut. Mir gefällt neben der Farbgebung auch, dass der Rahmen teilbar ist. Zudem finde ich den Vorbau eine schöne Erinnerung an die “guten alten Zeiten” und mein erstes Fahrrad von Mifa.

Und natürlich kommen die passenden Taschen auch aus Berlin: von Gramm Tourpacking.


Aber ich höre schon die Stimmen, die angesichts der Flaschenpositionen Sorge haben, dass die Flaschen ja ganz dreckig werden und man nicht mehr daraus trinken kann… 🙂
Vanwoid Canapee

Vanwoid bedeutet so viel wie “Für den Wald”. Diese deutsche Marke aus Bayern war mit ihrem Canapee Modell zu Gast in Dresden (zumindest glaube ich, dass es das Modell war). Es ist als Montergravel-Bike positioniert und besteht wie alle (?) Vanwoid Modelle aus Titan. Mir hat die schlichte Art des Rahmens gefallen. Und natürlich der Totenkopf, der vorne montiert war. Leider konnte ich auf der Website von Vanwoid diesen nicht zum Bestellen finden.

Und natürlich kommt das Vanwoid noch besser mit den Heavy Metal Jeans Taschen von Reisefix – damit sollte der kostenlose Zugang zu Wacken gesichert sein!


Jaegher Typhoon

So schön kann Stahl sein: das Jaegher Typhoon ist ein handverlesenes Gravelbike für die große Reise. Je nach Ausrichtung, bauen die Belgier das Rad sportlicher oder gemütlicher. Und gestalten es auf Wunsch auch noch sehr individuell. So wie das Thyphoon, welches in Dresden gezeigt wurde. Großartige Designarbeiten und Komponenten!





Fern Yo Fernie

Zuerst dachte ich, dass es ein Kinderrad ist und Fern hier schon mal auf Nachwuchs macht. Dann habe ich aber gelesen, dass dieses bunte Fahrrad namens Yo Fernie eine Hommage an das Fat Chance Yo Eddy Team Purple Lavender sein soll. Ich habe mich dann mal auf die Suche begeben und das besagte Fahrrad gefunden. Und tatsächlich, das passt ganz gut.





Neben den sehr passend gearbeiteten Gramm Taschen, fand ich die Cross Blade Gabel interessant. Das Besondere an dieser ist neben einer gewissen Modularität auch eine leichte Federung von 20mm. Was es nicht alles gibt. Aber darum geht man ja auch auf Messen wie die Bespoked, um festzustellen, wie wenig man eigentlich noch weiß.
Rotor Dropbar MTB Gravelbike

Leider ist es mir nicht gelungen, am Stand von Rotor ein gutes Bild von ihrem Gravelbike-Aufbau als MTB mit Lefty Federgabel zu machen. Dafür standen die Räder zu dicht beieinander und die Interessenten waren zu zahlreich. Ich wollte später noch mal hingehen, habe das aber nicht mehr geschafft. In jedem Fall war das ein Hingucker, der schön zeigt, wie schnell aus einem Gravelbike ein Drop Bar MTB werden kann. Und der schöne filigrane Rahmen in sattem Rot tut sein übriges.


Alonukis Franeworks

Fahrrad-Prototyping und Rahmenbau aus den Alpen: das ist Alonukis. Dahinter steckt Johannes, der auch dieses schöne Rad gebaut hat, mit vielen interessanten Details.





Milli Cycles

Janosh baut in Freiburg Fahrräder nach Maß und dieses hier stand in Dresden und hat mir aufgrund der Farben und des eigenwilligen Sattelrohrs sehr gefallen.


M83 Vagabund

Dieses Rad wollte ich mir schon immer mal anschauen (und auch mal testen). Daher war ich erfreut, dass es auch gleich bepackt vor Ort in Dresden stand. Besonders am M83 Vagabund aus Stahl war aber vor allem der Vorderradgepäckträger, der auch höhenverstellbar ist. Auch interessant: der gefederte Vorbau von Vecnum.





So, das war mein Rundgang!
Ich habe sicherlich ganz viele und Vieles vergessen. Zum Beispiel Sour Bicycles, Forest Frameworks, Memento Cycles, Veloheld, Wit Slingers, Fernweh oder Chiru Bikes. Mal ganz abgesehen von all den anderen, die feine Teile, Taschen und Lösungen bauen, von individuellen Ahead-Kappen, über einzigartige Naben, Rahmen aus Holz und Speichen aus Kunststoff.
Daher solltet ihr euch im nächsten Jahr den Termin für die Bespoked vormerken und ihr einen Besuch abstatten.
Große Klasse Martin, ich freue mich immer wieder sehr über Deine Blogs. Danke dafür! Und nächstes Jahr fahre ich ganz bestimmt hin….
Hallo Martin,
mein Favorit war das Bike von Meerglas, wurde im Video von Path Less Pedaled vorgestellt. Und M83 hat mich erst einmal irritiert. Es gibt nämlich eine ziemlich bekannte Band aus Frankreich mit diesem Namen.
Ja, das fand ich ebenfalls sehr schön. Allerdings war mir das zu sehr Kunst und ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt zum Fahren gedacht ist Aber wunderschön!
Interessante Zusammenfassung Martin und erstaunlich wie unterschiedlich die Geschmäcker trotz Nische sind. Mich spricht fast keins der gezeigten Räder an. Aber trotzdem sind die Klasse. Ich hatte zwei Favoriten: das Yaad (ohne runtergezogene Sitzstreben) und das Cadence auf dem Stand der 3D-Druck-Firma.
Danke für deinen Einblick.