Testfahrt: 1.300 km mit den Schwalbe Rick XC Pro MTB Reifen

Schnell im Wald und auf Asphalt: Testfahrt mit dem Schwalbe Rick XC Pro MTB-Reifen
Schnell im Wald und auf Asphalt: Testfahrt mit dem Schwalbe Rick XC Pro MTB-Reifen
Hinweis: der Reifen wurde mir auf meinen Wunsch hin von Schwalbe via Pressedienst Fahrrad zum Test zur Verfügung gestellt.

Reifen sind immer auch eine individuelle Sache: wo der eine gar nicht so zufrieden ist, hat die andere keinerlei Probleme und ist begeistert. Daher sind Testberichte wie dieser hier auch immer durch eine individuelle Brille zu sehen.

Ich bin jemand, der mit einem MTB aka Monstergravel immer zwischen den Welten aus Gravel- und MTB-Reifen liegt.

So bin ich manchmal mit klassischen Gravelreifen, wie G-One Bite, Ultrabite oder Overland unterwegs und sehr oft mit MTB Reifen, wie dem Vittoria Mezcal. Wer bei mir schon länger mitliest weiß, dass ich Fan dieser Reifen bin, aber immer auch gerne rechts und links schaue, um mögliche Alternativen zu entdecken.

So finde ich zum Beispiel aktuell die Pinarello Scorpion Reifen recht interessant, natürlich die Rene Herse Fleecer Ridge oder den Schwalbe Rick XC Pro.

Als Schwalbe den Rick XC Pro Anfang Juli vorgestellt hatte, war ich sofort interessiert. Ich finde die G-One Gravelreifen von Schwalbe schon sehr gut, aber ein schneller Schwalbe-Reifen für das MTB wäre schon eine interessante Sache.

Dank Pressedienst Fahrrad erreichten mich dann wenig später ein Satz Rick XC in 2.25 Zoll Breite. Genau pünktlich, um beim Devils Trail im Harz ihre Jungfernfahrt zu begehen.

Ich habe natürlich keine technischen Rollwiderstandsdaten oder genaue Verhaltensmessungen auf unterschiedlichen Untergründen vornehmen können. Das könnt ihr euch demnächst bei BicycleRollingResistance anschauen, wo der Rick XC gerade getestet wird.

Schwalbe Rick XC Pro Addix Speedgrip in der Praxis

Ich bin dafür den Schwalbe Rick XC Pro mittlerweile mehr als 1.300 km gefahren, viel auf Gravel und MTB-Trails, oft auf feuchtem und sehr trockenem Untergrund und viele Kilometer auch auf Asphalt.

Dafür habe ich die Reifen auf hook-less Carbon-Felgen mit 30mm Innenmaulbreite (Beast XC) aufgezogen und bin diese Tubeless mit jeweils 100ml Milch gefahren.

Die Montage war sehr einfach und ließ sich mit der Hand erledigen. Sie ploppen dann auch sehr gut ins Felgenbett und sitzen fest. Aufgepumpt haben sie auch keine Luft verloren und halten stabil den Druck.

Beim Luftdruck habe ich mich durch den Schwalbe Pressure Prof beraten lassen. Dieser hat mir für vorne 1,9 Bar und hinten 2,1 Bar vorgeschlagen. Und damit ließ es sich auch sehr gut fahren. Das Abrollverhalten und die Traktion waren sehr gut. Ich bin dann die Reifen mit etwas weniger Druck gefahren (1,7 vorne und 1,9 hinten) und hatte ein noch besseres Fahrgefühl. Mit Gepäck habe ich den Druck aber um 0,1 – 0,2 Bar erhöht.

Vom Gewicht her ist der Rick XC leichter als der Mezcal. 680g gibt Schwalbe an – ich habe 700g gewogen, bei einer Größe von 29×2,25″ und dem Speedgrip Compound.

Mit der 30 mm Felge ergeben sich beim 2,25 Zoll Reifen folgende Maße:

  • 51mm hoch – von Felgenkante gemessen
  • 55mm breit

Zum Vergleich: der Vittoria Mezcal in 2,25 Zoll baut auf der gleichen Felge 54mm hoch auf und hat eine Breite von 60mm.

2,25 Zoll sind 57mm. Da ist der Rick XC etwas schmaler (-2mm) und der Mezcal etwas breiter (+3mm).

Beim Neureifen habe ich eine Noppenhöhe am Mittelsteg von 2,5mm gemessen.

Nach 1.300 km zeigte sich natürlich Abrieb und am Vorderrad lag die Noppenhöhe bei 2mm, hinten bei 1-1,5mm.

Fahrverhalten

Was mir gleich aufgefallen ist, ist wie schnell diese Reifen sind. Das ist vor allem auf trockenem und leicht feuchtem Untergrund deutlich spürbar. Und auch auf Asphalt rollt der Rick XC sehr gut, wenn auch recht laut. Vergleichbar mit der Lautstärke des Maxxis Ikon.

Vor allem beim Devils Trail im Harz konnten die Rick XC ihre guten Rolleigenschaften ausspielen. Und gefühlt war es auch leichter mit ihnen, die Berge hochzufahren.

Die Rick XC Pro wurden zusammen mit Mathias Flückiger entwickelt und sollen noch mehr Geschwindigkeit und Performance auf Wettbewerbs-XC Kursen liefern. Und ich glaube auch, dass er Fahrerinnen und Fahrern mit dem technischen Können eines Flückinger sehr entgegen kommt.

Ich habe mir – auch weil ich Tanwall nicht mag – das Modell mit Addix Speedgrip Compound ausgesucht. Addix Speedgrip ist quasi die eierlegende Wollmilchsau unter den Compounds. Es ist laut Schwalbe sehr gut im Rollverhalten, Grip und in der Haltbarkeit. Natürlich geht alles drei selten gut zusammen. Aber laut Schwalbe Übersicht ist der Rick XC Pro mit dieser Mischung besonders bei Rolling und Haltbarkeit gut. Bei Grip mit 75% eher im oberen Bereich, aber nicht ganz so stark.

schwalbe.com

Und das kann ich bestätigen: so tendierte er manchmal zum Ausbrechen auf trockenem Gravel oder Gestein. Die Seitenstollen fingen das aber wieder auf. Und ich hatte bei steileren Anstiegen oft das Problem durchdrehender und leicht rutschender Reifen.

Aber wie würde es sein, wenn es feuchter wird, nass und matschig? Da hatte ich nun in den letzten Wochen viel Gelegenheit, das zu testen. Und überraschenderweise ist er bei feuchtem Untergrund, Erde, Feldweg, Wiese oder Sand, gar nicht so rutschig, wie ich erwartet hätte. Im Gegenteil, er macht das eigentlich ganz gut. Bei richtigem Matsch fängt er dann aber an zu rutschen und zu schlingern. Das hatte ich aber auch so aufgrund des Profils erwartet. Der Rick XC verhielt sich dann wie die G-One Overland, falls jemand von euch mit diesen auch Erfahrung gesammelt hat.

Fazit Schwalbe Rick XC Pro

Ich würde daher sagen, dass der Rick XC Pro ein Reifen für bevorzugt trockenes Gelände ist. Im Sommer ist er daher durchaus eine gute Wahl für alle, die es schneller haben möchten. Und wenn es etwas feuchter wird, dann macht er dennoch einen guten Job, hat aber Limitierungen bei Matsch, tieferem Sand und großer Nässe. Mit etwas Erfahrung, Bike Handling und eventuell niedrigerem Luftdruck kann man das aber auch ausgleichen und entsprechend fahren.

Auf Asphalt ist er schnell und sicher. Vorsicht natürlich mit nassem Laub – das mag er nicht so. (aber welcher Reifen mag das schon?). Dafür ist er recht laut auf der Straße und das singende Geräusch nimmt einem oft das Klingeln ab.

Ich kam und komme mit dem Rick XC gut klar und fahre ihn nun auch bei Mistwetter, wenn es kälter und nasser wird. Bislang kann ich nicht über fehlende Traktion meckern und möchte natürlich sehen, bis wohin ich bei diesem Wetter den Rick XC sicher fahren kann, besonders wenn es auf nassen Wiesen und Feldwegen oder über Wurzeln geht.

Laut Schwalbe soll der Rick XC “die Lücke zwischen Racing Ralph und Thunder Burt schließen, da er schneller als Racing Ralph ist und griffiger als Thunder Burt.”

Leider kenne ich beide Reifen noch nicht aus der Praxis, weshalb ich da keine Einschätzung zu geben kann.

Für das Bikepacking mit unbekannten oder wechselhaften Wetter- und Track Konditionen, würde ich allerdings – um bei Schwalbe zu bleiben – auf die bewährte Kombination aus Racing Ray vorne und Racing Ralph hinten setzen.

Aber dafür ist der Rick XC auch nicht gemacht worden, sondern mit Fokus auf XC-Rennen, die im Allgemeinen auch nicht so lang sind und andere Anforderungen an einen Reifen stellen als Bikepacking Events. Aber der Rick XC würde auch bei Bikepacking Events oder Ultras funktionieren.

Ich bin im direkten Vergleich zum Rick XC den Mezcal  XC-Trail gefahren. Dieser war nicht so schnell wie der Rick XC, hatte dafür etwas mehr Traktion.

Bicycle Rolling Resistance wird demnächst die Testergebnisse zum Rick XC Pro vorstellen. Dann kann man auch die messbaren Eigenschaften des Reifens im Vergleich mit anderen sehen.

Bei der Pannenanfälligkeit braucht der Rick XC sich aber nicht zu verstecken. Ich bin ihn rücksichtslos gefahren und er hatte in den 1.300 km keine einzige Panne. Auch hält er den Luftdruck gut und ich musste nur einmal etwas nachpumpen.

Die Karkasse hat eine Stärke von EPI 67.

Um das einordnen zu können:

Die Dichte des Karkassengewebes wird in EPI oder TPI (Ends per Inch, Threads per Inch = Fäden pro Zoll) angegeben. Es gibt z. B. Fahrradreifen mit 20, 24, 37, 50, 67 und 127 EPI Karkassen.

Grundsätzlich ist ein Reifen umso hochwertiger, je engmaschiger die Karkasse gewebt ist. Eine feine Karkasse ist wichtig für einen geringen Rollwiderstand und gute Fahreigenschaften. Gleichzeitig verbessert sich der Pannenschutz, denn Karkassen mit hoher Fadendichte sind schwerer zu durchstechen.

Nur für die extrem feinen 127 EPI Karkassen stimmt das nicht mehr. Hier ist jeder einzelne Faden sehr dünn und damit verletzlicher. Der optimale Kompromiss zwischen geringem Gewicht und Robustheit liegt bei 67 EPI.

Schwalbe.com

Allerdings ist der Abrieb schon deutlich und erinnert mich an den G-One Ultrabite. Ich weiß, dass viele Reifen nicht auf besonders lange Laufzeiten konzipiert sind, aber ich würde mir dennoch wünschen, dass mindestens 4-5.000 km erreicht werden. Ich fahre die Rick XC jetzt erstmal noch weiter. Mal sehen, was nach 2.000 km ist und wie hoch der Abrieb dann ist. Vielleicht tausche ich dann die Reifen von vorn nach hinten. Aber bei so geringen Laufleistungen ist man ja alle 2-3 Monate am Reifen tauschen. Das ist zwar ok, aber schon recht verschwenderisch. Wenigstens kann ich sie dann recyclen lassen.

Und wenn ich mal ganz verwegen sein darf: eigentlich ist der Rick XC Pro auch ein sehr guter Gravelreifen, der ideal auf die immer breiter werdenden Felgen an Gravelrädern und deren Reifenfreiheiten passen würde. (Paul Voss ist z.B. bei der Gravel WM eine Zipp-Felge mit 32mm Innenmaulbreite gefahren). Dafür läuft er sehr schnell und ist für die meisten Einsatzbereiche völlig ausreichend.

Der Schwalbe Rick XC Pro kostet laut Hersteller 69 Euro UVP. Es gibt ihn in 2,25″ und 2,4″ Breite. Zudem kommen zwei Compounds zum Einsatz: Addix Speed an den Tanwall Reifen und Addix Speedgrip an den schwarzen Reifen.

Und wer zum Rick XC nochmal die Einschätzung des Schwalbe Produktmanagers hören möchte, der sollte sich diese Folge des Pumped Podcast anhören:

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7 Comments

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  1. says: Torsten

    Bin gespannt, wo der Rick XC im Rollwiderstandstest landed. Näher beim Thunderburt oder näher beim Ray/Ralph.

    Fände es cool, wenn er eine weitere Option für gut rollende Off-Road-Reifen darstellen würde. Ja – er wurde extra für die XC Pros entwickelt, die was genau so schnell rollendes wie den Thunderburt wollten, aber etwas mehr Profil und Grip brauchen. Vor allem auch in der de Jour Größe für den XCO Zirkus von 2.4″. Aber damit fällt er auch genau in den Sweet Spot für Bikepacking, Off-Road Adventure und ja – sehe es genau wie du – “Gravel”.

    Frage mich nur, wie die Seitenstollen so sind. Bevorzuge (wahrscheinlich zum großen Teil psychologisch) eher ein gleichmäßig abgerundetes Profil bis an den Rand. Weil ich gerade auf Hardpack und Asphalt nicht möchte, dass es beim plötzlich zu unerwartetem Kontakt von genau diesen Stollen mit dem Untergrund kommt. Klar – auf losen bzw. formbaren Untergrund greifen die dann natürlich… Naja – muss man wohl selber für sich mal erfahren.

    Warum Schwalbe aber jetzt anfängt, diese komischen, außermittigen Streifen (der blaue da) mitten auf die Lauffläche zu printen, weiss wohl nur der Marketing-Mensch? Schon Leute ohne “inneren Monk” oder OCD kriegen da ob der Unsymmetrie doch einen Traller, wenn sie auf ihr Vorderrad schauen… Würde mich kirre machen. Ein weiteres Beispiel aus einer in irgendeinem Produkt-Meeting geborenen Idee, die keinen wirklichen Nutzen haben, aber das Potenzial bieten, Käufer handfest abzuschrecken… Might just be me – aber für mich schon der erste Negativ-Aspekt, der von anderen Eigenschaften erst mal aufgehoben werden will…

  2. says: André

    Danke für das spannende Review. Ich teste mich auch durch die Reifenwelt. Ich hatte nach den Mezcals bis vor kurzem die Schwalbe Racing Ray & Ralph, die wirklich super Allrounder auf dem XC-MTB sind. Dann brachte die Neugierde die Conti Race Kings, die zwar schnell, aber nicht wirklich pannensicher sind. Seit einiger Zeit habe ich die René Herse Fleecer Ridge (Endurance) drauf und bin bisher schwer begeistert. Top Allrounder UND anders als z.B. die Mezcals oder Race Kings auch im Sand richtig gut. Bei der Installation muss man nur darauf achten, 2 bis besser 3 (!) Lagen Tubeless-Tape auf der Felge zu haben, etwas mehr Dichtmilch (Latexhaltige, z.B. Orange Sealing…) zu nutzen und diese jeweils 2 Stunden auf beiden Seiten in die Karkasse einziehen zu lassen. Bislang hatte ich weder eine Panne und noch Druckverlust. Nur für den Fall, dass Du die Teile auch mal testest…

    1. Hallo André,

      Ja, den René Herse wollte ich mir auch mal anschauen. Allerdings schneidet er bei BicycleRollingResistance in nahezu allen Bereichen schlechter ab, als der Mezcal. Und dafür ist mir das zu viel Geld für zu viel Hip

      1. says: André

        Naja, teuer ist er, das stimmt. Ob er auch preiswert ist, muss jeder für sich ausmachen. Der Rollwiderstand ist auch nicht schlecht und vor allem nicht alles. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bin ich mehr als überzeugt von den Teilen. Aber wie Du schaue ich auch weiterhin nach links und rechts und probiere aus. Das gehört zu diesem Hobby dazu und meine Frau hat mich da eh schon lange aufgegeben … 😉

    2. says: Martin

      Moin,

      Welche Karkasse vom Fleecer Ridge hast du genutzt? Ich sehe mich ja eher bei der Endurance Plus mit 95 Kg nackt, aber die Fleecers sollen wirklich sehr gut auf Asphalt und sehr leise sein…
      Die Vittoria Peyote Xc Race sind halt schön fett und kosten die Hälfte…

      1. says: André

        Moin, Endurance (ohne Plus). Bislang keine Pannen – mit nackten 103 Kg 🙂 Mittlerweile fahre ich auch die Oracle Ridge (48 mm) mit dem Gravel Bike. Ich bin nach wie vor sehr zufrieden, auch wenn der Preis heftig ist im “Vergleich”.