Gepäckträger neu definiert: Testfahrt mit dem Tailfin Carbon AeroPack & Mini Panniers

Gepäckträger neu definiert: Testfahrt mit dem Tailfin Carbon AeroPack & Mini Panniers // Rack redefined: Test ride with the Tailfin Carbon AeroPack & Mini Panniers

Hinweis:

Tailfin hat mir auf meinen Wunsch hin ihr AeroPack System mit Mini Pannier zum Testen geschickt. Dafür sage ich Danke und damit ist das Werbung.

Das Bikepacking hat sich in den letzten Jahren zu einer unglaublich vielfältigen und bunten Art entwickelt, mit dem Fahrrad durch Welt zu fahren und sich dabei mit seinem Gepäck den individuellen Vorlieben und Anforderungen anzupassen.

Die einen schnallen sich fleißig Taschen an den Rahmen, die anderen fahren klassisch mit Packtaschen und wieder andere kombinieren einfach vorhandene Systeme miteinander. Erlaubt ist was gefällt und subjektiv praktisch ist.

Das Schöne ist: die Entwicklung hört nicht auf und immer neue Ideen bringen es zur Marktreife. Und alt-bekannte und bewährte Systeme bekommen neue Relevanz, wenn sie nur neu gedacht werden. So wie Gepäckträger.

Einst waren sie Standard im Radreisen. Ich bin jahrelang mit meinem Reiserad und Trägern vorne und hinten durch die Welt gereist. Mit dem Bikepacking dann, kamen auch andere Anforderungen an Gepäcksysteme: mehr Bodenfreiheit, Reifenfreiheit, Stabilität und weniger Gewicht und Bewegung bei der Fahrt.

Martin im Himalaya 1998
Martin im Himalaya 1998

Doch die klassischen Bikepacking Taschen haben natürlich auch ihre Limitierungen. Meist vom Raumangebot her, von der Art ihrer Befestigung und/oder der praktischen Zugänglichkeit.

Aus diesem Grund erfreuen sich Trägersysteme wieder größerer Beliebtheit. Warum also kompliziert anschnallen und vergurten müssen, wenn man auch einfach dranhängen kann? Warum unübersichtlich Ausrüstung stopfen müssen, wenn man doch mit einer Tasche eine bessere Zugänglichkeit und Übersicht hat?

Nicht falsch verstehen: klassische Bikepacking-Taschen haben natürlich ihren Sinn und Berechtigung und ich selber bin eher im Team Bikepacking Taschen. Aber Vielfalt heißt auch, offen für Alternativen zu sein, vor allem, wenn sie mehr Komfort und Bedienfreundlichkeit bieten können.

Lösungen wie der Vorderträger Jack the Bikerack oder der mobile Ortlieb Quick Rack Gepäckträger bieten mehr Optionen und Möglichkeiten, Gepäck zu transportieren und dabei auch bei Geländefahrten keine Probleme zu bekommen. Allerdings haben Gepäckträger  immer auch ein paar “Schwachstellen”: die Stabilität des Trägers am Rad und mit Taschen im Gelände, die Auswirkungen auf das Fahrverhalten und natürlich die Aerodynamik.

@Tailfin.cc

Und wie man diese drei Nachteile ausschalten kann, das zeigt Tailfin und sein mittlerweile sehr bekanntes Träger- und Taschensystem. Die Entwickler aus Bristol/UK kommen aus der sportlichen Ecke und haben in ihrer Entwicklung vor allem den Einsatz bei Races und eher ambitionierten Bikepacking-Touren im Blick.

Das erklärt auch die in den letzten Monaten immer stärkere Sichtbarkeit des Tailfin Systems bei Ultra Bikepacking Races. So waren beim Silk Road Mountain Race in 2022 schon 20% der Teilnehmenden mit Tailfin unterwegs. Beim Atlas Mountain Race 2023 waren es 15% (im Vergleich dazu 11% in 2022) und beim Hellenic Mountain Race setzten ebenfalls 15% auf das System aus Bristol.

Und auch die Daten sprechen für sich: nach einem Aerotest von Francis Cade kann man sehr gut die Luftwiderstandseffekte verschiedener Taschensysteme in Watt und deren Auswirkungen ablesen. Das ist jetzt auf den ersten Blick nur relevant für sportlich Fahrende, aber zeigt auch dem Durchschnitts-Radelnden, wie viel Kraft man mit unterschiedlichen Systemen einsparen kann.

Copy: Tailfin.cc

Der Tailfin Aeropack in der Praxis

Warum aber setzen viele “Profis” auf das Trägersystem von Tailfin, wo es so gesehen schwerer ist, als herkömmliche Satteltaschen?

Auch Sebastian Breuer, Sieger Badlands 2022, European & German Champion MTB 2021 und bekannter Gravel-Race Fahrer, setzt auf Tailfin und fährt für das R&D Team der Briten.

Auf meine Frage hin, warum er Tailfin benutzt, sagte er, dass es ihm ein stabileres Fahren ermöglicht und ihm das hin- und herschwingen der klassischen Satteltaschen missfiel. Zudem lassen sich klassische Satteltaschen schwerer packen, wohingegen der Tailfin super-schnell abgebaut werden kann und sehr schnell be- oder entladen werden kann. Das macht ihn für Sebastian deutlich effizienter für Races. Und das Mehrgewicht wird für ihn durch die genannten Vorteile des Tailfin mehr als ausgeglichen.

Ich habe schon lange mit Interesse auf Tailfin geschaut und beobachtet, wie sich das System vor allem bei Ultra-Fahrenden verbreitet. Die Gründe dafür liegen in dem Race-Fokus von Tailfin und ehrlicherweise auch in der sehr guten Entwicklung und Qualität der Produkte.

Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es endlich mit einem Test geklappt hat.

Dafür habe ich mir das Carbon AeroPack mit Taschenaufnahme ausgesucht und passend dazu die Tailfin Mini Pannier in 5L und 10L Größe.

Bevor ich die einzelnen Taschen im Detail betrachte, ein Überblick über das Tailfin Angebot und Konzept:

Bekannt ist Tailfin vor allem für seine Träger. Es gibt diese Racks einzeln oder in Kombination mit einer Tasche, dem AeroPack System.

Die Tasche alleine heißt AP20 Trunk Top Bag und wird mit einem Tailfin Rack kombiniert. Hier kann die Tasche einfach an- und abgebaut werden.

AP20 Trunk Top Pack & Rack // Copy: Tailfin.cc

Tailfin empfiehlt für das Bikepacking aber die AeroPack Kombination, bei der die Tasche mit dem Träger fest verschraubt ist.

Ich persönlich finde die erste Kombination aus separatem Träger und Tasche praktischer für meine Art von Bikepacking, da ich in der Tasche dann zum Beispiel meine Schlafsachen habe und diese gerne mit ins Zelt oder die Unterkunft nehmen möchte. Und sich die Tasche auch separat besser packen und komprimieren lässt.

Aber: auch die festverbaute Variante, genannt AeroPack, kann man in sekundenschnelle vom Rad abbauen (oder wieder dran) und die Tasche so besser packen und mit ins Lager nehmen.

Für den Test hatte ich mir die Tailfin Carbon AeroPack ausgesucht, also die Version, bei der die Tasche oben fest verschraubt ist. Beim Rack und beim AeroPack gibt es die Auswahl zwischen mit oder ohne Pannier Mounts. Also die Entscheidung, ob einem nur die Möglichkeit der Taschenmontage oben auf dem Träger reicht, oder man auch Taschen an der Seite anbringen möchte.

Ich habe mich für Pannier Mounts entschieden, denn so wird aus dem Tailfin ein modulares System für alle Arten von Touren, mit dem man flexibel auf Gepäckumfänge und -Anforderungen reagieren kann. Entweder im Sommer schlank und elegant nur mit AeroPack unterwegs, oder im Winter oder bei einer größeren Tour mit etwas mehr Gepäckbedarf zusätzlich mit den Mini- oder Super Light Panniers.

Fachsimpeln mit Gunnar über Tailfin

Beim Trägermaterial kann man zwischen Alu und Carbon wählen. Letztendlich ist es eine Frage des Gewichts und des Preises. Aber wer sich für die Alu-Variante entscheidet, der bekommt beim Träger noch Ösen rechts und links mit, an die man dann entweder Flaschenhalter oder Anything Cages/Ortlieb Fork Packs anbauen kann. Das kann man bei der Carbon Variante nicht.

Noch mal zu den Tailfin Taschen: da haben die Briten in letzter Zeit ihr Angebot deutlich erweitert. Neben der Rack Tasche AeroPack, gibt es die Super Light Pannier, die an klassische Trägertaschen erinnern. Und die sogenannten Mini Pannier, die es in 5L und 10L Versionen gibt.

Und ich kann jetzt schon sagen: die Befestigung der Mini Panniers und die Verarbeitung ist exzellent. Sie lassen sich sehr schnell befestigen und verschmelzen mit dem AeroPack zu einer Einheit, die sehr stabil und aerodynamisch ist.

Darüber hinaus bietet Tailfin noch weitere Taschensysteme für die Befestigung an der Gabel und am Unterrohr, die ihr euch auch mal anschauen solltet. Vor allem auch die Lösungen für Federgabeln. Und wenn man Bildern und Gerüchten glauben darf, dann wird es bald auch eine Rahmentasche und Lenkertasche von Tailfin geben.

Was also mal mit einem Rack und Tasche begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einem umfassenden und qualitativ hochwertigen Rundum-Bikepacking-Angebot entwickelt.

Die Tailfin Taschen im Detail

Tailfin Carbon AeroPack mit Pannier Mounts

Ein bisschen muss man schrauben, aber nach ein paar Minuten ist dann alles fertig und der Bügel ist mit der Tasche und unten mit den Klemmen für die Achse verschraubt. Die Anleitung dafür ist sehr intuitiv und einfach zu verstehen.

Um die Tailfin Carbon AeroPack anbringen zu können, gibt es drei Möglichkeiten:

  • Befestigung an der Steckachse mit Fast Release
  • Befestigung am Rahmen mit Fast Release
  • Befestigung am Rahmen

Ich habe die Befestigung an der Steckachse gewählt. Da gibt es verschiedene Achstypen, aus denen man die für sein Fahrrad passende wählen kann. Wenn man da unsicher ist, hilft einem der Tailfin Support weiter.

Diese Tailfin Steckachse steht an beiden Seiten über. Dort wird dann der Fast Release aufgenommen. Das ist ein ziemlich interessantes System, das einfach um die Achse gelegt und zugeklickt wird. Zum Lösen, zieht man einfach an dem Stift. Das ganze ist sehr stabil und löst sich natürlich nicht während der Fahrt.

Dann wird das AeroPack an der Sattelstütze befestigt. Dabei ist es egal, ob diese aus Carbon oder Alu (oder Titan) ist. Die Befestigung erfolgt über eine Klemmverbindung, die einen Gummi festzurrt und ihn unter Spannung hält. Auch hier ist die Verarbeitung der Befestigung qualitativ sehr hochwertig und das System funktioniert tadellos, natürlich auch im Gelände, beladen und bei harter Fahrt.

Die Befestigung dieser Sattelklemme kann auch verlängert werden, wenn man etwas mehr Platz hat oder braucht. Dann schiebt es so die Tasche nach hinten etwas weg. Und falls es etwas mehr Gummi für die Sattelstütze braucht: eine längere Lasche liegt bei.

Fertig installiert sollte die Tasche dann halbwegs waagerecht mit leichter Neigung zum Sattel hin montiert sein. Da könnt ihr euch an den Bildern im Montage-Manual orientieren.

Das Material der AeroPack Tasche (die AP20 Trunk Top Bag) besteht aus einem laminierten Stoff, der verschweißt ist und zu 100% wasserdicht. Sie hat eine Länge von 430mm und ist hinten ca. 160mm und vorne zum Sattel hin ca. 130mm breit.

Sie besitzt einen Rollverschluss, der durch Klick-Verschlüsse vorne und hinten verschlossen wird. Hier mein Hinweis, dass diese Verschlüsse nur in eine Richtung gehen, also nicht beliebig herum ineinander gehen, sondern eben nur in einer Art. Das ist ok, aber beim Einrollen muss man das beachten.

Zudem wird die Taschen dann durch zwei seitlich befestigte Riemen zusätzlich verschlossen. Diese bieten sich auch an, um zusätzlichen Kram auf der Tasche oben befestigen zu können.

Sie werden ebenfalls mit Klick-Verschluss geschlossen und lassen sich dann zum Komprimieren verstellen.

Die Tasche bietet 20l Volumen, was schon eine Menge ist. Ich habe ihn ihr meinen Schlafsack, Isomatte, Innenschlafsack, Merino Leggins und Long Sleeve, Socken, Daunenjacke, Waschzeug und Handtuch verstauen können.

Übrigens – da die Frage kam: ich stopfe normalerweise meinen Schlafsack in den jeweiligen Packsack. Bei der Tailfin habe ich ihn in seinen Original-Packsack gestopft und dann diesen in das AeroPack gelegt. Im Prinzip wie Tetris mit allen anderen Sachen. Man kann natürlich auch den Schlafsack wie üblich direkt in das AeroPack stopfen, aber das erschien mir als nicht so praktisch.

Zum Packen kann man das AeroPack einfach am Rad belassen. Ich habe es allerdings meist abgenommen und auf den Boden gestellt, da es sich so besser komprimieren ließ. Der Rack Bügel kann dafür einfach umgelegt werden. Natürlich sollte man dann nicht – vor allem nicht bei der Carbon Variante – zu viel Druck von oben beim Komprimieren ausüben.

Beim Packen sollte man laut Tailfin darauf achten, eher schwerere Gegenstände nach vorne hin zur Sattelstütze zu verstauen. Zudem muss man auch beachten, dass je nach Fahrrad der Platz unter dem Sattel begrenzt ist und hier entsprechend weniger in der Höhe gepackt werden kann.

Neben dem Hauptfach gibt es seitlich jeweils noch zwei Reißverschlüsse. Der eine ist für eine separate und flache Seitentasche. In dieser kann ein Multitool oder Riegel und Gels untergebracht werden. Auf der anderen Seite öffnet der Reißverschluss das Hauptfach und man kann da direkt in die Tasche zugreifen. Ich habe da dann noch Toilettenpapier und Creme untergebracht.

Das Gewicht der Carbon AeroPack mit Pannier Mounts beträgt laut Tailfin 850g, nachgewogen 870g. Der Preis liegt in dieser Ausführung bei 510 Euro.

Tailfin Mini Pannier 5L & 10L

Wählt man ein Rack mit Pannier Montage, kann man unter anderem die Tailfin Mini Pannier anbringen. Das sind schmale Packsäcke ähnlich der Ortlieb Fork Pack, die mittels eines hochwertigen Klemmmechanismus, bedient durch einen Hebel, an der Pannieraufnahme des Tailfin Racks festgeklemmt werden.

Das Prinzip funktioniert derart einfach, dass es innerhalb von Sekunden möglich ist, eine Mini Pannier abzunehmen oder anzuklemmen. Und die Tasche hält dann absolut sicher am Träger, zusätzlich durch eine Klemme unten am Träger fixiert. Da wackelt nichts.

Die Mini Pannier Taschen haben einen Rollverschluss, der durch einen Klickverschluss gesichert wird. Im Lieferumfang sind auch weitere Riemen enthalten, um eine alternative Verschließmöglichkeiten seitlich rechts und links zu bieten. Zudem können Riemen auch oben und unten angebracht werden, um so auch noch die Möglichkeit zu bieten, an die Panniers außen noch weitere Sachen zu fixieren.

Und das Beste ist: die Mini Panniers können auch an herkömmliche Gepäckträger montiert werden. Entsprechende Spacer – wenn benötigt – liegen bei.

Mit den Mini Pannier wird das Platzangebot des Tailfin Systems erheblich erweitert. Bei meiner Frühlingstour in die Steinzeit habe ich dort dann Klamotten und Essen transportiert. Beim MainFranken Graveller meinen Biwaksack.

Die 10L Panniers bieten schon sehr viel Platz und sind aus meiner Sicht ein gutes Angebot für alle, die auch lange Touren machen wollen, wo etwas mehr Platzbedarf benötigt wird. Die kleinere 5L Version ist eine prima Ergänzung für ein eher minimalistisches Bikepacking, wo man eventuell im Winter etwas mehr Stauraum benötigt. Aber auch hier passt schon sehr viel rein.

Die 5L Mini Pannier sind 380mm hoch und messen oben ca. 170mm und unten 110mm Breite. In der Tiefe messen sie laut Tailfin unten 70mm und oben 120mm.

Das Gewicht der 5L Mini Pannier liegt laut Tailfin bei 310g, nachgewogen 339g (pro Tasche). Die maximale Beladung wird für Off-Road Touren von 4kg angegeben. Wenn es nur auf die Straße geht, dann sind 8kg erlaubt.

Die 10L Variante misst 400mm in der Höhe und sie ist oben 210mm und unten 140mm breit. In der Tiefe hat sie mit 150mm oben und 110mm unten auch etwas mehr Raum, als die kleinere Variante.

Das Gewicht liegt laut Tailfin bei 380g, nachgewogen 419g. Die maximalen Beladungsempfehlungen von 4 und 8 kg je nach Streckenanforderung gilt auch hier.

Der Preis für die 5L Variante beläuft sich auf 75 Euro, die 10L Variante schlägt mit 100 Euro zu Buche (pro Tasche).

Wie auch die AeroPack bestehen die Mini Pannier aus Hypalon/Ripstop Nylon und sie sind 100% wasserdicht. Zudem sind sie auch abriebfest. Ich hatte so einige Passagen und Stellen, an denen die Taschen beansprucht wurden. Aber keine dieser Herausforderungen hat bleibende Spuren hinterlassen.

Fazit Tailfin AeroPack: Leichtgewicht mit viel Stauraum

Ich bin von der Einfachheit, der Verarbeitung und Qualität der Detaillösungen und der Wertigkeit von Tailin angetan. Besonders gefällt mir das modulare System mit den Mini Panniers, dass jeder Anforderung beim Bikepacking oder Radreise genügt. Ich kann damit sowohl an anspruchsvollen Bikepacking Races teilnehmen, als auch eine ausgedehnte Radreise mit mehr Gepäckbedarf unternehmen.

Es ist also nicht nur ein System für sportlich ambitionierte und professionelle Gravel-Fahrende, denen Aero besonders wichtig ist. Es ist auch für jeden, der mit dem Fahrrad auf Tour unterwegs sein möchte.

Das System ist aerodynamisch, bieten einen hohen Fahrkomfort, ist einfach in der Bedienung, absolut wasserdicht und sehr stabil.

Im Fahrverhalten fällt das Trägersystem nicht weiter auf. Im Gegenteil, die gewohnte Agilität und Beweglichkeit bleiben erhalten. Das spricht für die Stabilität des Systems. Ich habe sogar während des Fahrens vergessen, dass ich das Tailfin AeroPack dran hatte und es erst beim Absteigen bemerkt.

In der Praxis ist das AeroPack auch widerstandsfähig genug, um mal einen Sturz oder Umfaller zu überstehen. Man muss es nicht wie ein rohes Carbon-Ei behandeln, sondern kann ganz normal damit arbeiten.

Aber…

…bei einigen Rahmen/Fahrrädern kann der Tailfin zu einem Aufschaukeln führen. Das trat bei mir aber nur auf, als ich freihändig gefahren bin. Dann schaukelte sich bei mir das Vorderrad auf. Ich hatte diesen Effekt aber nur, wenn ich die Mini Pannier montiert hatte. Das AeroPack alleine montiert hat bei mir keinerlei Auswirkungen. Tailfin kennt dieses Phänomen aber schon, hat es auch schon selbst erlebt und war mir gegenüber sehr offen und an Feedback interessiert. Dieses Phänomen tritt wohl wie geschrieben nur in einigen wenigen Fällen auf. Ich habe auch andere Tailfin Fahrer kontaktiert und danach befragt. Einer davon hatte gleiche Erfahrungen. Eine Lösung ist es, zum Beispiel das Gepäck anders zu packen, mit den schweren Dingen eher nach vorne zum Sattel hin.

Allerdings kenne ich dieses Aufschaukeln auch von meiner Radreise-Zeit her, wo das durch falsches Beladen, Flex des Reiserad-Rahmens und des Gepäckträgers oder Unwuchten in den Reifen entstand – damals allerdings selbst mit beiden Händen am Lenker. Daher kannte ich dieses Phänomen bereits, war nur überrascht, dass es beim Tailfin nur freihändig auftrat und ansonsten nichts im Fahren zu spüren oder zu bemerken war. Es wirkt sich also nicht auf das normale Fahrverhalten aus. Nur wenn man freihändig fährt.

Was unterscheidet die Tailfin AeroPack von einer normalen Bikepacking Satteltasche?

Das Tailfin AeroPack System sollte man aus meiner Sicht nicht nur mit den normalen Bikepacking Satteltaschen vergleichen, sondern eher mit anderen Gepäckträgern und den dazugehörigen Taschen.

So wiegen beispielsweise das Ortlieb Quick Rack Light (440g) in Verbindung mit den Gravel Packs (2x 580g bei 2x 12,5L Volumen) dann auch zusammen 1.600g im Vergleich zu dem Tailfin AeroPack mit 870g und 20L Volumen.

Allerdings ist der Preis des Tailfin Systems ein Thema, das nicht ausgespart werden kann. Während für das oben genannte Ortlieb System nur 220 Euro anfallen, kostet das Tailfin AeroPack in der Carbon Variante gleich mehr als doppelt so viel (510 Euro). Und selbst die Aluminium Version des AeroPack schlägt mit 410 Euro zu buche und ist damit fast doppelt so teuer.

Andererseits wiegt das Tailfin AeroPack ohne Pannier Mounts in Carbon zwischen 720g und 770g (je nach Befestigungsart) und bietet 20L Volumen. Einige Bikepacking Satteltaschen liegen da gar nicht weit von entfernt und wiegen durchaus 600g und mehr, bei weniger Volumen.

Neben den optischen Unterschieden sind es folgende Faktoren, die Tailfin im Vergleich zu klassischen Bikepacking Satteltaschen unterscheiden:

  • Faktor Aerodynamik: Das Tailfin AeroPack ist aerodynamisch optimiert und bietet dadurch im Vergleich zu klassischen Systemen einen geringeren Luftwiderstand. Das führt bei hohen Geschwindigkeiten oder auf langen Strecken zu einer höheren Effizienz führen.
  • Faktor Stabilität: Das Tailfin System ist so konzipiert, dass es eine höhere Stabilität bietet als klassische Bikepacking-Systeme. Dadurch bleibt das Gepäck sicher und stabil am Fahrrad befestigt, was insbesondere auf unebenem Terrain von Vorteil ist. Das ist aber auch bei klassischen Bikepacking Taschen der Fall, wie zum Beispiel bei der Revelate Designs Spinelock Satteltasche oder der Ortlieb Seat-Pack QR. Allerdings muss ich hier auf den Aufschaukel-Effekt bei mir hinweisen, wie oben beschrieben.
  • Faktor Gewicht: Das Tailfin AeroPack Carbon ist aus leichtem Carbon gefertigt und wiegt im Vergleich zu klassischen Träger-Systemen weniger, wie oben erläutert. Dadurch kann das Gesamtgewicht des Fahrrads reduziert werden, was insbesondere bei längeren Touren oder Rennen von Vorteil sein kann. Natürlich sind klassische Bikepacking Satteltaschen leichter, aber verfügen dafür über weniger Fassungsvolumen und bieten auch weniger aerodynamische und Stabilitäts-Vorteile. Dennoch sind sie manchmal auch die richtigere Wahl, vor allem wenn nicht so viel Volumen benötigt wird.
  • Faktor einfache Montage: Das Tailfin AeroPack lässt sich einfach und schnell innerhalb von Sekunden am Fahrrad befestigen, ohne dass zusätzliches Zubehör oder Werkzeug benötigt wird. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber klassischen Satteltaschen (Arschraketen). Allerdings ist der Ortlieb Quick Release Träger nahezu genauso schnell zu montieren.
  • Faktor Vielseitigkeit: Das Tailfin AeroPack kann sowohl als Satteltasche als auch als Gepäckträger genutzt werden und bietet dadurch eine höhere Flexibilität als klassische Bikepacking-Systeme. Durch die entsprechenden Pannier wird aus einer Satteltasche hier schnell ein komplettes Taschensystem mit entsprechend viel Volumen. Zudem ist das AeroPack auch für Dropper Posts/verstellbare Sattelstützen geeignet.

Aber was ist denn nun besser?

Die Frage was besser ist, Tailfin oder klassische Satteltasche/Arschrakete, kann man nicht eindeutig beantworten.

Tailfin hat Vorteile, die vor allem performance-orientierte Bikepacker und Bikepackerinnen ansprechen wird, die ein System suchen, dass modular aufgebaut ist und beliebig erweitert werden kann, ohne dass man dabei auf Abstriche in der Fahr-Performance machen muss. Das Tailfin System ist besser in der Aerodynamik, beseitigt den Effizienzverlust und das schlechtere Fahrgefühl, welches man durch eine sich bewegende Satteltasche hat. Allerdings gibt es bereits Systeme (Revelate Spinelock, Ortlieb Seat-Pack QR), die das komplett beheben und eine gut gepackte und montierte Satteltasche hat bei mir noch nie gewackelt, egal ob Apidura, Brooks, Ortlieb, Revelate oder Decathlon. Aber eine gewisse Bewegung bleibt natürlich immer.

Satteltaschen haben also ihren festen und berichtigten Platz. Für sie sprechen im Vergleich der Preis und das Gewicht. Und Marken wie Cyclite und Apidura zeigen, dass ebenfalls klassische Systeme im Performance Bereich überzeugen können, vor allem durch ihr geringes Gewicht im Vergleich zur Tailfin. Allerdings sind sie weniger einfach und schnell montierbar, haben ggf. in ihrer Aerodynamik Nachteile. Ob man das merkt und ob es einem wichtig ist, muss jeder selbst entscheiden.

Aber nicht immer braucht es gleich 20L Volumen am Rad. Manchmal braucht es auch nur eine kleine Satteltasche mit wenigen Litern und dann ist eine Tailfin AeroPack einfach zu viel des Guten und nicht die richtige Wahl in Bezug auf Gewicht und Platz.

Letztendlich wird die Entscheidung pro oder contra Tailfin eine Frage des Budgets sein.

Ich persönlich bin hin und her gerissen. Das Tailfin System finde ich sehr attraktiv, weil es mir ein sehr gutes und optimales System bietet, mit dem ich meine Races machen, aber auch auf Bikepacking Tour gehen kann.

Klassische Bikepacking Systeme bin ich gewohnt und komme damit sehr gut klar. Diese sind insgesamt leichter für mich und ich muss überlegen, ob mir der Systemvorteil und Vorteil in Aerodynamik und Fahreigenschaft dann das höhere Budget wert ist. Und manchmal brauche ich auch gar nicht so viel Volumen, wie es Tailfin bietet.

In jedem Fall erspart mit das Tailfin System beispielsweise eine Frontrolle und das wiederum spart mir erheblich Energie, da vorne dann nix mehr im Wind steht, außer meinen beiden Flaschen an der Gabel.

Am Ende liegt es also an euch und euren Ansprüchen, Vorlieben und Möglichkeiten.

In jedem Fall bekommt ihr einiges für euer Geld und vor allem ein sehr hochwertiges und flexibles Trägersystem, mit dem ihr auf alles vorbereitet seid.

Und wenn es euch hilft: Das Geld ist ja nicht weg, sondern nur woanders.

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11 Comments

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  1. says: Christopher Schulze

    Hallo,
    ein sehr interessanter und umfangreicher Bericht. Mich würde das tatsächliche Volumen der Tasche interessieren. Wenn ich das Volumen zum Beispiel mit dem Volumen eines Topeak Backloader in der 15 Liter Variante vergleichen. Bekomme ich dann tatsächlich die vollen 20 Liter in die Tasche?

  2. says: Patrick

    Hallo,
    danke für das super Review!
    Meinst du, dass die Tailfin Tasche auch für Fotografie-Ausrüstung (Stativ, Objektive, bisschen Kleidung) gut geeignet ist? Habe gesehen dass bei einem Foto ein Fotograf neben dem Fahrrad steht 🙂
    Ich würde sie aber an einem e-MTB montieren, nicht an einem Gravelbike.
    LG, Patrick

  3. says: Phil

    Moin!

    Schöner Test. Besser spät als nie. Danke dafür!

    Als Einstieg in die “Bikepacking”-Welt missfielen mir die Arschraketen von vorneherein. Alles baumelt am ewig langen Hebelarm schön auf der kurzen Basis des Sattels und der Sattelstütze. No way! Klassische Racks benötigten meist Ösen oder Hingebastel. Neee!

    Die Investition für die Tailfin tat einmal ordentlich weh…aber das Teil hält jetzt eine Ewigkeit. Zusammen mit genannten Vorteilen unschlagbar im Vergleich. Kurz darauf kam Ortlieb mit der Tailfin-Kopie an den Markt! Eine Lösung die man sich ansehen sollte! Keine Importkosten, günstiger bei ähnlichen Vorteilen!

    Für mich steht fest: Die Alloy-Tailfin bringt eine wesentliche Erleichterung und zusätzlich seitliche Befestigungsmöglichkeiten an den Bögen des Trägers. (Carry cages bringen (mir) mehr Möglichkeiten als Pannier).

    Und unterwegs im Wald, egal wie wild, das Ding ist bombenfest!!!

  4. Hallo,

    Vielen lieben Dank für den ausführlichen Bericht.
    Ich habe das Tailfin Aeropack auch schon seit 4.000 km im Einsatz und bin sehr zufrieden .
    Jedoch ist der preisliche Einsatz schon enorm.

    Ich bin auf das System gekommen da es keine richtig Gepäckträger fürs Rennrad wo ich keine Befestigungsmöglichkeiten habe gibt.

    Bei meiner Radreise durch Mexiko und Costa Rica störte mich das meine Packtaschen 2x 10 Liter über meine Oberschenkel hinausragten.

    Das ist beim Aeropack nicht der Fall bei gleichem Packvolumen.

    Somit das optimale System für mich.

    Gruß

    _markus_bike_

  5. says: Lars

    Hallo Martin,

    danke für deinen Test! Ich habe mich letztens auch entschieden, mir ein Tailfin Aeropack zuzulegen. Ich hab die Aluvariante wegen dee Möglichkeit, zusätzlich Cages anbringen zu können. Ich bin nach erstem Test echt angetan, vor allem was die Zugriffsmöglichkeiten im Gegensatz zu einer Arschrakete angeht. Versuch doch mal, in einem klassischen am Rad montierten Seatpack nach irgendwas zu kramen 😉
    Zwei Dinge würde ich noch ergänzen. Erstens, ich habe mir Verlängerungen für die Pannier-Aufnahmen mitbestellt. Damit kann man auch vorhandene Ortlieb-Taschen (oder andere) benutzen und ist keineswegs auf die Tailfin-Panniers angewiesen. Funktioniert super! Zweitens, der Kundenservice. Ich habe direkt auf der ersten Fahrt die Mutter von der Schnellbefestigung verloren, weil die nicht festgeklebt war (sollte sie aber laut Tailfin). Außerdem war der Arch nicht so richtig mittig überm Hinterrad. Kurzer Chat mit dem Kundenservice und innerhalb von 3 Tagen hatte ich kosten- und versandfrei ein neues Paar Schnellbefestigungen und eine Universalachse daheim. Tailfin ist da wirklich hinterher, und das finde ich echt klasse. Ich bereue jedenfalls keinen Cent, den ich dafür ausgegeben habe.

    Viele Grüße Lars

  6. Hi,

    ich bin durch Torsten Frank und sein Blog auf Tailfin gekommen.
    Ich mache nicht so krasse Sachen (TCR, Atlas/Silkroad Mountain Race) wie ihr, und ich benutze für das meiste das gleiche Rad – Pendeln, Reisen, Orbits fahren…

    Ich hab mich für Tailfin entschieden, weil ich in echten 5 – maximal 10 Sekunden den Träger montiert bekomme und dann entweder eine große Pannier in die auch locker Bürozeugs, also nen 13″ Laptop, Wechselklamotten und so gehen, oder (für Reisen) das Aeropack (und/oder Paniers) dranbekomme.
    Oder eben ohne Träger rumdreschen kann.

    Ich hab die Alu-Variante, aber auch die ist brutal teuer. 🙁

    Trotzdem liebe ich das Zeug, vorallem weil es absolut rödelfrei und schnell (de-)montierbar ist.
    Es macht absolut überhaupt keine Geräusche, in die Aeropack geht auch nen dicker Winterschlafsack und noch mehr Zeug, wie Du schreibst.

    Den Shimmy-Effekt bei Freihändigfahren hab ich auch (nur bei Benutzung mit beladenen Paniers und bei wenig Last auf dem Vorderrad). Ich nehme an, dass die Beladung mit Zeug auf oder sogar etwas hinter der Hinterachse eine Rolle spielt.

    Es gibt (neben dem Geld, das dann woanders ist) bei mir noch einen Nachteil: Mein Rücklicht ist an meiner Sattelstütze, mit Aeropack brauch ich dann noch nen Batterielicht.

    1. Hier sieht man, wie weit hinter der Hinterachse (bei mir) die großen Taschen hängen.

      https://leben-auf-dem-boden.de/wordpress/wp-content/uploads/2022/11/2022-11-06_09-meckpom-48.jpg – dichter ginge auch nicht, bei meinen 46er-Schuhen würde ich da sonst, wie bei allen anderen Paniers auch, mit den Hacken anschlagen.

      (ich fahr trotzdem freihändig, ich finde das störend, aber nicht gefährlich)

      Das Aeropack ist zumindest zur Hälfte vor der Achse. https://leben-auf-dem-boden.de/wordpress/wp-content/uploads/2022/09/2022-09-23-fu%CC%88u%CC%88r1-square-1.jpg
      Und bei weiterem Gewicht am Vorderrad (Cages/Lenkertasche) hab ich das noch gar nicht wahrgenommen.

  7. says: Ingo

    Hallo Martin, ich schätze Dich und Deine Beiträge sehr, insbesondere auch Deine regelmäßigen jährlichen “Statistiken” zum Thema Reiseräder und Ausrüstung. Aber das Tailfin-System geht mir wirklich gegen den Strich und Werbung dafür auch!

    Nun bauen sich die Bikepacker doch wieder Gepäckträger ans Rad und das für einen absolut unverschämten Preis! Wenn ich es richtig nachvollzogen habe, dann kostet das Carbon Aero Pack mit 2×5 Litern Seitentaschen satte 650,-€ und mit 2×10 Litern 700,-€. Kommt dann noch die Trunk Top Bag mit 20 Litern hinzu, erhöht sich der Preis um nochmals 200,-€. Somit wäre man für 30 Liter Volumen bei 850,-€, für 40 Liter sogar bei 900,-€. Darüber hinaus erkauft man sich einen hohen Schwerpunkt.

    So ganz schlecht war dann die Lösung der Reiseradler mit zwei Seitentaschen von Ortlieb oder Vaude dann wohl doch nicht. Auch diese waren nicht günstig, ab das was Tailfin da aufruft ist schon eine Hausnummer! In einer Gesellschaft mit zunehmenden Anteil an Meschen welche nur mit Mühe Ihren Lebensunterhalt bestreiten können, halte ich ein Gepäckträger-System mit Taschen für >=850,-€ für so sinnfrei wie Yachten und Sportwagen.

    Ich freue mich auch, wenn ich ein Ausrüstungsteil gegen ein Leichteres ersetzen kann und konnte über die Jahre meine Radreise-Ausrüstung samt Küche, Zelt und umfangreicher Fotoausrüstung auch auf rund 15kg reduzieren, aber die Verhältnissmäßigkeit sollte schon gewahrt bleiben.

    Und wenn es um Langstreken-Rennen geht, dann sollte nicht nur die Zeit sondern auch der Systemvor-/nachteil in eine faire Bewertung einbezogen werden.

    Schlimm genug was heute insbesondere im Fussball und teilweise anderen Hochleistungssportarten läuft. Müssen wir das jetzt wirklich im Radreise-Bereich zum Vorbild nehmen? Leichter, teurer, schneller, weiter….

    Nix für Ungut, aber das mußte ich jetzt mal loswerden!