HINWEIS:
Nordisk hat mir auf meine Anfrage hin das Telemark Zelt zum Testen zur Verfügung gestellt. Ich habe es anschließend wieder zurückgeschickt. Daher ist das Werbung. Unbezahlt. Unaufgefordert.Die Suche nach dem „richtigen“ Zelt ist oft aufwändiger als man denkt. Es gibt mittlerweile so viele Optionen, Alternativen, Marken und Empfehlungen, dass man schnell den Überblick verliert.
Und dann gibt es noch die Frage nach dem Gewicht. Vor vielen Jahren war ich ganz stolz, ein 2-Personen Zelt mit nur 3,5kg Gewicht zu haben. Mittlerweile ist das eher schwer, denn bei den Materialien und der Verarbeitung hat sich sehr viel getan.
Heute würde ich sagen, dass ein normales 2-Personenzelt für den 3 Jahreszeiten-Einsatz zwischen 2 und 3 kg wiegen kann. 1-Personenzelte liegen oft darunter, zwischen 1 und 2 kg.
Auf einer normalen Radtour fahre ich mit meinem Exped Venus II Zelt, welches 2,5 kg wiegt und ausreichend Platz für 2 Personen bietet. Auf meinen Bikepacking-Touren nehme ich das Wechsel Pathfinder UL mit 1,9kg Gewicht und genug Platz für mich und etwas Gepäck. Allerdings ist es dann vom Platzangebot schon eher begrenzt, was bei schlechtem Wetter wiederum nicht optimal ist.
Mit Interesse habe ich natürlich die teilweise unglaublichen Entwicklungen in Sachen Ultra-Leicht Zelte verfolgt und mit dem Lofoten 1 ULW von Nordisk ein nur 500g leichtes Zelt auch getestet. Mein Fazit könnt ihr hier lesen.
Im Kern war es mir zu klein, aber als (Not-)Behausung auf kürzeren Bikepacking-Touren durchaus interessant.
Im Frühjahr habe ich auf der Globetrotter Freizeit Ausstellung das Nordisk Telemark 2 ULW gesehen. Es ist als 2-Personen Zelt ausgewiesen, bietet viel Raum und das bei einem Gewicht von nur 880g (laut Nordisk) und einem sehr geringen Packmaß. Eigentlich das ideale Zelt fürs Bikepacking.
Also fragte ich bei Nordisk an und konnte dankenswerterweise ein Telemark testen.
Das Zelt
Das Telemark 2 ULW ist schon sehr kompakt. Das Packmaß beträgt 12x41cm, welches auch nach mehrmaligem Ein- und Auspacken stimmt. Damit passt es prima in die Lenkerrolle oder auch an die Gabel-Cages. Es ist ungefähr so groß wie ein Sattel.
Wer es noch kompakter möchte, der kann das Gestänge entnehmen und dies separat in der Rahmentasche verstauen. Damit ist das „Restzelt“ noch kompakter verstaubar.
Das Gestänge, bzw. die Stange ist beim Telemark 2 ULW aus 7,3mm starkem Carbon. Wenn man sie das erste Mal in den Händen hält, hat man Angst, sie zu zerbrechen, was aber natürlich nicht passiert.
Neben dem Gestänge gibt es insgesamt noch 7 Titan Heringe, die jeder um die 9g wiegen. Zum Zeltaufbau benötigt man nur 4 Heringe, die anderen drei dienen der weiteren Abspannung und als Ersatz.
Mit dem Carbon-Gestänge und den Titan-Heringen erreicht das Telemark 2 ein Gewicht von 880g. Allerdings soll dieses Gewicht nur ohne Packsack und nur mit Innenzelt, Außenzelt, Stange und Eckstangen. Diese kurzen Eckstangen sind an den Ecken des Außenzelts in Cordura-Taschen untergebracht und dienen der Formstabilisierung. Sie können aber auch entnommen werden und fungieren dann zusammengesteckt als Vorzeltdach-Halter, um etwas mehr Sonnenschutz zu gewährleisten.
Ich habe das Zelt gewogen und kam auf folgende Werte:
- Inklusive Packsack und allem Zubehör: 1.034g
- Nur Innenzelt, Außenzelt, Stange, Eckstangen und Heringe: 950g. Zieht man hier die Heringe mit ab, ist das Gewicht von 880g durchaus erreicht.
Der Aufbau
Das Telemark ist ein Tunnelzelt mit einem Eingang und besteht aus Außen- und Innenzelt, welche zusammen oder getrennt (nur das Außenzelt) aufgebaut werden können. Das Innenzelt ist durch Haken mit dem Außenzelt verbunden. Dazwischen gibt es genügend Raum für die Luftzirkulation.
Das Zelt an sich befindet sich in einer Tasche, die sich im Innenzelt befindet und mit diesem fest verbunden ist. Das heißt, beim Abbau muss das Außenzelt und das Innenzelt etwas offen sein, um den Zeltstoff entsprechend dort zu verstauen. Diese Tasche nimmt dann auch die Heringe und das Gestänge auf.
Das Material des Außenzelts ist sehr dünn und gewöhnungsbedürftig, denn auch hier hat man den Eindruck, dass es schnell zerreißen könnte. Aber auch das ist natürlich nicht der Fall. Es besteht zu 100% aus Nylon (Ripstop) mit einer Garnstärke von 10D (Fadenzahl 455T) und einer Reißfestigkeit von 8kg.
Nordisk nennt das Material „Nortech Style T-NY 10D“ und gibt das Gewicht mit 30g/m2 an.
Der Reißverschluss des Außenzeltes wirkt sehr solide, auch wenn beim Zuziehen manchmal die Reißverschlussüberlappung stört. Diese beginnt etwas später, weshalb man da manchmal drankommt und der Reißverschluss stoppt. Insgesamt aber kein Grund zum Meckern. Gut hat mir der magnetische Verschluss am unteren Ende des Reißverschlusses gefallen, der das Außenzelt gut abschließt.
Das Innenzelt wirkt ähnlich dünn, verhält sich aber wie andere Innenzelte auch. Es besteht ebenfalls aus Nylon (Ripstop) mit einer Garnstärke von 15D (Fadenzahl 341T) und einem Gewicht von 26g/m2.
Der Zeltboden ist etwas solider gefertigt und besteht aus PU-beschichtetem Nylon mit einer Garnstärke von 20D bei einem Gewicht von 53g/m2. Ich zelte meist ohne Unterlage (Neudeutsch: Footprint) und habe auch im Wechsel einen ähnlich dünnen Boden.
Was noch wichtig ist: die Wassersäule des Außenzeltes ist 2.000mm, die des Innenzeltbodens 8.000mm. (Hier findet ihr Informationen zur Bedeutung der Wassersäule)
Der Aufbau ist recht simpel und schnell bewerkstelligt.
Nachdem das Zelt ausgebreitet ist, schiebt man das Gestänge einfach in der Mitte der Zeltaußenhaut in den entsprechenden Kanal und verankert beide Ende in den dazugehörigen Schlaufen.
Dann werden die Ecken an der einen Seite mit den Heringen im Boden verankert. Anschließend zieht man auf der anderen Seite die Zeltenden lang, richtet damit das Zelt auf und spannt es mit den Heringen ab. Fertig!
Dann kann man noch Nachspannen und das Zelt steht stabil. Da es ein Tunnelzelt ist, braucht es aber zwingend diese Abspannungen, um überhaupt stehen zu können. Hier muss man sich entscheiden: Möchte man ein selbststehendes Zelt oder ein ultra-leichtes? (Ich weiß, es gibt auch sehr leichte selbststehende Zelte, aber in diesem Fall wird die Gewichtsersparnis auch durch die Reduzierung von Gestänge realisiert.)
Allerdings sind die Titan-Heringe nicht wirklich stabil. Ich habe das Zelt auf verschiedene Böden aufgebaut, aber alle waren nicht steinhart. Dennoch ist es mir gelungen, ohne besonderen Kraftaufwand zwei der Heringe zu verbiegen.
Das ist natürlich ärgerlich, aber bei 9g pro Hering eigentlich auch kein Wunder. Man kann durchaus mit den Heringen arbeiten, aber ich würde diese vermutlich durch stabilere (und nur wenig schwerere) aus Alu ersetzen. Als mögliche Alternative bieten sich die Robens Ultralight Alu Heringe an, die ebenfalls nur 9g wiegen. (Danke an Stylist Robert für den Tipp).
Exkurs: Selbststehend oder Tunnel-Zelt für die Tour?
Fragt man erfahrende Weltumradler, so schwören diese auf selbststehende Zelte, da man oft nicht immer den passenden Untergrund findet, um ein Zelt abzuspannen. Auch ich bin eher Fan der selbststehenden Zelte. Dennoch gibt es viele, die gerne Tunnelzelte dabei haben und trotzdem klar kommen. Ich würde im aktuellen Fall ein Tunnelzelt aus Gewichtsgründen und Kompaktheit dem selbststehenden vorziehen, allerdings plane ich damit keine Weltumradlung.
In meiner Umfrage „Alles für die Radreise 2018“ gaben 35% der Befragten an, ein selbststehendes Kuppelzelt dem Tunnelzelt (32%) vorzuziehen. Und was die Größe angeht, so setzen 52% auf 2-Personenzelte, auch wenn sie eher allein unterwegs sind, einfach weil sie dadurch mehr Komfort durch Platz gewinnen, was unterwegs durchaus hilfreich ist.
Nun möchte man meinen, dass bei diesen ultra-light Zelten die Länge dann nur für kleinere Menschen abgestimmt ist. War das Nordisk Lofoten 1 wirklich arg kurz für mich (ich bin 1,83cm) und auch recht eng, so offenbarte sich das Telemark 2 als ein kleines Raumwunder. Das Zelt verfügt außen über eine Länge von 235 cm, bei einer Breite von 175 cm und einer Höhe von 106 cm. Das Innenzelt ist 220 cm lang, 135cm breit und 100 cm hoch.
Zudem lässt sich das Innenzelt variabel in der Breite einstellen, so dass man je nach Platzbedarf die Apside auch vergrößern kann, in dem man den Schlafbereich verkleinert. Vollständig ausgefahren bietet die Apside genug Platz, um meine Bikepackingtaschen, sollte ich sie denn abnehmen, aufzunehmen.
Vom Platz im Innern war ich durchaus angetan.
Ich konnte gut darin sitzen und auch das Wechseln der Klamotten funktioniert ganz gut, ohne sich dabei zu verrenken. Viel Platz bietet auch der Fußraum, wenn man mit Isomatte und Schlafsack darin liegt.
Für eine Person ist das Telemark 2 ein sehr angenehmes Zelt, denn es bietet genügend Platz, um im Inneren noch Klamotten unterzubekommen oder neben sich zu deponieren. Ich habe meist Kleinkram, wie Kamera, Smartphone, Akku und GPS direkt neben mir liegen und dafür ist wirklich mehr als genug Platz. Zudem liegt man nicht direkt am Innenzelt, was viel Bewegungsfreiheit beim Schlafen zulässt. Bei 2 Personen wäre es mir zu kuschelig, zumal es auch nur einen Eingang gibt. Dann wäre das Telemark 2 aus meiner Sicht eine Nummer zu klein – oder man kennt sich sehr sehr gut.
Aber – und das ist eigentlich mein Hauptkritikpunkt am Zelt: leider hängt das Innenzelt im Fußbereich so durch, dass der Schlafsack permanent mit diesem in Kontakt kommt. Das ist bei lauen Sommernächten sicherlich kein Problem, aber sobald sich Schwitzwasser bildet, nimmt der Schlafsack so die Feuchtigkeit auf. Ich habe viel rumprobiert, ob ich das Innenzelt so gespannt bekomme, dass dieses Durchhängen nicht mehr stattfindet, aber ohne Erfolg. Aus meiner Sicht ließe sich das aber durch zusätzliche Haken lösen, die den unteren Teil des Innenzeltes am Außenzelt fixieren.
Fazit
Ich muss schon sagen, dass ich sehr angetan bin vom Nordisk Telemark 2 ULW.
Das Packmaß ist im Vergleich zum Raumangebot sehr gering, was beim Bikepacking natürlich eine Rolle spielt. Und natürlich auch das Gewicht: Ich finde die 950g mit Heringen absolut in Ordnung.
Ja, es ist nicht selbststehend, macht dafür aber einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe es an einem sehr windigen Tag aufgestellt und da zuckte es nicht. Nordisk gibt die Windstabilität mit 18m/s an. Einen Windtest des Telemark 2 findet ihr hier:
Der Aufbau geht wunderbar leicht und schnell. Und auch das Zusammenlegen des Zeltes ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Begeistert bin ich vom Raumangebot und der variablen Einstellung der Innenzeltbreite.
Das Telemark gibt es in zwei Farben: Forest Green und Burnt Red. Beide finde ich schick.
Allerdings hat diese Qualität und dieses Leichtgewicht auch einen entsprechenden Preis: 800 Euro ruft Nordisk dafür auf. Im Markt ist es bereits ab 570 Euro zu haben.
Zwei Sachen finde ich Verbesserungswürdig:
Zum einen das im Fußbereich durchhängende Innenzelt und den daraus entstehenden Komplikationen bei Schwitzwasser mit dem Schlafsack. Zum anderen die Titan-Heringe, die sich aber zu leicht verbiegen.
Wer beim Zelt für die Rad- oder vor allem Bikepackingtour sehr auf Gewicht und geringes Packmaß achtet, der sollte sich das Telemark unbedingt anschauen.
Für die Nutzung als 2-Personenzelt würde ich es nicht empfehlen, da dann aus meiner Sicht der Komfort verloren geht. Als 1-Personenzelt ist es nahezu ideal, wenn auch recht teuer.
PRO
- Gewicht
- Packmaß
- Raumangebot
- Einfacher Auf- und Abbau
CON
- Preis recht hoch
- Titan Heringe verbiegen leicht
- Innenzelt hängt im Fußbereich zu sehr durch
- Nicht selbststehend
Mögliche Alternativen
Wer sich jetzt noch etwas umschauen möchte: ähnliche Zelte und Alternativen gibt es natürlich auch:
- Das Hilleberg Akto (1,3-1,7kg, 1-Personenzelt, 670 Euro)
- Das Helsport Ringstind Pro (2,2kg, 2-Personenzelt, 570 Euro)
- Das Nemo Hornet 1 (970g, 1-Personenzelt, 380 Euro)
- Das Quickhiker Ultralight 2 (1,9-2kg, 2-Personenzelt, 150 Euro)
- Das Robens Goldcrest 2 (1,34kg, 2-Personenzelt, 600 Euro) / Danke an Stylist Robert für den Tipp!
Zudem findet ihr hier noch eine Übersicht von 18 Zelten für Radreise und Bikepacking, in der auch das hier besprochene Telemark 2 dabei ist.
Ich habe nach viel Recherche (auch auf deiner Seite), bei der neben dem Packmaß und dem Gewicht auch der Preis eine große Rolle spielte, das Forclaz Trek 900 Ultralight von Decathlon gefunden.
Packmaß 40x12cm, Alugestänge, 1,6kg komplett, wobei da schon ein Footprint dabei ist.
Innenraum ist schon eher klein, dafür ist die Apsis recht gut nutzbar.
Die Innenlänge ist mit 210cm angegeben.
Kann man bei hohen Temperaturen und trockener Witterung auch ohne Überzelt aufstellen, oder aber auch das Überzelt wie ein Tarp alleine. Das Ganze für faire 120€.
Beim diesjährigen Hansegravel habe ich das erstmalig genutzt und bin damit auch in stürmischer Gewitternacht trocken geblieben. Und man bekommt es auch wieder in die Ursprungsgröße gepackt. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
Die Dänen werden werden unter den skaninavischen Zeltherstellern selten genannt.
Mein Favorit ist zwar das schwerere luxoriöse Robens Osprey 2 EX aber durchaus in diesem Rahmen verdient genannt zu werden ist das Robens Goldcrest 2 ( https://www.robens.de/de-de/shop/outdoor-zelte/zelte-mit-gestange/2-personenzelt/goldcrest-2 ) bei deutlich attraktiverem Preis, 2 Eingängen, nicht durchängendem Fußbereich und ( leider in der Zeltbeschreibung nicht erwähnten ) ebenfalls 9 gr leichten 16cm Alu-Zeltnägeln ( https://www.robens.de/de-de/shop/outdoor-zubehor/zeltzubehor/heringe/ultralite-hering ).
Bei den Angaben über die Wassersäulen vom Telemark beziehen sich die 8.000 mm natürlich auf den Zeltboden und nicht auf das Innenzelt – sonst würde ich das Innenzelt nach außen stülpen… 😉
Danke für den Tipperhinweis. Natürlich ist es der Innenzeltboden, der 8.000mm hat.
Das Robens schaut ebenfalls gut aus. Alternativen gibt es ja immer…