Maria sei Dank: ein Overnighter nach Bremen und zurück

Overnighter Hamburg Bremen
220 km durch das schöne Hamburg und Niedersachsen

Eigentlich lag es an Cyrill von Alexandrien, der im 5. Jahrhundert das Fest zur Aufnahme Marias in den Himmel einführte und diesen Feiertag auf den 15. August legte. Und eigentlich lag es auch an meinem Arbeitgeber Adobe, der im letzten Jahr beschlossen hat, dass die bayrischen Feiertage nun auch für alle Niederlassungen in Deutschland gelten. Das bescherte mir als Hamburger einen freien Mittwoch, den ich natürlich gleich in einen Overnighter umplante.

Ich wollte schon immer mal mit dem Rad nach Bremen fahren und so stand das Ziel meiner Tour auch fest. Nach einer kurzen Planung auf Komoot war klar: die Strecke ist doch viel zu kurz. Warum also nicht Bremen kurz berühren und dann wieder zurück an die Elbe fahren? Stade bot sich an, da es dort eine S-Bahn gab, mit der ich wieder nach Hamburg reinfahren konnte. Die Route stand also fest: von Hamburg nach Bremen und wieder zurück nach Stade. Laut Planungstool 188 km – das ist für ein bisschen nach der Arbeit und einen Tag mehr als gut zu schaffen.

An dieser Stelle muss ich gleich mal sagen, wie gut doch Komoot diese Strecke geroutet hat: sehr viel Trail und Radweg-Piste und wenig Straße. Hierfür hatte ich einfach das Profil auf Mountainbike gestellt und so durchaus interessante und fordernde Passagen quer durch Wälder und Felder bekommen.

Am Dienstag packte ich fix das Rad. Ich wollte auch gleich mal ein paar neue Packideen ausprobieren: zum ersten Mal habe ich die Cages an der Gabel benutzt. So hatte ich mir für vorne 4 Liter Beutel von Vaude gekauft. In den einen kam der Schlafsack (und weil der 4 Liter Beutel dann nicht mehr zu ging, wurde ein weiterer Beutel verbaut). In den anderen kam mein Kocher mit Essen, Besteck und Tasse. Leider hatte dieser Beutel am Ende der Tour dann auch einen kleinen Riss. Also nicht wirklich Bikepacking-tauglich und ärgerlich, da er immerhin auch fast 20 Euro gekostet hat.

Overnighter Hamburg Bremen
Mein Bombtrack für den Overnighter

In die Lenkerrolle kamen wie immer Zelt, Isomatte, Innenschlafsack und Gamaschen. In die Accessory-Tasche Kleinkram wie Geldbörse, Halstuch, Stirnlampe, Riegel. Die Cockpit-Tasche transportierte Powerakku, Ersatzbatterien für das Navi und das Smartphone Ladekabel. In der Rahmentasche Werkzeug, Ersatzschlauch und Schloss. In der Arschrakete fuhren eine leichte Jacke, ein Longsleeve für die Nacht, Ersatz-Rad Shirt, Waschkram und Apotheke mit.

Overnighter Hamburg Bremen
Abfahrt Hamburg

Und dann ging es los: erstmal mit der Fähre nach Finkenwerder und von hier aus durch das Alte Land nach Buxtehude. Ich war hier schon oft, aber diesmal führte mich das Navi schön abseits der großen Straßen und über recht einsame Wege. Aber das konnte nicht davon ablenken, dass sich am Himmel immer mehr dunkle Wolken versammelten. Mein Ziel war ein Campingplatz in Zeven, also doch schon noch ein ganzes Stück, auch weil mein Track immer wieder durch dichten Wald und entlang von Feldern führte. Das war landschaftlich sehr schön, aber auch zeitraubend. Egal, ich lies mir meine Laune nicht verderben und genoss die Herausforderung, den immer stärker werdenden Wind und den dunklen Himmel. Draußen sein ist halt nicht nur Sonnenschein und das ist auch gut so.

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Es wurde dunkler…

Wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen und feiner Sprayregen in Verbindung mit Sturmböen gaben alles, um mich richtig nass zu machen. Seit Ewigkeiten zog ich mal wieder Regengamaschen und Regenjacke an. Allerdings war es auch egal, ob ich durch den Regen oder durch meinen Schweiß nass war. Es blieb warm und nach einer Stunde war es auch wieder vorbei und die Abendsonne zeigte sich am Horizont und vertrieb die dunklen Wolken.

Overnighter Hamburg Bremen
Regen im Sommer – wo gibt es denn sowas?

Da ich während des Regens gefahren bin, war ich nun gegen 20 Uhr kurz vor Zeven. Drei Stunden für 70 km fand ich nicht schlecht, aber auch völlig ausreichend für eine Tour nach der Arbeit. Und kaum war die Isomatte aufgeblasen, fiel ich schon in einen erholsamen Schlaf.

Overnighter Hamburg Bremen
Gute Nacht!

Der neue Tag weckte mich um 6 Uhr. Schnell das Zelt zusammengebaut und einen Kaffee gekocht. Ich merke immer wieder, dass ich auf Tour so gar nicht der Kochen-Mensch bin. Kaffee ist ja ok, aber jetzt großartig damit “rumkochen” und Zeug mitschleppen ist einfach nicht meins. Ich werde also vermutlich keinen Kocher mit nach Gabun nehmen. Dann spare ich mir auch das Gewicht und den Platz dafür.

Overnighter Hamburg Bremen
Guten Morgen!

Eine Tasse Kaffee musste reichen – ich wollte los. Es war herrlich durch die frische Morgenluft zu radeln, zumal mein Track mich gleich wieder in tiefen Wald führte. Nur noch wenige Kilometer und ich war in Bremen.

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Mal kurz Hallo gesagt…

An der Wümme bei Lilienthal erfolgte dann der U-Turn und ich drehte aus dem Gegenwind in Richtung Nord-Osten, Richtung Elbe. Nächster Stopp war Worpswede, dass ich mir schon immer mal anschauen wollte. Es ist ein gut gepflegtes Künstlerdorf, dass aber für mich keinen Charme versprühte.

Overnighter Hamburg Bremen
Durch die Felder der Sonne entgegen…

Viel mehr mochte ich die kleinen Dörfer und alten Fachwerkhäuser, denen ich auf den dann folgenden Kilometern begegnete. Wunderschön, wie sich diese teilweise abgelegenen Nester in das Land duckten und so richtig ländliche Idylle versprühten. Und sogar Funklöcher gab es immer wieder. Diese Einsamkeit war schon sehr einladend. Bei kurzen Pausen genoss ich die totale Ruhe, nur unterbrochen durch das Rauschen des Windes oder das Knattern eines Treckers in der Ferne.

Overnighter Hamburg Bremen
Out of Africa in Lilienthal

Das Wetter war warm und sonnig. Ich fuhr durch Neen-Moor, Hanstedt und Rhade und überquerte dann die Oste bei Ober-Ochtenhausen, an deren Ufer ich vor ein paar Jahren mit dem Rad entlanggefahren bin. Mein Weg führte nun mehr auf Radwegen und entlang von Landstraßen, aber immer, wenn es mir zu viel wurde, bog der Track ab und führte mich auf feines Gravel oder schöne Pisten durch die Landschaft.

Overnighter Hamburg Bremen
Durch Wälder, über Felder und unter Brücken hindurch…

Insgesamt eine gute Mischung aus Pisten fahren und Ballern. Und dann war ich auch schon in Fredenbeck und wenig später an meinem Ziel, dem S-Bahnhof in Stade angekommen.

Overnighter Hamburg Bremen
Schön abwechslungreicher Track

Allerdings wurde aus meinem Plan, mit der S-Bahn nach Halstenbek zu fahren dann doch nichts. Aufgrund von Bauarbeiten gibt es Schienenersatzverkehr und so fuhr ich mit der Bahn nur nach Neugraben. Hier stieg ich wieder auf mein Rad und fuhr die 10 km bis nach Finkenwerder zum Fähranleger. Nachdem ich dann über die Elbe nach Teufelsbrück gebracht wurde, rollte ich die letzten Kilometer auf meinem Arbeitsweg zurück nach Halstenbek.

Overnighter Hamburg Bremen
Diese Ruhe…

220 km insgesamt standen am Ende auf der Uhr und es war erst Nachmittag. Eine wirklich schöne Tour mit viel Single-Trail, Waldwegen und Schotterpisten lag hinter mir. Wer mag, dem empfehle ich diese Runde auch zu radeln. Man kann das durchaus auch an einem Tag fahren und man erlebt ganz viel klassisch-idyllisch-schönes-sehenswertes Niedersachsen/Hamburg Norddeutschland.

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6 Comments

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  1. Eine schöne Tour, und ein schönes Rad, das du da hast. Die Reifen sind ja recht breit. Nutzt du die immer so, oder hast du für Stadt/Straße ein zweites Rad?
    Ich bevorzuge nur ein Rad zu besitzen und muss dadurch bei den möglichen Wegen immer Kompromisse eingehen. Trotzdem tolle Tour!

  2. says: Gerold Heider

    Hallo Martin,
    wäre es denn so schlimm wieder einen Schlauch zu nehmen ?
    Ich fahre tausende km pro Jahr und habe mit Schlauch ( Reifen Super Motot X 27,5 x 2,4 auf
    40mm Rennstahl Felge ) noch nie Probleme gehabt.
    Wären die ca. 300g mehr für Schläuche wirklich so schlimm ?
    Grüße Gerold

    1. Hallo Gerold,

      Ich fahre natürlich mit einem Schlauch. Allerdings mit TL Ready Felge und TL Ready Mantel.

      Mir geht es nicht ums Gewicht – ich habe einfach die Schwierigkeiten mit TL unterschätzt.

      Viele Grüße
      Martin

  3. says: Stylist Robert

    Nächstesmal mache noch einen kleinen Schlenker in Richtung Fischerhude, Hexenberg und Sagehorn. Durch die Naturschutzgebiete der Wümmeniederung darfst du zwar nicht durchs Gelände fahren, aber die Feldwege entlang ist auch sehr schön.
    Freut mich, daß die meine Hausstrecke um Bremen auch gut gefällt!