Zwei Tauchlehrer auf Radreise – eine ungewöhnliche Kombination: Moni und Christian verbinden mit ihrer Tour auf eine interessante Art ihre Leidenschaften fürs Radreisen und Tauchen. Und so radeln sie von Tauchspot zu Tauchspot durch die Welt. Gerade sind sie im Iran und ich freue mich sehr, beide heute beim Reiseradler-Interview begrüßen zu können.
Zum Warmwerden: Wie seid ihr zum Radreisen gekommen?
Christian kam zuerst zum Reiseradeln. Der Ursprung war der Diebstahl seines Mountainbikes. Mit dem Geld von der Versicherung wollte er sich ein neues Fahrrad kaufen. Im Laden entdeckte er ein voll ausgestattetes Reiserad mit den entsprechenden Taschen. Das war Liebe auf den ersten Blick. Er hatte davor noch nie was vom Reiseradeln gehört. Ein paar Monate später war er auf dem Weg zur ersten Radtour in Ägypten. Dieser Trip hat die Liebe zum Reiseradeln erst richtig entfacht. Von 1998 bis 2004 folgten Touren in 20 europäischen und afrikanischen Ländern mit insgesamt rund 20.000 Kilometern. Mit der Geburt seiner Tochter trat das Radreisen in den Hintergrund, bis wir uns 2010 kennenlernten.
Für Moni war diese Art zu Reisen schon immer ein Traum, jedoch fehlte der richtige Partner, diesen zu verwirklichen. Somit sind wir seither zusammen unterwegs und verbrachten große Teile unseres Urlaubs auf Fahrrädern. Dabei war die Zeit jedoch immer zu kurz und die Idee einer langen Tour wuchs.
Zum Träumen: Wo wart ihr schon überall und wo müsst ihr unbedingt noch hin?
Christian hat bereits Radtouren in Schweden, Finnland, Norwegen, Lettland, Litauen, Estland, Russland, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich, England, Schottland, Niederlande, Belgien, Tunesien und Ägypten unternommen, bevor wir uns kennenlernten. Gemeinsam haben wir mit kleineren Touren durch Deutschland begonnen. Danach folgten Touren durch Marokko, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman.
Seit Juni 2017 sind wir nun unterwegs Richtung Australien und haben bisher Österreich, Italien, San Marino und Malta durchradelt. Von Malta aus geht es aktuell zurück durch Italien und per Fähre weiter nach Albanien. Einige unserer Traumziele liegen auf unserer geplanten Route nach Australien, zum Beispiel Kappadokien, der Pamir-Highway und Vietnams grandiose Höhlen.
Auch wenn unsere geplante Tour schon relativ lange ist, deckt sie noch lange nicht alle Traumziele ab. Am meisten reizen uns Ziele, bei denen sich Radeln und Tauchen gut verbinden lässt. Ganz oben auf der Favoritenliste stehen dabei Mexiko, Malawi und Florida.
Zum Nachmachen: Welches Land könnt ihr empfehlen und warum?
Als wir auf Sizilien waren, haben wir uns bereits vorgenommen: „Wir kommen wieder“. Hier findet man einfach alles, was ein Radlerherz höherschlagen lässt: Malerische Küste mit Sandstränden und Steilwänden, flache Routen wie auch knackige Anstiege und rasante Abfahrten, durchweg freundliche Leute und mediterranem Flair.
Wir haben bisher allerdings überall positive Erfahrungen gesammelt und jedes der bereits bereisten Länder steht weiterhin auf unserer ToDo-Liste und kann guten Gewissens empfohlen werden.
Zum Erfahren: Was hat euch bislang am meisten unterwegs beeindruckt?
Eine Vorliebe von uns beiden ist es in den Abend zu radeln und noch ein ganzes Stückchen bei Dunkelheit zu fahren. Viele von uns bereiste Länder zeigen sich dann in völlig neuem Gewand. Beindruckend war ein Kinderspielplatz in einer marokkanischen Oase, welche hellbeleuchtet gegen 22 Uhr zum Leben erwachte: Mit jeder Menge Kleinkinder und Kinderlärm. Ebenso erwachen die kleinen Städte und Dörfer mit der anbrechenden Dunkelheit. Durch diese Kulisse zu radeln genießen wir sehr.
Weiterhin beeindruckend sind die kleinen Dinge des Alltages. Sei es eine spontane Fahrradbegleitung über 80 km von Marco in Ravenna, der uns eine versteckte, verwinkelte, schöne Strecke abseits der Hauptverkehrsstraße zeigte. Ebenso begeistert uns immer wieder überraschende Gastfreundschaft, Übernachtungseinladungen und kleine Geschenke.
Zum Nachvollziehen: Tauchen oder Radfahren – wie passt das zusammen und was macht euch am meisten Spaß?
Tauchen und Radfahren passt super zusammen, das Fahrrad bringt uns zu tollen Tauchplätzen. In Deutschland hieß das gelegentlich: Tauchzeug aufs Rad gepackt und ab an den nächsten See. Weite, anstrengende Strecken und anspruchsvolle Tauchgänge sollte man so allerdings nicht planen, da eine der Grundregeln beim Tauchen „Keine Anstrengung anschließend“ ist.
Auf der Tour jetzt können wir leider neben der Reiseradelausrüstung nicht auch noch unsere ganze Tauchausrüstung mitnehmen. Daher sind wir auf Leihequipment beziehungsweise für längere Radelpausen auf die Post angewiesen. Wir haben im August und September auf einer Tauchbasis in Gozo gearbeitet. Da haben wir uns die Ausrüstung per Post zusenden lassen und mit unserem Besuch im Flugzeug zurückgeschickt.
Es wäre unmöglich, uns zwischen Radeln und Tauchen zu entschieden. Am meisten Spaß macht immer das, was wir gerade machen. Bei längeren Rad- bzw. Tauchpausen vermissen wir allerdings das jeweils andere. Unterwasser-Reiseradeln wäre perfekt 😉
Zum Leben: Seid ihr lieber alleine unterwegs, oder zu zweit? Und warum?
Ganz klar: zu zweit ist es für uns optimal. Wir können unsere Erlebnisse so gut teilen, wissen wie der andere tickt und sind ein eingespieltes Team. Moni würde alleine beim wildcampen nicht besonders gut schlafen, so dass unsere Lieblings-Übernachtungsvariante für sie alleine nicht in Frage kommt.
Zum Fahrrad: Stellt es uns bitte mal kurz vor: Welche Komponenten sind an euren Rädern dran?
Unsere Fahrräder bestehen aus 28 Zoll Stahlrahmen. Um den Lack zu schützen wurden die Rahmen mit Folien von MooxiBike aufgepeppt. Wir haben die Räder vor der aktuellen Tour neu aufgebaut. Verbaut sind nun jeweils eine komplette Deore-Gruppe, Gepäckträger und Lowrider von Tubus, Sputnik-Felgen und Schwalbe Marathon Plus Mäntel. Großen Wert legen wir auf Beleuchtung, um auch nachts fahren zu können. Unsere Nabendynamos (Shimano LX) und Lampen (K+B B&M) ermöglichen es uns, während der Fahrt Elektrogeräte zu laden. Allgemein ist unser Anspruch an die Ausrüstung ist einfach, langlebig und reparaturfreundlich.
Zum Mitfühlen: Gab es Pannen unterwegs und falls ja, welche?
Bisher mussten wir einen selbstverursachten Sturz verzeichnen. Christian war die Kamera während der Fahrt runtergefallen und hatte sofort gebremst, um sie aufzuheben. Für die im Windschatten Rad an Rad fahrende Moni war die Bremsung zu spontan und sie krachte in Christian rein. Außer ein paar Schürfwunden, blaue Flecke und Verstauchungen ist alles zum Glück nichts passiert.
Größere Pannen haben wir ansonsten noch nicht erlebt. Es waren immer eher Kleinigkeiten wie gebrochene Ständer – ein Dauerthema bei Christian, ein verlorener Spiegel oder eine kaputte Klingel. Nichts was wirklich aufhält.
Zum Wissen: Euer ultimativer Tipp für das Reisen mit dem Fahrrad?
Der erste Tipp ist: Nicht lange Planen und Überlegen, sondern einfach losradeln. Flexibilität ist aus unserer Sicht ein großes Plus, gerade bei langen Touren hat man genug Zeit, die Ausrüstung unterwegs anzupassen. Auch bei der Routenplanung legen wir uns nicht gerne fest, sondern genießen die Freiheit unterwegs zu entscheiden. Unser Ziel Sydney kommt hauptsächlich daher, dass „Wir fahren einfach los, mal sehen wohin es uns verschlägt“ immer lange Erklärungen nach sich zieht…
Auch unterwegs setzen wir auf kreative Lösungen, als wir in Dubai tagsüber keine Alternative zur 6-spurigen Autobahn finden konnten, haben wir kurzerhand 17 Uhr das Zelt aufgeschlagen und den Wecker auf 2 Uhr gestellt. Fazit: Der breiteste Radweg der Welt ganz für uns alleine und zum Frühstück um 7 schon knapp 70 km auf dem Tacho.
Zum Nachdenken: Was ist schwerer: Losfahren oder Wiederkommen?
Wir haben noch nicht so viel Erfahrung mit dem Wiederkommen. Mit dem Losfahren dafür umso mehr, bei unserer aktuellen Tour sind wir nun schon 4-mal losgeradelt: Zuerst von unserem Wohnort Halle, dann von Monis Heimat Kösching, vom Wörth See und zuletzt aus Gozo. Das Losfahren war immer anstrengend, aber von Vorfreude geprägt. Auch wenn wir vor der Abfahrt nicht geschafft haben, alles Notwendige zu regeln, können wir glücklicherweise auf die Unterstützung von Monis Familie zählen. Vielen Dank an dieser Stelle. Wir sind gespannt, wie sich das Wiederkommen gestaltet…
Zum Abschluss: Was ist als nächstes geplant?
Aktuell sind wir auf dem Weg nach Australien, der Plan für das nächste Jahr steht also schon fest. Nebenbei erkunden wir Orte für spätere Tauchexkursionen …
Hier gibt es mehr über Moni und Christian:
Hallo Martin,
ich habe deine Reiseberichte über Georgien gerade auf der Georgienseite verlinkt – danke dafür!
In den Interview oben las ich gerade etwas vom Neuaufbau der Räder und Gepäckträger von Tubus… Da kommen Erinnerungen hoch! Mein MTB von 1991 hatte den Gepräckträger von Tubus, ich glaube, damals eines der ersten Modelle. Beide haben nun rund 40.000 km hinter sich und stehen zwar seit Jahren warm und trocken im Haus, sind aber immer noch einsatzbereit.
Beste Grüße
Thomas
So, nun die Auflösung: Unsere Lampen sind von Büchel (Immerlicht Sport) – wir wussten die Marke tatsächlich nicht mehr und haben das aufgedruckte Logo bernommen, das ist K+B 😉
Christians hat allerdings nach 5 Monaten den Geist aufgegeben, so dass er inzwischen tatsächlich mit einer B+M Lampe unterwegs ist. Deutlich heller, was das Laden angeht gefällt uns die Büchel aber besser.
Liebe Grüße aus dem Iran,
Moni&Christian
“…Unsere Nabendynamos (Shimano LX) und Lampen (K+B) …”
Ich denke B+M Lampen oder weil ich kenne keine K+B
Svato
Ja, möglich. Es war so geschrieben und ich habe es so gelassen 😉 Ich gehe auch von B&M aus.