Kleiner und leichter geht (grad) nicht: das Nordisk Lofoten 1 ULW Zelt im Test

Leichter und kompakter geht derzeit nicht: das Nordisk Lofoten 1 ULW Zelt

Im März erreichte mich eine Pressemitteilung von Nordisk, in der das „wahrscheinlich leichteste Zelt der Welt“ vorgestellt wurde: das Lofoten 1 ULW. Zudem soll das Lofoten Zelt ein ebenso sensationelles Packmaß von nur 11×22 cm haben. Grund genug mal anzufragen und dankenswerter Weise bekam ich ein paar Wochen später ein Zelt zum Test gestellt.

Klein und Leicht: das Lofoten 1 ULW

Ich besitze aktuell vier Zelte: mein Exped Venus II Extrem, welches ich für meine Touren normalerweise nutze, mein Wechsel Pathfinder ZeroG, ein Jack Wolfskin 2-Personenzelt (welches genau, habe ich vergessen) und ein Decathlon 2 Seconds Wurfzelt (kann man für den echten Einsatz aber vernachlässigen).

Für die Radreise nehme ich immer mein Exped Zelt. Es ist auf 2 Personen ausgelegt, wiegt um die 2,5 kg und ist groß genug, um bequem auch bei schlechtem Wetter alles im Zelt zusammen zu packen. Zudem ist es extrem sturmstabil.

Das Lofoten beim Overnighter

Das Wechsel Pathfinder ist ein knapp 2kg leichtes 1-Personen Zelt, welches ich in Afrika dabei hatte und was ich benutze, wenn es mal auf eine Bikepacking Tour geht. Vom Packmaß ist es ideal für die Lenkerrolle.

In den letzten Jahren hat sich in Sachen Leichtbau und Packmaß aber einiges getan. Und das Lofoten 1 ULW ist quasi die aktuelle Endstufe, wenn es um Gewicht und Kompaktheit geht.

Tatsächlich ist das zweilagige Zelt nicht größer als eine Fahrradflasche und passt somit ganz einfach mit in die Packtasche neben den Schlafsack (solange das Zelt trocken ist).

Nicht größer als eine Radflasche

Und natürlich begeistert das Gewicht: 490g wiegt es im „Race Weight“, 565g in „Regular Weight“. Der Unterschied besteht im Gewicht ohne Packsack und nur mit den Titan-Heringe (Race) und bei Verwendung der zusätzlichen Stange für das Aufstellen des Vorzeltes, den Alu-Heringe und Leinen aus dem Bonuspack (Regular).

Das Zelt ausgepackt

Egal wie: das Ding ist echt leicht. Der Grund dafür liegt laut Nordisk in dem „eigens entwickelte(n) 7-Denier Nylon. Es besteht aus 100% rip-stop Nylon und ist auf beiden Seiten mit Silikon beschichtet. Dadurch ist es trotz des geringen Gewichts extrem robust und reißfest. Eine Wassersäule von 1.600mm am Außenzelt und 3.500mm am Boden schützt optimal vor Regen.“

Extrem dünn und reissfest

Das geringe Packmaß realisieren die Dänen durch „hochmodernen Stangen aus robustem Aluminium mit sehr kurzen zusammenklappbaren Segmenten. Darüber hinaus verwendet der Zeltspezialist starke, sehr dünne Dyneema Abspannleinen und fünf ultraleichte Heringe aus Titan.“

Ok, Gewicht und Packmaß sind super, aber wie ist das Zelt denn aufgebaut und wie schläft es sich darin?

Dafür habe ich mich zu einem Overnighter aufgemacht und das Lofoten mal in der Natur getestet. Einschränkend muss man sagen, dass eine Nacht im Lofoten noch keinen echten Test ausmacht und nur einen ersten Eindruck vermittelt.

Mit dem Lofoten auf kleiner Tour

Aufbau

Ich bin ja eher Fan von alleinstehenden Zelten. Bei schlechtem Wetter und vor allem Wind sind mir diese Art von Zelten lieber. Das Lofoten steht nicht von alleine, aber der Aufbau ist denkbar einfach. Zwei Stangen braucht es, um das Zelt aufzustellen: eine sehr kurze Stange für das Fußende und eine längere für den Bogen oben. Nachdem die kürzere Stange eingesteckt ist, wird das Ende des Zeltes einfach mit den Heringen abgespannt. Anschließen führt man das obere Gestänge ein, fixiert es und spannt dann am Kopfende das Zelt final ab. Insgesamt sollte das in einer Minute gehen. Na gut, zwei Minuten 😉

Schnell aufgebaut und abgespannt

Nun kann man das Zelt noch etwas ausrichten und straffen. Innen- und Außenzelt sind bereits miteinander verbunden. Im Prinzip kann es dann schon mit dem Schlafen losgehen.

Fertig aufgebaut

Das Vorzelt soll laut Nordisk Platz genug für etwas Gepäck haben. Hier kann man auch die Breite des Innenzeltes variieren. Das Innenzelt läuft auf einem Gurt und kann hier hin und her geschoben werden. Ich habe das Innenzelt soweit als möglich verbreitert. Dann bleibt im Vorzelt Platz für eine Gepäcktasche und etwas Kleinkram. Das ist schon ok, aber schließt man das Zelt, dann drück das natürlich ans Außenzelt.

Die ultraleichten Titan-Heringe des Lofoten

Das Lofoten bietet die Möglichkeit eines „Vorzeltes“: dafür wird die „Tür“ mittels einer zusätzlichen Stange und Abspannung aufgestellt, sodass der Vorraum etwas größer wird. Der Vorteil: die Durchlüftung ist deutlich besser und man hat etwas mehr Raum. Der Nachteil: das Zelt ist dann halt offen und lediglich das Innenzelt schützt den Schlafenden.

Etwas Platz ist in der Apside…

In warmen und trockenen Gegenden würde ich das Zelt immer offen aufstellen. Es wird nämlich sehr warm im Innenzelt.

Beim Overnighter hatte ich 10 Grad Außentemperatur und im Innenzelt war es so warm, dass ich auch die „Tür“ nachts über offen hatte.

Ich hatte leichten Wind, der aber kein Problem für das Zelt darstellte. Allerdings sprechen der Aufbau und die Befestigung nicht dafür, stärkeren Wind auf einer Freifläche ausreichend auszuhalten. Es sei denn, man liegt drin 😉 Für Island-Touren würde ich es jedenfalls nicht verwenden.

Das ist alles im Bonuspack drin

Abgebaut ist es übrigens ähnlich schnell wie aufgebaut. Nach dem Entfernen von Heringen und Gestänge wird das Zelt einfach nur zusammengelegt und in die dafür vorgesehene Tasche gesteckt. Dann wird der Bonuspack draufgelegt und alles eingerollt. Band drum und fertig.

 

Platz und Komfort

Das Lofoten ist ein 1-Personen Zelt. Eigentlich kann man es auch als Biwaksack mit Gestänge bezeichnen 😉 Ich bin 1,81 m groß und habe im Lofoten mit meiner NeoAir UL und Schlafsack geschlafen.

Die NeoAir im Lofoten – es wird eng

Der Einstieg in das Zelt ist nicht ganz komfortabel. Da muss man eine Technik entwickeln, um zuerst mit den Beinen und dann mit dem Rest rein zu kriechen. Es ist schon recht klein. Aber irgendwo müssen ja Abstriche gemacht werden: die Höhe des Innen-Zeltes mit 70 cm reicht bei meiner Körpergröße nicht, um im Zelt aufrecht zu sitzen.

Klein, aber ok

Die Liegefläche ist 1,90 cm. Zusammen mit Isomatte und Schlafsack füllt man aber im Fußbereich den kompletten Raum aus. Das hat zur Folge, dass morgens der Schlafsack durch Kondenswasser feucht sein kann.

Im Oberkörperbereich ist dafür ausreichend Platz. Nicht besonders viel, aber immerhin reicht es, um dort noch ein paar persönliche Sachen unterzubringen.

Wenn das Zelt am nächsten Morgen außen feucht ist, dann bekommt man das auch beim Aussteigen direkt ab. Damit muss man natürlich bei Zelten dieser Art rechnen. Ebenso ist es schwierig bis unmöglich, seine Sachen im Zelt wieder zu packen. Das ist jetzt keine Überraschung, aber bei schlechtem Wetter sollte man das berücksichtigen.

Blick ins Zelt

 

Fazit: Eignet sich das Lofoten 1 ULW für Radtouren?

Das Lofoten 1 ULW ist sicherlich kein Zelt für eine lange Radreise, bei der man viel und oft zeltet. Dafür ist es einfach zu klein und bietet zu wenig Komfort. Die Sachen müssten immer draußen bleiben, was ja auch nicht immer gut ist.

Aus meiner Sicht ist das Zelt aber durchaus was für Bikepacker, die nicht unter freiem Himmel schlafen wollen, oder eine Notbehausung brauchen. Da kommt das Lofoten mit seinem Gewicht und seinem Packmaß genau richtig.

Das kleine Rote (oder Grüne) für die Nacht im Wald

Es ist damit aber auch durchaus interessant für Tourenradler, die nur manchmal zelten und hier ein Zelt suchen, dass sie in Gewicht und Umfang wenig belastet. Gerade auch bei Overnightern oder kleinen Touren über 2-3 Tage kann man es durchaus mitnehmen.

Geht es vor allem in trockene Regionen, dann ist das Lofoten eine denkbare Alternative zum „normalen“ Zelt. Bei Zielen mit wechselhaftem Wetter würde ich immer auf ein größeres und stabileres Zelt setzen.

Der Preis für das Lofoten 1 ULW liegt derzeit bei um die 600 Euro. Es ist in den Farben „forest green“ und „burnt red“ verfügbar.

Gut abgespannt…

Datenblatt:

Gewicht: 490g (Race), 565g (Regular)

Packmaß: 11 x 22 cm

Maße Innenzelt: 220 (L) x 85 (B) x 70 (H)

Maße Außenzelt: 250 (L) x 125 (B) x 80 (H)

Material Außenzelt: Nortech T-NY 7D mit einem Gewicht von lediglich 26 g/m2 bei einer Fadenanzahl von 580, 3lagige Silikonbeschichtung auf beiden Seiten, 1.600 mm Wassersäule

Material Boden: PU-beschichtet, Ripstop Nylon (100% Polyamid), 3500 mm Wassersäule

Gestänge: Aluminiumgestänge mit ultrakurzen Segmenten

Heringe: 5x Titan + 5x Alu im Bonuspack

Das Nordisk Lofoten 1 ULW in seinen Bestandteilen

Weitere Testberichte zum Nordisk Lofoten 1 ULW:

Die Kollegen der Camping-Checkliste.de haben das Lofoten ebenfalls unter die Lupe genommen.

Hier findet ihr ihre Eindrücke und ihr Video zum Zelt:

 

Hinweis

Alle Tests, die ich hier auf BiketourGlobal vorstelle, werden von mir subjektiv durchgeführt. Ich teste viele Produkte, die ich mir selbst gekauft habe. Wenn mir Produkte für einen Test gestellt wurden, so mache ich dies im Text für den Leser klar und deutlich.

Das Lofoten 1 ULW Zelt wurde mir auf meine Initiative hin zugeschickt und für einen Test zur Verfügung gestellt. Ich bekomme dafür kein Geld oder sonstige Gegenleistungen seitens Nordisk. 

Vor allem aber teste ich nur Produkte, die mich persönlich interessieren. Meine Bewertungen und Einschätzungen erfolgen unabhängig von einer Produktstellung. Ich stelle sowohl positive als auch negative Eigenschaften dar.

Dabei steht meine persönliche Meinung im Vordergrund, meine Begeisterung für das Produkt und meine Einschätzung, inwieweit dieses Produkt für einen Tour-Alltag tauglich ist.

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11 Comments

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  1. says: André

    Hat hier jemand mal den Unterschied beim Innenzelt vom Lofoten 1 zum Lofoten 2 verglichen? Ist beim 2er das Innenzelt auch verschiebbar?

    Bin eigentlich nur am überlegen ob ich das 1er oder 2er nehme. Das Packmass vom Lofoten ist ein Kaufargument. Das hier genannte Zpack schaut wunderbar aus, doch leider habe ich keine Wanderstöcke auf Radtouren dabei.

  2. says: Peter Hartung

    Hallo Martin,
    danke für die vielen guten Tests.
    Ich habe vor Jahren das Vaude Lizard gekauft.
    Es hat die gleiche Konstruktion mit 2 kurzen Stangen und einem langen Bogen.
    Es hat Sitzhöhe und ist für 2 Personen mit ca. 1kg und einem kleinen Packmaß mein Lieblingszelt für die Radtour geworden.
    Weil das Vaude mit Neonair und Zeltunterlage und Schlafsack in den 10l Ortlieb Sack passen.
    Was mir nicht so gut gefällt ist die Konstruktion von dem großen Bogen zu den kurzen Stangen.
    Dort sind immer Falten.
    Mit 2 kleinen Bögen an den Enden und 100g mehr kann der Stoff besser verarbeitet und dann auch super abgespannt werden.
    Servus Peter

  3. says: Michael

    Danke für deinen tollen Testbericht. Hatte das Zelt bisher nicht auf dem Schirm und finde es sehr interessant wenn der Preis auf deutlich unter 400€ fallen wird.

    Ich stimme meinem Vorredner zu: Für eine normale Radtour nehme ich auch gerne ein 1 bis 2 Personen Zelt mit z.B. das MSR Hubba NX 1.

    Das NORDISK LOFOTEN 1 ULW eignet sich meiner Meinung nach ideal für Beikepacking Touren und Rennen. Beim Tuscany Trail dieses Jahr hatte ich das MSR Hubba dabei und für eine Bikepacking Tour ist dabei das Packmaß einfach zu groß. Es sprengt eine Ortlieb Lenkerrolle fast 😉 Das geringe Packmaß ist beim NORDIKS ein absolutes Plus und es gibt hier kein auch nur ansatzweise vergleichbares Zelte. Daher werde ich mir das Zelt vielleicht zulegen wenn es günstiger wird.

  4. says: Oliver K.

    Das ist mir irgendwie zu viel Kompromiss. Klar, den kann man eingehen, wenn man nur selten auf Tour geht, aber du schreibst ja selber, dass du dann eher andere Zelte nimmst. Ich verwende momentan ein QuickHiker UL 2. Ein 2-Personen-Zelt von Decathlon. Innenzelt mit dem Außenzelt verbunden, Aufbau wie beim Lofoten (die Bauweise baut sich ja im Grunde immer so auf), Apside für 2-4 Radtaschen, 960 Gramm, 150 Euro. Das ist für mich ein passabler Kompromiss aus Geld und Gewicht. Ist auch so klein, dass Zelt, Schlafsack und Matte zusammen nicht mal eine der kleinen Ortlieb-Backroller belegen. Für 300g weniger Gewicht würde ich noch einmal Geld in die Hand nehmen wollen oder wenn es in spezielle klimatische Räume geht oder mehr als Windstärke 10 ertragen werden muss, aber dann sollte es für meine Körpermaße (knapp 1,90 und eher breit) auch passend. Aufrecht sitzen sollte schon möglich sein und gibt es in der Preisklasse auch.

      1. says: Oliver K.

        Hui, sorry, ich nehme alles zurück. Wie kam ich bloß auf 960 Gramm? Es waren 1,9 Kg. https://www.decathlon.de/zelt-quickhiker-ultralight-2-id_8245650.html Für den Preis nach wie vor ok. Gerade, wenn man das nur für Touren bis max. eine Woche macht und nicht jedes Gramm zählen muss.

        Ich finde das hier als Alternative spannend: https://www.bruegelmann.de/helsport-ringstind-superlight-1-2-tent-green-577898.html 990 Gramm, 90cm Höhe des Innenzelts, im Schulterbereich 90cm breit – da passt also auch breiteres Schlafmaterial gut rein. Liegt bei knapp unter 500€. Aber klar, wiegt immer noch doppelt so viel wie das von dir getestete. Gewicht vs. Kompromissdesign.

        1. says: Jörg

          Das Lofoten wiegt ohne dicke Aluheringe und Fußstange unter 500 g und Deines 1,9 kg – das ist nicht das Doppelte, sondern fast das Vierfache. Zelte mit 1.500-2.000 g gibt es wie Sand am Meer in allen Preisklassen. Wenn man aber (warum auch immer) wirklich extrem auf Gewicht und Packmaß achten muss, dann ist das Lofoten kein “Kompromiss”, sondern das derzeit mit Abstand beste Zelt am Markt – oder weißt Du noch ein anderes Zweimannzelt mit unter 500 g? Wie gesagt, man sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen aber es gibt Unternehmungen, wo fast 2 kg völlig indiskutabel sind.

          1. Hallo Jörg,

            Äpfel und Birnen? Ich vergleiche ja das Lofoten nicht mit einem anderen Zelt 😉
            Aber natürlich gibt es auch Touren, wo 2 kg schon sehr viel sind. Ich nehme aber an, dass das eher beim Klettern oder Wandern der Fall ist. Oder im Ultralight Radrenn-Reisen.

            Aus dieser Perspektive schreibe ich aber nicht. Für mich ist das Zelt daher ein Kompromiss. Und ein Zweimann Zelt war es definitiv nicht 😉

            Viele Grüße,
            martin