Liebe Juliane,
ich bin neidisch. Neidisch darauf, dass Du es geschafft hast, ein Buch zu schreiben. Und dann auch noch gleich so ein gutes. Ich liebäugle auch immer wieder mit einem Buchprojekt, aber es ist mir einfach zu viel Arbeit. Umso mehr freue ich mich, dass Du Dich nicht hast abschrecken lassen und uns und Dir dieses Buch erschaffen hast.
Ich sitze im Flieger nach London und habe nun endlich mal Zeit, mir Dein Buch durchzulesen.
„Ich werde mal reinschauen“, habe ich mir so gedacht. Doch aus diesem Querlesen wurde mehr und am Ende des Fluges habe ich Dein Buch einmal komplett gelesen!
Und es war an keiner Stelle langweilig. Im Gegenteil – selbst für mich erfahrenen Radler war es sehr interessant, Deine Sicht auf das Thema Radfahren in der Stadt und Deine Erlebnisse zu lesen.
„Das Fahrrad ist mehr als nur ein Freizeitgegenstand. Radfahren ist Teil eines Lebensgefühls.“
Schon die ersten Sätze treffen es eigentlich genau (und waren auch der Grund, warum ich überhaupt angefangen habe ganz von vorne zu lesen.) Das was wir teilen ist ja nicht nur eine Art Mobilitätsalternative oder schlichtes Fortbewegungsmittel. Nein, wir teilen eine Leidenschaft, die nach und nach das Leben verändert und bereichert. Zurecht nennst Du es „die Liebe zum Fahrrad(-fahren)“.
Was mir sehr gefällt ist, dass Du aber nicht gleich den Zeigefinger hebst und der so oft zu lesenden Dogmatik à la „Fahrradfahrer sind die besseren Menschen“ erliegst. Nein, Du nimmst den Leser an die Hand und begeisterst ihn nach und nach für diese Art der Fortbewegung und für das Leben mit zwei Rädern.
Welche Radtypen gibt es eigentlich und wie findet man das für sich passende Rad sind gleich zu Beginn die richtigen Kapitel. Aber liebe Juliane: wie konntest Du nur das Mountainbike in Deiner Aufzählung der Fahrradtypen vergessen? 🙂
Beim Thema, wie man ein Fahrradsammler wird, beschreibst Du übrigens sehr schön, wie aus einer „Notwendigkeit“ so langsam eine Sucht (positiv) wird.
Es ist tatsächlich immer gut, zwei Räder zu haben, vielleicht auch drei oder vier.
Ich mache das ähnlich wie Du: Ich schleiche lange in Radgeschäften herum, schaue mir Räder immer wieder an, besuche sie heimlich im Internet und überlege hin und her. Und dabei weiß ich (und das Rad) natürlich schon längst, dass wir zueinander finden werden. Nur noch nicht wann. So ist das halt, wenn man Fahrräder als Leidenschaft hat.
Das zweite Kapitel gefällt mir am besten. Hier geht es im Kern um das Thema Bike2Work und das betrifft mich halt auch sehr oft. Ich bin leidenschaftlicher Commuter und habe mit Begeisterung Deine Metamorphose von der „Radlerin wider Willen“ hin zur Commuterin gelesen.
„Wie man auf dem Fahrrad in der Stadt überlebt“ – der Subtitle sagt schon vieles aus über das, was wir als Radler heutzutage fast täglich erleben. Und auch hier machst Du einen aus meiner Sicht sehr sympathischen Schritt und erliegst nicht der so oft zu lesenden Einseitigkeit „die doofen Autofahrer“. Stattdessen beleuchtest Du Pro und Kontra aus eigener Erfahrung, nennst Vorurteile, aber machst dann gute und konkrete Vorschläge, wie man sich richtig verhalten kann.
Ich muss sagen, dass mich das Radeln in der Stadt oft aggressiv macht anstatt zu entspannen. Und es sind nicht die Autofahrer, sondern aus meiner Sicht sind es die Radfahrer, die die größte Gefahr darstellen.
Und als ich so darüber nachdenke, lese ich Deinen simplen, aber durchaus sinnvollen Tipp: fahr doch einfach ein paar Minuten eher los. Mach Dir keinen Stress und nimm Dir die Zeit, das Radeln auch zu genießen und Kraft für Toleranz und Verständnis zu haben. Und damit hast Du sowas von Recht! Damit fahre ich jetzt besser und mich stören auch Kampfradler, schleichende Prinzessinnen, händchenhaltende Radler-Pärchen und übermütige eBiker nicht mehr.
Schwups, schon bin ich bei Kapitel 6 gelandet. Dein Buch liest sich wie von selbst. Leider bin ich immer noch im Flugzeug und finde es gerade so richtig Mist, dass ich die kommenden Tage nicht Rad fahren kann. Dein Buch führt mir gerade wieder vor Augen, wie sehr ich doch das Radeln brauche, meine tägliche Dosis Bike sozusagen. Nicht als Sport oder Zeichen einer Haltung, sondern als Ventil und Akku, um den Tag motivierter zu beginnen oder entspannter zu beenden.
Zurück zum Buch: Was, Du hast Modedesign studiert? Und dann das Thema Mode für Radlerinnen entdeckt? Das finde ich ja richtig interessant.
Und ich bin ehrlicherweise froh, dass Du nicht einen Fashion-Blog gestartet hast, sondern mit Radelmädchen einen richtig tollen Fahrrad-Mode-Alltag-Motivations-Blog!
Ich bin ja ein echtes Fashion-Statement auf zwei Rädern – nicht! Im Gegenteil, ich finde es echt schwierig, auch auf dem Fahrrad wie ein normaler Mensch auszusehen und nicht wie ein Radaktivist, Leistungssportler oder Tramper. Aber ich habe einfach noch keine Lösung gefunden und so radle ich in einer Mischung aus Radlerhose und Funktionslumpen ins Büro, dusche dort und ziehe mich um. Und nach Feierabend schlüpfe ich wieder in meine Kluft und schwinge mich aufs Rad.
Eigentlich finde ich es auch völlig unwichtig, auf dem Rad gut auszusehen. Aber andererseits stört es mich schon, wenn meine Hosen permanent durchgescheuert sind oder ich zu einem Termin dann eben nicht mit dem Rad komme, sondern mit der Bahn, damit ich mich vernünftig kleiden kann. Dein Kapitel zum Thema „Was ziehe ich nur an?“ hat mich aber motiviert, mich mal umzuschauen, was es auch für Männer so an Commuting-tauglichen Klamotten gibt.
Beim Thema Helm gibt es bei mir aber keine Kompromisse: Ich weiß, das wird teilweise schon wie das Burka-Verbot diskutiert, aber in der Stadt habe ich immer einen Helm auf. Auf meinen Touren wiederum habe ich den Helm dabei, setze ihn aber nur gelegentlich auf. Beim Commuting aber bin ich konsequent.
Überrascht war ich, dass Du Gamaschen nur zweimal im Jahr brauchst. Ich habe die Dinger fast immer an, denn sie dienen als Nässe- und Kälteschutz und bewahren meine Schuhe vor allem vor Schlamm und Dreck, da ich diese Schuhe auch im Büro trage. Im Jahr verbrauche ich 2-3 Paar Gamaschen, weil diese natürlich durch die häufige Benutzung irgendwann zerreißen.
Liebe Juliane, dein Buch ist informativ, sehr persönlich und motiviert aus meiner Sicht auf die richtige Art und Weise zum Fahrradfahren.
Und auch wenn ich weiß, dass nun noch mehr Leute mit dem Rad fahren und mir den (fast) täglichen Weg ins Büro versperren 😉 – ich finde es gut!
In diesem Sinne!
Martin
PS: Das Buch von Juliane „How to survive als Radfahrer“ ist bei Schwarzkopf&Schwarzkopf erschienen und kostet 10 Euro (warum eigentlich 9,99 Euro?).