Der ein oder andere hat sicherlich schon von meiner „Rad sucht Tour“ Aktion gelesen, bei der ich mein zweites Reiserad Menschen ausleihe, die eine tolle Radtour planen, denen aber noch das passende Reiserad fehlt.
Nachdem Bastian nach Spanien und wieder zurück geradelt ist, hat nun Birgit das Rad. Sie fuhr mit ihrer Freundin Christine damit durch Skandinavien.
Im ersten Teil habe ich erzählt, wie wir uns kennengelernt haben und ihre ersten Eindrücke von unterwegs vorgestellt.
Nun gibt es neue Berichte und Bilder der beiden aus Norwegen und Schweden:
Von Bodø nach Steinkjer, weiter nach Östersund, Upsalla und Stockholm
20. Mai 2016
Kaum in Bodø angekommen und von Sambamusik im Einkaufszentrum aufgewärmt, ging es für uns auch schon weiter über eine traumhafte und frühlingshaft grüne Insel mit Bergpanoramen und Rückenwind Richtung Süden, wo wir auf den gut vermarkteten aber noch touristenleeren Kystriksveien landeten. Diese Küstenstraße führt mal am dunkelblauen Wasser, mal über steile Pässe hin zu einer faszinierenden Schärenlandschaft mit über 12.000 Inseln.
Trotz sehr wechselhaftem Wetter surrten unsere Räder einsam auf der Straße bis Ørnes. Gerade hatten wir es uns im Warteraum der Fähre, die uns am nächsten Tag nach Sandnessjøen bringen sollte, gemütlich gemacht, wurden wir von einer herzlichen Frau eingeladen im Haus des Bootsclubs zu schlafen, zu duschen und zu tanzen. Aufgewärmt und ein wenig überdreht bestiegen wir den Hausberg von Ørnes noch, bevor es die nächsten Tage weiter im Wind und Gegenwind Richtung Rørvik ging, einem verschlafenen Hafenstädtchen mit Golden Gate Bridge. Dort trafen wir unser Freundin, die Sonne, wieder und fanden zudem noch eine nette Schlafgelegenheit in einem Mental Helse Center.
Der Weg nach Steinkjer war ein Tag der Superlative: Neben 5 Hagelschauern, drei Elchbegegnungen und Rückenwindturbogeschwindigkeit, wärmte die Abendsonne so sehr, dass wir uns in den Himmel strahlend ins Gras warfen. Der erste Abschnitt unserer Reise war geschafft.
Auf nach Schweden- oder vom Sommer zurück in den Winter. Über Stiklestad ging es Richtung schwedische Grenze; 17 Grad, T-Shirt, Sonnencreme und dann den Berg hoch nach Sandvika. Wir folgten stromaufwärts dem Fluss Inna, der ein tiefes Tal in die Felslandschaft frisst mit vielen Wasserfällen und Hängebrücken.
Oben erwarteten uns ein mit Eisschollen gespickter See, verschneites Fjäll, verlassene Dörfer und eine Rentierherde. Grüne Bäume? Fehlanzeige. Die Regenhosen, die wir auf unsere Gepäckträger verbannt hatten, kamen sogleich zum Einsatz. Und im recht milden Regen bestritten wir unsere ersten Schwedenkilometer.
Das beeindruckende Hochplateau mit ewigen Weiten, Seen und einsamen Gehöften führte uns bis kurz vor Duved, wo wir Truckerfahrer Adam trafen, der uns kurzerhand mit nach Östersund nahm, um der Nässe und der stark befahrenen E14 zu entkommen.
25. Mai 2016
Von Östersund führte uns unsere Reise zunächst durch tiefe Wälder und Seenlandschaften gen Ostseeküste. Das Wetter wurde zunehmend milder und sonniger, sodass wir endlich die ersehnten Lagerfeuerstunden unter wolkenlosem Himmel am See genießen konnten.
Immer am Fluss entlang fuhren wir nach Sundsvall, wo wir uns eine schwedische Fika mit herrlichen Zimtschnecken gönnten. Kleine Dorfstraßen führten uns durch Küstenlandschaft und Büllerbüidylle, vorbei an alten Fischerdörfern und einsamen, auf den Sommer wartenden Ferienorten. Nicht schlecht staunten wir als dort vor Bären gewarnt wurde.
Nach kurzer Pause im idyllischen Hudiksvall radeln wir nun weiter den Jungfrukustvågen Richtung Süden und kommen Stockholm immer näher.
1. Juni 2016
Nun ist unsere tolle Reise schon vorüber, Santos schon eingecheckt und wir erholt. Die letzten Tage vergingen wie im Flug und es ist unfassbar wie wir unserem Ziel näher rückten.
Wir folgten noch eine Weile der Ostseeküste bis nach Gävle und genossen das bunte Treiben in der Stadt. Im steten Dauerregen ging es an vielen kleinen Seen und Naturschutzgebieten vorbei. Wir erweiterten den Katalog der regenfesten Unterkünfte um eine Freibadumkleide und ein Flohmarkthaus.
In Uppsala, dessen prachtvollen Dom wir schon von weitem entdeckten, erwarteten uns mehr Fahrräder als Autos auf den Straßen und man spürte die junge Lebendigkeit der uralten wunderschonen Universitätsstadt. Noch beeindruckt von dieser wunderschönen Stadt, trudelten wir noch zwei Tage durch Uppland mit seinen weiten Seenlandschaften, grünen Hügeln und zahlreichen Gehöften.
Die Sonne meinte es gut mit uns und wir konnten den Stockholmer Sommer schon erahnen. So wurde unsere Ankunft in der Hauptstadt Schwedens im prächtigsten Sommerwetter zu einem wahren Fest und so konnten wir unsere letzten Urlaubstage in Stockholms Gassen, Häfen, Parks und Fußgängerzonen noch einmal so richtig auskosten.
Wir blicken zurück auf eine abwechslungsreiche, abenteuerliche und sehr faszinierende Reise und danken Martin und seinem Santos für diese 1500 km weite Bereicherung.
Inzwischen sind sie also wieder beide wohlbehalten zurück. Das Reiserad trifft in den kommenden Tagen wieder bei mir ein. Aber da ist es nur kurz, denn der nächste Fahrer steht schon bereit.
Wenn Du mehr zu meiner Aktion „Rad sucht Tour“ wissen möchtest, dann schau einfach hier rein.