Wie vermarkte ich eine Radreise? – Kapitel 2: Blogs & Tipps fürs Bloggen

Im ersten Kapitel ging es darum, was einen guten Bericht ausmacht und wie man bei den klassischen Medien am besten ankommt.

Neben den klassischen Medien gibt es mittlerweile unzählige Blogs, auf denen Radreisende ihre Touren dokumentieren und von unterwegs ihre Erlebnisse posten. So werdet ihr also selbst zum Medium und bestimmt, was veröffentlicht wird und was nicht.

Ein Blog ist natürlich eine prima Möglichkeit, Freunde und Familie an seiner Tour fast in Echtzeit teilhaben zu lassen und kann eine Art digitales Tagebuch sein. Ein guter Blog ist aber auch viel wert, wenn man ein Sponsoring oder die Vermarktung seiner Tour anstrebt. Er ist eure Visitenkarte, euer Informationszentrum, eure kreative Plattform und Bühne, auf der ihr bestimmt, was gezeigt wird und auf der ihr euch präsentieren könnt.

Ein solcher Blog lässt sich problemlos und kostenlos auf z.B. WordPress oder Blogger einrichten und schon kann es losgehen. Doch so einfach der Start, so schwierig ist es, den Blog bekannt zu machen und dauerhaft zu pflegen.

Nach dem Hype der Anfangsjahre gehören Blogs heute zum digitalen Alltag. Waren Blogs früher einfach nur aufregend, weil neu, so konkurrieren sie heute um die Aufmerksamkeit der Leser. Sie sind ein Stück weit normale Medien geworden, mit allen Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel Werbung.

Mein Blog ist im Prinzip vor fast 19 Jahren entstanden. Damals haben mein Schulfreund Stephan und ich das Angebot eines der ersten Internetprovider in Leipzig angenommen und eine Website aufgebaut. Das war noch richtig abenteuerlich und bedeutete viel programmieren. Erstmals haben wir dann „im Internet“ von unserer Radtour nach Indien berichtet. Die Erlebnisse von unterwegs wurden nach Leipzig gefaxt, wo sie gescannt und auf unsere Homepage gestellt wurden.

So sah mein Blog vor 2 Jahren aus
So sah mein Blog vor 2 Jahren aus

Mit den dann folgenden Touren haben wir die Website immer mehr ausgebaut und unsere Vortragstermine dort integriert. Seit 2000 reise ich alleine und habe die Website lange nur genutzt, um meine Touren dort zu dokumentieren.

Vor drei Jahren habe ich dann aus der statischen Website einen Blog gemacht. Ich wollte einfach meiner Leidenschaft für Fahrräder und das Reisen mit dem Rad einen Ort geben. Und damit auch Erinnerungen und Erfahrungen bewahren. Ehrlicherweise aus sehr egoistischen Gründen: ich möchte einfach einen Platz haben, an dem ich alle meine Radreise-Erlebnisse, Gedanken, Bilder und Videos finden kann. Gestern war es eine Website, heute ist es ein Blog und wer weiß, was es morgen dann ist.

Was macht Dich einzigartig?

Wenn man mit seiner Reise auch medial viel erreichen möchte, muss man wie eine Redaktion arbeiten: Themen recherchieren und bedienen, Inhalte planen, anstatt nur chronologisch zu erzählen, in verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten denken und Bilder, Videos, Infografiken, Audiofiles als Gestaltungsmittel beherrschen und entsprechend einsetzen sowie interessant, kurzweilig und verständlich schreiben.

Zuallererst sollte man sich aber fragen: was macht meinen Blog einzigartig?

Leitet sich der sogenannte USP schon aus der Art eurer Radreise ab, wie zum Beispiel bei Carmen, die vegan um die Welt radelt? Oder Heike, die als Frau alleine um die Welt fährt und darüber schreibt? Oder Joff, der auf einem Hochrad die Welt erkundet(e)? Oder mein Blog, der neben meinen Radreisen mittlerweile eine einzigartige Ressource an Informationen und Know-How rund ums Reisen mit dem Rad geworden ist?

Carmen, Heike, Joff und Fritz sind unverwechselbar
Carmen, Heike, Joff und Fritz sind unverwechselbar

Diese Unverwechselbarkeit ist am Ende entscheidend, um aus der Masse an Radreisenden und Blogs herauszuragen. Es ist aber nicht einfach, genau diese Einzigartigkeit herauszuarbeiten. Vielfach entsteht sie während einer Tour. Fritz Wa zum Beispiel (er hat keinen Blog, sondern seine Tour um die Welt rein auf Facebook begleitet), hat durch seine Persönlichkeit und die Art seiner Bilder eine eigene „Sprache“ gefunden, die unverwechselbar ist.

Fragt doch einfach Freunde und Bekannte, was sie als Markenzeichen an euch und euren Touren sehen. Mit diesem Feedback kann man dann weiterarbeiten.

Die „Social Cyclists“ Patrick und Manuel sind ein weiteres gutes Beispiel für Einzigartigkeit. Sie radeln um die Welt, begleiten dies mit Musik und arbeiten vor Ort immer wieder mit Menschen und unterstützen Initiativen.

Nicht nur die inneren Werte zählen…

Die Ansprüche und Erwartungen der Leser sind nicht nur bei Qualität und Informationstiefe der Beiträge gestiegen, sondern auch beim Design. Ein gutes Design, welches auf allen Bildschirmen funktioniert (responsive), ist mittlerweile Grundvoraussetzung. Zudem erhöht es auch die Auffindbarkeit bei den Suchmaschinen.

Egal wie: der Text kann noch so gut sein kann – er findet nicht die nötige Beachtung, wenn das Design es dem Leser nicht attraktiv macht und das Konsumieren erleichtert.

Derzeit sind eher saubere, aufgeräumte Themes (Design-Vorlagen) angesagt. Bei WordPress und Blogger findet man auch schon sehr viele kostenlose Vorlagen. Und wer da nichts findet, der kann sich bei externen Anbietern, wie Theme Forrest, sogenannte Themes kaufen.

Diese sind dann meist sehr sauber und SEO-orientiert programmiert und erlauben einen maximalen Grad an Individualisierbarkeit. Ich habe mittlerweile auch ein professionelles Theme für meinen Blog. Die kostenlosen Vorlagen passten irgendwann nicht mehr zu meinen Anforderungen.

Schaut euch auch mal Adobe Slate an. Das ist ein kostenloses Storytelling-Tool und erlaubt es, Texte, Bilder, Videos und Soundfiles zu einem tollen Bericht zusammenzustellen. Via Link kann man dann diesen auch problemlos in Blog-Umgebungen einbinden.

Um ein Gefühl für gute Reichweiten und gut gestaltete Blogs zu bekommen, empfiehlt sich ein Blick in die Reise-, Food- und auch Fashion-Blogger-Szene. Hier kann man sich zudem Inspiration für Inhalte, Formate und Gestaltung holen – und manchmal auch sehen, wie man es nicht machen sollte. 😉

Grundsätzlich empfehle ich zum Start in das Bloggen den Affenblog. Vladislav hat hier eine großartige Sammlung an Blog-Know-How zusammengestellt und es lohnt sich, hier zu lesen, bevor man startet.

Bloggen – Wann geht´s los?

Wer sich jetzt fragt, wie man denn einen Blog aufsetzen kann, bevor man losgefahren ist: Es gibt immer was zu erzählen, mit dem man sich schon einen ersten Stamm an Lesern aufbauen und Reichweite generieren kann. So bieten sich die Vorbereitungen auf eine Reise schon für eine Berichterstattung an.

Beschreibt, wie ihr eurer Rad aufbaut, welche Ausrüstung ihr aus welchem Grund aussucht, wie ihr eine Testtour macht, was euch so im Vorfeld einer Tour mental bewegt, welche Reisen ihr vielleicht schon gemacht habt und stellt sie den Lesern zur Einstimmung vor.  Dabei lernt und trainiert man das Schreiben, findet den richtigen Umgang mit der Technik, erarbeitet sich gutes Wissen in der Bildbearbeitung und im Filmen.

Vorfreude ist die schönste Freude - und auch die kann man mitteilen!
Vorfreude ist die schönste Freude – und auch die kann man mitteilen!

(Was einen guten Text ausmacht, habe ich in Kapitel 1 beschrieben. Das gilt natürlich auch für den Blogpost.)

Und besonders wichtig ist die Vernetzung mit anderen Blogs, Foren und Webseiten im Vorfeld einer Reise, die dann wiederum als Multiplikatoren der eigenen Berichte dienen können, was dann wiederum zu mehr Reichweite führt.

Vernetzen ist auch unabhängig davon ein wichtiges Erfolgskriterium eines Blogs. Das bedeutet auch, andere Blogs, Menschen und Ideen zu kuratieren und sie zum Beispiel auf dem eigenen Blog vorzustellen.

Entscheidend ist nach der Tour

Im Übrigen ist es meist leichter, im Vorfeld einer Reise mit dem Bloggen zu beginnen. Die echte Herausforderung kommt danach – oder dazwischen. Wenn man nicht den Radtour-täglichen Strom an neuen Bildern und Erlebnissen hat, sondern seine Leidenschaft auch durch den Alltag nach der Tour tragen möchte. Hier entscheidet sich, ob aus dem Projekt „Radtour/Reise-Blog“ etwas Dauerhaftes werden kann, ein Medium wird und damit eine stetig sprudelnde Inspirationsquelle für andere.

Um die Weltreise mit Fränzi und Simon
Um die Weltreise mit Fränzi und Simon

Bei vielen Reiseblogs konnte und kann man sehen, wie schwer es ist, nach einer Reise mit dem regelmäßigen Bloggen weiterzumachen. Der Blog „Um die Weltreise“ ist aber ein gelungenes Beispiel, wie aus einer Weltreise mit Blog ein gutes Reise-Blog-Magazin und Business-Modell wurde. Fränzi und Simon investieren aber auch sehr viel Zeit in die Inhalte und das Design ihres Blogs.

Ebenfalls ein gutes Beispiel ist Anja mit ihrem Blog „Travel on Toast“. Auch hier war eine längere Reise der Grund für den Blog. Und mittlerweile zählt T&T zu den größten deutschsprachigen Reiseblogs und Anja hat mittlerweile sogar ein Team, um alle Themen abdecken zu können. Sie hat den Blog zu ihrem Beruf gemacht und mit ihrem Blog eine Nische besetzt: das kulinarische Entdecken der Welt.

Bei uns Radreisenden findet man diese erfolgreichen Blogs eher im englischsprachigen Raum: Adventurejunkies, Toms Biketrip, Cycling About, Bicycle Touring Pro oder The Path Less Pedaled.

Von dieser Art Blogs gibt es aus meiner Sicht bislang nur wenige deutschsprachige, die auch unterschiedlich weit entwickelt sind. Hier mal ein paar, die mir aufgefallen sind (schickt mir gerne weitere Fahrradtour/Radreise-Blogs, sollte ich welche vergessen haben):

Aber wie und was auch immer ihr aber macht – habt in erster Linie Spaß am Radeln und Reisen.

Ein Blog ist natürlich auch ein Abenteuer, aber er sollte nie der Grund fürs Reisen sein!

Habt ihr eigene Erfahrungen mit dem Bloggen gesammelt und könnt hier Tipps geben? Oder gibt es besondere Blogs, die hierzu lesenswert sind und inspirieren? Dann ab damit in die Kommentare!

Im nächsten Kapitel geht es um die Möglichkeiten von Facebook, Twitter, Instagram und Co. und ich gebe ein paar Tipps für das „richtige“ Video über die Radtour.

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7 Comments

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  1. says: Maren

    Am sympathischsten finde ich die Blogs, die nicht kommerziell, aber hochwertig sind.

    Heikes und Doros Blogs lese ich aus besagtem Grund sehr gerne und finde die individuelle Art der Unterstützung besser.

    Das liegt aber sicherlich auch daran, weil ich generell gegen Werbung bin. Sei es jetzt im TV oder im Briefkasten.

    Was mir an diesen Reise- und Businessblogs nicht so gefällt, ist diese “Contentversessenheit” – weniger ist manchmal wirklich mehr, so dass ich mittlerweile wieder Fachliteratur (und nicht Selfpublishing) bevorzuge, statt mir wöchentlich – um Hamlet zu zitiere – “words, words, words” antue.

    Also, statt eines kommerziellen Blogs, lieber ein gutes Buch schreiben, das wäre mein Vorschlag.

    PS: Schöner Beitrag, Martin.

    🙂

    1. Danke, Maren!
      Interessant, ich finde, dass die Beiträge in manchen Blogs oft eher viel zu kurz und zu nichtssagend sind. Und damit dem Leser keinen Mehrwert bieten.
      Dann lieber erst was schreiben, wenn man auch was zu sagen hat!

      Gruß,
      martin

    2. says: oli

      Hi Maren,

      auch ich habe am liebsten hochwertige Blogs ohne Werbung. Eigentlich habe ich auch am liebsten Filme ohne Werbeunterbrechungen. Aber für die DVD bezahl ich irgendwie auch nicht so gern. Und im Restaurant mag ich es am liebsten, wenn das Essen gut ist und auf Kosten des Hauses geht.

      Nur: So ist die Welt leider nicht. Wer etwas konsumieren will, muss dafür bezahlen. Entweder indem er die DVD kauft oder sich eben die Werbung anschaut. Natürlich kann man einen Film auch einfach runterladen oder im Restaurant die Zeche prellen.

      Aber (vom rechtlichen Aspekt abgesehen) würde das langfristig dazu führen, dass es irgendwann keine guten Filme mehr gibt und dass ein Restaurant nach dem anderen schliesst.

      Ich finde es schade, wenn man es einem Restaurant (und meistens auch einen Filmvertrieb) ohne zögern zugesteht, dass seine Arbeit einen Wert hat und dass er das Recht hat, für seine Anstrengungen belohnt zu werden. Bloggern jedoch nicht.