Mit 66 Jahren, da fängt bei Walter nicht das Radreisen erst an, sondern da ist Walter schon durch unzählige Länder geradelt und immer wieder unterwegs. Seine Biografie ist durchaus lesenswert und seine Tourhistorie ebenfalls: seit 1983 ist Walter mit dem Rad immer wieder auf Tour und derzeit fährt er mit seinem Sohn in Kenia rum. Als Rentner genießt er die Reisefreiheit und lässt uns mit tollen Bildern und Erlebnissen immer wieder an seinen „Radtraum“ teilhaben. Und Rosmunde Pilcher spielt dabei eine große Rolle, denn sie gibt sein Motto vor: „Man hört nicht auf bestimmte Dinge zu tun, weil man alt wird. Man wird alt, weil man aufhört bestimmte Dinge zu tun.“
Zum Warmwerden: Wie bist Du zum Radreisen gekommen?
Blut geleckt, wie man so schön sagt, habe ich bei der ersten Radtour im Sommer 1983 mit meinem Sohn Ingo. Nach einigen Radreisen in Deutschland folgten Touren ins nahe Ausland, die ich mit meiner Frau Hanni unternommen habe. Auf diesen Reisen entstand die Idee einer Weltumradlung nach unserer Pensionierung. Von zu Hause losfahren ohne Zeitdruck. Morgens noch nicht wissen, wo man am Abend sein Zelt aufschlägt, das war unser Traum. 1996 verstarb meine liebe Frau auf einer Radtour durch Marokko an einer Hirnblutung. Danach führten Velo-Touren mit meinem Sohn Ingo in die Türkei, Marokko, Ägypten und Jordanien. In den Jahren 1999 – 2008 bereiste ich mit einer radbegeisterten Freundin, Angelika, einige Länder im Mittelmeerraum.
Zum Träumen: Wo warst Du schon überall und wo musst Du unbedingt noch hin?
Am 02.04 2011 war es dann so weit, ich setzte meinen „Radtraum“ in die Tat um. Als ich meine Weltumradlung im Sommer 2014, wegen der Hochzeit meiner Patentochter Julia, unterbrach, hatte ich 36 Länder bereist, 66081 km gekurbelt und 349460 Höhenmeter erklommen. Bei der Anden-Überquerung zeigte mein Höhenmesser 4850 m über NN. Die Reifen meines Velo rollten bisher auf allen Kontinenten und in 50 Ländern dieser Welt. Es gab Höhen und Tiefen, doch Langeweile kam nie auf.
Zum Nachmachen: Welches Land kannst Du empfehlen und warum?
Am meisten war ich vom Iran überrascht. In den Medien häuften sich die Negativschlagzeilen. So überquerte ich die Grenze mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Das ungute Gefühl verflog aber schnell, denn von der herzlichen Gastfreundschaft der Perser, den interessanten Städten, der reichhaltigen Kultur und den fantastischen Landschaften war ich begeistert.
Zum Erfahren: Was hat Dich am meisten unterwegs beeindruckt?
In den 39 Monaten on Tour habe ich so viel gesehen und erlebt. Ich habe fast nur gute Erfahrungen gemacht und bin dankbar für die Gastfreundschaft, die mir entgegengebracht wurde. Auch bin ich dankbar, dass ich als deutscher Staatsbürger überallhin reisen kann, was für manche andere Nationalitäten nicht möglich ist.
Zum Leben: Bist Du lieber alleine unterwegs, oder zu zweit? Und warum?
Das ist schwierig zu beantworten. Bist du allein unterwegs, wirst du öfter mal eingeladen und lernst so Land und Leute kennen.
Zu zweit kann man Freud und Leid teilen. Aber einen Partner(in) zu finden ist äußerst schwierig, denn das muss schon zu 100 % passen, wenn man längere Zeit zusammen fährt.
Zum Fahrrad: Stell es uns bitte mal kurz vor: Welche Komponenten sind an Deinem Rad dran?
So individuell die Long Distance Biker sind, so verschieden sind auch ihre Reiseräder. Mein Rad: Von der Radschmiede Norwid Stahlrahmen. Die Komponenten habe ich ausgesucht.
(Anmerkung: Walter fährt ein Norwid Spitzbergen und auf seiner Website findet ihr eine ausführliche Darstellung seiner Komponenten. Interessant ist der Anhänger.)
Zum Mitfühlen: Gab es Pannen unterwegs und falls ja, welche?
Den ersten Plattfuß hatte ich erst in der Mitte des Iran. Da sich am Gepäckträger eine Schraube gelöst hatte, waren die Befestigungsösen am Rahmen gebrochen und mussten in Australien geschweißt werden. Auch mussten bei Rohloff in Australien die Dichtungen erneuert werden, wegen permanenten Ölverlusts.
Auf einer Piste in Bolivien, kurz vor dem Salar de Uyuni, ein schwerer Sturz, das Rad und ich kamen mit Prellungen und Schürfwunden davon. Eine Halterung an der Packtasche war aber gebrochen.
Zum Wissen: Dein ultimativer Tipp für das Reisen mit dem Fahrrad?
Für mich ist das Reisen mit dem Fahrrad ideal. Man ist nah an den Menschen, hat schnell Kontakt. Die Geschwindigkeit ist genau richtig und man kann jederzeit und überall anhalten. Die Welt erfahren mit allen Sinnen, das macht den Reiz einer Radreise aus.
Zum Nachdenken: Was ist schwerer: Losfahren oder Wiederkommen?
Nach Jahren der absoluten Freiheit wieder nachhause kommen ist sicherlich schwieriger. Sich dann an einen 8-Stunde-Arbeitstag zu gewöhnen stelle ich mir schon schwierig vor. Für mich als Rentner ist das kein Problem, wenn mich das Fernweh packt, fahre ich wieder los.
Zum Abschluss: Was ist als nächstes geplant?
Am 19.01.2015 startete ich meine Afrikatour in Kenia. Mein Sohn begleitet mich die ersten vier Wochen. Die Reiseroute: Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Swasiland, Lesotho, Namibia, Angola, Demokr. Rep. Kongo, Kongo, Babun, Kamerun, Nigeria, Benin, Togo, Ghana, Elfenbeinküste, Mali, Senegal, Mauretanien, Marokko, mit der Fähre geht es dann im April 2016 nach Spanien.
Solange ich gesund bin und das Fernweh grösser ist als das Heimweh, werde ich wohl im Sattel sitzen.
Hier gibt es mehr über Walter:
Reiseradler-Interview #20: Walter Leppers von Radtraum.de http://t.co/yZB2Yfp2XX #biketouring #interview
Reiseradler-Interview #20: Walter Leppers von Radtraum.de #biketouring #interview http://t.co/dinF2F5kPr
Kann es sein, dass da ein Fehler vorliegt? In 4 Monaten um halb Afrika?
Hallo Felix,
naja, unmöglich ist das nicht. Aber ich frag ihn noch mal, es sich vielleicht im Jahr geirrt hat 😉
Gruß,
Martin
Hallo Felix,
so, Walter ist seit diesem Jahr unterwegs. Ich hatte das falsch verstanden und daher gab es eine falsche Zahl. Er fährt seit Januar in Afrika rum. Ich habe das geändert.
Viele Grüße,
Martin
Reiseradler-Interview #20: Walter Leppers von Radtraum.de von @biketourglobal http://t.co/UIfHnVQxtM
NEU: Reiseradler-Interview #20: Walter Leppers von Radtraum.de #biketouring #interview http://t.co/dinF2F5kPr