Hurra, nun beginnt wieder die Radtouren-Saison. Ob Elberadweg oder Mongolei-Durchquerung – vor jeder Radreise steht die richtige Planung. Hier meine Tipps für euch:
Destinationsplanung
Na klar, bevor es losgeht, sollte man natürlich auch wissen wohin. Ich habe eine Liste meiner Reiseziele und entscheide mich dann spontan nach Jahreszeit und verfügbarem Zeitraum, ob es in die Lüneburger Heide oder nach Chile geht. Steht das ungefähre Ziel, informiere ich mich genauer. Erstmal über die grundlegenden Dinge, wie:
- Hauptwindrichtung
- Klima
- Wetter und Temperatur im Reisezeitraum
- Höhenprofile im Zielgebiet
- Geländebeschaffenheit
- Straßentypen und -zustände
Diese Informationen muss ich dann erst mal verarbeiten: Was bedeutet die vorherrschende Windrichtung für meinen Trip? Wähle ich eine Strecke durch die Berge gleich zu Beginn meiner Tour, oder erst zum Abschluss, wenn ich eingefahren bin? Wie gut werde ich auf den vorhandenen Wegen vorankommen? Im nächsten Schritt kläre ich, was ich mir in diesem Land oder Ländern unterwegs anschauen möchte. Was möchte ich erleben, unbedingt mal machen oder sehen? Zum Schluss geht es dann ganz praktisch um die harten Fakten wie:
- Die allgemeine Versorgungssituation
- Zugang zu Trinkwasser und Lebensmittel
- Häufigkeit von Ortschaften
- Möglichkeiten und Qualität der Kommunikation
- Finanzen und deren lokale Verfügbarkeit und Preisgefüge
Routenplanung
Habe ich die Destination gefunden, dann plane ich nun die Strecke. Dafür bieten sich entweder Google oder Bing Maps an, oder klassisch eine Landkarte. Ich benutze beides. Auf der Landkarte zeichne ich mir die Orte und Gegenden ein, die ich unbedingt sehen möchte. Dann suche ich mir eine Strecke, die An- und Abreiseort miteinander verbindet und so gut es geht durch alle mir wichtigen Gegenden verläuft. Soweit, so theoretisch.
Nun mache ich den zeitlichen Realitätscheck (das ist meist das Traurige): ich rechne genau, wie viele Tage mir zum Reisen zur Verfügung stehen. Nehmen wir an, ich habe 15 Tage Zeit und ich fliege irgendwohin, dann ziehe ich erstmal den ersten und letzten Tag als Flugtage ab. Um die Strecke zu errechnen, die ich in dieser Zeit zurücklegen kann, rechne ich einmal mit 80 Kilometern und einmal mit 100 Kilometern pro Tag. Damit habe ich die minimale und maximale Reichweite meiner Tour.
Tatsächlich radle ich meist durchaus mehr als 100 Kilometer am Tag. Über die Jahre hat sich aber ein Durchschnitt von 100 Kilometern pro Tag inklusive Ruhetage ergeben. Aber für die Planung nehme ich da meist niedrigere Werte an, um genügend Puffer für Unvorhersehbares einzukalkulieren. Das hat auch mit den tatsächlichen Entfernungen zu tun. Denn nun übertrage ich meine minimale und maximale Reichweite auf die Streckenplanung. Aus Landkarte und Google Maps errechne ich die Entfernungen und multipliziere sie mit mindestens 0,2 1,2.
Auch eine Erfahrung: vielfach sind die Entfernungsangaben in Karten und teilweise auch vor Ort verkehrt und weichen um bis zu 10% von der Realität ab. Nun geht es hin und her, immer wieder gleiche ich Entfernungen, Wunschroute und Reichweite miteinander ab. Am Ende beschließe ich dann eine ungefähre Route, die dann ohnehin vor Ort noch mal umgeworfen wird ;-). Aber im Großen und Ganzen weiß ich dann schon, was geht und was nicht.
Budgetplanung
Kommen wir zum Geld. Ich habe Radreisen schon mit 10 DM (5 Euro) pro Tag gemacht. Aber mittlerweile rechne ich hier (natürlich abhängig vom Reiseziel) im Schnitt mit 15 Euro pro Tag. Das erscheint wenig, aber ich zelte und mein Essen ist meist auch übersichtlich. Ansonsten rechne ich mit 20 Euro pro Tag (komfortabel) und 30 Euro pro Tag (super).
Hinzu kommen Sonderleistungen, wie zum Beispiel eine Gletschertour, Klettertour oder mal ein Stadtaufenthalt mit Hostel und Eintritten etc.. Das ist meist in eine Planung von 20-30 Euro pro Tag mit inkludiert. Zudem nehme ich noch Sicherheitsgeld mit. Je nach Destination sind das 50-100 Euro + etwas Landeswährung in Scheinen, die ich in einer kleinen „Drogentüte“ gerollt im Gummizug meiner Radlerhose transportiere. Mist, Geheimnis verraten! 😉
Zur Absicherung kommen natürlich noch Kreditkarten mit. Ich habe Visa und Mastercard. Je nach Ziel telefoniere ich vorher mit meiner Kreditkartenfirma und sage, wohin ich reise, denn es kam schon vor, dass meine Karten sicherheitshalber gesperrt wurden, da die Buchungsanfragen aus einem „komischen“ Land kamen.
Erinnerungsplanung
Ha, was für ein cooles Wort! Worum geht es hierbei? Ich mache mir natürlich auch vorher Gedanken, was ich sehen will. Und was ich festhalten möchte. Ich überlege mir, welche Art von Bildern ich machen möchte, welche Bildsprache ich vielleicht durch die Reise ziehen lassen möchte. Welchen Fokuspunkt ich setze, welche Geschichten ich erzählen will. Die Erinnerungsplanung ist mir wichtig.
Ich freue mich auf schöne Bilder von meinen Touren, besondere Erlebnisse, die ich schriftlich festgehalten habe oder kleine Filme, die eine bestimmte Stimmung, eine bestimmte Situation festgehalten haben. Natürlich ergibt sich meist alles spontan vor Ort und man folgt ohnehin dem eigenen roten Faden, den jede Reise schreibt. Aber ich mache wir vorher doch schon Gedanken, schreibe manchmal ein kleines Drehbuch – eine Erinnerungshilfe für Motive, Einstellungen, szenische Ideen, mögliche Geschichten. Das alles hat Auswirkungen auf die Technik, die ich mitnehme. Und da sind wir schon beim nächsten Punkt, der…
Packplanung
Was nimmt man alles mit? Eine Frage, die sich jedes Mal aufs Neue stellt. Natürlich habe ich immer schnell die Grundausstattung beisammen, wie Zelt, Footprint, Schafsack, Isomatte etc. Aber meist stellt sich die Frage nach der richtigen Kleidungskombination. Was brauche ich wirklich, was ist eigentlich nicht nötig, aber wäre schön, wenn es dabei ist? Ich habe mir angewöhnt, nach meinen Packlisten der vergangenen Touren zu packen. Dann lasse ich alles ein paar Tage liegen und gehe anschließend noch einmal radikal drüber.
Vieles fliegt dann raus, denn im ersten Moment neigt man natürlich zur Sicherheit und packt viel zu viel ein. Meine Packlisten – und das sind nun schon einige – sind dabei eine echte Hilfe. Zudem habe ich mir in meinen Tourbüchern meist die Radtaschenpackordnung notiert. Das hilft auch schon mal, beim Packen der Radtaschen.
Und wenn alles fertig ist?
Je näher die Abreise rückt, desto häufiger kommen die Momente des Zweifelns. Nein, eigentlich sind es Momente, in denen man vor der eigenen Courage erschrickt und sich Fragen stellt, wie „Schaff ich das überhaupt noch?“, „Musste es dieses Land sein?“, „Was erwartet mich eigentlich?“.
Ich nutze diese Phase, um noch mal in mich zu gehen, das Ziel zu prüfen und meine Art zu reisen. Fühle ich mich wohl? Oder getrieben? Diese Reiseangst ist normal und es geht mir oft vor Reisen so. Aber dann geht es los und alles ist vergessen…
So, das ist eine amtliche Liste. Habt ihr noch Ergänzungen? Fehlt noch was? Habt ihr andere Erfahrungen gemacht und noch Tipps?
… und wer jetzt noch das richtige Fahrrad zur Tour sucht, der kann sich HIER umschauen!
Wir reisen mit Bikemaps, denn die Erfahrung zeigt, dass die Höhenmeter die Tagesleitung stark beeinflussen. Diese Reiseplanung ist sehr zeitintensiv, aber bislang konnte ich keine GPS-Routen finden, auf die ich unsere Planung aufsatteln konnte -Bikemaps bietet eher die Tagestouren an und ermöglicht kein Filtern nach Mehretappen-Touren.
Eine Frage zur Anreise: wird beim Fliegen nicht eine Verpackung um’s Rad vorgeschrieben? Wenn ja: was damit tun auf der Reise??
Hallo Anna,
ja, manchmal musst Du Dein Rad verpacken. Manchmal nicht. Ich lasse die Verpackung dann einfach am Flughafen und schmeisse die weg. Ist ja nur Pappe. Und wenn ich dann von irgendwo zurückfliege, suche ich mir Pappe vor Ort.
Zur Reiseplanung: ich mache keinerlei Routenplanung mit GPS und Höhenmeter. Ich berechne mittlerweile nur noch die Gesamtkilometer und Tage, die ich ungefähr dafür brauche. Mehr nicht. Ich schaue teilweise nicht mal auf die Karte, weil es eh klar ist, wo es lang geht. Und ich habe ohnehin oft keine festen Tagesziele.
Gruß,
martin
Hallo Martin,
ich bin gerade bei der Feinplanung einer Tour u.a. über die Pyrenäen. Da ich Zelten werde und viel Gepäck dabei habe, möchte ich gerne wissen, welche Steigung (in %) die geplante Route hat oder ob ich mir ggf. eine steigungsärmere Route suche. Kennst Du eine Internetseite, welche die Steigung auf Grundlage eines GPS-Tracks berechnet/anzeigt?
Viele Grüße
Mathias
Hallo Mathias,
Eigentlich gibt dir Bikemap solche Daten aus. Ansonsten schau mal bei Komoot.
Viele Grüße,
Martin
Hallo Martin,
schön, dass du auch so ausführlich für uns Einsteiger schreibst. Lese hier sehr gerne mit.
Gruß
Maren
Hallo Maren,
vielen Dank! Das freut mich!
Gruß,
martin
Checklist: Wie plane ich eine Radreise? http://t.co/k5W5TqhZnp #planung #radtour #biketouring #fahrrad
Checklist: Wie plane ich eine Radreise? http://t.co/jLW4sbhyBp #planung #radtour #biketouring