Reiseradler-Interview #1: Andreas von Simon-Adventures.com

© simon-adventures.com

Andreas ist immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, um seinen Horizont zu erweitern. Den Reisevirus fing er sich mit Anfang 20 ein, als er kurzentschlossen und spontan, ohne Plan und nur mit rudimentären Schulenglischkenntnissen auf einen Solo-Abenteuertrip nach Neuseeland flog. Australien und Mittelamerika folgten. Seine erste Radtour unternahm er 1998 zum Nordkap, seitdem ist er entweder mit dem Rad unterwegs oder träumt davon. Seit einiger Zeit begeistert er sich für den Sport des Ozeanruderns, der ein fester Bestandteil seines neuesten Projektes 360° WEST ist.

Andreas und sein Rad (Via Flickr http://www.flickr.com/photos/simon-adventures/10667231875/)
Andreas und sein Rad (Via Flickr http://www.flickr.com/photos/simon-adventures/10667231875/)

Zum Warm-werden: Wie bist Du zum Radreisen gekommen?

Irgendwann Mitte der 1990er war ich mal wieder beim örtlichen Reiseausstatter. Damals ging man noch physisch hin, denn es gab ja noch kein Internet wie wir es heute kennen 😉 Dort fiel mir dann das Buch „Radabenteuer Panamericana“ von Clemens Carle in die Hände, nebst dem „Fahrrad Weltführer“ von Helmut Hermann. Da ich mich damals eher für unsportlich hielt und in gewisser Weise auch war,  erschien mir die Vorstellung regelmäßig sportliche Höchstleistungen wie 100 km und mehr am Tag oder 4- und 5000er Pässe zu fahren zunächst illusorisch. Aber irgendwie war ich dann doch angefixt und wollte es zumindest probieren. Hab mir ein Rad und Ausrüstung gekauft und bin dann spontan ans Nordkap gefahren. Die Tour war, wenn man so will, in gewisser Weise eine Erleuchtung.

Zum Träumen: Wo warst Du schon überall und wo musst Du unbedingt noch hin?

Ich war schon fast überall in Europa, außer Nordosteuropa, Island, Grönland, die Azoren und die verschiedenen Überseeterritorien, wenn wir die mal mit zu Europa zählen wollen. Meine mit Abstand abenteuerlichste Tour ging von Deutschland über Zentralasien, den Pamir, China und Tibet nach Südostasien (http://www.goneforawhile.net/) und wurde dann in einer weiteren Tour (http://www.bikonauts.com/) fortgesetzt. China und Tibet waren meine absoluten Highlights und werden es wahrscheinlich immer sein – die Landschaften, die Menschen und vor allem wie total „anders“ China im Alltag funktioniert.

In China werde ich bestimmt nicht zum letzten Mal gewesen sein (hoffentlich!) und auch in Australien gibt es noch ein paar Dinge, die ich machen möchte. Insgesamt liebe ich zwar das Unterwegssein mit dem Rad, möchte aber flexibler in der Art und Weise der Fortbewegung sein. Beispielsweise arbeite ich seit 2012 an einem neuen Projekt, einer lückenlosen Weltumrundung mit Rad und Ruderboot. Dieses Projekt wird wesentliche Teile der Welt beinhalten, wo ich bis jetzt noch nicht war und die ich gerne erleben möchte. Das wären große Teile Nord- und Südamerikas, Afrika und Australien von Ost nach West durch die Mitte. Mehr dazu hier: http://360westx.com/.

Zum Nachmachen: Welches Land kannst Du empfehlen und warum?

Das ist eine schwierige Frage, denn es ist ja auch eine Frage der persönlichen Vorlieben, Zeit usw. Und grundsätzlich hat jedes Land seinen Reiz. Ich will die Frage mal so beantworten: wenn ich mir ein Land aussuchen soll, würde ich mit großer Sicherheit China wählen. Großartiges Essen, tolle Landschaften (ich liebe Berge!), tolle Menschen. China ist allerdings nicht so kuschelig wie Thailand, dafür ist der Kulturschock sicher!

Zum Erfahren: Was hat Dich am meisten unterwegs beeindruckt?

Tibetanische Pilger, die hunderte oder gar tausende von Kilometern zurücklegen, sich dabei kontinuierlich niederwerfend, um ein buddhistisches Heiligtum zu erreichen, das sie dann wiederum auf dieselbe Art und Weise umrunden. Es ist der einzige Zweck ihres Lebens. Das ist toll, diese Hingabe. Sie müssen sich keine Aufgabe suchen oder sich selbst darstellen.

Pilger in Tibet (© www.simon-adventures.com)
Pilger in Tibet (© www.simon-adventures.com)

Zum Leben: Bist Du lieber alleine unterwegs oder zu zweit? Und warum?

Sowohl als auch. Du kennst das ja bestimmt. Wenn man allein unterwegs ist, wird man ja gern in so eine bestimmte Ecke gestellt. Eigenbrötler und so. Das aber nur von Leuten, die selbst nie mit dem Rad unterwegs waren. Denn wenn, dann wüssten sie, dass beim Radfahren viel stimmen muss damit es auf Dauer zwischenmenschlich nicht zu stressig wird. Von daher: gerne mit geeignetem Partner, sonst lieber allein.

Zum Fahrrad: Stell es uns bitte mal kurz vor: Welche Komponenten sind an Deinem Rad dran?

Es ist ein Rad mit solidem Stahlrahmen, 27 Gang Kettenschaltung (Bild noch mit Rohloff Speedhub)  und abgesehen vom Brooks B17 Sattel der etwas Komfort bietet für den Rücken bietet, keine Federung. Gepäckträger hinten Tubus Cargo, vorne Bruce Gordon High-Mount Rack. Ich persönlich steh nicht auf Lowrider, und die zusätzliche Bodenfreiheit ist immer gut, wenn man im Gelände unterwegs ist. Naben und Schaltungskomponenten sind Shimano XT. Felgen fahr ich zur Zeit Sun Rhyno Lite, die sind breiter und dafür aber relativ leicht. Sie sind nicht doppelt geöst, aber da ich schon  mal einen Felgenbruch mit Doppelösung hatte, bin ich von dem Konzept nicht mehr so überzeugt. Reifen fahr ich normal irgendwelche Schwalbe Marathon Touring Faltreifen. Zur Zeit immer noch den XR in Faltversion, den es ja aber nicht mehr gibt, für die nächste Tour muss ich mal schauen.

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Zum Mitfühlen: Gab es Pannen unterwegs und falls ja, welche?

Abgesehen vom gelegentlichen Platten nur einen Speichenbruch, einen Felgenbruch und Probleme mit der Rohloff Nabenschaltung, als ich noch eine fuhr. Das hat aber nichts mit deren Eignung oder Qualität zu tun, passieren kann immer was, da steckt man nicht drin. Ich ziehe es heutzutage allerdings vor, mein Rad im Zweifelsfall selbst reparieren zu können. Und seit ich meine Laufräder selbst baue, hatte ich auch keine Probleme mit Felgen- oder Speichenbrüchen mehr.

Zum Wissen: Dein ultimativer Tipp für das Reisen mit dem Fahrrad?

Weniger ist mehr, denn man ist so viel freier. Zumindest wenn die zu erwartenden Temperaturen mitmachen. Eine Wintertour durch Sibirien hingegen ist nicht „ultralight“ möglich.

Zum Nachdenken: Was ist schwerer: Losfahren oder Wiederkommen?

Kurze Antwort: Wiederkommen.

Zum Abschluss: Was ist als nächstes geplant?

Mein neues Projekt, 360° WEST, steht natürlich an erster Stelle, allerdings bin ich für die Ozean-Etappen stark auf die Unterstützung durch Sponsoren angewiesen, ohne die das Projekt als solches nicht zu realisieren ist.  Auch haben solche großen Projekte aus organisatorischen Gründen mehrere Jahre Vorlaufzeit. Zur Zeit arbeite ich auch an einem kürzeren Winterreise-Projekt, so 2-3 Monate, das ist aber noch nicht spruchreif. Und dann wäre Papua-Neuguinea auch interessant, aber wahrscheinlich nicht mit dem Rad.

Hier gibt es mehr über Andreas, seine Touren und Pläne:

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